All Seasons

Season 1

  • S01E01 Gegensätze – Vom Mittelmeer zum Mont Blanc

    • December 20, 1992
    • BR

    Eine Reise durch den französischen Teil der Alpen zeigt Kontraste, wie sie dieses Gebirge in keinem anderen Land mehr bietet: von der mediterranen Kultur der Seealpen bis zur hochalpinen Gletscherlandschaft in Savoyen. Wer mit offenen Augen durch die einsamen Täler und wilden Schluchten fährt, muss feststellen, dass die auch in anderen Ländern prekäre Lage der Bergbauern in Frankreich dramatisch ist. In vielen Dörfern im Süden wurde die Landwirtschaft zum großen Teil ganz aufgegeben, sie stehen im Winter leer, dienen im Sommer den Abgewanderten oder Stadtflüchtigen als „residence secondaire“. Nur noch die alten Bauern erinnern sich an eine Zeit, in der die Arbeitsbedingungen in diesen Bergdörfern zwar hart, aber die Menschen ohne falsche Romantik zufrieden, vielleicht sogar glücklich waren. Heute werden die Seealpen von der Regierung und den Bauern selbst weitgehend aufgegeben, sie sind ein Refugium für Touristen, die noch relativ unberührte Berglandschaft suchen und die letzten Reste einer bis in die Römerzeit reichenden Siedlungskultur. Vor allem die spektakulären „villages perches“, die auf Hügel gebauten Haufendörfer im Hinterland von Nizza, sind steinerne Zeugen einer blühenden bäuerlichen Kultur. Im „Vallee des Merveilles“, einem unzugänglichen Hochtal im Nationalpark Mercantour, nahe an der italienischen Grenze, findet man sogar Spuren der allerersten Hirten, die sich in die Alpen gewagt haben: Circa 40 000 Zeichnungen aus der Bronzezeit sind im Gebiet des Monte Begu, eines heiligen Bergs, in die Felswände eingeritzt. Der nördliche Teil der französischen Alpen ist dichter besiedelt. Hier hat der Tourismus, vom Staat gelenkt, neue Einnahmequellen erschlossen, die zuweilen groteske Formen angenommen haben. Die berühmten Retortenstädte in Savoyen, die den modernen Massenskitourismus kanalisiert und die kalkulierte Vermarktung der Berge ins Extrem gesteigert haben, bilden einen bizarren Kontrast zum einsamen und

  • S01E02 Entdeckungen – Vom Matterhorn zum Genfer See

    • December 27, 1992
    • BR

    Zum Inbegriff eines Berges oder der Alpen wurde das Matterhorn dank seiner ungewöhnlich ausdrucksvollen und einprägsamen Gestalt. Entdeckt hat man es wegen seiner Abgelegenheit erst spät, als alle Konkurrenten in der Gunst von Forschern, Bergsteigern und Publikum, wie Mont Blanc oder Jungfrau, längst bezwungen waren. Berühmt wurde es nach dem 14. Juli 1865, dem Tag der Erstbesteigung, nach einem Ereignis, das an Dramatik kaum zu übertreffen ist und das Zermatt für kurze Zeit in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stellte. Da ist zunächst der Wettlauf zum Gipfel, den Eduard Whymper und seine Gefährten vor der italienischen Seilschaft gewinnen. Aber gleich nach diesem Sieg geschieht das Unglück. Wenige Meter unterhalb des Gipfels stürzen vier der sieben Expeditionsteilnehmer ab. In der Presse, vor allem in England, wurde zum ersten Mal leidenschaftlich über Sinn und Unsinn des Bergsteigens diskutiert. Damals, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, gab es in Zermatt ein paar hundert Einwohner, drei Gasthöfe und etwa 67 Betten. Heute kommen auf 3.500 Einwohner fünfmal so viel Betten. Der Tagestourismus verzeichnet bis zu 40.000 Besucher an einem Wochenende und alle haben das Ziel, dem Matterhorn, dem Monte Rosa und den anderen Eisriesen möglichst nahe zu kommen. Der älteste Bergführer der Welt, Ulrich Inderbinen, Jahrgang 1900, hat diese Entwicklung Zermatts vom kleinen Bauerndorf zum Hotelagglomerat miterlebt, ebenso wie den Wandel vom Bergsteiger- zum Seilbahntourismus. Die Landwirtschaft spielt in Zermatt längst eine untergeordnete Rolle. Anders im Rhonetal. Die kleinen Getreidefelder unterhalb des Furkapasses, die die Wiesenhänge in ein Schachbrett verwandeln, die Weinberge und Obstkulturen weiter flussabwärts geben der Landschaft ein bäuerliches Gepräge. Beeinträchtigt wird dieser Eindruck empfindlich durch Straßen und Verkehr, durch Industrieanlagen, vor allem Chemie- und Zementwerke und die ausufernden Gewerbe- und Wohngebiete nicht n

