In den Niederlanden könnte die rechtspopulistische „Partei für die Freiheit“ (PVV) bei den Wahlen am 15. März 2017 stärkste Kraft werden. Für Migranten und Muslime im Land ist das ein Alptraum. „Re:“ zeigt, wie verhärtet die Positionen in der einstigen liberalen Vorzeigedemokratie sind. Wie wird die Gesellschaft durch diesen hochemotionalen Wahlkampf verändert? (Text: arte)
Seit der Ukraine-Krise wächst in Polen die Angst vor einem russischen Einmarsch. Zehntausende Männer und Frauen tauschen abends Blaumann, Krawatte und Pumps gegen eine olivgrüne Kampfmontur, um für die Verteidigung ihrer Heimat zu trainieren. Sogar das Bildungswesen hat der Trend zur Militarisierung erfasst: Über 30.000 Schüler besuchen in Polen sogenannte Uniformklassen, in denen militärisch trainiert wird, auch mit scharfen Waffen. Tendenz: steigend. (Text: arte)
Das Schicksal von Tausenden Menschen in Zypern ist bis heute ungeklärt. Das „Committee for Missing Persons in Cyprus“ exhumiert in anonymen Massengräbern verscharrte Opfer des Bürgerkrieges und übergibt die sterblichen Überreste den Hinterbliebenen. Die Frage der Vermissten und ihrer Schicksale ist eines der schmerzlichsten Kapitel in der Geschichte der Insel – in Genf verhandeln das griechische und türkische Zypern über eine Wiedervereinigung. (Text: arte)
Als Genka Shikerovas Auto zum zweiten Mal brannte, wusste sie, dass es ein Anschlag war. Sie ist Investigativ-Reporterin in Bulgarien und deckt immer wieder Missbrauch von Steuergeldern und kriminelle Machenschaften auf. Toma Belev, ein Umweltaktivist, ist ständigem Druck ausgesetzt, wenn er illegale Bauvorhaben öffentlich kritisiert. Zum Beispiel im Weltcup-Skigebiet Bansko. Dort seien zahlreiche Pisten und Lifte ohne Genehmigung gebaut worden. Seit dem demokratischen Wandel in Bulgarien liegt die Macht in den Händen weniger Unternehmer, die Wirtschaft, Politik und Medien dominieren. Wer deren Geschäfte kritisch hinterfragt, lebe gefährlich, so Belev. Die Justiz schaue meistens weg. (Text: arte)
Frankreich gilt als europäisches Vorbild in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Französinnen kehren schnell nach der Geburt wieder in den Job zurück. Als Folge werden weitaus mehr Kinder geboren als in Deutschland, zusätzlich sind die Betreuungsmöglichkeiten in Frankreich einzigartig. Doch die Doppelbelastung als berufstätige Mutter hat offenbar ihren Preis. Immer mehr Frauen melden sich zu Wort, die unter der frühen Fremdbetreuung ihrer Kinder leiden. Zugleich ist der Konsum von Psychopharmaka in Frankreich auffallend hoch. (Text: arte)
Homosexualität gilt im Islam als große Sünde. In der muslimischen Welt werden Schwule, Lesben und Transsexuelle im Namen der Religion verfolgt und mit dem Tode bedroht. Trotzdem lebt der französische Imam Ludovic Mohamed Zahed offen schwul und predigt seine tolerante Version des Islam mittlerweile in ganz Europa. Aber wie bringt er zusammen, was die große Mehrheit der Muslime für völlig unvereinbar hält? (Text: arte)
Der 73-jährige Johann Rauhof fährt seit 45 Jahren große Lkw durch Deutschland. Alte Brummifahrer wie er müssen alle fünf Jahre zu einem medizinischen Check. Aber reicht das? Während der Bedarf an LKW-Transporten kontinuierlich steigt, fehlt es den Spediteuren an Nachwuchs. Die Folge: Die Trucker werden immer älter und arbeiten zum Teil über ihre Rente hinaus. „Re:“ begleitet LKW-Opas quer durch Deutschland und erfährt von den Sorgen und Nöten einer alternden Branche. Stress, lange Arbeitszeiten und medizinische Versorgungsprobleme gehören zum Alltag. Das wirft eine entscheidende Frage auf: Werden die LKW-Opas zu einer Gefahr im Straßenverkehr? (Text: arte)
Im siebten Jahr des griechischen Schuldendramas ist die Krise auch bei den Jüngsten angekommen und zersetzt mittlerweile sogar den Kern der Gesellschaft: die Familie. Da der Staat maximal nur ein Jahr lang Arbeitslosengeld zahlt und eine Grundsicherung wie in Deutschland oder Frankreich in diesem Jahr überhaupt erst eingeführt wird, verarmen viele griechische Familien rapide. Sogar ihre Kinder können manche Eltern nicht mehr versorgen. So auch die beiden Athener Mütter Rania Theodoraki und Viktoria Bublienko. Ihre Kinder leben nun nicht mehr bei ihnen, sondern in einem Waisenhaus. (Text: arte)
„Sie werfen uns auf die Straße, nehmen uns die Arbeit und auch noch das Leben“, sagt ein Opfer dreier Zwangsräumungen in der zweitgrößten Stadt Spaniens, in Barcelona. Es sind keine vermummten Randalierer, sondern schuldlos verarmte Bürger, die um Wohnraum kämpfen. Spanien ist in Europa das Land mit den meisten Zwangsräumungen und mit den meisten leerstehenden Wohnungen. Eine Folge der Wirtschaftskrise und einer gigantischen Immobilienblase, die vor neun Jahren platzte. Die Spekulation geht weiter. Aber die Menschen wehren sich. Es ist eine Bewegung entstanden, die versucht, Zwangsräumungen zu verhindern. Das „Re:“-Team war eine Woche in der „europäischen Hauptstadt der Hausbesetzer“. (Text: arte)
Vom Klickzahl-Millionär zum echten Millionär nirgendwo in Europa geschieht das so häufig wie in Großbritannien. Rund 1.500 YouTube-Stars mit mehr als einer Million registrierten Fans gibt es weltweit, jeder zehnte von ihnen lebt und filmt sich im Vereinigten Königreich. Auf Englisch erreichen die britischen YouTuber vom Start weg ein weltweites Publikum. Hier werden Superstars wie Tanya Burr geboren, 27 Jahre alt, geschätztes Vermögen 2016: rund 2,5 Millionen Euro. Mehr als 300 Millionen Mal wurden ihre Videos geklickt. (Text: arte)
Wie bekommt man den Krieg aus dem Kopf? Vor diesem Problem stehen momentan Tausende junge Ukrainer, die im Osten des Landes gekämpft haben. Sie haben Kameraden fallen sehen, in permanenter Angst und Bedrohung gelebt. Und der Krieg geht im Kopf weiter: 50 bis 70 Prozent bräuchten psychologische Hilfe. Doch vom Staat gibt es die kaum. Auch Leonid Ostaltsev hat das erlebt. Seine Antwort darauf: „Pizza Veterano“. Von außen eine normale Pizzeria. Doch hier trägt der Pizzabäcker Flecktarn. Denn bei „Pizza Veterano“ arbeiten ausschließlich Kriegsheimkehrer. „Alle, die bei „Pizza Veterano arbeiten, haben das Gleiche durchgemacht. Wir verstehen uns“, sagt Leonid. In Militärkreisen hat sich seine Idee längst herumgesprochen. Pizza Veterano – inzwischen ein Treffpunkt für Soldaten auf Front-Urlaub. Mit Pizza gegen das Trauma und zurück ins Leben. Kann das funktionieren? (Text: arte)
Afghanische Flüchtlinge wurden in Deutschland meist jahrelang geduldet. Seit Dezember 2016 organisieren Bund und Länder nun Sammelabschiebungen für nicht anerkannte Asylbewerber vom Hindukusch. Obwohl sich die Sicherheitslage dort nach einem Bericht der Vereinten Nationen drastisch verschlechtert hat. Im Februar erst wurde ein junger Afghane, der kurz zuvor aus Bayern abgeschoben worden war, bei einem Anschlag in Kabul verletzt. Gleichwohl beharren deutsche Behörden auf dem Standpunkt, einige Teile Afghanistans seien sicher. Ist diese Aussage korrekt und auch dann haltbar, wenn man das Schicksal Abgeschobener vor Ort betrachtet? „Re:“ beleuchtet in Bayern und Afghanistan die menschlichen Folgen von Abschiebung. (Text: arte)
Rund tausend Kinder in Deutschland sind „Freilerner“. Sie lernen nicht in Schulen, sondern zu Hause in „Projekten“. Wie viel Zeit sie mit dem jeweiligen Stoff verbringen, ist ihnen selbst überlassen. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern, ist Freilernen in Deutschland nicht erlaubt. Wer seine Kinder dennoch zu Hause unterrichtet, riskiert Streit mit den Behörden bis hin zum Entzug des Sorgerechts. Die Reportage bietet einen Einblick in die Welt der Freilerner in Frankreich und Deutschland und zeigt, in welchem Spannungsfeld die betroffenen Familien stehen. (Text: arte)
Stefan Dürr gilt als einer der wichtigsten Agrar-Unternehmer Russlands. Er hat Putin zu Sanktionen gegenüber der EU geraten. Er von Putin persönlich die russische Staatsbürgerschaft bekommen. (Text: arte)
Quinten ist beinahe zwei Jahre alt. Die Hälfte der Woche verbringt er bei seinen beiden Müttern, die andere bei seinen zwei Vätern. Kennengelernt haben sich die beiden homosexuellen Paare über eine Co-Parenting-Plattform im Internet – ein virtueller Treffpunkt für homosexuelle Paare, die gemeinsam ein Kind haben wollen. Offiziell sind bis jetzt aber nur Quintens biologische Eltern, Gabriella und Steven, seine Erziehungsberechtigten. Doch das soll sich mit einem neuen Gesetz ändern, denn immer mehr Menschen in den Niederlanden setzen auf diese Familienform. (Text: arte)
Bosnien Herzegowina: Ein Zaun trennt den Schulhof zwischen bosnischen Muslimen und bosnischen Kroaten in Travnik. Und auch das Schulgebäude ist nach Ethnien getrennt. Die Muslima Amela ist hier zur Schule gegangen und mit dieser Teilung groß geworden. Doch nicht nur die Politik, sondern auch die Eltern pflegen die ethnische Abgrenzung vom Nachbarn. So war schon immer klar – Amela wird selbstverständlich einen Muslim heiraten. Kontakte zwischen den Volksgruppen sind unerwünscht, selbst in den Hofpausen. Dabei hatte das Verfassungsgericht schon 2012 die „Zwei-Schulen-unter-einem-Dach-Politik“ als verfassungswidrig erklärt. Im Alltag wird sie dennoch weiter praktiziert, auch wenn sie heute keiner mehr so nennen will. Vor zwei Jahrzehnten schossen in Bosnien – Herzegowina Nachbarn auf Nachbarn. Auch heute sind die Folgen des Krieges im Land noch sichtbar, in den zwischenmenschlichen Beziehungen sind sie allgegenwärtig. (Text: arte)
Das griechische Gesundheitssystem steckt in der Krise. Drei Millionen Griechen sind nicht krankenversichert. Tausende medizinische Fachkräfte haben das Land verlassen, die Ausgaben der Regierung für Gesundheit wurden seit der Finanzkrise halbiert. Ein Lichtblick für die Menschen ohne Versicherungsschutz sind die Sozialkliniken des Landes. Eine davon ist das Ellinikó im gleichnamigen Athener Stadtteil – für viele Patienten die letzte Anlaufstelle. „Re:“ zeigt den ehrenamtlichen Einsatz der Helfer im Ringen um die Gesundheitsversorgung für die sozial Schwächsten des Landes. (Text: arte)
Der Frankfurter Daniel Röder hat sie alle angestoßen: engagierte Europäer, die das Feld nicht den Nationalisten überlassen wollen. In mittlerweile sieben Ländern demonstrieren sie jeden Sonntag für Europa. Doch in Frankreich und den Niederlanden ist „Pulse of Europe“ noch klein, während Rechtspopulisten und Europagegner immer mehr Zustimmung gewinnen. Röder und seine Freunde in Amsterdam und Paris sind schwer herausgefordert, haben kaum noch Zeit für ihre Familien: Wie können die zusammenfinden und sichtbar werden, die ein geeintes Europa erhalten wollen? Und werden es genug sein? (Text: arte)
