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All Seasons

Season 1 - Heimat - Eine deutsche Chronik

  • S01E01 Fernweh (1919-1928)

    • September 16, 1984
    • Das Erste

    Der 9. Mai 1919. Ein Mann im Feldmantel kommt rasch ausschreitend über einen Bergrücken. Paul Simon ist zu Fuß aus der Gefangenschaft von Frankreich zurückgekommen. Unter ihm liegt Schabbach. Wortlos und ganz selbstverständlich nimmt er dort wieder seinen Platz ein - in der Simon-Familie, bei Vater Mathias, Mutter Katharina, neben Bruder Eduard und Schwester Pauline. Allmählich scharen sich die Nachbarn um den Kriegsheimkehrer. Glockzieh erzählt: „In Kerbrich konnte man die letzte drei Johr den Kanonedonner von Frankreisch here. Und da sen mer auf de Straß gange und hann uns de Kriesch angehert.“ In der Zeit nach seiner Rückkehr entwickelt sich Paul immer mehr zum Radiobastler und kann endlich mittels eines auf einem Drachen befestigten Antennenkabels Kontakt mit „Radio Hilversum“ aufnehmen. Das Jahr 1922 kommt. Alois Wiegands Motorrad wird in der Jauchegrube des Wirts gefunden. Das neue Kriegerdenkmal wird bei strömenden Regen enthüllt. Und Paul hat sich in Appolonia verliebt, eine schwarzhaarige Schönheit, die beim Wirt als Bedienung arbeitet und überall „Zigeunerin“ geschimpft wird. Bald ist für Appolonia im durch und durch dörflichen Schabbach kein Bleiben mehr. Sie geht nach Koblenz, wo Paul sie zufällig trifft und von ihr erfährt, dass sie ein Kind von einem Franzosen bekommen hat, der sie auch heiraten möchte. In Schabbach passieret nun Großes: Der Doppeldecker eines amerikanischen Piloten landet auf der Dorfwiese, und Paul darf sogar mitfliegen. Aber auch im Kleinen gibt es große Veränderungen. Paul wendet sich immer mehr Maria zu, der Tochter von Alois Wiegand, der geschäftig hinter den neuesten technischen Errungenschaften her ist. Paul und Maria heiraten. Das Jahr 1923 kommt. Pauline fährt mit Eduard nach Simmern und wird Zeuge, wie einem separatistisch gesinnten Juden die Fensterscheiben eingeworfen werden. Sie verliebt sich dort in den Uhrmacher Robert Kröber und heiratet ihn. Maria bekommt ihren ersten Sohn Anton

  • S01E02 Die Mitte der Welt (1929-1933)

    • September 16, 1984
    • Das Erste

    Maria ist immer noch auf der Suche nach ihm, als Paul längst mit anderen Emigranten auf Ellis Island in New York angekommen ist. Zu Hause in Schabbach sorgt derweilen eine von Paris nach Berlin reitende Französin für Aufregung. Und Eduard Simon ist in Berlin, wo er bei Professor Sauerbruch seine Lungenkrankheit auskurieren will. Eines Abends steht er verfroren vor einem großen Mietshaus. Drei hübsche Mädchen winken ihn herein und bieten ihm an, sich bei einem Cognac aufzuwärmen. Eduard folgt ihnen und ist recht erstaunt, als sich eine der Bewohnerinnen, Martina, völlig nackt vor ihm auszieht und ihm das auch anrät. Später erzählt Eduard Lucie, der „Chefin“ des Etablissements, dass er in der Landwirtschaftsbranche arbeitet. Lucie: „Det Land, det Land!“ Aber auch andere Gäste sind in der Wohnung zugegen und lesen aus der Zeitung begeistert Auszüge aus Hitler-Reden vor. „Wir werden rücksichtslos gegen alle vorgehen, die anderer Meinung sind als wir!“ ist dabei zu hören. Als sich dann Lucie und Eduard zu einem Schäferstündchen zurückziehen, tönt es auch schon vom Brandenburger Tor her: „Sieg Heil! Sieg Heil! Sieg Heil!“. Auch in Simmern im Hunsrück hört man im Januar 1933 die heiseren Schreie. Im April, als Eduard zusammen mit Lucie wieder in den Hunsrück zurückkehrt, ist endgültig eine neue Zeit angebrochen. Eduard stellt jetzt seiner erstaunten Familie seine Braut aus den "höchsten Kreisen der Reichshauptstadt" Berlin vor: Lucie, die noch etwas erstaunt darüber ist, wie klein im Hunsrück die Großgrundbesitzer sind. Aber immerhin bringt sie es fertig, zumindest aus ihrem Gemahl etwas Größeres zu machen. Alsbald stakst nämlich Eduard mit seinen breiten, schlenkernden Gesten in SA-Uniform durchs Dorf. Angesichts dieses Einbruchs der großen weiten Welt in den engen Hunsrück meint Mutter Katharina im Ehebett zu Matthias nur noch: „Eisch hann dat Gefühl, die ganze Welt lebt auf Pump. Enes Tages müsse mer des alles zu

  • S01E03 Weihnacht wie noch nie (1935)

    • September 16, 1984
    • Das Erste

    Als Schabbach allmählich in das „globale Dorf“, in die durch Rundfunk und Telefon vernetzte Welt eingemeindet wird, ist auch aus Eduard dank Lucie etwas Großes geworden. Er ist Ortsbürgermeister von Rhaunen. Unter seiner Amtsherrschaft entdeckt das einäugige Hänschen seine Liebe zum Schießen. Er ist der Sohn des einzigen Sozialisten im Ort, der Korbmacher im kleinen Häuschen am Ortsausgang. Eines Tages verfolgt nun Hänschen die neu in den Ort verlegten Telefon- und Stromleitungen und gelangt schließlich an ein Konzentrationslager. Er schaut erstaunt und verständnislos auf die Männer hinunter, die in schwarz-weiß gestreiften, lapprigen Uniformen schwere Lasten schleppen müssen. Er trifft einen Soldaten, der am Zaun Patrouille schiebt und gleich erkennt, dass Hänschen mit dem einen ihm verbliebenen Auge der geborene Scharfschütze sei. Hänschen geht also nach Hause, übt, wie ihm der Soldat geraten hat, und schießt mit seinem Luftgewehr der Reihe nach die Porzellanisolatoren der Stromleitungen ab. Als ihn der Dorfpolizist dabei ertappt und Bürgermeister Eduard vorführt, wird auch der von Hänschens Talent überzeugt. Er spricht auf seinen Untergebenen mit begütigenden Worten ein („Martin, komm, lach emol!“) und lässt sich am Ortsrand von Hänschen nochmals dessen Schießkünste vorführen. Er klopft sich auf die Schenkel, wenn wieder eine Porzellanhalterung sirrend in tausend Einzelteile zerspringt und ist restlos überzeugt, dass Hänschen auf dem rechten Weg ist - Scharfschützen hatten 1935 beste Berufsperspektiven. Die gibt es aber auch für Eduard selbst, weil er eine tatkräftige Frau im Hintergrund hat. Sie strickt Kontakte zum Gauleiter Simon und lässt, finanziert durch Kredite einer „Judenbank“, eine Villa erbauen, mit 52 Fenstern, wie die Villa auf Usedom, die sie einst als Kind während der Sommerfrische besuchte. Als dort der schneidige hochdeutsch sprechende SS-Offizier Wilfried Wiegand aus Berlin vorbeischaut ist sie re

  • S01E04 Reichshöhenstraße (1938)

    • September 26, 1984
    • Das Erste

    „Der Wind hat mir ein Lied erzählt, von einem Glück, unsagbar schön ...“. Maria und ihre Schwägerin Pauline hören sich im Kino Zarah Leander an. „Wer weiß, was meinem Herzen sehnt und für wen es schlägt?? Komm, komm ... !“ Zuhause singen sich Maria und Pauline nochmals die Ohrwürmer aus dem Kino vor. Pauline gerät ins Schwärmen: „Ehmal im Lebe nach ltalien!“, und erzählt dann von der neuen Kundschaft, den Arbeitern von der Hunsrückhöhenstraße, die hei ihrem Mann Robert, dem Uhrenmacher und Schmuckhändler, nur den teuersten Schmuck will. Totenkopfbroschen mit Rubinen sind jetzt außerordentlich gefragt. 1938 ist alles anders geworden. Auf dem sanften Höhenrücken fressen sich Stampfgeräte und Bagger tief in das Schiefergestein hinein. Bauarbeiter und Arbeitsdienstpflichtige aus allen Ecken des deutschen Reiches sind gekommen und schreien sich ihre Anweisungen und Befehle zu. Unter ihnen ist auch der Ingenieur Otto Wohlleben. Er ist im Haus der von ihrem Mann im Stich gelassenen Maria einquartiert worden und gibt dort am Abend für Antonchen und besonders für Ernstchen, mit dem er Segelfliegermodelle baut, einen gern gesehenen Spielkameraden ab. Tagsüber vermisst er die Strecke der künftigen Reichshöhenstraße mit seinem Assistenten Pierritz. Eines Tages hat er einen Arbeitsunfall und wird von seinen Arbeitskollegen mit dem geschienten rechten Arm in sein Quartier gebracht. Maria sorgt sich sehr um Wohlleben und füttert ihn sogar. Otto Wohlleben und Maria kommen sich sehr nah und gestehen sich beim Tanzabend schließlich ihre Liebe. Maria hat nach langen Entbehrungen ein Stück Glück gefunden, dem auch Katharina mit Wohlgefallen zusieht. Sohn Anton folgt in diesen Zeiten dem Vorbild seines verschwundenen Vaters und nimmt mit den modernen optischen Geräten erste Fühlung auf. Er hat einen Filmprojektor geschenkt bekommen. Wie er Wochenschaufilme über das Nürburgrennen auf ein weißes Leintuch projiziert, scharen sich alle Kind