  • S01E03 Rund um den St. Gotthard – Von der Rigi zum Lago Maggiore

    • January 3, 1993
    • BR

    „Immer muss der Schweizer beim Gotthard beginnen, das ist der Anfang und das Ende seiner Geographie“, schreibt Heinrich Federer 1911. Am gewaltigen Massiv des St. Gotthard treffen die Hochgebirgsketten aus allen Himmelsrichtungen zusammen, ebenso wie die Sprachen der Schweiz: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Er ist die große Wasserscheide, wo wenige Kilometer voneinander entfernt Rhein, Rhone, Ticino und Reuß entspringen. Genau betrachtet beginnt der Gotthard in Amsterdam oder Basel und endet in Mailand. Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, als die Urner die Teufelsbrücke über die Schöllenen-Schlucht erbauen ließen, führten die Hauptverkehrswege am Gotthard vorbei über die Pässe des Wallis und Graubünden. Der Teufel, der nach der Sage die Brücke erbaut haben soll, hieß in Wirklichkeit Agosto da Tivoli, in der Mundart der Urner wurde daraus der „Tyfel“. Mit diesem Bauwerk wird der Gotthard zum bedeutendsten Pass Europas. Heute ist er einer der neuralgischen Punkte bei allen Überlegungen, wie man den ständig zunehmenden Verkehr im künftigen Europa überhaupt bewältigen kann. Die vernünftigste Lösung, der Bau eines Eisenbahn-basistunnels, um die Lastwagen endlich auf die Schiene zu bringen, wird in den nächsten Jahren begonnen. Die Tat der Urner Landbevölkerung machte den Gotthard aber auch zum bestimmenden Faktor bei der Gründung der Eidgenossenschaft vor 700 Jahren. Die Kontrolle dieses bedeutenden Handelsweges, das hatten die Urkantone damals erkannt, war der Schlüssel zu Reichtum und politischer Selbstständigkeit. Die diesen Bund gründeten, die Urner, Schwyzer und Unterwaldener, waren freilich keine freiheitsliebenden Hirten, wie es die Sage will, sondern adelige Grundbesitzer und freie Bauern. Dennoch ist ohne diesen Mythos vom Freiheitshelden Wilhelm Tell und ohne das Schiller’sche Drama die Schweizer Geschichte, vor allem die des 19. Jahrhunderts, nicht vorstellbar. Die drei Urkantone, zu denen sich b