Beeinflussen Russlands Medien die politische Meinung in Europa? Von Berlin aus verbreitet der russische Staatssender RT (ehemals Russia Today) über einen Ableger News und Videos im Internet. Auf Deutsch. Von Putins Propaganda-Sender sprechen die einen, die Macher dagegen von einem „fehlenden Part“, den RT zeige. Erklärtes Ziel ist es, eine europäische Gegen-Öffentlichkeit zu schaffen. Auch der deutsch-französische Schauspieler Claude-Oliver Rudolph engagiert sich seit 2016 mit einer Kultur-Show für den Sender. Aber warum? Und was will der Kreml-Sender erreichen? (Text: arte)
Die in Deutschland lebenden Türken stecken derzeit in einem handfesten Konflikt. Im Vorfeld des Referendums über ein Präsidialsystem in der Türkei am 16. April 2017 ist die türkische Community tief gespalten. Immerhin 1,4 Millionen wahlberechtigte Türken leben in Deutschland. Unter ihnen viele Anhänger Erdogans. Aber es gibt auch Gegner, die eine Front gegen ihn bilden. „Hayir – Nein!“ liest man in diesen Tagen auf Häuserfassaden und Flugblättern. Bei einem knappen Wahlausgang könnten die Stimmen der Deutschtürken über das Schicksal der Türkei entscheiden. Was denken die Türken und Kurden in Kreuzberg, der vermeintlichen Multikulti-Idylle Berlins? (Text: arte)
Die sizilianische Mafia ist eine der berüchtigtsten Mafia-Organisationen der Welt. Wer sich mit ihr anlegt, lebt gefährlich. In kaum einer anderen Stadt wird das deutlicher sichtbar als in Palermo. Francesca Vannini und ihre Freunde wagen den Aufstand gegen die Mafia. „Ein Volk, das Schutzgeld zahlt, hat keine Würde“ unter diesem Motto ruft die Initiative Addio Pizzo zum Widerstand auf. Aktivisten zwischen 20 und 35 helfen Menschen, die sich gegen Schutzgelderpressungen wehren. Eine Geschichte über eine andere Art gegen die Mafia zu kämpfen. (Text: arte)
Wenn Carsten Stahl ein Klassenzimmer betritt, wird es still. Der Ex-RTL-Star ist eine Berliner Kiez-Größe und ehemaliger Bandenchef. Seine kriminelle Vergangenheit hat er hinter sich gelassen und mit dem Milieu gebrochen, um seiner neuen Mission zu folgen: Gewaltprävention an Schulen. „Re:“ begleitet Stahl auf seinen emotionsgeladenen Anti-Mobbing-Einsätzen an der Berliner Vincent van Gogh-Schule. Einfühlsam und konfrontativ, provozierend und verständnisvoll zugleich lockt der Coach auch die harten Fälle aus der Reserve. (Text: arte)
Am 16. April entscheidet das türkische Volk über die Einführung eines Präsidialsystems, mit dem die Befugnisse von Präsident Erdoğan weiter verstärkt werden sollen. Wie das Referendum eine ganze Nation spaltet, zeigt Arte Re: Erdoğans Referendum – der Weg in die Diktatur? In Istanbul treffen wir Vertreter aus beiden Lagern: einerseits die Cartoonistin Ipek Özsüslü (32), die sich in ihrer Satire-Zeitschrift immer wieder gegen Erdoğan und dessen Werte positioniert, andererseits den AKP-Jugendbetreuer Taha Kurt (30), der den Präsidenten als großen, fürsorglichen Bruder einer starken türkischen Familie empfindet und auf seinen Sieg hofft.
Als im August 2014 der „Islamischen Staat“ über die Jesiden im Nordirak herfallen, schämt sich Hammed Khamis als Berliner Moslem für die furchtbaren Verbrechen – besonders vor seiner besten Freundin, der Jesidin Tamara. Sie ist schwanger, und für die Taufe ihres Kindes nach jesidischem Brauch benötigt sie etwas, das es in Europa nicht gibt: das heilige Wasser aus der Quelle von Lalisch, dem Heiligtum der Jesiden im Nordirak. Doch eine Reise dorthin wäre für die junge Mutter lebensgefährlich.Kurzentschlossen bietet Hammed an, das heilige Wasser für Tamara zu holen – eine Reise entlang der Front und durch vom IS zerstörte Gebiete. (Text: arte)
Paris – die Stadt der Liebe, die Stadt der Boulevards, die Stadt der Träume von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Doch zum Straßenbild gehören auch sie: Menschen, die unter den Brücken der Seine oder in den Eingängen der Geschäfte schlafen. 143.000 Menschen in Frankreich sind obdachlos, insgesamt 900.000 Menschen haben keinen festen Wohnsitz. Wirtschaftskrise und Wohnungsnot treiben immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit. Für ein EU-Land dabei beispiellos: Ein Viertel der Obdachlosen in Frankreich ist berufstätig, kann sich aber das Dach über dem Kopf nicht mehr leisten. Vor allem in der Gastronomie, im Bausektor und in Pflegeberufen sind die Löhne zu niedrig, um davon die hohen Pariser Mieten zu zahlen. Dem Klischee des Obdachlosen, der vor der Metro-Station bettelt, entspricht Majid Benhari überhaupt nicht. Der 37-Jährige ist groß, gepflegt und sportlich. Doch Majid Benhari ist seit eineinhalb Jahren obdachlos.
In kaum einem anderen westeuropäischen Land ist das Gefälle von Großstadt zum Land so groß wie in Frankreich. Die großen Städte platzen aus allen Nähten, in den Dörfern herrscht oft nur noch Trostlosigkeit. In der Nähe von Grenoble haben junge Menschen, – sie kommen aus der Stadt -, die Gegenrichtung eingeschlagen. Im 700-Seelen-Dorf Saint-Martin-de-la-Cluze haben sie den Laden und die einzige Bar wieder zum Leben erweckt. Und damit die Seele des Dorfes gerettet. Aber auch hier blicken sie misstrauisch auf die Eliten im fernen Paris, wenige Tage vor den französischen Präsidentschaftswahlen. (Text: arte)
Abdelghani Merah ist zu Fuß unterwegs von Marseille nach Paris, 1.000 Kilometer quer durch Frankreich. Mit seinem Marsch will er ein Zeichen setzen gegen den islamistischen Terror in Europa. Fünf Jahre ist es her, dass sein jüngerer Bruder in Toulouse bei einer islamistischen Anschlagserie sieben Menschen tötete. Mohamed Merah wurde noch auf der Flucht erschossen, ein weiterer Bruder wegen Mittäterschaft verurteilt. Abdelghani Merah hat mit seiner Familie gebrochen. Er möchte den Gräueltaten etwas entgegensetzen und im Gespräch mit den Menschen vor den Gefahren des Fundamentalismus warnen. (Text: arte)
Während in einigen Pariser Banlieues die Gewalt wieder einmal eskaliert, schreiben sich Jugendliche in Les Tarterêts Wut und Frust im Rhythmus des Rap von der Seele. Sie träumen von einem Wandel und einem Ausweg aus ihrem Ghetto. Corbeil-Essonnes im Süden der französischen Hauptstadt, wozu das Hochhausviertel gehört, gilt als ein Mekka des französischen Rap. Das extrem angesagte Rap-Duo PNL ist hier groß geworden. Newcomer aus dem sozialen Brennpunkt finden hier im Rap ein Sprachrohr. Soziale Missstände, persönlich erlebte Gewalt und Diskriminierung, schwelende politische Fragen verarbeiten sie in ihren Songs. Doch können sie mit ihrer Musik auch etwas bewegen? (Text: arte)
Bis in die 1960er Jahre waren die britischen Fischer wohlhabend und stolz. Durch die gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union verschlechterte sich ihre Situation deutlich. Heute ist der Fischfang in Großbritannien ein kaum noch lohnendes Geschäft. Als Denkzettel für die Politik und das Establishment haben die Fischer für den Brexit gestimmt. Aber wird sich ihre Situation damit verbessern? Die prominente Fondsmanagerin Gina Miller, die Klage gegen den Brexit eingereicht hatte, warnt: Der Austritt aus der EU wird für Großbritannien mit bislang unvorhersehbaren Folgen verbunden sein. (Text: arte)
Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will in Erfurt-Marbach eine Moschee bauen, mit Kuppel und Minarett. Es wäre der erste Moschee-Neubau in Thüringen. Bürgerinitiativen aus Marbach fordern deshalb eine Bürgerbeteiligung, die Stimmung ist gereizt. Politische Unterstützung kommt von der AfD im Thüringer Landtag. Letzte Eskalation: riesige Holzkreuze, die von Bürgern neben dem Baugelände der Moschee aufgestellt wurden. Ist das nur Fremdenfeindlichkeit oder doch Angst vor dem Islam? In Erfurt ist ein Kampf um religiöse Symbole und kulturelle Identität entbrannt. (Text: arte)
Europas Jugend hat eine neue Partylocation gefunden. Ibizia? Zu teuer. Lloret de Mar? Ein alter Hut. Wer viel und billig feiern will, den zieht es an den Zcre Beach nach Kroatien. Mehr als 100.000 Jugendliche pilgern jeden Sommer an den nur 400m langen Strand, an dem fünf Open Air Clubs ihre Gäste rund um die Uhr beschallen. Im 3.500-Seelen-Ort Novalja sind die 26.000 Betten die ganze Saison lang belegt ein höheres Pro-Kopf-Einkommen gibt es in ganz Kroatien nicht. Ein Riesengeschäft für die kroatische Bevölkerung? Mitnichten. Den großen Reibach machen allein die Partybetreiber und Reiseveranstalter. (Text: arte)
Die Wölfe kehren nach Mitteleuropa zurück – und schon sind Konflikte vorprogrammiert. Die einen freuen sich, dass das Tier nicht ausgerottet und durch ein EU-Recht unter Schutz gestellt wurde. Auf der anderen Seite stehen Landwirte und Schäfer, vor allem in Brandenburg – sie legen sich auf die Lauer und gehen auf die Pirsch. Gibt es eine gemeinsame Lösung für den Umgang mit dem mythenreichen Räuber? (Text: arte)
In den Pariser Vororten, nur wenige Kilometer vom mondänen Stadtkern entfernt, kommt es immer wieder zu aggressiven Attacken zwischen Polizei und Bewohnern. Feindselig und voller Unverständnis stehen sich dann meist Jugendliche und Polizisten gegenüber. Häufig werden diese urbanen Aufstände von den Einsatzkräften brutal niedergeschlagen. In den Banlieues empfinden fast alle eine tiefsitzende Wut auf die in ihren Augen rassistische Mehrheitsgesellschaft, die sie ausgrenzt, erniedrigt und demütigt. „Re:“ blickt hinter die Kulissen dieses zentralen sozialen Konflikts in Frankreich. (Text: arte)
Im ethnisch tief gespaltenen Kosovo versucht ein Hotel-Projekt das scheinbar Unmögliche: Zwei Roma leiten ein Team mit serbischen und albanischen Angestellten. Ein außergewöhnliches Projekt, denn diese Gruppen sind seit dem Kosovo-Krieg 1998 / 99 oft immer noch verfeindet, die Gräben zwischen den verschiedenen Ethnien noch tief. Viele Angehörige der Roma leben im Kosovo in Slums und tiefster Armut. Der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt ist ihnen oftmals verwehrt. Das Roma-Hotel Gracanica am Rande Pristinas will dagegen ein Zeichen setzen. (Text: arte)
Die Sprache des Gastlandes zu sprechen, ist der entscheidende Schritt auf dem langen Weg der Integration. Und doch erhielt in Deutschland 2016 nur jeder zweite Flüchtling einen Platz in einem Integrationskurs. Der deutsche Bundesrechnungshof hat jüngst den zuständigen Stellen ein verheerendes Zeugnis für die Effizienz ihrer Sprachkurse ausgestellt. Wie man schnell eine Sprache lernen kann, damit beschäftigt sich der britische Sprachcoach David Lebor aus England seit zehn Jahren. Er hat ein System von „Erinnerungstechniken“ entwickelt, das es Menschen ermöglichen soll, in wenigen Wochen eine Sprache zu erlernen. Sein Prinzip führt die Schüler weg von der Schulbank und hinein ins Leben – denn nur durch die Praxis im Alltag kann man wirklich in einer Sprache ankommen, so Lebor.