  • S01E05 Auf und davon und zurück (1938-1939)

    • October 8, 1984
    • Das Erste

    Im Kino wird „Heimat“ von Carl Froelich und Kameramann Franz Weihmayr gezeigt. „Eine Frau wird erst schön durch die Liebe ...“, singt Zarah Leander. Robert und Pauline, der Uhrmachergeselle Pollack und Martina, Otto Wohlleben und Maria sitzen mit großen Augen vor der Leinwand. Danach versammeln sich alle in Roberts Haus in Simmern, das nach dem Auszug des Juden im ersten Stock viel größer geworden ist. Martina kann es nicht lassen und nimmt sich des Uhrmachergesellen Pollack an. Pauline und Robert und erst recht Maria und Otto sind immer noch im siebten Himmel, und werden dann sehr plötzlich und sehr unsanft daraus verstoßen. Aus Amerika ist Post gekommen. Marias Mann Paul lässt von sich hören. Völlig entgeistert versammelt sich die Simon-Familie in der guten Stube um den fremdartigen Brief aus Amerika. Daraus geht hervor, dass der 1928 vollkommen spurlos verschwundene Paul jetzt Inhaber der „Simon Electric Company“ in „Detroit, Postbox, USA“ (Anton) ist und leibhaftig nach Deutschland zurück kommen will. Maria ist schockiert und weiß nicht so recht, was auf sie zukommen wird. Kaum sind ein paar Tage vergangen, wird Ingenieur Wohlleben nach Trier versetzt - mit Nachhilfe von Maria, wie sich später herausstellt. Dass beiden von ihrem kurzen Glück doch etwas geblieben ist, können sie aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen: Hermännchen, ihr gemeinsamer Sohn. Während der andere Sohn, Ernstchen, auf der Röhn seine ersten Segelflugversuche unternimmt, macht sich Maria mit Antonchen ins ferne Hamburg auf um Paul vom Schiff abzuholen. Maria und Paul sind dort nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt, sie in einem Büro der Hafenbehörde und er auf dem Ozean-Dampfer. Dennoch können beide nicht zueinander, da Paul Simon keinen Ariernachweis hat. Bürgermeister Eduard und SS-Mann Wilfried Wiegand werden eingeschaltet und versuchen im fernen Schabbach den Nachweis für den verdächtig klingenden Namen Simon herbeizubringen. Viel

  • S01E06 Heimatfront (1943)

    • October 15, 1984
    • Das Erste

    Erst resümiert Glasisch-Karl noch, als er die Erinnerungsfotos an die vergangenen Zeiten auf den Tisch zurücklegt: „Mir habbe in Schabbach net jede Tag gemerkt, dat jetzt Kriesch war.“ Und dann ist eine Wiese bei Schabbach zu sehen, wo die Reste eines abgeschossenen englischen Bombers verstreut sind. „Tja, das war eine Nacht heut. Sechzehn Bomber haben unsere Jäger heut Nacht heruntergeholt, die jetzt verstreut sind bei Kirchberg und Kaiserslautern.“ meint ein Polizist zu Wilfried Wiegand. Bürgermeister Eduard steht daneben und zitiert sich selbst (vgl. erste Folge): „Die Flieger sind die wahre Helde. Die leide net ...". Kurz darauf wird Wilfried Wiegand von ein paar Kindern zu einem Ort im Wald geführt, an dem ein schwer verletzter, vor Schmerzen wie ein Tier wimmernder englischer Pilot im Gebüsch liegt. Wiegand erschießt ihn kaltblütig. Den anderen erzählt er, dass er ihn auf der Flucht leider habe erschießen müssen. Als Wilfried, der jetzt das eigentliche Regiment an der Heimatfront Schabbach übernommen hat, dann bei Katharina vorbeischaut und auch gleich die ihm viel zu üppige Verpflegung der französischen Gefangenen unter Strafe stellt, meint diese zu ihm: „Dau bist ene ganz räudige Hund geworde.“ Auch für Otto Wohlleben sind die Zeiten härter und vor allem lebensgefährlich geworden. Jetzt ist er nicht mehr für Aufmarschstraßen Richtung Frankreich, sondern für die aus der Gegenrichtung eingeflogenen Bomben-Blindgänger zuständig, die er zusammen mit Pierritz entschärfen muss, wobei ihm seine Leidenschaft für Feinmechanisches zunutze kommt. Im Haus Simon wird es jetzt allmählich eng. Nicht nur, dass es für Maria ein neues Mutterglück gegeben hat, mittlerweile ist auch Martha aus Hamburg in Schabbach eingetroffen. Sie ist die von Anton, Marias Sohn, schwangere Braut. Wilfried Wiegand leitet über die ganz Europa verbindenden Drähte die Ferntrauung von Anton und Martha ein. Am anderen Ende ist eine kleine Hütte im

  • S01E07 Die Liebe der Soldaten (1944)

    • October 22, 1984
    • Das Erste

    Anton, Assistent einer Propagandakompanie an der Ostfront, sorgt für die Vorführung alter Ufa-Filme. Zarah Leander singt von der Leinwand des Frontkinos auf die endlich einmal wieder froh gestimmten, schunkelnden Wehrmachtssoldaten hinunter: „Davon geht die Welt nicht unter, denn die wird ja noch gebraucht!“ Später erklärt der Hauptmann der Propaganda-Kompanie den Untergebenen sein Credo: „Nicht der Spielfilm, sondern die Kriegswochenschau ist die wahre Kunst des 20. Jahrhunderts. Wir erreichen, dass sich die Gewalt des Kriegsgeschehens mit größerer Macht in die Seelen der Menschen einprägt als es die Kraft des eigenen Auges vermag.“ Bald hat Anton noch einen anderen Auftrag. Er bringt die Kamera in Position, fummelt am defekten Objektiv herum. Vor ihm ist ein MG in Stellung gebracht worden. Noch weiter vorne hat man fünf Juden, die Hände im Genick verschränkt, vor ein Erdloch getrieben. Als Anton noch versucht, das Objektiv in Ordnung zu bringen, zerreißt eine MG-Salve die Stille im verschneiten Wald. Von den Juden ist nichts mehr zu sehen. Als noch einmal fünf andere vor das Kameraobjektiv und das MG getrieben werden, klappt es endlich mit der Filmaufnahme von der Erschießung. Der Krieg ist jetzt auch in den Hunsrück und nach Schabbach gekommen. Als Otto Wohlleben nach langer Zeit Maria wiedersieht und dabei erfährt, dass er der Vater von Hermännchen ist, vibriert die Luft vom Brummen von Hunderten von Bombern, die auf ihrer westlichen Einflugschneise über dem Hunsrück Richtung Rhein-Main-Gebiet sind, um dort Tausende von Phosphor- und Sprengbomben abzuwerfen. Otto Wohlleben und Maria Simon ist eine letzte gemeinsame Nacht gegönnt. Am nächsten Morgen erreicht auch Otto sein Schicksal. Er versucht an einem kleinen Bahnhof eine Bombe zu entschärfen. Ein enormer Knall und ein großer Rauchpilz, und Otto Wohlleben lebt nicht mehr. Jetzt kommt der Krieg endgültig krachend und donnernd nach Schabbach. Die Flakstellung am Ortsrand wird in

  • S01E08 Der Amerikaner (1945-1947)

    • October 31, 1984
    • Das Erste

    Berlin liegt in Schutt und Asche. Martina versucht dort mit komischen Nummern dem tödlich getroffenen ehemaligen Uhrmacher-Lehrling Pollack über das Sterben hinwegzuhelfen. In Schabbach ist das alles schon wieder vorbei. Die Amerikaner sind da. Nur noch der Finger, den Hermännchen in einem verkohlten Jeep findet, erinnert an die vergangenen Tage. Es kommt der 13.5.1946. Von der sich zum Horizont verlierenden Zufahrtsstraße nach Schabbach geht ein breitschultriger Amerikaner mit Cowboy-Hut ins Dorf hinein zum Simon-Haus. Sein großes Auto lässt er in der Ortsmitte zurück. Niemand ist zu Hause. Er geht in die Schmiede und schlägt mit dem Hammer auf den Amboss. Mutter Katharina Simon reckt sich auf dem Friedhof hoch, hört das Hämmern in der Schmiede und läuft nach Hause: „Du bist der Paul!“ Paul nickt. Nach seiner überraschenden Rückkehr aus Amerika gibt Paul, mitten in dürftigsten Nachkriegszeiten, einen großen Ball mit Essen, Trinken und Musik. Ganz Schabbach ist in Festtagsstimmung, nur Maria nicht, die einst von Paul verlassene Frau. Beide werden sich immer fremd bleiben. Lucie hat schon längst ihr Hut-Fähnchen mit dem „Stars and Stripes“ nach den seit neuestem herrschenden Winden gerichtet. „Seit ick weiß, was die Amis für welche sind, Eduard. Die sind uns in allem überlejen. Det is nicht bloß der Reichtum, det die uns besiecht haben. Det die hingehen können, wo sie wollen und nich an diesem Hunsrück kleben bleiben!“ meint sie zu ihrem abgehalfterten NS-Bürgermeister, der sich jetzt, mehr denn je gesundheitlich angeschlagen, intensiv auf sein Hobby, die Fotografie zurückzieht. Robertchen, ihren Sohn, trimmt sie darauf, dem zurückgekehrten Paul alle Einzelstaaten der USA aufzusagen. Paul imponiert das sehr, und er hört Lucie dann auch sehr verständnisvoll zu, wie sie darüber jammert, was sie und ihre Familie in den vergangenen schlimmen Jahren zu leiden hatten. Gleich darauf steht Klärchen Sisse, die Soldatenbraut von Erns

