Josef Klaus hätte am 15. August seinen 100. Geburtstag gefeiert. Der ehemalige Bundeskanzler, ÖVP-Obmann, Finanzminister und Salzburger Landeshauptmann regierte Österreich sechs Jahre lang in turbulenten Zeiten. Als „Reformer“ angetreten, versuchte der gebürtige Kärntner Klaus eine „Politik der Sachlichkeit“. Seine Regierung startete ambitionierte Reformen, die Österreich aus der Versteinerung des Nachkriegs-Proporz befreien sollten. Josef Klaus setzte erste Schritte für den Beitritt Österreichs zur damaligen EWG, sanierte den Staatshaushalt und ermöglichte das Rundfunkgesetz, mit dem der ORF neu errichtet wurde. Als Regierungschef sammelte Klaus junge Talente in seinem Kabinett, die später über Jahrzehnte Politik und Wirtschaft Österreichs mitgestalten sollten: Thomas Klestil, Alois Mock, Josef Taus und Leo Wallner. Im März 1970 verlor der ÖVP-Bundeskanzler, der von 1966 bis 1970 alleine regiert hatte, seine absolute Mehrheit gegen den SPÖ-Spitzenkandidaten Bruno Kreisky. Klaus trat zurück und äußerte sich nie mehr zu politischen Fragen. Der Politiker starb am 25. Juli 2001. Freunde, Zeitzeugen und Weggenossen erzählen über einen der bedeutendsten österreichischen Bundeskanzler, der wichtige Weichen stellte, doch dessen Bild im Bewusstsein vieler Österreicher blass blieb. (Text: ORF)