Der Antrittsbesuch in Israel des neuen deutschen Außenministers Sigmar Gabriel endete mit einem Eklat. Da er darauf bestand, auch israelische Bürgerrechtler zu treffen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Begegnung mit Gabriel kurzfristig ab. Netanjahus Begründung: „Ich werde keine Diplomaten treffen, die sich bei uns mit Organisationen verabreden, die unsere Soldaten als Kriegsverbrecher verleumden.“ Warum sind Nicht-Regierungs-Organisationen wie „Breaking the Silence“ in Israel so umstritten?
Das rumänische Donaudelta ist das zweitgrößte Delta der Welt, Unesco-Kulturerbe und seit 2007 ein durch die EU geschütztes Bioreservat. Hier treffen sich die großen europäischen Vogelströme auf ihrem Weg in den Süden. Doch die Anwohner, die seit Generationen vom Fischfang leben, sind wirtschaftlich am Ende. Die Umweltauflagen der Europäischen Union machen das kommerzielle Fischen selbst im kleinsten Ausmaß nahezu unmöglich. Und so prallen EU-Interessen und die Furcht vor dem wirtschaftlichen Kollaps aufeinander. „Re:“ begleitet eine der wenigen Fischerfamilien in ihrem harten Alltag. (Text: arte)
Shenda hat die mündliche Prüfung für die Fahrschule geschafft. Trotz aller Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Selbst Auto zu fahren dieser Traum erfüllt sich für die 25-Jährige aus Syrien gerade Leipzig. Doch ihr zweiter Traum scheint unerreichbar: eine Arbeit als Friseurin. Da hilft auch das einjährige Praktikum bei einem renommierten Friseur nichts. Denn in Syrien hat Shenda nur die 7. Klasse abgeschlossen. Seit Herbst drückt Shenda wieder die Schulbank und im Mai muss sie den deutschen Abschluss der neunten Klasse bestehen. Und einen Ausbildungsplatz finden. Der Afghane Qazi scheint dagegen schon am Ziel angekommen: Er hat im thüringischen Schmölln einen festen Arbeitsvertrag als Näher erhalten.
Sie verfolgen Jogger und Radfahrer, hinterlassen ihren Kot in öffentlichen Grünanlagen, verunreinigen Badeseen und bevölkern zu Hunderten Äcker und Parks. Nilgänse kommen aus Afrika und breiten sich ungehindert in Europa aus. Sie sind robust und anpassungsfähig. Landwirte und Spaziergänger sind machtlos gegen die Invasion. In einigen Bundesländern sind die renitenten Vögel bereits zum Abschuss freigegeben. Tierschützer schlagen Alarm. Bedrohen die Gänse heimische Arten, machen ihnen den Lebensraum streitig? Der Streit um die Einwanderer droht zu eskalieren. Gibt es eine Lösung im Gänsestreit? (Text: arte)
Kasim Shesho aus Bad Oeynhausen zog mit seinen Söhnen nach Shingal in den Nordirak, um gegen den „IS“ zu kämpfen. Als die Terroristen vor gut zweieinhalb Jahren tausende Jesiden ermordeten, verschleppten oder vertrieben, organisierte Shesho den Widerstand. Seitdem pendelt er zwischen Deutschland und Shingal – in der Hoffnung, dass der „IS“ irgendwann geschlagen sein wird und die jesidischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können. (Text: arte)
Seit dem 14. Februar sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in der Türkei, wegen angeblicher Terrorpropaganda und Volksverhetzung, in Einzelhaft. „Dabei hat er nur seinen Job gemacht“, sagt seine Schwester Ilkay. Sie kämpft für die Freilassung ihres Bruders: Organisiert Mahnwachen, Autokorsos und tritt im Fernsehen auf. Dabei ist Ilkay eher schüchtern, doch für ihren Bruder macht sie sich gegen Präsident Erdogan stark, der Deniz als seinen persönlichen Gefangenen betrachtet: Solange er im Amt sei, wolle er ihn nicht freilassen. #FreeDeniz wird zum Symbol für die Pressefreiheit. (Text: arte)
Kein anderes EU-Land baut so sehr auf Kohle wie Polen. Doch der Abbau ist unrentabel, die polnische Steinkohle liegt zu tief. Schon jetzt importiert Polen günstigere und bessere Kohle aus Ländern wie Russland oder gar den USA. Dazu kommt der Druck von der EU: Wenn Polen die Klimaschutzziele erreichen will, dann muss sich das Land von der Kohle lösen. Doch davon wollen viele Polen nichts wissen. Obwohl sie in ihrem Alltag durch das Heizen mit Kohle unter immensem Smog leiden, hängen besonders die Oberschlesier an diesem schmutzigen und teuren Energieträger. (Text: arte)
Fünf Jahre nach Abschaffung der Wehrpflicht hat die Bundeswehr ein massives Nachwuchsproblem. Die Belastung durch die zunehmenden Auslandseinsätze steigt, doch es gibt zu wenig Soldaten. Nach außen präsentiert sich die Bundeswehr als weltoffene und demokratische Armee, doch Diskriminierung, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit sind nach wie vor ein Problem. „Re:“ hinterfragt: In welchem Geiste werden die Soldaten ausgebildet? Begleitet werden ein Rekrut bei seiner Grundausbildung; ein Personalgewinnungsoffizier und eine junge Zeit-Soldatin bei ihrem ersten Auslandseinsatz in Afghanistan. (Text: arte)
Princess ist unermüdlich: Abends besucht sie die jungen Zwangsprostituierten auf dem Turiner Strich, gibt ihnen ihre Telefonnummer und lädt sie in ihr Büro ein. Tagsüber fährt sie regelmäßig zu Erstaufnahmezentren für Migranten und spricht Frauen an, die ihrer Meinung nach Opfer des nigerianischen Menschenhandels werden könnten. Sie kümmert sich um jene, die sich nach ihrer Flucht voller Ängste und Traumata vor ihren Schleppern in geheimen Unterkünften verstecken, die Princess und ihr Mann Alberto für sie organisieren. Alles Frauen, die mit falschen Versprechungen nach Europa gelockt und später mit Gewalt zur Prostitution gezwungen werden. Die TV-Reportage von Chiara Sambuchi zeigt die italienische Stadt Turin als Zentrum des nigerianischen Menschenhandels in Europa. Aus Turin werden die immer jüngeren Sexsklavinnen nach Frankreich, in die Bordelle Deutschlands, ebenso wie nach Dänemark und Norwegen geschickt.
Rainer Groll ist auf der Suche nach Talenten, konkret nach medizinischem Fachpersonal für den deutschen Markt, vorrangig nach Ärzten aus Osteuropa. Der europaweite Ärztemangel hat inzwischen ein neues Geschäftsmodell hervorgebracht, die „Ärztescouts“. Im Auftrag von deutschen Kliniken suchen sie Fachkräfte, die im Land nicht zu finden sind. Große Kliniken leisten sich eigene Scouts, um ihre Personallücken zu schließen. Rainer Groll ist einer von den selbständigen Vermittlern. In jüngster Zeit wird er vor allem in Tschechien, der Slowakei, Ungarn oder Lettland fündig. „Die Bedingungen hier sind für Ärzte sehr schwierig. Auch der Status eines Arztes ist nicht hoch, die Bezahlung schlecht“, schildert Groll die Situation in Osteuropa. Seit 2011 gilt die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit für die jungen Ost-Mitgliedsländer der EU – damit stehen den osteuropäischen Spezialisten die Türen nach Europa weit offen.
Das belgische Charleroi stand einst an der Spitze der europäischen Industrialisierung. Heute kämpft die Stadt gegen den wirtschaftlichen Niedergang. Viele Fabriken wurden bereits stillgelegt. Stahlwerke und Eisenhütten wirken wie ein rostendes Industriemuseum. Die Arbeiter, aber auch die Politiker sehen sich mit der Frage konfrontiert, ob die Wirtschaft den Konzernen oder den Menschen dient. (Text: arte)
Sechs Studenten leben Tür an Tür mit 160 Senioren. Das ganze ist ein Experiment der Generationen im Altenheim „Humanitas“ in Deventer, 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Jung und Alt sollen von diesem Projekt profitieren. Die Studenten erhalten kostenlosen Wohnraum. Als Gegenleistung müssen sie 30 Stunden im Monat mit den Senioren verbringen. Die Sendung „Re“ hat die Musical-Studentin Jolieke van der Wals über mehrere Monate begleitet. Die Reportage zeigt ihre persönliche Entwicklung und wie sie trotz anfänglicher Schwierigkeiten nach und nach Kontakt zu den Senioren aufbaut. Die 20-Jährige wollte endlich weg von Zuhause und auf eigenen Beinen stehen. Doch wie findet man ein bezahlbares Zimmer? Der studentische Wohnungsmarkt in den Niederlanden zählt nach Großbritannien zu den teuersten Europas. 300 bis 600 Euro im Monat zahlen holländische Studierende für ein Zimmer.