  • S01E09 Hermännchen (1955-1956)

    • November 4, 1984
    • Das Erste

    Hermännchen ist der einzige aus der Familie Simon, dem es möglich war, das Gymnasium in Simmern zu besuchen. Mit seinen Schulkameraden besucht er seinen Halbbruder Ernst, der an der Mosel seine hochfliegenden Träume verwirklichen möchte, indem er mit einem großen Hubschrauber Baumstämme zu Schiffen transportiert. Während sich sein Projekt als völlig unrentabel erweist hat sein Bruder Anton das große Los gezogen. Seine Patente haben ihm den Aufbau der „0ptischen Werke Simon OHG“ ermöglicht. Hermännchen ist auch dort immer gern gesehener Gast. Nach einem großen, von Anton veranstalteten Betriebsfest bekommt nun das fünfzehnjährige Hermännnchen ganz neue Gefühle. Bislang ist er zwar schon von Schnüsschen am Rheinufer sitzend in die Geheimnisse des Zungenkusses eingeweiht worden. Jetzt bekommt er im Bett zwischen Klärchen und Lotti liegend aber noch ganz anderes zu spüren - was zur Folge hat, dass er am nächsten Tag viel zu spät aufwacht und den Zug zur 35 km entfernten Schule verpasst. War diese Bett-Episode für Lotti, die Chef-Sekretärin von Anton Simon, nur ein kleines Abenteuer, so ist das für Hermännchen und das fast doppelt so alte Klärchen anders. Tagsüber brütet Hermännchen auf dem Sportplatz noch über existenzphilosophischen Fragen und trotzt im Gespräch seiner Mutter Maria den Wunsch ab, Kunst-, statt Ingenieurstudent zu werden. „Kunst muss weh tun!“ ist seine Devise. Aber nachts schwört Hermännchen bei Vollmond Klärchen seine unsterbliche Liebe. „Mit heiligem Willen / auf ein riesiges Blatt etwas schreiben / auf den feuchten Stellen / eine Welt aus Gängen treiben / die Fackel zerfällt, der Wille wird matt / deine atmende Haut: ein Land, das wartet.“ dichtet er Klärchen ins offene Herz. Hermännchens erste Liebe hat Folgen. Klärchen erwartet ein Kind und sieht keinen anderen Ausweg als eine Abtreibung. Zwischendurch ist noch Anton zusehen, wie er sich der Pestizide und Fungizide der deutschen chemischen Ind

  • S01E10 Die stolzen Jahre (1967)

    • November 21, 1984
    • Das Erste

    Pauline bringt der mittlerweile 67jährigen Maria eine Zigarettenkiste ihres im Krieg gefallenen Mannes Robert. Anno 1938 hat er Tausende jetzt wertlos gewordene Mark angespart. Beide überlegen, ob sie nicht Paul in Amerika besuchen und eine große Reise nach Florida machen sollen, fügen sich aber schließlich darin, endgültig in Schabbach zu bleiben. Maria: „Ach neh, et geht doch nich, die Kuh!“. Die große Welt kommt aber auch so in Gestalt zweier ausgebuffter Manager eines multinationalen Konzerns nach Schabbach, die sich bei ihrer Irrfahrt durch die abgelegene Gegend noch über die Hirsche am Straßenrand wundern müssen und dann von Anton Simon mit einheimischen Wurstspezialitäten verköstigt werden. Sie haben den Auftrag, die „Optische Werke Simon OHG“ für 60 Millionen Mark aufzukaufen. Harte Konkurrenzkämpfe sind angekündigt, wenn Anton Simon nicht einwilligt. Während Anton noch um eine Entscheidung ringt macht sich sein Bruder Ernst daran, den Hunsrückern neumodische Türen und Fenster mit Aluminiumrahmen aufzuschwatzen - und ihnen dafür die alten abzunehmen, die er etwa an Düsseldorfer Kneipen als teure Inneneinrichtung weiterverkauft. Seine Devise für die Antiquitäten mit „dem Geruch von 1865“ ist: „Der Geruchsinn ist der primitivste Sinn des Menschen, der am meiste mit dem Unbewusste verbunne iss. Sehe, here, fühle, dat kommt erst viel später. Un dat Denke kannste sowieso vergesse.“ Endlich ist auch Anton Simon zu einem Resultat gekommen, das nicht unbedingt mit logischen Schlüssen zu tun hat. Sein Vater Paul ist gerade im nahen Baden-Baden. Anton sucht den erfolgreichen Amerikaner auf, um einen Rat für seinen Zwiespalt zu bekommen und wird dabei mit der neuen Leidenschaft des inzwischen weltberühmt gewordenen Hermännchens bekannt: elektronische, verfremdete Musik. Paul rät Anton, es wie er selbst zu machen und zu verkaufen. Aber Anton verlässt sich auf seine Instinkte und bleibt weiter der Schabbacher Firmen-Patr

  • S01E11 Das Fest der Lebenden und der Toten (1982)

    • November 24, 1984
    • Das Erste

    Maria ist tot. Selbst die fernen Verwandten aus Brasilien, die sich zufällig in Deutschland aufhalten, sind gekommen. Hermann hat dagegen beinahe die Beerdigung seiner Mutter verpasst, hätte nicht ein Wolkenbruch dem Zug der Trauergemeinde Einhalt geboten, worauf sie den Sarg mitten auf der Straße abstellen mussten. Hermann kann mitten im Regenschauer seinen Citroen nur wenige Meter vor dem auf der Dorfstraße verlassenen Sarg der Mutter stoppen. Maria kann doch noch beerdigt werden. Amerikanische Jagdbomber jaulen über den Hunsrück hinweg, die Angestellten von Ernst versuchen noch während der Trauerfeier, das Mobiliar des alten Simon-Hauses zu plündern. Anton Simon schreitet energisch ein, vernagelt die Türen und wird dann doch noch mit Ernst konfrontiert, den er in die Schranken weist. Geht der ihm neidische Ernst eher im Zickzack durchs Leben, so hat Anton immer den geraden, nach vorne weisenden Weg gesucht. Später erinnert sich Anton an die alte Wochenschauregel, dass deutsche Soldaten im Film immer von links nach rechts zu stürmen hatten um Angriff zu simulieren. Die Zeiten sind aber auch für Anton hart geworden, und möglicherweise muss er in Zukunft von rechts nach links gehen. Immerhin kann er seinen Bruder Ernst noch davon abhalten, das Simon-Haus endgültig für seine Antiquitäten-Kundschaft auszurauben. Dort wehen die Gardinen vom Fenster, als ob ein Geist durch den Raum gehen würde. Anton, Ernst und Hermann stoßen auf Gegenstände, die Erinnerungen an die Mutter in ihnen wachrufen. Später ist die verstorbene Maria zu sehen, wie sie auf der Bühne des Schabbacher Festsaals mit der Bettwäsche vor dem Bauch steht, genau wie damals auf der Treppe des Simon-Hauses, als sie Otto wiedersah. Lucie mit ihrem faltigen Gesicht taucht auf und schwärmt von alten Zeiten. Unübersehbar herrscht Geisterstunde. Auf der anderen Seite des Lebens tummeln sich im Stimmengewirr Korbmachers Hänschen, die Reiterin aus Frankreich, Katharina, Wilfried, Glockzi

Season 2 - Die zweite Heimat - Chronik einer Jugend

  • S02E01 Die Zeit der ersten Lieder (1960)