  • S01E04 Bunte Steine – Vom Gardasee in die Dolomiten

    • January 10, 1993
    • BR

    Dieser Teil der Alpenreise führt weit zurück in die Vergangenheit der Berge, ihre Hebung und ihre Verwerfungen werden anschaulich, ihr eiszeitlicher Gletscherschliff, der Täler und Seen zurücklässt, mit ihrem ganz eigenen Klima wie am Gardasee. Aber auch Bergkuppen, die über das Eismeer hinausragen und somit Pflanzen vor dem Untergang bewahren, voreiszeitliche Blumen, die auch heute nur dort am Monte Baldo, am Monte Brione, zu finden sind, werden gezeigt. Hinunter ins Etschtal nach Trient, in die alte Konzilsstadt mit ihren wechselnden Herren, mal venezianisch, dann habsburgisch, schließlich italienisch. Dazwischen einer der grausamsten Kriege des 20. Jahrhunderts, der Erste Weltkrieg und die Alpenfront. Er teilt willkürlich und nachhaltig, was bis dahin neben- und miteinander bestand. Eingestreut wie Einsprengsel die Sprachinseln dieser Region, zunächst das Fersental mit seinem altertümlichen Deutsch. Je weiter die Reise nun vorangeht, um so märchenhafter ihre Stationen. Im Val di Cembra, im Zimberntal, ein Blick von der Ponte Alto in eine tiefe Schlucht aus reinem Porphyr, die bizarren Erdpyramiden von Segunzano und schließlich der Höhepunkt: die Riffe und Türme der Dolomiten, Rosengarten, Vajolet, Drei Zinnen – Berginseln im Luftmeer, Korallenbänke auf 2 000 Meter Höhe. Die Dolomiten gehören zum eindrucksvollsten, was die Alpen an Gestalt und Form hervorgebracht haben. Hinter dem Sella-Massiv in den ladinischen Tälern endet dieser Teil der Reise, vor den bleichen Bergen der Fanes-Alm, und aus den bunten Steinen formt sich das Bild einer Landschaft und auch ihrer Menschen. (Text: Bayerisches Fernsehen)

  • S01E05 Wege durch Tirol – Vom Vinschgau ins Inntal

    • January 17, 1993
    • BR

    Die Reise durch Tirol, das „Heilige Land Tirol“, beginnt dort, wo Berge, religiöser Brauch und bäuerliche Tradition einmal im Jahr, am Fronleichnamstag, in einer Art Hochglanzbild zusammenfinden, in Kastelruth in Südtirol mit dem Schlern im Hintergrund. Tirol ist ein altes Land und ebenso alt sind die Wege, auf denen Hirten, Bauern, Händler, Pilger und Soldaten durch Tirol zogen. So treiben noch immer Hirten aus dem Südtiroler Schnalstal ihre Schafe über Felssteige und die Schneefelder des Similaungletschers ins benachbarte Nordtiroler Ötztal auf die Sommerweide. Der Pass, das Niederjoch, liegt auf 3 017 Meter Höhe, nur 1 000 Höhenmeter tiefer befinden sich die Rofenhöfe, eine der höchstgelegenen Almen der Alpen und seit Jahrhunderten von den Schnalstalern genutzt. Den Weg übers Niederjoch könnte möglicherweise auch der prähistorische Mann gekannt haben, dessen mumifizierter Körper am Similaungletscher gefunden wurde. Weniger hoch gelegen, dafür wirtschaftlich bedeutender, ist der alte Handelsweg über den Reschenpass und nicht von ungefähr steht an seinem südlichen Eingang im oberen Vinschgau das Benediktinerkloster Marienberg, eines der früher so wichtigen Zivilisationszentren, die die Alpen kulturell und wirtschaftlich erschlossen haben. Sie verdrängten – auf der anderen Seite – das Alte, vor ihnen Bestehende, den Kult der Naturreligionen, deren steinerne Überreste, wie etwa die Schalensteine, noch entlang der Etsch zu finden sind, die alte Sprache, das „Chur-Welsche“ oder „Rätoromanische“, wie es vorher im Vinschgau gesprochen wurde. Sie hat nur noch in den Flur- und Ortsnamen überlebt: Kortsch, Latsch, Glurns zum Beispiel. Das Vinschgau ist voll von Obst, obwohl es zu den trockensten Tälern der Alpen gehört. Wasser und vor allem Wasserrechte haben jahrhundertelang eine große Rolle gespielt. Über Meran und Schloss Tirol führt der Weg nach Bozen. Zwei Kulturen treffen hier aufeinander, sichtbar an den Märk