Seit Jahrtausenden ziehen Schäfer mit ihren Herden durch Gebirge und Weiden Europas. Die Schafe halten Grünflächen in Schuss, verdichten den Boden und liefern Wolle und Fleisch. Doch der traditionsreiche Beruf steht vor dem Aus: Trotz 70-Stunden-Woche kommen viele kaum über die Runden. „Re:“ trifft Schäfer, die alles dafür tun, die Schäferei lebendig zu halten. Seien es die Pariser Stadtschäfer, die mit ihrer Herde in den Banlieues für Aufsehen sorgen oder eine der wenigen Schäferinnen auf der Schwäbischen Alb sowie der umtriebige Deichschäfer, der durch Vergrößerung die Zukunft des Betriebs sichert. (Text: arte)
Für die Bewohner der schottischen Insel Eigg zählt nur eins: ihre Freiheit. Als der frühere Besitzer der Insel ihnen auf die Nerven ging, jagten sie ihn zum Teufel und kauften das Eiland vor 20 Jahren einfach selbst. Seitdem führen die Insulaner ein Leben in größtmöglicher Unabhängigkeit vom Festland, zum Beispiel mit einer weltweit einzigartigen, regenerativen Energieversorgung. Jeder hilft jedem, sei es beim Entladen der Fähre oder beim Hausbau. Die Rebellen kämpfen gegen jede Bevormundung, auch die, jetzt mit London Europa verlassen zu müssen. Willkommen in der „freien Volksrepublik“ Eigg. (Text: arte)
Bereits 2001 hat Portugal eines der liberalsten Drogengesetze der Welt erlassen. Die Behörden setzen nicht mehr auf den Krieg gegen die Drogenkriminalität, sondern auf Aufklärung, Therapien und vor allem Prävention. Für den Besitz von Drogen gelten seither hohe Grenzwerte: 25 Gramm Cannabis, fünf Gramm Haschisch, zwei Gramm Kokain oder ein Gramm Heroin darf jeder mit sich führen. Was hat sich dadurch verändert? Der Junkie Sergio arbeitet in einer Selbsthilfegruppe und hilft anderen Drogenkonsumenten. „Re“ begleitet ihn zu einem der Hotspots der portugiesischen Drogenszene. (Text: arte)
Der „SV Babelsberg 03“ ist vor allem durch seine leidenschaftliche linke Fan- und Ultraszene bekannt. Fußball und politisches Engagement gegen Ausländerhass und Homophobie das gehört in Babelsberg zusammen. Immer wieder kommt es deshalb in der Regionalliga Nordost zu Anfeindungen durch gegnerische Fans. Mit dem „FC Energie Cottbus“ ist das zu einer regelrechten Fan-Feindschaft geworden. Der ehemalige Bundesliga-Verein hat seit Jahren ein Problem mit rechten Ultragruppen. Im Brandenburg-Derby zwischen beiden Clubs droht die Situation zu eskalieren. (Text: arte)
Am 8. Juni finden in Großbritannien Unterhauswahlen statt. Premierministerin Theresa May will ein starkes Mandat für die kommenden Verhandlungen mit der EU und setzt voll auf die „Brexit-Karte“. Aber nicht alle Briten sind mit dem harten Kurs ihrer Regierungschefin einverstanden. Überall im Land stellen sich Pro-EU-Aktivisten gegen May. Haben die EU-freundlichen Briten, die sich in Organisationen wie „Open Britain“ zusammenfinden und für einen weichen Brexit kämpfen, überhaupt eine Chance? Die Sendung „Re:“ über einen Wahlkampf, der Großbritannien spaltet. (Text: arte)
Bernd Ihlefeldt weiß, dass er bald sterben muss. Der 49-jährige ist unheilbar an Krebs erkrankt. Aber er hat noch einen letzten Wunsch. Mit seiner Frau möchte er Freunde im Frankenwald besuchen. Marco Roscher, Koordinator des Projekts „Wünschewagen“ vom Arbeiter-Samariter-Bund in Brandenburg, will ihm diesen Wunsch erfüllen. Zusammen mit einem Netzwerk von etwa 80 ehrenamtlichen Helfern ermöglicht der ausgebildete Rettungssanitäter Sterbenden und deren Angehörigen einen würdevollen Abschied. Mit dem „Wünschewagen“ – einem umgebauten Rettungsfahrzeug – können auch Schwerstkranke sicher reisen. Nur Fahrten zu Sterbehilfe-Einrichtungen ins Ausland sind ausdrücklich tabu. Bei jeder Tour taucht Marco Roscher tief in die Lebenswelten der Kranken ein. Er erlebt Hoffnungen, Trauer, Freude. Immer wieder kommt es vor, dass „Fahrgäste“ sterben, bevor sie die Tour antreten können.
Warum gibt es in Deutschland eine Hunde-, aber keine Katzensteuer? Ist das gerecht? 13 Millionen Katzen sind Raubtiere auf vier Pfoten, potenzielle Meuchelmörder der Vogelwelt. Insbesondere freilaufende Tiere gelten als eine Gefahr für bedrohte Arten, wie Haubenlerchen oder Rauchschwalben. Mit den Einnahmen aus einer Zwangsabgabe könnten Streuner kastriert und so Millionen Vögel gerettet werden. Auch Sandkästen und Grünanlagen blieben vom Katzenkot verschont. Kritiker halten dagegen, dass Aufwand und Ertrag in keinem sinnvollen Verhältnis stünden. Wer ist im Recht? Die Sendung „Re:“ über einen handfesten Streit zwischen Katzen- und Vogelfreunden. (Text: arte)
Im südspanischen Granada protestieren Zehntausende gegen Reformen im Gesundheitssystem. An ihrer Spitze: Jesús Candel, ein charismatischer Notfallmediziner. Für viele ist er ein Vorbild im Kampf gegen die Korruption in Spanien. Mittlerweile organisiert der Arzt Demonstrationen gegen alles, was die Einwohner Granadas als ungerecht empfinden. Die Sendung „Re:“ begleitet Candel bei seinem Aufstieg zum „Volkshelden“. Taugt seine Initiative zum Prototyp einer neuen, direkten Demokratiebewegung? (Text: arte)
Ljudmilla Vdovichenko ist der Zumutungen überdrüssig, die sie täglich von den Hühnermastanlagen rund um das Dörfchen Oljanica, in der Zentralukraine, erreichen. Der ammoniakgeschwängerte Gestank, das nitratverunreinigte Grundwasser, die Misthaufen mit den Überresten toter Hühner überall am Ortsrand, die tonnenschweren LKW’s mit Hühnern und Futtermitteln, die dauernd über die Dorfstraße brettern und Risse in den Häusern hinterlassen. Die Rentnerin organisiert den Widerstand, sammelt Unterschriften gegen einen weiteren Ausbau der Hühnermastanlagen. Denn schon jetzt betreibt ein ukrainischer Großkonzern hier zwölf Stallanlagen, in denen jeweils 1,5 Millionen Hühner gemästet und im firmeneigenen Schlachthof geschlachtet werden. Damit ist „MHP“ der größte Geflügelfleischkonzern in Europa.
Es geht um die Geschichte der albanischen Familie Uka, die mit ihren zwei- und vierjährigen Kindern im letzten Herbst nach Deutschland kamen, um hier ein besseres Leben führen zu können. Mittlerweile ist ihr Asylantrag abgelehnt. In ein paar Wochen muss die Familie zurück. Wann genau, dass wissen sie noch nicht. „Re:“ wird sie begleiten: Von ihrem Flüchtlingswohnheim in Gießen, über Frankfurt, mit dem Flieger nach Tirana und dann von dort aus mit dem Bus bis in einen abgelegenen, staubigen Vorort der albanischen Stadt Skhoder. Was geschieht mit einer Familie, deren Hoffnungen auf ein Leben in Deutschland zerplatzt sind und die jetzt einen Neuanfang wagen muss? Das Magazin „Re:“ wird mit der Kamera nah dabei sein, wird an den letzten Tagen in Deutschland erfahren, was sie sich noch vor ein paar Monaten hier erträumt hatten und dann mit ihnen nach Hause fahren. Dokumentarisch und nah an den Protagonisten, mit einem kleinen Team und sauber geführter Großchip-Handkamera.
Die Situation in Neapel ist dramatisch: Zehn Prozent der Menschen leben dort in absoluter Armut. Besonders im Problemviertel Barra – hier bricht fast jeder dritte Jugendliche die Schule ab und die Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Prozent. Viele steigen bei der Camorra ein. So auch der 22-jährige Ex-Kriminelle Antonio. Er stemmte sich gegen die Perspektivlosigkeit und sagte sich von der Szene los. Heute holt Antonio die Kinder von der Straße. Als Mitglied des Vereins „Il Tappeto di Iqbal“ trainiert er sie in der Sportart „Parkour“ und verhilft den Jugendlichen so zu einer neuen Lebenseinstellung. (Text: arte)
Anhimmeln, Anbaggern, Anschmiegen: In Moskaus „Jagdschulen“ lernen junge Russinnen, wie sie sich einen reichen Mann angeln. Eine Investition in die Zukunft – denn nirgendwo in Europa ist die Kluft zwischen Arm und Reich größer als in Russland. Die Schulen – für viele der einzige Ausweg aus einem Leben am Existenzminimum. Auch Tanja Tsupova ist auf der Suche nach einem Millionär – einem mit Herz. „Neben einem reichen Mann musst du nicht alles Mögliche tun, um zu überleben“, meint die 27-Jährige. Eine Geschichte über das Frauenbild in Russland – zwischen Püppchen und Powerfrau. (Text: arte)
Ein Riesenerfolg binnen fünf Jahren: In Dänemark hat die gebürtige Russin Selina Juul erreicht, dass die Lebensmittelabfälle um 25 Prozent reduziert wurden. Mittlerweile führt die Aktivistin eine Massenbewegung an, die zeigt, dass persönliche Initiative und bewusster Konsum sehr wohl einen Unterschied machen können. Weltweit landet etwa die Hälfte aller Lebensmittel auf dem Müll. Ein Großteil davon wäre vermeidbar, würden die Verbraucher nicht im Übermaß einkaufen, die Händler nicht vorauseilend wegwerfen, Kantinenbetreiber und Gastwirte nicht zu große Speisemengen produzieren. (Text: arte)
Eine heftige Erdbebenserie erschütterte Italien im vergangenen Jahr: Rund 300 Tote, zehntausende Obdachlose, viele zerstörte Kleinstädte und Dörfer. Inzwischen haben die Beben aufgehört und es ist still geworden um die betroffenen Menschen. Wie geht es ihnen heute – und was wurde aus den großen Versprechen vom raschen Wiederaufbau? Die Sendung „Re:“ zeigt, wie Bürokratie, unfähige Politiker und kriminelle Machenschaften die Betroffenen zwingen zu einem Leben in Baracken und Hotelzimmern. In ihrer Not versuchen die Menschen in den zerstörten Orten, sich selbst zu helfen. Dabei wollen sie verhindern, dass sich die Fehler des Wiederaufbaus nach früheren Erdbeben wiederholen. (Text: arte)
Wanderer und Radläufer begegnen sich heute selbst auf den entlegensten Gipfeln – und nicht immer verläuft das Zusammentreffen friedlich. Denn die Zeiten, in denen die Bergradler die breiten Forststraßen nahmen und die Fußgänger hauptsächlich auf schmalen Klettersteigen unterwegs waren, sind vorbei. Aus der einstigen Trendsportart Mountainbiking ist ein Breitensport geworden. Ist eine strikte Trennung der Routen die Lösung? Aus touristischem Interesse möchte man keine der beiden Gruppen vergraulen – im Einvernehmen mit dem Naturschutz. (Text: arte)
Die Schwestern Isabel und Susana Gonzalez sind Entenmuschel-Fischerinnen, so genannte „Percebeiras“, an der Steilküste im Süden von Galizien. Die Delikatessen werden auf dem Markt für bis zu 200 Euro pro Kilo gehandelt. Das Muschelsammeln ist ein lebensgefährlicher Job zwischen Felsen und Meer. Doch die Schwestern kämpfen nicht nur mit der Brandung, sondern auch gegen die traditionell männerdominierte Branche. Muschelfischer wie Manuel Rodriguez fühlen sich durch die weibliche Konkurrenz zunehmend bedroht. (Text: arte)
Seit einer Gesetzesänderung von 2014 hat in Rumänien eine wahre Kaufwut eingesetzt: das sogenannte „Landgrabbing“. Immer größere Flächen Agrarland werden von ausländischen Groß-Investoren gekauft, die hohe EU-Subventionen für eine landwirtschaftliche Nutzung einstreichen. Doch nicht selten ist dies gar nicht der Fall. Weide- und Ackerflächen werden zwar als solche gekauft, jedoch nicht genutzt. Leidtragende dieser Entwicklung sind heimische Kleinbauern – ihnen fehlt das Land und der Zugriff auf Förderung. Einer ganzen Generation einheimischer Bauern wird so buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Sendung „Re:“ trifft Leidtragende und Profiteure vor Ort. (Text: arte)
160 Kilo geballte Energie auf dem Fußballplatz, aber Luft nur für zwei Minuten. „Man versus Fat“, Männer gegen ihr Fett, heißt das Projekt. In ganz Großbritannien spielen inzwischen 1.500 Männer, gemeinsam haben sie schon 10 Tonnen abgenommen. Gespielt wird in speziellen Ligen nach einem genialen Konzept: Punkte gibt es nicht nur für geschossene Tore, sondern auch für verlorene Pfunde. Vor jedem Spieltag geht es deshalb auf die Waage. Das Diätprogramm funktioniert. Keiner will das Team blamieren, also nehmen alle ab. Und sie können endlich wieder ihrer alten Leidenschaft nachgehen, dem Fußball. (Text: arte)
Touristen, nächtlicher Lärm und immer mehr Ferienwohnungen dem Amsterdamer Robin Labrijn reicht es. Besonders Wohnraumanbieter wie „Wimdu“ und „AirBnB“ sind ihm ein Dorn im Auge. Denn die haben Amsterdam radikal verändert ganze Häuserzeilen werden inzwischen illegal an Touristen vermietet. Mit seiner Bürgerinitiative „Platform 1013“ kämpft er gegen die „Touristification“ seiner Nachbarschaft. In Berlin gibt es ähnliche Probleme. Hier versuchen Stadtbeamte, unangemeldete Ferienwohnungen aufzuspüren und Wohnraum an Berliner zurückzugeben. Anwohner oder Homesharer, wem gehört die Stadt?