    • March 4, 1993
    • Das Erste

    Hermann steht in Simmern kurz vor dem Abitur. Der Musiklehrer nimmt sich seiner ganz besonders an. Nachdem er das Abitur glänzend mit Eins bestanden und Lehrern wie Mitschülern sein prächtiges musikalisches Talent bewiesen hat, macht er sich, immer noch über die Geschichte mit Klärchen hadernd, nach München auf. Er will dort an der Musikhochschule das Komponistenhandwerk lernen. Erster Sendbote der verheißungsvollen Stadt ist Herr Edel, der im Zugabteil über Gott und die Welt schwadroniert. Hermann kommt mit großen Augen im Bahnhof der riesigen Stadt an, wo Armin Harrys Weltrekorde in den Zeitungen angepriesen werden. Von seinem Lehrer hat er ein Empfehlungsschreiben an den Rechtsanwalt Dr. Bretschneider. Dr. Bretschneider kann ihm an diesem regnerischen Tag zwar mit keiner Unterkunftsmöglichkeit weiterhelfen, auch die ungarische Schneiderin nicht, Frau Moretti vom Nachbarhaus, die ihm aber zumindest ein Zimmer in Aussicht stellt. Dafür erbarmt sich Dr. Bretschneiders Angestellte seiner, Renate, mit dem breiten, warmherzigen Lächeln, und lässt ihn heimlich in ihrem Jungmädchen-Untermietszimmer schlafen. Am nächsten Tag geht Hermann ins Konservatorium und besteht die Aufnahmeprüfung. Schon vor der Prüfung hat er den Chilenen Juan kennen gelernt, der zehn Sprachen spricht und auch ein musikalisches Multitalent ist. Mit ihm wird er Zeuge, wie auf dem weiten, wie ein Symbol der Leere wirkenden Königsplatz ein Filmteam - Stefan, Reinhard und Rob - den Film "Brutalität in Stein" dreht. "Da sind lauter Filmteams - so hab ich mer München schon immer vorgestellt" kommt es Hermann staunend von den Lippen. Hermann macht nun in Kürze eine Reihe von Zufalls- und Schicksalsbekanntschaften, die ihn bei seinem neuen Lebensbeginn in München weiterbringen werden. In der Straßenbahn trifft er Clemens aus dem Hunsrück, der ihm in seinem Untermietszimmer beim kunstliebenden Kohlenjosef Unterschlupf gewährt. Im Konservatorium, wo er bei Nikos Mamangakis Musik st

  • S02E02 Fremde Augen (1960/61)

    • March 7, 1993
    • Das Erste

    Während der sensibel-warm lächelnde Juan mit Clarissa in Wasserburg kurzzeitig von Mutter Lichtblau, der Mutter Clarissas, verköstigt wird, bleibt Hermann verlassen, unverstanden und erfolglos zurück - "Und ich bin nicht einmal der Drittbeste." Er schlägt sich, ohne Geld von zu Hause und Gelegenheitsjobs suchend, durchs Studentenleben. In der gemeinsamen Wohnung fühlt er sich, mit Clemens' Schlagzeuger-Lärm im Ohr und dessen Mädchenbekanntschaften im Blickfeld, nur noch verlassener. Er versteht die Welt erst recht nicht mehr, als ihm Frau Moretti schluchzend gesteht, dass die bei ihr deponierten Wertsachen plötzlich verschwunden sind. Und er muss nach einem als großen Erfolg aufgenommenen Konzert bei einer reichen Familie feststellen, dass er und seine Begleiter mit einer einzigen Weinflasche abgespeist werden - "Chateau Lafitte" steht auf dem Etikett. Während dieser Zeit geben nun die sich genial gebenden Volker, Jean-Marie, Bernd, alle in Badehosen, und Clarissa vor einem belustigten, begeisterten und geschockten Publikum ihr erstes atonales und fast lautloses Konzert. Danach treffen sich alle in einer verräucherten Schwabinger Kneipe. Hermann, mit Renate im Schlepptau, hat jetzt zum ersten Mal die Chance, Clarissa näher zu kommen, wird aber immer wieder von Renate zurückgepfiffen. Mitten in der bunten Gesellschaft ist auch die Verlegerserbin Frau Cerphal. Großzügig lädt sie alle ein, bei ihr, im Fuchsbau, weiterzufeiern. Alle kommen mit: Hermann und Renate, Juan und Clarissa, Stefan, Reinhard und Rob, Volker, Jean-Marie und Bernd. Mit dabei ist auch Ansgar, der Medizinstudent und Hermanns Bekannter vom Studentenschnelldienst, der auf die spröde Lyrikerin Helga ein Auge geworfen hat. Der Philosophiestudent Alex sitzt am Küchentisch und isst sich voll. Olga ist mit von der Partie. Aber Hermanns sehnlichster Wunsch geht nicht in Erfüllung. Statt bei Clarissa landet er bei der Ulmerin Renate im Bett. Die nächsten Tage kommt dann unerwarteter Bes

  • S02E03 Eifersucht und Stolz (1961)

    • March 11, 1993
    • Das Erste

    Nachdem sie ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hat, macht sich Evelyne von Neuburg nach München auf, wo sie nach ihrer Mutter forschen will, die zeitlebens vor ihr verborgen gehalten worden ist. Ihre erste Anlaufstation ist der Fuchsbau, wo ihre Tante, Frau Cerphal, wohnt. Erst einmal wartet Evelyne den halben Tag auf Frau Cerphal, wobei sie von der Haushälterin umsorgt wird, und gerät dann mitten in ein "Sommernachts-Fest" hinein. Längst ist Frau Cerphals Fuchsbau zum offenen Haus für Schwabinger Jungkünstler geworden. An der Wand hängen die bunten Plakate von "Bitterer Reis" oder "La dolce vita". Hintereinander kommen sie ins Zimmer. Stefan, Reinhard und Rob sind schon da. Eine Jungfilmpremiere ist angesagt: ein Film über die Ruinen des Nationaltheaters und der Residenz - für den die drei aber weder Verleih noch FBW-Prädikat bekommen haben. Die Filmaufführung mit den gespenstischen Ruinen vergangener Herrlichkeiten wird mit großem Applaus aufgenommen. Dann wird gefeiert. Während die Gläser klirrend aneinander schlagen, kommen in der lauen Sommernacht allmählich auch Feindschaften und Eifersüchteleien auf. Hermann fällt der Eifersucht von Clarissa zum Opfer, weil er vor ihren Augen im Dunklen Helga küsst. Evelyn verliebt sich in Ansgar und bekommt deshalb den Zorn der eifersüchtigen Olga zu spüren, die bei Tabletten und Opiaten Trost sucht. Es ist ein großes Fest mit Versöhnungen und Feindschaften. Nachdem dann alle wieder nüchtern geworden sind, machen sich die drei Jungfilmer auf, um an allen möglichen und unmöglichen Plätzen ihren Aufkleber mit "Papas Kino ist tot" anzubringen. Evelyne kann dagegen mit Hilfe der Haushälterin von Frau Cerphal und ihres neuen Liebhabers Ansgar die Adresse einer Tante ausfindig machen, von der sie bisher nichts gewusst hat. Die Tante, eine Milchverkäuferin, erzählt ihr dann die Geschichte ihrer sehnsüchtig gesuchten Mutter, die in den Münchner Bombennächten ums Leben gekommen ist. Auch Hermann

  • S02E04 Ansgars Tod (1961/62)

    • March 14, 1993
    • Das Erste

    Clarissa setzt jetzt ganz auf ihre Fähigkeiten als Cellistin. Vom alten, vermögenden und sie umschwärmenden Dr. K. hat sie ein kostbares Cello geschenkt bekommen. Sie übt, bis die Sehnen schmerzen. Schließlich gewinnt sie mit dem kostbaren Cello und einem von Hermann komponierten Stück den ersten Preis beim Wettbewerb. Sie wird daraufhin zu einem Gastspiel nach Neuburg engagiert und alsbald als neues Cello-Wunder gefeiert. Hermann muss davon und auch nur durch Zufall aus der Zeitung Kenntnis nehmen. Dass Clarissa ausgerechnet mit seinem Stück Furore macht, lässt ihn nur noch deprimierter zurück. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ohne Clarissa seine eigene Karriere vorzubereiten und auch auf diese Weise Trost zu finden. Er wird dann nach einem von ihm komponierten Stück, bei dessen Aufführung die in einen Blasebalg gewandete Frau Moretti ihren Solo-Auftritt hat, sogar frenetisch umjubelt und trifft auch noch Clarissa. Es kommt zu einem vorläufig letzten Treffen zwischen beiden. "Wir sind eben Igel" gestehen sie sich gegenseitig ein und gehen dann wieder ihrer getrennten Wege. Auch Ansgars und Evelyns Wege werden sich trennen - nur viel weiter und noch schmerzlicher. Wenn Hermanns und Clarissas Liebe von innen heraus unmöglich gemacht wird, so geschieht dies bei Ansgar und Evelyn von außen. Schon in den ersten Tagen seines Verhältnisses mit Evelyn lässt ihm Olga ihre Eifersucht spüren, als sie mit der Winchester spielerisch auf ihn zielt. Ansgar gibt jetzt auch sein Medizin-Studium auf, arbeitet als Schaffner hei der Straßenhahn und wird immer perspektivloser, worauf er zu Opiaten greift. Die besorgten Eltern besuchen ihn, beschwören ihn, sein Leben zu ändern, und können ihn und seine neue Freundin nicht mehr verstehen. Ansgar lässt die bestürzten und fassungslosen Eltern in seiner Wohnung zurück. Es ist Faschingszeit. Ansgar und Evelyn sind zu einem seit langem angekündigten, großen Kostümball im Fuchsbau eingeladen. Ansgar muss vo

  • S02E05 Das Spiel mit der Freiheit (1962)

