Den Placebo-Effekt kennt Prof. Ulrike Bingel aus eigener Erfahrung: Manchmal wirkt eine Tablette gegen Kopfschmerzen bei ihr, obwohl der Wirkstoff von ihrem Körper noch gar nicht aufgenommen wurde. Selbst Pillen ganz ohne jeden Wirkstoff können helfen, wenn man an die Wirkung glaubt. Vor allem Kinder sind für diesen Effekt empfänglich. Doch was die wenigsten wissen: Der Placebo-Effekt hat einen bösen Zwillingsbruder, den Nocebo-Effekt. Dabei können Angst und negative Erwartungen tatsächlich zu Beschwerden führen. Prof. Ulrike Bingel hat die Macht unserer negativen Gedanken lange erforscht: In einer Studie konnte die Neurologin nun nachweisen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Einstellung eines Patienten und der Wirksamkeit eines Medikamentes gibt. Bingel kommt zu einem fatalen Schluss: Im schlechtesten Fall macht eine negative Erwartungshaltung die Wirksamkeit eines Medikamentes sogar komplett zunichte. Doch die Forscherin hat auch Hoffnung: Wenn die Einstellung von Patienten gezielt beeinflusst wird – und negative Gedanken in positive umgewandelt werden, kann vielen chronisch kranken Menschen geholfen werden.