Im Osten der Ukraine herrscht Krieg. 10.000 Tote auf beiden Seiten der Front. Doch neben den Opfern, die von ihren Angehörigen bestattet werden konnten, gelten viele Menschen bis heute als vermisst. Für die Familien, die nicht wissen, was mit ihren Söhnen, Vätern und Brüdern in diesem Krieg geschehen ist, ob sie leben oder tot sind, ein nicht enden wollendes Martyrium. Die 56-jährige Elena und der 65-jährige Nikolai aus Kriwoi Rog warten bis heute auf ein Lebenszeichen ihrer Söhne. 2014 gingen sie auf Seiten der Ukrainischen Armee in einen Krieg, von dem sie nicht ahnten, dass er sie in die Hölle führen würde. Was mit ihnen geschehen ist, ob sie in russischer Gefangenschaft sind, wie offiziell behauptet wird, sie leben oder tot sind, wissen sie nicht. Die einzige zivile Organisation, die in der sogenannten Anti Terrorist Operation Zone, dem vom Ukrainischen Militär kontrollierten Frontabschnitt, nach ihnen sucht, sind die Freiwilligen der „Schwarzen Tulpe“.
Ein G20-Gipfel mitten in einer Millionen-Metropole und dicht an einem linken Szeneviertel – das hat es so noch nicht gegeben. Kritiker und Protestler aus ganz Europa bereiten sich in Hamburg vor. Ihnen stehen rund 15.000 Polizisten gegenüber, die Präsidenten, Teilnehmer und Tagungsorte schützen sollen. Bereits wenige Tage vor dem Gipfel kommt es für die Stadt zu einer ersten Bewährungsprobe: Während tausende Aktivisten für mehr Klimaschutz, Demokratie und soziale Gerechtigkeit in der Innenstadt demonstrieren, wollen linksautonome Gruppen mit eigenen Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. (Text: arte)
„Hier würden wir gerne durchfahren, aber das ist zu gefährlich“, meinen Kristi Pinderi (28) und Xheni Karaj (26) und zeigen auf ein Zelt, das seit Wochen den Hauptboulevard von Tirana besetzt. Im und um das Zelt versammeln sich die Konservativen mit lauten Parolen gegen Europa und seine Werte. „Sie hassen auch uns Homosexuelle“, sagt Kristi, Leiter der „Pro LGBT“, Albaniens Organisation für Schwule, Lesben und Transgender. Er, Xeni und ihre Mitstreiter planen zum fünften Mal den „bikeride for pride“ – eine Fahrrad-Demonstration gegen Diskriminierung und Gewalt in der überwiegend erzkonservativen albanischen Gesellschaft. Dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen als 2012, als etwa 50 Radfahrer mit Regenbogenflaggen durch die Stadt fuhren und dabei mit Rauchbomben beschossen wurden. Denn die rechte demokratische Partei plant genau an diesem Tag einen Massenprotest.
Der Terror hat unsere Art Urlaub zu machen tiefgreifend verändert. Immer öfter reist die Angst mit und stellt mit dem Ausbleiben der Gäste die lokale Wirtschaft vor Probleme. Die Sendung „Re:“ begleitet eine Angestellte in einem großen Hotel im tunesischen Sousse. Hier hat im Jahr 2015 ein islamistischer Attentäter 38 Touristen am Strand erschossen. Zeitgleich beginnt in Tunis der Prozess gegen Sicherheitspersonal und Polizisten, die bei dem Attentat fehlerhaft agiert haben sollen. Die Stimmung im Hotel bei den Bediensteten wie bei den Touristen ist angespannt: Wird sich das Land je von dieser Attacke erholen? (Text: arte)
Der Krieg um die Wahrnehmung eskaliert. In einer Spezialausgabe seiner neuen Reportagereihe „Re:“ untersucht ARTE, was am vergangenen Wochenende in Hamburg wirklich geschah. Der Film zeigt aus mehreren Perspektiven, wie das Bild Hamburgs schwer beschädigt wurde. Es ging weit mehr kaputt als Autos und Schaufenster. Nicht nur das Ausmaß von Gewalt und Zerstörung ist beunruhigend. Es ist vor allem die Rücksichtslosigkeit, mit der die verschiedenen Interessengruppen ihre Bilder inszenieren, die erschreckt. Elf Autoren und acht Kamera-Teams waren am Wochenende für „Re:“ im Einsatz, um ein Bild der Ereignisse zu zeichnen, das Hintergründe der Geschehnisse erkennbar werden lässt. Es geht nicht nur um Randalierer, sondern auch um friedliche Demonstranten, es geht um Politik und ihre Optionen in einer von ‚sozialen Medien‘ hyperbeschleunigten Welt.
Der Look der Rechtsextremen hat sich geändert – wie auch ihre Parolen. Nun schicken sie ihre Frauen vor, um den Rechtsextremismus attraktiv zu machen. Auf Demonstrationen stehen sie als „Eyecatcher“ in der ersten Reihe, mit geflochtenen Zöpfen. Auf Facebook zeigen sie sich leicht bekleidet, verbunden mit dem islamfeindlichen Slogan: „Zu schön für einen Schleier.“ Und auf Instagram inszenieren sie sich als gefährliche Stadtguerilla, die dem multikulturellen System den Krieg erklärt. So wird in der extremen Rechten von heute „Sexyness“ zur Waffe, und selbst Mutterschaft zum Propagandainstrument. (Text: arte)
Der Film handelt von der Armut in Ungarn und von der ungarischen evangelischen Brudergemeinschaft, einer kleinen methodistischen Gemeinschaft, die sich der Armenfürsorge verschrieben hat. Am Beispiel dieser kleinen Kirche wird gezeigt, wie die ungarische Regierung mit Gesetzen und bürokratischen Hürden versucht diese Arbeit zu torpedieren. Die Taktik der Regierung hat System. Seit 2012 ein neues Kirchengesetz der Brudergemeinschaft den Kirchenstatus absprach, kämpft der Präsident dieser Kirche Pastor Iványi, ein offener Kritiker der Regierung Orban, um das Überleben seiner zahlreichen karitativen Einrichtungen. Der Film begleitet Pastor Iványi bei der Arbeit mit seinen Schützlingen, Obdachlosen, Alten und Romakindern. Und er schildert auch seinen täglichen Kampf gegen eine kafkaesk anmutende Bürokratie.
Mina und Sofie sind vier Monate zu früh geboren worden. So früh, dass sie ohne moderne Technik und die ständige Betreuung durch Ärzte und Pfleger nicht überleben werden. Der Anfang des Lebens ist eine medizinische und ethische Grauzone. Wann sollen Frühgeborene am Leben gehalten werden und wann im Sterben begleitet? In Europa gibt es unterschiedliche Leitlinien dazu. Axel von der Wense, Chefarzt einer Hamburger Neugeborenen-Intensivstation begleitet Frühgeborene wie Mina und Sofie auf dieser Grenze zwischen Leben und Tod.
„Wir werden den Verrätern die Köpfe abhacken“. Das sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zum Jahrestag des Putschversuches in der Türkei. Verräter sind für ihn auch alle Gefangenen. Kündigt er damit seine Unterstützung für die Wiedereinführung der Todesstrafe an? Re: begleitet die Frauen von drei Männern, die in türkischen Gefängnissen sitzen: ein Journalist, ein Karikaturist, ein Soldat. Die Frauen dürfen ihre Männer nur einmal pro Woche sehen, für eine Stunde. Sie alle fühlen sich als Geiseln Erdogans. Sie alle brauchen großen Mut, um in der Türkei des Jahres 2017 überleben zu können. (Text: arte)
Werner Schmidtke lebte 41 Jahre lang als Sklave der Sekte Colonia Dignidad in Chile. Sein Leben bestand aus Sklavenarbeit, Prügeln und Elektroschocks. Schuld ist auch der deutsche Staat, der von Misshandlungen wusste, aber wegschaute. Heute ist Werner Invalide und Hartz4-Empfänger. In der Colonia Dignidad wurden auch politische Häftlinge ermordet. Doch daran erinnert heute nichts. Im Gegenteil: Das Sektengelände ist ein Touristen-Magnet geworden. Dagegen kämpfen seit Jahren Menschenrechtler und seit Neuestem auch Ex-Sektenmitglieder, die bereit sind, die Geschichte aufzuarbeiten. (Text: arte)
Brennende Autos, Säureanschläge, Prügeleien: Der Taxikrieg in Spaniens Städten eskaliert. App-basierte Dienstleister wie Uber und dessen spanischer Konkurrent Cabify haben begonnen, den Taximarkt aufzumischen und radikale Taxifahrergewerkschaften wie „Elite Taxi“ wehren sich dagegen: mit lautstarken Demos mit Tausenden Teilnehmern und einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Es geht um die Zukunft der Branche: Dürfen sich angebliche „Sharing Economy“-Konzerne wie Uber über althergebrachte Regeln und Sicherheitsbestimmungen hinwegsetzen, Milliarden an Risikokapital verbrennen, um die eingesessenen Taxifahrer vom Markt zu drängen und auf Gewinne kaum Steuern zu zahlen? Oder haben Uber und Cabify recht, wenn sie sagen, dass der „mafiöse“ Taximarkt mit seiner undurchsichtigen Lizenzvergabe eine Liberalisierung gut gebrauchen könnte? „Re:“ trifft wütende Taxi-Aktivisten und verängstigte Uber-Fahrer auf den Straßen von Madrid und Barcelona. (Text: arte)
Waschen, Schneiden, Föhnen. Friseurin Tina will mit ihrem Handwerk Gutes tun. Seit knapp einem Jahr gehört sie zum harten Kern der „Barber Angels Brotherhood“. Unter der Leitung von Gründer Claus Niedermaier schneiden die Barber Angels Obdachlosen in ganz Deutschland kostenlos die Haare. Auch Tina ist an vielen Wochenenden im Einsatz, um Menschen wieder Mut zu machen. Einer ihrer obdachlosen Kunden ist „Elvis“. Der 69-Jährige lebt seit 30 Jahren auf der Straße. Was bleibt von den Friseur-Einsätzen übrig, und helfen sie auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben? Eine Reportage über soziales Engagement mit Schere und Kamm. (Text: arte)
Der Club Bassiani in Tiflis zählt nicht nur zu einem der besten Techno-Clubs weltweit, sondern ist zum Zentrum einer jungen georgischen Protestkultur geworden. Zviad Gelbakhiani und seine Freunde betreiben den Club Bassiani und setzen sich gegen Homophobie und für eine tolerante offene Gesellschaft ein. Auch wenn die Regierung des Landes seit der Unabhängigkeit Georgiens Richtung EU blickt, sind in vielen Köpfen die neuen Werte und der moderne Lifestyle noch nicht angekommen. Die Kirche hat enormen Einfluss, Homosexualität wird tabuisiert und so mancher träumt von den „guten alten Sowjet-Zeiten“. (Text: arte)
Der Berliner Satiriker Shahak Shapira ist bekannt für seine provokanten Aktionen. „Yolocaust“, wofür er Selfies, die Touristen vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin fotografiert haben, in Aufnahmen von Konzentrationslager hinein montierte, ging medial um die Welt. Seine neueste Aktion richtet sich gegen Hasskommentare im Internet: sexistische, rassistische oder antisemitische. Hasskommentare kennt er als Jude leider nur zu gut und der Hass im Internet nimmt zu, sagt Shapira. Viele antisemitische oder rassistische Kommentare auf Twitter oder Facebook werden von den Betreibern nicht, oder erst sehr spät entfernt. In Deutschland soll jetzt ein neues Gesetz die Internetplattformen dazu verpflichten, konsequenter gegen den Hass vorzugehen. Vielen reicht das nicht aus, sie werden lieber selbst aktiv. Unter ihnen ist auch der Ex-Neonazi Kevin Müller, der beide Seiten des Hasses kennt.