    • March 18, 1993
    • Das Erste

    Hermann verdient sich jetzt als Musiklehrer sein Studium und gibt dem unbegabten Sohn einer reichen Münchner Familie im Turmzimmer Klavierunterricht. Noch lehnt er das Angebot der Familie ab, mit ihnen auf Sylt den Urlaub zu verbringen und dabei seinen Unterricht fortzusetzen. Aber in Kürze überlegt er es sich anders. Die Schwabinger Krawalle vom Juni 1962 sind ausgebrochen. Die Polizei macht mit dem Knüppel Jagd auf alles, was jung ist. Auch den völlig ahnungslosen Hermann trifft es. Seine Gitarre wird kurz und klein geschlagen. Als er sich darüber auf dem Kommissariat beschweren will, kann er nur noch in aller letzter Sekunde der Verhaftung der Polizei entgehen, die ihn flugs zu einem Rädelsführer gemacht hat. Auf seiner Flucht entsinnt er sich nun seiner Einladung nach Sylt, wo er einige Zeit untertauchen will. Auf der Fahrt nach Norden kommt er in der Nähe von Dülmen vorbei, dem Heimatort von Helga. Auch Helga ist nach Hause gefahren, wobei sie in rheinischen Bahnhöfen noch die Spuren ihrer Filmerkollegen entdecken konnte: "Ist gestern morgen?" oder "Es lebe das Individuum!" ist dort auf den Aufklebern zu lesen. Als sie jetzt in Dülmen bei ihren Eltern ist, steht nun plötzlich der ausgehungerte Hermann mitten in der Nacht vor ihr. Zusammen mit ihren Freundinnen Marianne und Dorli feiert Helga die Ankunft Hermanns in Dülmen. Bei dicken Torten und Wein werden dem in Schwabing blutig geschlagenen Heros von den drei Frauen die Wunden sprichwörtlich geleckt. Die Mütterlichkeit und Betulichkeit nimmt immer eindeutigere, sexuelle Formen an, bis Helga plötzlich ohnmächtig zu Boden sinkt. Damit ist dieser Abend vorbei. Am nächsten Tag wird Helgas 23. Geburtstag gefeiert. Eigentlich ist bei Helgas Eltern, bei Dülmener Spezialitäten, verkorksten Witzen und platten Sprüchen für Erotik überhaupt kein Platz. Aber wie in einem schwülen Gewächshaus wuchern in der nach außen hin so sorgsam abgeschirmten Spießbürgeridylle die Sexualtriebe. Während

  • S02E06 Kennedys Kinder (1963)

    • March 21, 1993
    • Das Erste

    Der 23. November 1963. Während unablässig der Regen herunterprasselt, bereitet Hermann im Fuchsbau das neue Konzert der Gruppe "Spuren" vor. Die dafür vorgesehenen Plakate sind im ganzen Zimmer zum Trocknen ausgelegt. Da passiert auch schon das erste Unglück des Tages: ein Baum, der gerade gefällt wird, kracht irrtümlicherweise durch die Fensterscheiben mitten auf die Plakate. Kurz darauf steht nach langer Abwesenheit plötzlich Clarissa im Raum und bittet Hermann um 800 Mark, die dieser aber nicht hat. Clarissa macht sich zu Jean-Marie und Volker auf und bittet sie um die gleiche Summe. Einer von beiden muss nämlich der Vater des Kindes sein, das Clarissa erwartet und das sie abtreiben lassen will. Für den konsternierten und steinreichen Jean-Marie ist das kein Problem. Der Hauptheld des Tages ist Alex. Schon nach dem Aufwachen hat er den Sinnspruch seines verstorbenen Vaters memoriert: "Einen guten Freund kann man daran erkennen, dass er einem Geld gibt." Ohne Geld und halb verhungert macht er sich dann mit weiteren Merksätzen aus Wittgensteins "Tractatus logicophilosophicus" auf die Schnorrertour. Im Fuchsbau kann er noch etwas Marmelade schlecken. Die offensichtlich rauschgiftabhängige Olga ist gerade mit Probeaufnahmen für den Film beschäftigt und hat für ihn sowieso keine Zeit. Auch bei den Jungfilmern Stefan, Reinhard und Rob hat er jeden Kredit verspielt. Als er es bei ihnen mitten während der Dreharbeiten dennoch versucht, bekommt er zwar kein Geld, dafür eine Statistenrolle, für die sich der völlig durchnässte Alex noch bis auf die langen Unterhosen ausziehen muss. Aber die Aufnahmen nehmen bald ihr endgültiges Ende. Die drei Jungfilmer verkrachen sich endgültig. Anscheinend ist es ihnen egal, ob sie sich, wegen ein paar tausend Mark, die Freunde von gestern zu Gegnern von heute machen. Sie isolieren sich auf ihre Weise. Alex zieht es zu den Auslagen der Feinkostläden. Als er mit den letzten Pfennigen wieder einen Schnorreranruf mache

  • S02E07 Weihnachtswölfe (1963)

    • March 25, 1993
    • Das Erste

    Weihnachten 1963 naht. Hermann bereitet sich auf sein ehrgeizig verfolgtes "Spuren"-Konzert vor, Schnüsschen ist immer dabei und zieht alles Organisatorische an sich. Das eigenwillige Konzert wird ein großer Erfolg. Ein besonders umfeierter Star wird dabei Evelyne, die das Konzert dem Andenken an Ansgar widmet. Dennoch bleibt Hermann danach fast ganz allein, weil sich seine Freunde zu Clarissa aufgemacht haben. Aber zumindest ist Schnüsschen um ihn und versetzt ihn wieder in die Zeiten seiner Hunsrücker Heimat zurück. "Du weißt ja gar nicht, was die intellektuellen Weiber mit einem machen." gesteht er der Reiseleiterin, verfällt immer mehr ins Hunsrücker Platt und macht ihr schließlich einen Heiratsantrag. Volker ist in dieser Zeit bei Jean-Marie im herrschaftlichen Stammhaus bei Straßburg eingeladen. Er erinnert sich bei soviel Noblesse wehmütig an seine eigene Kindheit: "Ich war als Junge der einzige, den sie aufs Gymnasium geschickt haben. Meinen Vater hab ich kaum gekannt, den gibts eigentlich nicht." Stefan ist währenddessen mit Helga zusammen, die immer eigenwilliger wird. Das gemeinsame romantische Zusammensein auf einer weihnachtlich eingeschneiten Schweizer Berghütte gerät beiden bald zu einem Kampf bis aufs Messer. Und dem Paar Juan und Renate geht es ähnlich, auch wenn keine Handgreiflichkeiten entstehen. Am schlimmsten hat es in diesen Tagen der Irrungen und Wirrungen Clarissa getroffen. In Rosenheim hat sie sich bei der Abtreibung einem Kurpfuscher anvertraut und eine Sepsis zugezogen. Im letzten Moment kann ihr lebensbedrohender Zustand von der Zimmerwirtin und Volker noch entdeckt werden. Clarissa wird vom Notarztwagen in die Klinik gebracht, wo auch bald Mutter Licht-blau eintrifft. Am Krankenbett ihrer Tochter fallt sie ohnmächtig um. Clarissa kann noch gerettet werden und muss sich dann, immer noch todkrank, von den Ärzten vorhalten lassen, dass sie mit der Abtreibung eine Straftat begangen hat. Am Heiligen Abend wird Clarissa da

  • S02E08 Die Hochzeit (1964)

    • March 28, 1993
    • Das Erste

    Neujahr 1964 hat Schnüsschen noch zuhause in Schabbach im Hunsrück verbracht, wo der Misthaufen dampft und Vettern, Basen, Onkel und Tanten in der guten Stube durcheinanderreden. Ob Schnüsschen nicht auch bald heiraten will? Sie zieht die Schultern hoch. Zurück in München macht sie mit Hermann erst einmal Babysitting bei ihrer engsten Freundin Elisabeth. Elisabeth ist Fotografin, ihr Mann Rolf ein berufsloser Mediziner. Elisabeth ist sehr haus-fraulich und auch allem Chinesischen gegenüber sehr aufgeschlossen. Was nun Schnüsschen betrifft, so zieht sie jetzt Hermann immer mehr ins kleinbürgerliche Fahrwasser, der auch immer mehr ins Hunsrücker Platt verfällt. Nur noch im Traum erinnert er sich an Clarissa, die mittlerweile in Paris mit ihrer Cellistinnen-Karriere weiterkommen will. Hermann und Schnüsschen suchen sich eine Wohnung und können die misstrauischen Vermieter dadurch von ihrer Ehrbarkeit überzeugen, dass sie versprechen, so bald wie möglich den Trauschein beizubringen. Im Sommer 1964 ist es so weit. Auch Marie-Goot und Pauline sind gekommen und haben auf ihrem Kleinauto allerlei nützliche Stühle und Teppiche festgezurrt. Hermann trägt Schnüsschen über die Schwelle des Fuchsbaus, eine Marschmusikkapelle und die im Hochzeitsstaat herausgeputzte Schwabinger Boheme hinter sich. Der Festtisch biegt sich vom vielen Essen, und Marie-Goot steigt zur original Hunsrücker Alleinunterhalterin auf. Helga, Renate, Juan, Stefan, Reinhard, Rob, Olga, Alex, Evelyne, Volker. Jean-Marie, Clemens, Bernd, Elisabeth, Frau Moretti, Dr. Bretschneider, Frau Cerphal - alle sind sie da. Aber wie schon bei einem früheren Fuchsbau-Fest weicht die fröhlich-ausgelassene Blasmusik-Stimmung immer mehr dissonanten Klängen. Die Einzelnen werden sich feind. Helga macht sich unter den Augen von Stefan über den nächstbesten Mann her und treibt es mit ihm im Kellergeschoss. Olga kann von Rob kaum mehr davon abgehalten werden, immer mehr Opiate in sich hineinzuschü

  • S02E09 Die ewige Tochter (1965)

