Eine Großstadt wie Wien mit Essen zu versorgen, war zu früheren Zeiten eine tägliche logistische Meisterleistung. Brot etwa war in der Zwei-Millionen-Metropole immer wieder Mangelware, weil die Bäcker sich durchwegs auf die lukrativeren Süßwaren verlegt hatten. Die Anker-Bäckerei war eine der ersten, die nicht nur im industriellen Maßstab Brot herstellte, sondern auch ein eigenes Vertriebssystem mit Kutschen etablierte. Grundnahrungsmittel wie Fleisch oder Getreide kamen mit der Bahn nach Wien, oft von weit her, etwa aus Ungarn. Märkte wie der Viktualienmarkt wurden zu zentralen Versorgungseinheiten der wachsenden Stadt, ebenso wie die das Schlachthaus in St. Marx, dem ersten von zunächst fünf Schlachthäusern am Stadtrand. Norman Vaughan untersucht in dieser ORFIII Erbe Österreich Neuproduktion die Infrastruktur der Wiener Ernährung in der ausgehenden Monarchie und erzählt den Weg zur Professionalisierung des Lebensmittelhandels.