Seit nahezu 20 Jahren ist der Bürgerkrieg in Nordirland vorbei, leben die Menschen offiziell in Frieden. Faktisch ist die Gesellschaft nach wie vor gespalten: In der 300.000-Einwohner Metropole Belfast bestimmen die so genannten „Peace Walls“ errichtet, um die gewaltsamen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken zu verhindern noch heute den Alltag. 90 Prozent der Schüler lernen entweder in einer protestantischen oder katholischen Schule, gerade einmal zehn Prozent an integrierten Schulen. Der Brexit droht den schwelenden Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken erneut anzufachen und alte Wunden aufzureißen. Denn obwohl die Nordiren im vergangenen Jahr mit deutlicher Mehrheit gegen den EU-Ausstieg gestimmt haben, werden sie die Europäische Union verlassen Nordirland gehört zu Großbritannien, kann daher keinen Alleingang durchsetzen. (Text: arte)
Zweieinhalb Stunden von Lyon entfernt wollen Benjamin Lesage und seine Freunde ein alternatives Lebensmodell entwerfen, jenseits der kapitalistischen Überflussgesellschaft. Eotopia heißt ihr Projekt, ein ökologisches und ökonomisches Experiment, die Utopie einer besseren Welt. Sie träumen von einem nachhaltigen Leben als Selbstversorger, in dem Geld keine Rolle mehr spielt. Weniger Besitz, weniger Kosten, dafür mehr Zeit, mehr Freiheit, mehr Nähe zur Natur. Doch wie realistisch ist diese Utopie? (Text: arte)
Der Anbau und Schmuggel von Cannabis ist ein Milliardengeschäft für die albanische Mafia. Albanien ist weltweit einer der größten Produzenten der Droge geworden – begünstigt durch Korruption, eine schwache Justiz und die weitverbreitete Armut. Auf Druck der EU hat die Regierung der Cannabis-Mafia den Krieg erklärt. Mit Erfolg? (Text: arte)
Im südspanischen Andalusien sorgen industrielle Olivenplantagen für Konflikte. In der ohnehin trockenen Region werden die letzten Grundwasser-Reserven angezapft. Wasser, das den Menschen in der Gegend zunehmend fehlt. Immer mehr Dörfer werden verlassen, Landstriche drohen zu verwüsten. Eine Gruppe von Aktivisten kämpft nun um ihr Recht auf Wasser. David Dene und Pepe Rivera kämpfen gegen die Zeit. Die letzte Wasserquelle im Dorf der Umweltaktivisten und ihrer Mitstreiter droht zu versiegen. Ein Grund dafür sind riesige Olivenplantagen in der Region und ihr immenser Bedarf an Wasser: Bis zu 2.000 Bäume pro Hektar – und jeder einzelne von ihnen schluckt mehrere Liter Wasser am Tag. Dazu werden die letzten Grundwasser-Reserven abgeschöpft. Das Problem: Das fossile Grundwasser ist nicht erneuerbar. Aktivisten, Dorfbewohner und Kleinbauern haben das Nachsehen. Denn bislang gibt es kein spanisches Gesetz, das die intensive Landwirtschaft und ihren hohen Wasserverbrauch verbietet.
„Schlanke Menschen sind attraktiver als dicke Menschen.“ Das ist die Botschaft, mit der sich vor allem Frauen täglich konfrontiert sehen. Ob in der U-Bahn, in Zeitschriften oder auf Instagram: Überall prangen Fotos von perfekten Frauenkörpern. Daher sind immer mehr Frauen mit ihrem Körper unglücklich in Deutschland laut einer aktuellen Studie 91 Prozent! Schluss damit, sagen die Aktivistinnen der Body-Positivity-Bewegung. Sie kämpfen dafür, dass Deutschlands Frauen zurück zu einem positiven, normalen Körperbild finden, auch mit Cellulite und Speckröllchen. Auch wer dick ist, kann schön sein! „Re:“ begleitet eine Frau, die ihre Kilos zu akzeptieren lernt. (Text: arte)
Die Bilder von ausgebrannten Autowracks in Portugal vom Juni 2017 sind traurige Zeugen einer der größten Waldbrandkatastrophen in Europa. Vierundsechzig Menschen fielen den Flammen zum Opfer – mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Landes. Der Umweltschützer Domingos Patachos mahnt seit Jahren, dass die eigentliche Ursache für die Waldbrände nicht die Hitze ist, sondern der blaue Eukalyptus. Die Pflanze stammt eigentlich aus Australien und ist wegen der ätherischen Öle, die sie enthält, leicht entzündlich. Außerdem entzieht sie dem Boden besonders viel Wasser. Da der Eukalyptus aber schnell wächst, ist er bei den Waldbauern äußerst beliebt und verdrängt immer mehr die einheimischen Bäume, vor allem die Kiefern. Ganze Plantagen mit Monokulturen sind entstanden – gefördert auch mit EU-Geldern. Sie liefern den Rohstoff für eine der wichtigsten Industrien Portugals: die Papierproduktion.
Hackerangriffe auf das Wahlkampfteam des französischen Präsidenten und Fake-News in sozialen Netzwerken, auch in Deutschland – Experten vermuten dahinter Putins Strategie, westliche Gesellschaften zu destabilisieren. Zwischen den Fronten befinden sich die rund vier Millionen russlanddeutsche Aussiedler, die ihrer alten Heimat oft noch stark verbunden sind. Sind sie deshalb anfälliger für russische Propaganda? „Re:“ begibt sich auf Spurensuche. Nach bewusst gestreuten Fake-News über eine angebliche Vergewaltigung eines russlanddeutschen Mädchens durch Flüchtlinge demonstrierten Zehntausende Russlanddeutsche gegen die Politik von Kanzlerin Merkel. Aber nicht nur solche bewusst gestreuten Fake News sind Ursache des Unmuts, sondern häufig auch die schwierige Integration vieler Spätaussiedler, für welche die deutsche Politik mitverantwortlich ist. Irina beispielsweise musste 18 Jahre lang warten, bis sie als Spätaussiedlerin zu ihrer Mutter nach Deutschland ausreisen durfte.
Etwa 100 Millionen Vögel werden in Europa pro Jahr gejagt, also ganz legal geschossen und gefangen. Dazu kommen 20 bis 40 Millionen Zugvögel, vor allem Finken und andere Singvögel, die illegal gejagt, und damit gewildert werden. Hot-Spots der Vogeljagd sind die Küsten und Inseln des Mittelmeeres, wie Malta. Dagegen kämpfen Vogelschützer vieler Länder, angeführt vom „Komitee gegen den Vogelmord“ aus Bonn. Mehrmals jährlich – vor allem während des Herbst- und Frühjahrszuges der gefiederten Migranten – werden in Italien, auf Zypern und Malta sogenannte Vogelschutzcamps veranstaltet, um den Wilderern mit Ferngläsern, Spektiven, Foto- und Videokameras auf die Spur zu kommen. Mit Erfolg! Ein Kamerateam von „Re:“ hat die Vogelschützer bei Ihrer „Jagd auf Vogeljäger“ auf Malta über mehrere Wochen begleitet. (Text: arte)
Die 83-jährige Marianne Rothmann aus München zieht um. Ihre vorerst letzte Station: eine Einrichtung für betreutes Wohnen am ungarischen Plattensee. In Deutschland hatte sie vergeblich einen Platz gesucht, doch die Pflegeheime, die in Frage kamen, waren entweder zu teuer oder belegt. Ihren Lebensabend verbringt sie jetzt am Balaton. Günstig und versorgt aber fern der Heimat. Im Internet hat Marianne Rothmann eine Einrichtung in der Nähe der ungarischen Kurstadt Héviz entdeckt, eine Gegend, die sie aus dem Urlaub kennt. Mit 83 Jahren möchte sie nicht mehr alleine zu Hause wohnen und ein Umzug zu den Kindern kommt nicht in Frage. Die gebürtige Schwäbin war ihr Leben lang selbstbestimmt und das soll auch möglichst so bleiben. In dem ungarischen Heim leben 45 Senioren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Ein- und Zweibettzimmern sowie in vier Bungalows für betreutes Wohnen. Mit deutschsprachiger Heimleitung, reichlich Pflegepersonal, Satelliten-Fernsehen und Karaoke-Partys.
Prepper, das sind Menschen, die jederzeit mit einer Katastrophe rechnen und sich so gut wie möglich darauf vorbereiten. Terror-Attentate, Unwetterkatastrophen oder langer Stromausfall – all das und noch viel mehr sind für Prepper jederzeit mögliche Szenarien. Mit großem Aufwand wappnen sie sich für das mögliche Ende unserer Zivilisation. „Re:“ erkundet die Welt der Prepper, die zivilisationsverwöhnten Bürgern ein wenig bizarr erscheinen mag. Und geht den Fragen nach: Wie schnell kann unsere Zivilisation lahmgelegt, Lebensmittel knapp werden und Strom und Energie ausfallen? Haben die Krisenpropheten womöglich recht und wir sind viel zu naiv? (Text: arte)
Seit Jahrhunderten gehört der Grindwalfang zur Geschichte der Färöer-Inseln im Nordatlantik. Das soll sich ändern. Tierschützer kritisieren die Jagd auf die Meeressäuger als ebenso unnötig wie grausam und rufen Touristen dazu auf, die Inseln als Urlaubsziel zu boykottieren. Das erhöht den Druck, denn neben der Fischerei gehört der Tourismus zum wichtigsten Standbein der Inselwirtschaft. „Re:“ begleitet Bewohner der Färöer-Inseln bei der Jagd nach den Meeressäugern und trifft die Tierschutzaktivisten der Gegenseite. Ist die martialische Tradition auf den Färöer Inseln noch zeitgemäß? (Text: arte)
Joan Lacomba ist auf Mallorca geboren, er ist Künstler und liebt seine Heimat. Bisher inspirierte ihn die Insel zu farbenfrohen Landschaftsbildern – jetzt baut der 83-jährige Kunstwerke aus Müll, den er an den Stränden der Insel sammelt. Mit seinen Müll-Kunstwerken will er den schmutzigen Hinterlassenschaften der Touristen zumindest einen Sinn geben. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie. Sein Sohn Gabriel ist Fotograf und fand die besten Motive bisher in den abgelegenen Bergregionen der Insel. Doch selbst die einst stillen Täler werden immer voller. „Sol y playa“, Sonne und Strand, das reicht vielen Touristen nicht mehr. Zahlreich erkunden sie das Hinterland und das Tramuntana-Gebirge, das seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Aber es gibt auch die Einheimischen, die finden, dass Mallorca dankbar über den Touristenansturm sein sollte.