    • April 1, 1993
    • Das Erste

    Für Hermann und Schnüsschen kündigen sich die neuen Zeiten durch eine kleine Tochter an, Lulu, die sie in ihrer beengten Wohnung aufziehen. Clarissa ist dagegen auf Amerika-Tournee. Als sie wieder nach München zurückkommt muss sie feststellen, dass ihr wertvolles Cello beim Transport kaputt gegangen ist. Sie will ihre Karriere schon aufgeben, aber als sie Volker immer näher kommt, gibt es Perspektiven für eine neue Zukunft. Zusammen mit dem allseits gefeierten Pianisten gibt sie Konzerte und wird mit ihm auch ansonsten ein Paar. Jetzt schlägt die Stunde von Frau Cerphal. Bisher konnte sie zurecht von sich sagen: "Ich bin das Huhn, das keine Eier legt." Die Luftangriffe des Krieges sind spurlos an ihr vorüber gegangen, sie hat noch nie mit Toten zu tun gehabt. Aber jetzt ist es soweit, dass ihr patriarchalischer Vater bald sterben wird. Sie fährt zu ihm ins Altersheim, möchte schon jetzt mit ihm die letzten Dinge regeln und erhält auch den Schlüssel zum längst verkauften Cerphal-Verlag, in dem immer noch ein Büro für die Cerphals reserviert ist. Mitten in der Nacht macht sie sich in den Verlag auf, versucht in das Zimmer zu kommen und löst prompt Alarm aus. Erst auf dem Kommissariat klärt sich auf, dass sie tatsächlich Frau Cerphal ist. Dann liest ihr Juan, der sich als dienstbarer Geist bei ihr einquartiert hat, aus den Karten. Daraus geht hervor, dass ihr der Fuchsbau überhaupt nicht gehört. Frau Cerphal macht sich noch auf den Weg zur Universität, um dort schnell zu promovieren - Geologie wäre nicht schlecht, weil man viel herumkommt -, um die Bedingungen des väterlichen Testaments zu erfüllen. Aber dann kann sie sich im Cerphal-Verlag anhand der Dokumente tatsächlich überzeugen, dass es so ist, wie Juan gesagt hat. Das Haus hat eigentlich dem Kompagnon des alten Cerphal gehört, dem Juden Goldbaum, der es bei seiner Emigration in den 30er Jahren solange an Cerphal vermacht hatte, bis er wieder zurückkommen würde. Eines Nachts sitzt si

  • S02E10 Das Ende der Zukunft (1966)

    • April 4, 1993
    • Das Erste

    Reinhard kommt aus Mexiko zurück, wo er einen Dokumentarfilm gedreht hat. Im Kommentar heißt es dazu noch, dass ihm ein Chemiekonzern das Filmen dort ermöglicht hätte, wobei aber vieles ungesagt geblieben wäre. Reinhard will jetzt den Fuchsbau besuchen. Aber da, wo er einen wichtigen Teil seiner Vergangenheit verbracht hat, ist jetzt ein tiefes Erdloch. Fassungslos versucht er an dieser Stelle noch mit der Kamera Trauerarbeit zu leisten, muss aber einsehen, dass dies mit den Mitteln des Films nicht möglich ist. Mit einem von Hermann geschriebenen Requiem, das konzertant vor der Baugrube aufgeführt wird, trägt die ehemalige Gemeinschaft dann die alten Zeiten zu Grabe. Reinhard macht sich nun an den Schnitt seines Dokumentarfilms, von dem man auf dem Bildschirm des Schneidetischs tief heranbrausende Flugzeuge auf südamerikanischen Baumwollfeldern sehen kann. Immer wieder wird er von der Lolita Trixi, der Schwester der Cutterin, bedrängt, sie doch in einem Film mitspielen zu lassen. Reinhard versucht sie los zu werden, wird aber aus-gerechnet durch ihre unkonventionelle Denkweise auf die Idee gebracht, nach Venedig zu fahren, um dort für ein neues Projekt von Frau Cerphals Nichte, Esther, Geld zu borgen. Reinhard bringt die Reise zu den in der Nacht gespenstischen Kanälen der Lagunenstadt aber noch viel mehr als bloß Geld ein: zum einen die Liebe der besessen fotografierenden Esther und zum anderen eine neue Filmidee - nämlich einen Film über Esther. Wie sich herausstellt hat Esther ein ganz besonderes Schicksal, das ihr jetzt erst klar wird und das sie innerlich zerreißt. Ihre Mutter war eine Jüdin aus der Goldbaum-Familie, ihr Vater aber der ehemals überzeugte Nazi Gattinger, der angebliche Finanzberater von Frau Cerphal. Damit ist auch klar, dass Esther um ihr Erbe betrogen worden ist. Nun taucht auch noch die unwissentliche Erbschleicherin Frau Cerphal nach einer Peru-Reise plötzlich in Venedig auf. Das Erbe ist fort. Frau Cerphal ist erledigt.

  • S02E11 Zeit des Schweigens (1967/68)

    • April 8, 1993
    • Das Erste

    Das KZ-Gelände von Dachau. Esther sucht verbittert mit Hilfe ihres ungeliebten Vaters Gattinger und der Kamera die Vergangenheit, kann sie aber nicht finden. Frau Cerphal, die gerade ein paar fleißige Studenten zum Dissertations-Schreiben angestellt hat, ist ihr dafür erst recht keine Hilfe. Auch Clarissa ist aus der Bahn geworfen worden. Sie hat ihr Cello-Spiel aufgegeben, das Cello dem mysteriösen Dr. K. zurückgegeben und geht bei Kochen, Abwasch und Baby-Füttern im Alltag unter. Mit Hermann geht es dagegen steil bergauf. Gerade wie Schnüsschen das letzte Geld für ein sündteures Modellkleid zum Fenster hinausgeworfen hat, sieht er nämlich durch Zufall auf dem Zeitungspapier, in das der Fisch eingewickelt war, dass sein Musikstück bei den Filmfestspielen von Cannes einen Preis für die Musik bekommen hat. Er macht sich zum Chef der zu-ständigen Filmproduktions-Firma, Konsul Handschuh, auf und erfährt von ihm, dass man dort Großes mit ihm vorhat. Handschuh richtet ihm ein Betätigungsfeld, ein Musikstudio, ein und lässt ihn in seiner großen funktionierenden Firma experimentieren. Wie Hermann dann wieder zu Hause ist und die Erfolgsmeldung erzählen will, steht plötzlich Helga mit ihren Freunden vom SDS im haschischverqualmten Zimmer. Der SDSler zu Hermanns Tochter: "Wenn du groß bist, dann kommst du auch zum SDS." Hermann hat aber jetzt keinen Sinn für Politik, sondern widmet sich seiner neuen Aufgabe. Seine Musikexperimente sollen mit einem anderen Projekt gekoppelt werden, das der introvertierte Kameramann Rob bei Konsul Handschuh untergebracht hat. Es heißt "Varia-Vision". Rob gibt eine erste Vorstellung seines Filmprojekts in einem Bootshaus am Ammersee, indem er die Filmproduktionsmitglieder mit einem Schlitten unter den in vier Reihen gestaffelten und jeweils ein Kontinuum ergebenden Leinwänden hindurchziehen lässt. Alle stürzen sich nun in einen Arbeitsrausch, wobei Rob für das Filmen mit den aneinandergekoppelten Kameras und Hermann f

  • S02E12 Die Zeit der vielen Worte (1968/69)

    • April 11, 1993
    • Das Erste

    Es ist Achtundsechzig. Clarissa hat sich noch den mehr von Indien ausgehenden Wellen anvertraut, als sie sich einer amerikanischen Musikerinnen-Gruppe anschließt. Schnüsschen schwimmt dagegen auf der Polit-Welle mit, kauft Fromm, Marcuse, Adorno, Marx und Mao Tse Tung ein. Sie hat jetzt auch ihr Angestellten-Dasein aufgegeben und studiert Soziologie, holt sich sozial benachteiligte Rocker ins Haus und arbeitet bei der Drogenberatung. Ihren Ehemann Hermann, in den Konsul Handschuh grenzenloses Vertrauen setzt, sieht sie kaum mehr. Wenn er doch noch auftaucht, dann kann er nicht in sein Bett, weil darin ein Hippie-Mädchen ihren Drogenrausch ausschläft, oder er kann kaum zur Tür herein, weil die Polizei Schnüsschens Rockerfreunde gerade hindurchzerrt. Es kommt zum großen Krach, und Hermann verschwindet ins Zentrum der damaligen Ereignisse, Berlin. Der Jungfilmer Stefan ist schon da. Nach einer langen Autofahrt durch die DDR ist er in einer Dahlemer Villa mit seiner Hauptdarstellerin Olga, die sich als Frau von Welt herausgeputzt hat, angekommen. Er will den Film "Die deutsche Angst" drehen, wobei alle Beteiligten auf die Realisierung des Films einwirken können. Die Psychodynamik des Teams wird stunden-, tage- und nächtelang in einer permanenten Diskussion ausdiskutiert. Olga, die Hauptdarstellerin, steht fassungslos daneben und hat keinerlei Ahnung, wozu sie noch existiert. Dazu betreiben die Teammitglieder noch Supervision, indem sie sich bei ihren Diskussionen mit der bereitstehenden Kamera gegenseitig abfilmen. Insbesondere Helga hat großen Einfluss darauf und lässt Stefan kaum noch Spielraum. Schließlich verletzt Stefan die Gruppenregel und kündigt dem Team die Beendigung des Films an. In der Dahlemer Villa brechen erst Misstrauen und schließlich totaler Krieg bis zur end-gültigen Vernichtung der einstigen Partner aus. Was aber die einstigen Partner nicht wissen können, ist, dass Stefan von amerikanischen Filmproduzenten bereits 80000 Mark dafür e

