Ärztin Prof. Sonja Loges, Leiterin der Onkologie Mannheim und ärztliche Leiterin des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, kämpft gegen den „Gender-Data-Gap“, das ist die mangelhafte Datenlage, weil viel zu oft nur an Männern geforscht wird. Diese Ungerechtigkeit zieht sich auch heute noch durch alle Bereiche der Medizin. Inge Thomas hat Lungenkrebs, unheilbar. Eigentlich könnte sie gut und länger leben dank einer Behandlungsmethode, die sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Es gibt allerdings einen Haken an der Sache: das Medikament ist für Frauen nur unzureichend erforscht. Es ist also fraglich, wie gut es Inge Thomas und anderen Patientinnen helfen wird.
Als sich Psychologin Kristina van Ede mit extremen Unterleibsschmerzen an ihren Arzt wendet, rät der ihr, sie solle sich – wie andere menstruierende Frauen auch – zusammenreißen. Erst nachdem sie vor Schmerzen ohnmächtig wird, erkennt ein anderer Arzt, dass sie an Endometriose leidet. Geschätzte 10 Prozent aller Frauen haben diese weithin unbekannte Krankheit – und werden häufig nicht ernst genommen. Der Künstler Viktor Primavesi wiederum erhält keine Hilfe, als er mit schweren Essstörungen psychologische Hilfe sucht. Für einen Mann seien doch ein paar Kilos mehr kein Problem, er solle die Sache mit der Bulimie doch einfach sein lassen.
Erst nach der Diagnose Depression erkennt Berufssoldat Martin Richter, wie sein inneres Bild von starker Männlichkeit ihn krank gemacht hat: keine Schwäche zeigen, Hilfe ausschlagen, immer weiter machen. Heute unterstützt er ein Web-Projekt von Männern für Männer, das über männliches Gesundheitsverhalten aufklärt. Auch Professorin Dr. Heide Glaesmer, Leiterin der Abteilung für Psychologie an der Uniklinik Leipzig, erforscht in einer weltweit einzigartigen Studie suizidales Verhalten bei Männern. Ihre Erkenntnisse sollen Online-Tools ermöglichen, mit denen Betroffene und ihre Freunde, Teamkollegen oder Angehörige bei suizidalen Gedanken frühzeitig Hilfe finden können.