Ein Naturparadies ist bedroht! Der Bialowieza-Nationalpark in Polen ist der letzte europäische Urwald und ein UNESCO-Weltnaturerbe. Seine beeindruckendsten Bewohner sind die 800 Kilogramm schweren Wisente. Daneben gibt es Wölfe, Luchse, Elche und mehr als 120 Vogelarten. Doch seit im März dieses Jahres die nationalkonservative Regierung in Warschau eine Verdreifachung des Holzeinschlags beschlossen hat, ist der Urwald zum Schauplatz eines Kampfes geworden. Umweltschützer der Organisation „Wildes Polen“ versuchen, die Abholzungen zu verhindern. Sie haben herausgefunden, dass es nicht – wie von offizieller Seite behauptet – um die Bekämpfung des Forstschädlings Borkenkäfer geht, sondern um kommerzielle Interessen beim Holzverkauf.
Eigentlich sieht es im Südtiroler Ort Mals ganz friedlich aus: schmucke Bauernhöfe, ein alter Dorfkern, traumhafte Landschaft. Aber unter der Oberfläche gärt es. Vor drei Jahren entschieden die Malser in einer Volksabstimmung, eine Landwirtschaft ohne Pestizide anzustreben. Beatrice Raas hat mit einigen Freundinnen damals den Stein ins Rollen gebracht – mit einem Leserbrief an die lokale Zeitung. Seit der Volksabstimmung stehen sich zwei Lager gegenüber: Auf der einen Seite die „Umweltrebellen“ um Beatrice und den Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger und auf der anderen Seite die konventionelle Obstwirtschaft, die in Südtirol durchaus eine gewichtige Rolle spielt. Zwar plädieren auch die Obstbauern für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pestiziden, aber ein komplettes Verbot ist ihnen zu radikal.
Emmanuel Kastanakis betreibt seit über 30 Jahren eine Firma für Heizungstechnik in Thessaloniki. Die Finanzkrise brachte den in Deutschland studierten Ingenieur an den Rand des Ruins. Jetzt braucht er wichtige Kredite, bekommt sie aber nur mit einem griechischen Schuldenschnitt. Dafür hofft er auf Unterstützung deutscher Politiker, vor allem auf Martin Schulz. Auch auf Sizilien bekommt der Kanzlerkandidat der SPD große Sympathien entgegen gebracht, denn im Süden Italiens fühlt man sich mit der Flüchtlingskrise allein gelassen. Der Zorn auf die Politik Angela Merkels wächst. Zwar kommen mittlerweile weniger Flüchtende über das Mittelmeer, doch wer das Festland erreicht, ist umso häufiger schwer traumatisiert von den libyschen Lagern. Lange hat Angela Merkel das Thema im Wahlkampf ignoriert, nun spricht sie sich offen für Einreise-Kontrollen bereits in Afrika aus.
Die Benediktinernonne Teresa Forcades kämpft seit zwei Jahren für ein unabhängiges Katalonien. Für sie ist es die Chance, eine sozialere und demokratischere Gesellschaft zu errichten. Dafür hat sie eine Auszeit von ihrem Leben im Kloster Montserrat genommen. Sie hat die Bewegung „Proces Constituent“ gegründet, mit der sie die Katalanen politisch mobilisieren will. Kritik an ihrem politischen Engagement aus dem Vatikan ignoriert sie. Ihre schärfste Widersacherin ist die Publizistin Miriam Tey, Vize-Präsidentin der Organisation „Katalanische Zivilgesellschaft“. Veränderungen will sie in einem vereinten Spanien erreichen. Auch für die Wirtschaft Kataloniens hält sie eine Abtrennung von Spanien für schädlich.
Santorin, die griechische Insel mit dem spektakulären Kraterrand, lockt jährlich Millionen Touristen. Hochzeitsreisende und Luxusurlauber zahlen bis zu 1.000 Euro die Nacht – so viel verdient ein Kellner oder Kofferträger im Monat. Sie arbeiten neun bis zwölf Stunden täglich, sieben Tage die Woche, acht bis neun Monate lang, ohne freien Tag. Ein Knochenjob in der sengenden Hitze von Oia, dem schönsten Inselstädtchen. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft lässt sie Vieles ertragen. (Text: arte)
In der Provinz Neapel ist die Wirtschaftskrise allgegenwärtig und die sozialen Lebensumstände sind prekär, doch Domenico und Raffaella heiraten im ganz großen Stil. Über ein Jahr lang planen sie den Festakt ihres Lebens. Mehr als 50.000 Euro werden investiert. Allein, um die Kosten für das Hochzeitskleid tragen zu können, schuftete der Bräutigam ein viertel Jahr lang auf dem Bau. (Text: arte)
Ein gefährlicher Job, knapp über dem Mindestlohn bezahlt: Fahrradboten, die mit großen pink- oder türkisfarbenen Thermoboxen auf dem Rücken durch europäische Großstädte rasen, sind ein neues Phänomen. Sie transportieren Essen aus Restaurants zu Kunden, die ihre Gerichte via Internet bestellt haben. Die Kuriere sind im Auftrag der konkurrierenden Startup-Unternehmen „Deliveroo“ und „Foodora“ unterwegs, in mittlerweile zwölf Ländern Europas. „Re:“ zeigt ihren rasanten und riskanten Alltag, und wie sie beginnen, sich zu organisieren – ein europäischer Arbeitskampf entsteht. (Text: arte)
94.000 Tonnen explosives Material und Landminen liegen heute noch in der Erde von Bosnien-Herzegowina. Damit ist das kleine Balkan-Land Europas trauriger Spitzenreiter. Laut Plan von 2009 sollten die Minen bis 2019 weitgehend beseitigt sein. Doch dieses Ziel wurde jetzt in weite Ferne gerückt und erst auf 2060 festgelegt. Der Grund für die Verzögerung: Korruption. Dass Bosniens Bevölkerung auch 22 Jahre nach Kriegsende inmitten von tödlichen Minenfeldern leben muss – für Davor Kolenda eine Schande. Er betreibt seit 18 Jahren eine eigene Minensuchfirma und macht den Filz und die Vetternwirtschaft in der staatlichen Minenbehörde für die verschleppte Minenräumung verantwortlich. Nach Ansicht Kolendas ein Skandal, da Minenunfälle billigend in Kauf genommen werden. Allein 250 Kinder sind nach dem Krieg in Minenfeldern verunglückt.
Nadeschda Kutepowa ist Anwältin und Umweltaktivistin aus der südlichen Uralregion Russlands. In der Nähe ihres Geburtsorts Osjorsk hat sich der erste große Atomunfall der Geschichte ereignet. Am 29 September 1957 explodierte hier in der Atomanlage "Majak" ein Atommülllager. Tausende Menschen wurden verstrahlt, aber die Sowjetführung verschwieg über 30 Jahre lang den Unfall in der Militäranlage. (rbb)
Geh' auf das Dach eines Hauses und stürze dich in die Tiefe! In den russischen sozialen Netzwerken soll es Menschen geben, die Jugendliche vorsätzlich in den Selbstmord treiben. Das behauptet die russische Journalistin Galina Mursalijewa. Sie glaubt, dass geschlossene Gruppen mit Namen wie #BlauerWal oder #MeerDerWale, Jugendliche manipulieren sie, bis die sich umbringen. Über 100 Jugendliche in ganz Russland sollen dieser Challenge schon zum Opfer gefallen sein. Auch die 16-jährige Diana sei so in den Tod getrieben worden, ist ihr Vater Sergej Pestov überzeugt. Doch es gibt zahlreiche Kritiker der Theorie. Einer der lautesten ist Georgi Apostolov. Er wirft Mursalijewa vor, dass sie die "Blue-Whale-Challenge" erfunden habe, um berühmt zu werden. (arte)
Eine Gruppe von Aussteigern lebt in einer abgelegenen Bucht auf der kanarischen Insel La Gomera. Sie bewohnen Höhlen direkt am Meer – ohne Strom und Wasser, ohne materielle Besitztümer. Fernab der Zivilisation haben sie sich eine eigene Welt aufgebaut. Macht das Leben im vermeintlichen Paradies wirklich glücklich?
Die Insel Mayotte – zwischen Mosambik und Madagaskar gelegen – ist einer der südlichsten Orte Europas. Als die sie umgebenden Inseln der Komoren ihre Unabhängigkeit erklärten, beschlossen die Bewohner von Mayotte per Referendum, Franzosen zu bleiben. Mittlerweile bereuen sie das, denn Paris hat sich jahrelang nicht für die Insel interessiert, die heute die ärmste Region Europas ist. Dennoch ist die Insel ein Magnet für illegale Migranten aus den Komoren. Die Geburtsklinik von Mayotte gehört zu den größten Europas. Täglich kommen hier um die 30 Kinder zur Welt. Zum Beispiel Hadjarati Soumaila: Sie kam mit einem Fischerboot von einer Nachbarinsel und lebt illegal in einem Slum nahe der Hauptstadt Mamoudzou. Drei ihrer sechs Kinder sind auf Mayotte geboren. Die Hebamme Hairati Houdjati ist Einheimische. Sie findet, Frankreich solle mehr für die Insel machen. „Paris hat uns einfach ignoriert, vernachlässigt“. „Re:“ über ein weit entferntes Stück Europa. (Text: arte)
Celil ist 16 Jahre alt und Hauptschüler in Deutschland. Er hat seit ein paar Wochen einen „Mentor“, den Studenten Joshua. Unter normalen Umständen hätten sich die beiden vermutlich nie kennen gelernt. Jetzt hilft Joshua ihm beim Training für die Aufnahmeprüfung bei der Polizei. Zusammengebracht hat die beiden die Organisation „Rock Your Life“. Mit dieser Idee, Studenten als ehrenamtliche Mentoren einzusetzen, haben schon fast 6.000 Hauptschüler bessere Chancen auf dem Weg ins Berufsleben bekommen. Europas Spitzenreiter in der Bildungsgerechtigkeit, Estland, setzt auf ein umfassendes Konzept. Schulessen, Schulbücher und öffentlicher Nahverkehr sind hier für jeden Schüler kostenlos. Und der Zugang zu Zukunftstechnologien bleibt nicht bloß denen überlassen, die es sich leisten können: Smartboards und 3D-Drucker nutzen hier alle. Kaarel Rundu ist Direktor des deutschen Gymnasiums in Tallinn. Er kennt die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem estnischen Schulsystem: „In Estland wird in Zusatzpersonal, individuelle Förderung und Zukunftstechnologie investiert. Die Eltern müssen nichts zusätzlich organisieren, für Zugang zu Logopäden, Psychologen, Sprach-Nachhilfe oder das Erlernen eines Musikinstrumentes. Unabhängig von ihrer Herkunft haben so alle Schüler die gleichen Möglichkeiten.“
Vor 32 Jahren kam es im Kraftwerk von Tschernobyl zur schwersten Atomkatastrophe der Geschichte. Doch in der radioaktiven Sperrzone herrscht keine Totenstille. Tausende Touristen strömen jedes Jahr zur Unfallstelle um eine einzigartige Sightseeing Tour zu erleben. Das Geschäft mit dem post-radioaktiven-Tourismus boomt. (ARTE)
Yvan Sagnet hat der Sklavenarbeit in der italienischen Landwirtschaft den Kampf angesagt. Der gebürtige Kameruner stand früher selbst auf den Feldern und pflückte für wenige Euro Tomaten. Seitdem kämpft er für die Rechte der hunderttausend Arbeiter aus Afrika und Osteuropa und gegen die Caporale, die kriminellen Arbeitsvermittler.