  • S02E13 Kunst oder Leben (1970)

    • April 11, 1993
    • Das Erste

    In München ist Oktoberfest. Die Belegschaft von Konsul Handschuh rückt bei Milch- und Bier-Maßkrügen eng zusammen - schon deshalb, weil Schlägertypen, wie einst die SA, in der allgemeinen Bierseligkeit erst richtig in Stimmung kommen. Nach dem "Wiesn"-Besuch hört Hermann von Zielke, dem ehemaligen Regisseur einer Propagandakompanie, wie Handschuh sein kleines Imperium aufgebaut hat, indem er Kamera- und Negativmaterial aus Wehrmachtsbeständen über 1945 hinübergerettet und damit seine florierende Filmgesellschaft begründet hat. Hermann ist mittlerweile Kronprinz hei seinem väterlichen Förderer und Chef geworden und spricht seine ganzen väterlichen Neigungen so sehr an, dass der Konsul aus ihm auch seinen leibhaftigen Sohn machen will. Er und seine Frau können keine Kinder bekommen, und bieten ihm deshalb die Adoption an, was Hermann auch zum Alleinerben der ganzen Firma machen würde. Hermann weiß nicht, wie er sich dazu verhalten soll und erbittet Bedenkzeit. Er ist auch so schon ratlos genug geworden, was seinen bisherigen und künftigen Lebenslauf betrifft. "Man hat mit dreißig seine genialen Jahre hinter sich." meint er und sucht einen Rat. Fast alle ehemaligen Freunde sind fort, und vom asexuellen, zeitlebens frauenlosen Alex kann er nur erfahren, dass das Jahrhundert der Frauen da wäre. Über Clarissa erfährt er, dass sie mit ihrem neuen Frauenorchester auf Tournee ist. Genau von ihr erhofft er sich aber den entscheidenden Rat und macht sich mit der Bahn kurz entschlossen auf, um sie auf einer Station ihrer Tournee zu finden. Zuerst verpasst er sie immer wieder. Statt dessen trifft er erst Renate, die ihm im Gepäcknetz des Zugabteils ihre neueste komische Nummer vorführt. Am Rhein verschlägt es ihn in einen Zirkus, wo Juan seine Akrobatenkünste vorführt. Schnüsschen ist auch dabei, geradezu als ob sie aus einer anderen Welt stammen würde. Dann wird der Zug, in dem Hermann gerade sitzt, infolge der Terroristenjagd, die mittlerweile au

Season 3 - Heimat 3 - Chronik einer Zeitenwende

  • S03E01 Das glücklichste Volk der Welt (1989)

    • December 15, 2004
    • Das Erste

    Am Abend des historischen 9. November 1989 begegnen sich Hermann Simon und Clarissa Lichtblau nach langen Jahren wieder. In einer Berliner Hotelhalle fallen sich die Liebenden von einst in die Arme, während man ringsum euphorisch den Fall der Mauer am Brandenburger Tor feiert. Hermann ist ein renommierter Dirigent und Clarissa eine gefeierte Sängerin geworden, doch sie haben immer nur aus Koffern gelebt und ein bewegtes, aber letztlich einsames Dasein geführt. Sie lieben sich in einem Hotelzimmer, während der Fernseher läuft und die Jubelszenen der Menschen von Ost und West überträgt. Als sie sich nach ihren beiden Leben befragen, erzählt Clarissa von einem Ort ihrer Sehnsucht, einem Haus, in dem sie mit ihm, den sie nie vergessen konnte, gern hätte leben wollen. Hermann ist wie elektrisiert und bricht noch in derselben Nacht mit ihr auf. Unterwegs durch die DDR, dann in Westdeutschland, wechseln sie sich am Steuer ab, Hermann schläft auf dem Beifahrersitz ein. Als er erwacht, findet er sich in seiner Heimat wieder. Clarissas Traumhaus steht in einem Weinberg am Rhein, direkt gegenüber der Loreley. Hermann, der hier jeden Fleck kennt, ist beglückt und alarmiert zugleich. Ganz in der Nähe liegt Schabbach, das Dorf seiner Kindheit, das er als junger Mann voll Schmerz und Wut verlassen hatte, um in der Großstadt München ein freies Leben zu finden und seine künstlerischen Träume zu verwirklichen. Er hatte nie mehr zurückkehren wollen. Doch Clarissas Wunschziel und die Vorstellung, mit ihr hier ein neues Leben zu beginnen, betören ihn. Das schöne alte Fachwerkhaus, das sie kurz entschlossen kaufen, ist allerdings eine Ruine. Es muss aufwendig renoviert werden. Während Hermann, trotz der alten Berührungsangst, sein Dorf und seine Brüder Ernst und Anton aufsucht, fährt Clarissa nach Leipzig. Ihr Konzert im Gewandhaus fällt zwar wegen einer der damaligen Montagsdemonstrationen aus, aber sie lernt dort Gunnar und Udo, zwei Bauhandwerker, kenne

  • S03E02 Die Weltmeister (1990)

    • December 17, 2004
    • Das Erste

    8. Juni 1990. Es ist so weit: Das fertig restaurierte "Günderrode-Haus" von Hermann und Clarissa ist zu einem wahren Schmückstück geworden. Seine Schönheit leuchtet auch Hermanns Bruder Ernst entgegen, der in seiner Cessna den Rhein überfliegt und in gewagtem Tiefflug über das Haus beinah Gunnar vom Dach fegt. Der will dort eine Satellitenschüssel installieren - ein wichtiger Akt, denn heute soll nicht nur das Einweihungsfest stattfinden, es ist auch der Tag des Eröffnungsspiels der Fußball-WM, das alle am Fernseher miterleben wollen. Zu Gast sind Hermanns ältester Bruder Anton mit seinem großen Familienanhang, die sächsischen Bauleute Udo mit Frau und Söhnen, Tillmann mit Moni, seiner neuen Liebe, und Freunde vom Dorf. Auch unerwarteter Besuch erscheint: Petra mit ihren zwei Kindern und Reinhold. Aus Bretagne- Ferien zurückkehrend macht die neue und provokant glückliche Familie am Günderrode-Haus Station. Gunnar, der verlassene Ehemann, ringt um Fassung, flüchtet sich in Alkohol und an den Fernseher. In seinem T-Shirt mit der Aufschrift "Brehme", seines Nachnamens, der auch der Name des deutschen Fußballstars ist, wirkt er eher lächerlich. Gunnar ist der Verlierer unter all den glücklichen Liebespaaren des Abends. Da ist ihm auch die Zutraulichkeit seiner kleinen Töchter kein Trost. Nach einem Einweihungsständchen für Hermann und Clarissa und einer Führung der Gäste durchs neue Haus, versammeln sich alle am Fernseher, um das Spiel "Argentinien gegen Kamerun" zu verfolgen. Der private Missklang scheint gebannt, doch spät in der Nacht kommt es zum heftigen Streit zwischen Gunnar und Petra. Sie will die Scheidung und die Kinder haben. In seinem Secondhand-VW braust Gunnar in Richtung Berlin davon, und die Party ist schlagartig zuende. Am frühen Morgen, als man im Günderrode-Haus noch schläft, startet Ernst mit der Cessna gen Osten. Er wird von Tobi begleitet, mit dem er sich angefreundet und den er wegen seiner Russischkenntnisse als

  • S03E03 Die Russen Kommen (1992 -1993)

    • December 20, 2004
    • Das Erste

    September 1992: Im Hunsrück werden die Karten der Weltgeschichte noch einmal neu gemischt. Die amerikanischen Truppen haben begonnen, ihre Stellungen zu räumen und den Militärflughafen Hahn aufzugeben. Nachts dröhnen die gewaltigen "Galaxy"-Flugzeuge über dem Land, die Atomsprengköpfe, Cruise Missiles und Geheimwaffen abtransportieren. Auf den Feldern hinter der Startbahn halten die Leute der Friedensbewegung um Pfarrer Dahl bei Kerzenlicht Dankgottesdienste. Zur selben Zeit kehrt Ernst Simon überraschend aus Russland zurück. Zwei Jahre lang war er, trotz diplomatischer Vorstöße und Appellen in den Medien, in sowjetischen Gefängnissen verschollen. Am Frankfurter Flughafen, wo die Maschine aus Moskau landet, erwarten ihn die Journalisten. Zu aller Erstaunen kommt Ernst mit einem Neugeborenen im Arm an und im Gefolge von Russlanddeutschen, Heimkehrern aus Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Galina, die Mutter des Babies, eine blutjunge, hübsche Frau, ist Russin. Da sie in eine "deutsche" Familie eingeheiratet hatte, konnte auch sie in den " goldenen Westen" mitkommen. In einem Bus begleitet Ernst die Aussiedlerfamilien in ihre neue Heimat im Hunsrück und beherbergt Galinas Clan in seinem Haus am Schabbacher Goldbach. Mit ihrem fremdländischen Charme und ihrer natürlichen Offenheit gewinnt Galina bald alle Sympathien für sich und versorgt ihre vielköpfige Familie mit den Zuwendungen der Einheimischen, die sich sonst nur schwer an die neuen Mitbürger gewöhnen können. Fast 50 Jahre lang haben die Hunsrücker mit den großzügigen Amerikanern und ihrer mächtigen Militärpräsenz gelebt. Jetzt beziehen russisch sprechende, hilfsbedürftige Menschen deren Quartiere, und noch vor kurzem waren die Sowjetrepubliken, wo sie gelebt hatten, das Ziel der Atomraketen der Nato gewesen. Das ist ein Aspekt der Wende, der von den alten Hunsrückern als "Witz der Weltgeschichte" empfunden wird. Hermann und Clarissa, die ihr berufliches Ausjahr ge