  • S01E06 Salzberge – Von Berchtesgaden nach Hallstatt

    • January 24, 1993
    • BR

    Schatzkammer Salz – die wenigen uralten Fundstellen dieses Grundnahrungsmittels zwischen Reichenhall und Hallstatt bedeuten für die Ostalpen jahrtausendelang eine ähnliche wirtschaftliche Dynamik wie moderne Erdölfelder in der Wüste. Die Alpen sind an dieser Stelle nie Barriere gewesen, im Gegenteil, das Salz hat die Menschen magnetisch angezogen. Das ist der Grund für eines der ältesten Netze von Wegen und Passübergängen, für älteste Siedlungen, für früheste Formen von Industrie, von Reichtum und Städtebau mitten in den Alpen. Und früh wird hier gestritten um Macht und Herrschaft, um Rechte und um sehr exakte Grenzen. Individualität und Eigenständigkeit am Beispiel des Berchtesgadener Landes wird gezeigt, das einzige bayerische Kapitel dieser siebenteiligen Alpenreise. Das unterirdische Kapitel dieser Landschaft, die monumentale Unterwelt des Salzbergwerkes Berchtesgaden, und das oberirdische Kapitel, die Schönheit von Watzmann und Königsee, diese beiden außergewöhnlichen Reichtümer haben seit Jahrhunderten auch für ungewöhnlich viel Streit und Schacher gesorgt. Von den Berchtesgadener Stiftspröpsten bis zu Hitlers Obersalzberg und hin zur Vermarktung durch den modernen Tourismus zieht sich ein immer gleiches Leitmotiv durch die Berchtesgadener Geschichte – die Begehrlichkeit. Die Künstler stehen am Anfang des touristischen Zeitalters. Nicht umsonst beginnt diese Reise an einer Urzelle der neuen Wunschbild-, Traum- und Sehnsuchtsmalerei, am Malerwinkel am Königsee. Ein Motiv, das mit einer wahren Bilderflut zu einer Inflation der Gefühle geführt hat, zu Katarakten von Schlafzimmerbildern und Kitschpostkarten. Nun kann das Original nichts dafür, dass uns so viele Surrogate den Blick verstellen, dass es zum Klischee wurde und zum Abziehbild. Da geht es dem Watzmann nicht anders als der Mona Lisa und der Sixtinischen Madonna. Berchtesgaden und Salzburg stehen für die geistlichen Herrschaftszentren mitten in den Alpen. Die vergol

  • S01E07 Kaisergebirge – Von Bad Ischl nach Wien

    • January 31, 1993
    • BR

    Die Kaiser-Villa in Bad Ischl und die Wohn- und Jagdhäuser von Erzherzog Johann markieren das Eindringen einer neuen Nutzung, einer neuen Gesellschaft und eines neuen städtischen Seelengefühls in die Alpen, einer unwiderstehlichen Sehnsucht nach dem Echten und Wahren, nach schöner und unberührter Natur, die in wenigen Jahrzehnten zu einer alles vereinnahmenden Massenbewegung wird. Die Alpen werden zur Sommerfrische. Die große Wiener Gesellschaft kauft sich ein in den Alpen und besiedelt sie für eine Saison lang im Jahr. Das ist neu in Europa, und Kaiser Franz Joseph ist die Gallionsfigur dieser gesellschaftlichen Neuerschließung der Alpen. Luxus kommt in die Alpen, fashionabler Luxus und technischer Komfort. Die Gegenwelt dazu ist die frühe Eisenindustrie rund um den Steirischen Erzberg. „Dein Heimatland Steiermark ist das Land der Hammerschmiede“, sagt der Vater Rosegger zum Waldbauernbub, „die Täler sprühen und leuchten, wo die Hochöfen stehen. Und der Erzberg ist mehr wert als alles Gold und Silber von Österreich.“ Eine der letzten noch arbeitenden Sensenschmieden hinter dem Pyhrn-Pass und der geplünderte und devastierte Erzberg markieren den Anfang vom Ende eines ehernen Zeitalters in den österreichischen Ostalpen. Ein anderes frühes Beispiel von kaiserlicher Landespolitik mitten im Gebirge ist die Wallfahrt zur göttlichen Landesmutter von Mariazell. Der abgelegene Gnadenort war und ist die größte und berühmteste Wallfahrt im ganzen Alpenbogen und hat Menschenmassen ins Gebirge gezogen, Jahrhunderte bevor an einen Alpentourismus überhaupt zu denken war. In der Nachbarschaft baut sich Erzherzog Johann seine bäuerliche Gralsburg, den Brandhof, wohin er sich mit Anna Plochl zurückzieht, um als „der Brandhofer mit seiner Hausfrau“ ein echtes und rechtes Leben im Gebirge zu führen, der letzten Bastion der Einfachheit und Aufrichtigkeit. In vielerlei gefährlich ummäntelten Ideologien spukt diese Idee in immer mehr K