Geheimnisvolles Schloss Neuschwanstein Folge 116 Kein anderer Ort ist derart aufgeladen mit Mythen, Sehnsüchten und Geheimnissen wie das königliche Schloss Neuschwanstein. Vor 150 Jahren wurde der Grundstein gelegt. Bisher unbekannte Fotos von der Großbaustelle, intime Tagebucheinträge des jungen Ludwig und unveröffentlichte Beschreibungen des Dorfchronisten verdichten und ergründen das Phänomen Neuschwanstein. Aus dem Kindertraum eines jungen Prinzen wird das aufregendste Bauvorhaben der Welt: Kurz nach seiner Thronbesteigung befindet Ludwig II., der stets von seinem sparsamen Vater sehr kurz gehalten wurde: „Ich möchte, dass alle unnötige Knauserei aufhört!“ Schon bei der Erbauung wirkt Schloss Neuschwanstein wie aus der Zeit gefallen. Es ist die perfekte Symbiose aus Hightech und Mittelalter. Der Bauherr will durch das fantastische Bauvorhaben der Realität seiner Amtsgeschäfte entkommen. Das Gefühl, nicht verstanden und akzeptiert zu werden, lässt den Monarchen in immer entrücktere Traumwelten abgleiten. Neuschwanstein wird zu seinem letzten Refugium. Hier speist der persönliche Freund des Komponisten Richard Wagner mit den Sagenfiguren aus dem Nibelungenlied und schläft unter den wachsamen Augen Tristan und Isoldes. „Der plötzliche Tod des Königs hat dem Schloss einen fulminanten Start in seiner Karriere als Touristenattraktion beschert“, sagt Ludwig, Prinz von Bayern, ein Verwandter des Märchenkönigs. „Es ist eine gebaute Fantasie. Man ist nicht in einem Haus, man ist in einem Traum.“ Dass der König von Bayern gerade hier verhaftet und entmachtet wird, trägt zur Mystifizierung des Ortes bei. Der rätselhafte Tod im Starnberger See wenige Tage später macht den Märchenkönig endgültig zur Legende. Sechs Wochen nach seinem Tod wird das Schloss für Besucher geöffnet, auch um zu beweisen, wie „verrückt“ der König war. Für Jahrzehnte liegt das Schloss im Dornröschenschlaf. Zwei Weltkriege übersteht es unbeschadet, ob