  • S03E04 Allen geht's gut (1995)

    • December 22, 2004
    • Das Erste

    Herbst 1995. Das Glück der Zweisamkeit lässt sich nicht erzwingen. Clarissa hat die Tinnitus-Töne in ihrem Ohr als Alarmzeichen verstanden. Sie weiß, dass das Singen und die Bühne weiterhin ihre Bestimmung sind, und hat neue Engagements angenommen. Als Hermann sie, nach wochenlangen Konzertreisen, am Mainzer Bahnhof abholt, wird seine Hoffnung auf eine Fortsetzung des gemeinsamen Idylls jäh zerstört. Clarissa kann nur wenige Stunden bleiben, denn schon wartet eine neue Tournee auf sie. Hermann, der einst so leidenschaftliche Musiker, müsste sie verstehen, aber blinde Eifersucht hindert ihn. Er sieht seine Liebste, die ihm allzu euphorisch erscheint und am Telefon mit ihrem Gesangspartner flirtet, schon in dessen Armen liegen. Er macht ihr eine heftige Szene und verkennt dabei ihren Stolz. Clarissa liebt Hermann, aber angesichts seiner Vorhaltungen verschließt sie sich gänzlich. Der Streit wird durch Hartmut unterbrochen, der gekommen ist, um den beiden Galina vorzustellen und ihr zu einem völllig absurden Gesangsstudium zu verhelfen. Da läuft Hermann kopflos aus dem Haus. Bergabrennend kommt er im Städtchen Oberwesel an, steigt in den nächstbesten Bus und betäubt sich mit Frustkäufen in einem Großmarkt. Bei seiner Rückkehr ist Clarissa abgereist. In seinem Brass hatte er seinen Schlüssel vergessen und tritt auf der Suche nach einem beim Haus deponierten Zweitschlüssel in die Marderfalle, die Gunnar vor Jahren im Gebüsch aufgestellt hatte. Hermanns Fuß wird schwer verletzt. Wochenlang verbringt er in einer Klinik und kehrt dann voll Melancholie ins Günderrode-Haus zurück. All das neue Lebenskonzept, das er hier mit Clarissa zur Zeit der Wende entworfen hatte, scheint zunichte. In seiner Verzweiflung hat er allerdings wieder zum Komponieren zurückgefunden. Bereits in der Klinik hatte er begonnen, eine Symfonie zu notieren und Gedichte der Caroline von Günderrode zu vertonen. In einem einzigen Schaffensrausch hat er sein Werk beendet, als

  • S03E05 Die Erben (1997)

    • December 27, 2004
    • Das Erste

    Sieben Jahre sind seit der Wende vergangen, genug Zeit, um die neuen Lebensentwürfe und Hoffnungen von 1989 annähernd verwirklicht zu haben. Jeder - sei es der kinderlose Ernst, der schon auf die Siebzig zugeht, sei es der 14jährige Junge Matko - hat versucht, dem Leben ein Stück persönlichen Glücks abzujagen. Matko ist der Sohn einer Jugoslawin, die ihn vor Jahren bei einer Freundin in Schabbach zurückgelassen hatte, um ihn vor dem Krieg in der Heimat zu bewahren. Matko sehnt sich nach der Mutter und fühlt sich von ihr verlassen. Beim Kauf einer neuen Cessna hat Ernst den Jungen auf dem Hahn-Gelände kennengelernt. Seither kümmert er sich rührend um den kleinen Streuner mit Mofa und amerikanischer Fliegerjacke, obwohl Ernst derzeit mit einem ehrgeizigen Projekt befasst ist. Mit dem Bau eines Museums am Goldbach und einer neugegründeten Stiftung, in die er seine imponierende Expressionismus-Sammlung einbringen will, möchte er sich unsterblich machen. Die Baupläne sind bereits erstellt, auch steht die Finanzierung schon. Ernst weiß aber, dass er dennoch ein einsamer Mann bleiben wird, ohne eigene Familie, ohne Geborgenheit und Liebe. Dieses Vakuum in seiner Seele könnte Matko ausfüllen, wenn Ernst nicht so unschlüssig wäre. Er schiebt die Entscheidung, den Jungen zu sich zu nehmen und zu seinem Nachfolger auszubilden, vor sich her. Hermann und Clarissa haben wieder zueinander gefunden, aber der Preis für ihre neue Zweisamkeit ist hoch: Clarissas Krebserkrankung ist zu einer leidvollen Odyssee durch Operationssäle, Kliniken und riskante Therapien geworden. Täglich besucht Hermann die Kranke und umsorgt sie hingebungsvoll. Seine Tochter Lulu und Lukas, sein Enkel, wohnen derzeit bei ihm im Günderrode-Haus. Als Assistentin des mit Ernsts Museumsbau beauftragten Architekten Delveau hat Lulu die attraktive Aufgabe der Bauleitung übernommen. Mit großer Tüchtigkeit installiert sie sich auf dem Gelände und treibt die Bauplanung voran - allerding

  • S03E06 Abschied von Schabbach (1999 - 2000)

    • December 29, 2004
    • Das Erste

    Am 9. August 1999, dem Tag der Sonnenfinsternis, ist Gunnar Brehme nach München gereist. Der Grund für sein Kommen ist nicht das große Naturereignis, in dessen Erwartung sich Menschenmassen mit "Sofi"-Brillen durch die Innenstadt drängen. Gunnar muss heute eine Gefängnisstrafe wegen Trunkenheit am Steuer antreten, die er einem "Wiesn"-Besuch vom letzten Jahr verdankt. In der Menge trifft er auf Tillmann und Moni, die mit einem Bus voller Schabbacher Laienspieler in der Stadt Station machen. Auch Hermann und Clarissa sind an diesem Tag nach München gekommen, um am Abend mit den "Günderrode-Liedern" eine gemeinsame Tournee zu starten. Das Schauspiel am Himmel ergreift selbst Gunnar in seinen bangen Gedanken. Fasziniert und brillenlos hat er aber zu lang in die Sonnenkorona geblickt und sich die Augen geblendet. Immerhin kann die Verletzung als Grund für einen Tag Haftaufschub dienen, und er beschließt, seine Exfrau Petra mit Reinhold und vor allem seine beiden Töchter zu besuchen, die inzwischen Teenager sind. Er trifft die Familie, als das Paar gerade aufbricht, um das Konzert von Hermann und Clarissa zu besuchen. So verbringt Gunnar den Abend allein mit den Töchtern und erlebt, dass Nadine, die ältere, ihn als ihren "richtigen" Vater nicht vergessen hat. Sie erinnert sich auch an den "Entertainer", den er auf dem Klavier spielt; sie kocht für ihn und versorgt ihn mit reichlich Wein. Gerührt beichtet Gunnar ihr, dass er für ein halbes Jahr in den Knast muss. Als Petra und Reinhold nach dem Konzert mit den beiden Künstlern zu einem Restaurant gehen wollen, kreuzt der Hunsrücker Reisebus ihren Weg. Hermann erfährt, dass Rudi, der Gastwirt von Schabbach, gestorben ist. Oft hatte er mit Clarissa über das treue, fast archaische Paar Rudi und Lenchen gesprochen. Nun hat der Tod die beiden, die eine Art Leitstern der dauerhaften Liebe waren, getrennt. Nach Clarissas Krankheit, die überwunden scheint, erinnert der Todesfall schockartig an die stete Be

Season 4 - Heimat-Fragmente: Die Frauen

Season 5 - Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht

Additional Specials

  • SPECIAL 0x2 Geschichten aus den Hunsrückdörfern

    • February 19, 1982
    • Das Erste

    Im Herbst 1980 entsteht der Dokumentarfilm „Geschichten aus den Hunsrückdörfern", zu einer Zeit, da Edgar Reitz sich gemeinsam mit seinem Co-Autor Peter Steinbach in Woppenroth im Hunsrück auf sein kommendes Projekt „Heimat" vorbereitet. Es sind die Geschichten dieser Region, Sagen, Kriegsanekdoten oder „Hunsrücker Stückel'sche", die von Hunsrückbewohnern dem Filmemacher, mithin dem Publikum erzählt werden. Die klassische Interviewsituation ist dabei aufgebrochen. Es geht nicht primär um die Informationen und deren vermeintlichen Charme, sondern um die Menschen, die diese mitteilen, um ihre Verortung in ihrem Umfeld, in ihrer Heimat.

  • SPECIAL 0x4 Schabbach ist überall

    • December 11, 2004
    • Das Erste

  • SPECIAL 0x5 Interview mit Edgar Reitz

    • June 20, 2013
    • Das Erste

  • SPECIAL 0x6 Bonus DVD zu Heimat 1-3

    • Das Erste

    Bonus DVD