Jeanne d’Arc, Galileo und Dreyfus sind Opfer der Macht. Ihre politischen Prozesse sind Augenblicke der Geschichte, in denen aufgestaute Widersprüche offenbar werden. Im Spektakel der Verurteilung legt die morsche Ordnung ungewollt ihre Schwächen bloß. Rouen, 30. Mai 1431: Henkersknechte zerren die 19jährige Jeanne d’Arc auf den Scheiterhaufen. Sie, die für Frankreich die Schlacht von Orléans geschlagen, die Engländer vertrieben und die Monarchie gerettet hat, wird der Ketzerei für schuldig befunden. Das Mädchen Jeanne muss brennen: aus politischem Kalkül. Zwei Jahrhunderte später wird in Rom Galileo Galilei der Prozess gemacht. Ein kirchliches Gericht „begnadigt“ ihn zu lebenslanger Haft. Unter Zwang hatte der geniale Mathematiker seine wissenschaftlichen Erkenntnisse verleugnet, um sein Leben zu retten. Mit einem Richterspruch gelingt es der kirchlichen Macht, ihr überkommenes Weltbild gegen die Erkenntnisse neuzeitlichen Denkens zu verteidigen.