Shemsije Dërmaku ist Hochzeitsplanerin in Pristina, im Kosovo. Während die meisten Menschen im Land mit einem Monatsgehalt von rund 200 Euro auskommen müssen, kann sie sehr gut von ihrem Job leben. Sie bietet Luxushochzeiten an. 90 Prozent ihrer Kunden sind "Schatzis". So nennen die Einheimischen die Menschen, die einst ausgewandert sind und regelmäßig Geld in die Heimat schicken.
Phillip Irmer hat zum Schlachtfest geladen: Ein großes Schwein und zwei Fässer Bier sollen die Dorfgemeinschaft fördern. "Phillip Bier". Benannt nach ihm. Wenn er zum Gottesdienst einlädt, kommt fast niemand. Irmer ist Pfarrer in einer der Atheisten-Hochburgen Europas, in Nordböhmen, in Tschechien. Einst Heimat der deutschen Minderheit in der ehemaligen Tschechoslowakei. Heute ein sozialer Brennpunkt, in weiten Teilen gekennzeichnet von Armut und Verfall. Und so muss der Geistliche aus Deutschland hier andere Wege gehen, um seine christlichen Werte unter die Leute zu bekommen. (arte)
Die Grafschaft Leitrim im Norden Irlands: John O’Reilly arbeitet beim irischen Forstunternehmen Green Belt. In Zeiten des Klimawandels sieht er im Wald ein Business mit Zukunft. Auch weil die Aufforstung neue Jobs in der strukturschwachen Region bringt. So sieht das auch Brendan Lynch. Der 46-Jährige stammt aus einer Bauernfamilie, die ihren Lebensunterhalt lange mit der Viehzucht bestritten hat. Doch weil das Einkommen in den letzten Jahren drastisch gesunken ist, pflanzt er seit ein paar Jahren Fichten auf seinem Grundstück an. Die Gewinne sind steuerfrei und sollen auch seine Kinder absichern. Die Sorgen der Umweltschützer findet er übertrieben. Denn nicht alle Einwohner in Leitrim können sich mit den Fichtenwäldern anfreunden. Die Künstlerin Edwina Guckian hat vor zwei Jahren die Bürgerinitiative „Save Leitrim“ ins Leben gerufen.
Johannes Wurm leitet den Forstbetrieb Nürnberg. Das Baumsterben ist auch in seinem Revier sichtbar, vor allem bei Nadelholzbeständen, aber auch bei Buchen, die bisher als robust galten. Jedes Jahr lässt Johannes Wurm rund 200.000 neue Bäume pflanzen. Je nach Standorteignung wird entschieden, welche Baumarten in den Waldboden eingesetzt werden. Ziel ist ein robuster, klimatoleranterer Mischwald den mit Fichtenbeständen dominierten Wäldern Tschechiens hat der Vater des Forstwissenschaftlers Pavel Bednar schon vor Jahrzehnten erkannt, dass Monokulturen anfällig für Schäden sind. Als Förster begann er, in seinem Revier den Fichtenwald in einen resilienten Mischwald umzubauen. Mit Erfolg.
Der Taucher Matthias Ardizzon hat schon viele Schweizer Seen erkundet. Die gelten als besonders sauber. Ardizzon dagegen bekommt am Seegrund regelmäßig ein anderes Bild präsentiert: Müll – wohin sein Auge reicht. Er hat deshalb den Verein „Abfalltaucher Schweiz“ gegründet und ist unermüdlich daran, die Seen von Müll zu befreien. Jeder Schweizer produziert jährlich über 700 Kilogramm Abfall. Damit rangiert die Schweiz in Europa mit an der Spitze. Da die Abfallgebühren sehr hoch sind, sucht so mancher andere Wege und entsorgt seinen Unrat in der Natur. Viele der kristallklaren Bergseen verkommen zu Unterwassermüllhalden. Und in den Wäldern sieht es nicht besser aus.
Der Plan klingt kühn: Als erster Extrembergsteiger will Jost Kobusch den höchsten Gipfel der Welt allein und im Winter besteigen. Ohne Sauerstoff. Auf einer neuen Route. Er möchte sich der Naturgewalt mit so wenigen Hilfsmitteln wie möglich stellen – ein faires Kräftemessen, der majestätischen Größe des Mount Everest angemessen. Er kritisiert die Kommerzialisierung des Extremsports und jene Menschen, die auf Grund mangelnden Könnens und fehlender Physis nicht auf den Berg gehören. Sein Vorhaben sieht der junge Deutsche daher nicht nur als persönliche Grenzerfahrung, sondern auch als Protest gegen den Massentourismus.
Vor fünf Jahren hat der damalige Jurastudent Arbër Hajdari beschlossen, sich um die Armen in Albanien zu kümmern. Arbër gründete die Hilfsorganisation "Das andere Wochenende". Er hat tausenden albanischen Familien aus der Armut geholfen. Aber es bleibt noch sehr viel Arbeit: rund 40 Prozent aller Albaner leben von weniger als fünf Euro pro Tag.
Der Oberfranke Thorsten Sprenger gehört zu einer ganz besonderen Truppe freiwilliger Feuerwehrleute. Die Mitglieder von @fire sind international im Einsatz und werden zu Hilfe gerufen, wenn es Spezialwissen braucht, um z.B. bei großen Vegetationsbränden schwer erreichbare Glutnester aufzuspüren. Statt Hubschrauber, die aus der Luft löschen, sind dafür mobile Einsatzkräfte am Boden gefragt, die zu Fuß und mit leichtem Gerät ausrücken. Neue Techniken, wie sie die Helfer von @fire Katastrophenschutz Deutschland beherrschen, weil sie sie gezielt bei ihren Einsätzen im Ausland beobachten können und üben. Eine weitere Erkenntnis, die sich in der Brandbekämpfung immer mehr durchsetzt: Es braucht noch viel mehr Vernetzung und Austausch – nicht nur international, auch Feuerwehren und Förster müssen enger zusammenarbeiten. (Text: arte)
In Schweden hat der Oberste Gerichtshof in einem Urteil dem indigenen Volk der Samen die alleinige Vergabe der Jagdrechte für Kleinwild und Fisch zugesprochen. Für die Samen ein historisch bedeutender Moment, für die schwedischen Jäger ein Ärgernis. Es droht die Eskalation eines langen schwelenden Konfliktes: Wem gehört das Land der Rentiere?
Die Hakenkreuze im Stadtviertel um die Fußballstadien zeugen von der politischen Einstellung der Ultras. Sie sind männlich, rechts und demonstrieren schon vor dem Spiel ihre Stärke. Die "Lauta Army" von Lokomotiw Plowdiw ist eine der härtesten Ultra-Gruppen Europas. Die Reportage begleitet Petar, den Chef der Gruppe, vom Treffpunkt der Ultras zum Stadtderby und zeigt das Leben eines Hooligans. (arte)
Zu den Kampfstoffen gehören Artilleriemunition, Torpedos, Minen, Brand- und Sprengbomben. 75 Jahre nach Kriegsende sind sie eine tickende Gefahr für die Natur und den Menschen. Der Sprengstoff kann immer noch plötzlich explodieren, austretendes TNT und Senfgas sind hochgiftig.Bis heute erfolgt keine systematische und flächendeckende Sondierung und Räumung der Kampfstoffe in den Küstenmeeren, nur im Zusammenhang mit bodenberührenden Bauvorhaben. Dabei fordern Umweltverbände und Forscher schon lange ein gezieltes Handeln der Politik.Dieter Guldin und sein Team der Firma SeaTerra haben sich auf die Suche nach Kampfmitteln und Blindgänger spezialisiert. Mit eigener hochentwickelter Technik sondieren die Experten Quadratmeter für Quadratmeter am Meeresboden.
Heinz-Dieter Herper beginnt mit 74 Jahren einen neuen Lebensabschnitt. Er zieht auf einen Bauernhof. "Green Care" heißt der Trend aus Skandinavien, der Altenpflege mit Landwirtschaft verbindet. Angesichts des Überlebenskampfs zahlloser kleiner Bauernhöfe bei gleichzeitig fortschreitendem demografischem Wandel eine ideale Lösung für beide Seiten?
Als die Ärzte bei Alexis Fleming die unheilbare Krankheit Morbus Crohn diagnostizieren, geben sie der Schottin nicht viel Hoffnung. Doch Aufgeben ist für die 40-Jährige keine Option. Die Krankheit hat ihr mehr gegeben als genommen, sagt Alexis: „Trotz dieser schrecklichen Krankheit und meines geschundenen Körpers habe ich etwas gefunden, das mich jeden Tag aus dem Bett bringt. Etwas, das mir alles bedeutet! „Alexis nimmt all ihre Kraft zusammen und baut ein Sterbehospiz für Nutztiere auf. Hier lebt sie zusammen mit Legehennen, Schafen und Schweinen, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Bei ihr bekommen die Tiere nun das, was jeder im Angesicht des Todes verdient: ein Leben frei von Angst und Schmerz, begleitet von einem Menschen, der sie bedingungslos liebt.
Das Fahren von Schwerlasttransporten gilt als die Königsdisziplin der Trucker. Bis vor wenigen Jahren waren die sperrigen Ungetüme mit Überlänge, Überbreite und Begleitfahrzeugen eine Männerbastion. Heute sitzen auch Frauen hinter dem Steuer der Riesentrucks und transportieren Lasten durch ganz Europa.
Bin ich nur "schlecht drauf" und seelisch erschöpft, oder schon mitten in einer Depression? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen während der Pandemie. Je länger der Lockdown währt, desto mehr leiden vor allem junge Menschen, Familien und solche mit psychischen Vorerkrankungen unter dem Wegfall der normalen Tagesstruktur. Was hilft in der Krise?
Maria war Putzfrau, ihre Tochter arbeitete in einem Restaurant. Nun im Lockdown stehen beide im Schlamm – die Enkelin im Kinderwagen – und kratzen am Flussboden, auf der Suche nach der begehrten Ware. Das Muschelsammeln ist illegal, das Gebiet an der Tejo Mündung steht unter Naturschutz. Und doch kommen täglich mehr Menschen hierher. Jeder mit seiner eigenen Geschichte der Not. Das Geschäft mit den Muscheln boomt. Sie werden nach Italien und Spanien exportiert und gelangen von dort aus in die Supermärkte in ganz Europa. Ein Millionengeschäft. Die Polizei weiß davon, und doch ist es schwer, den Händlern und Zwischenhändlern beizukommen. (Text: arte)
Am 1. Juni 2021 begeht Simbach am Inn in Niederbayern ein trauriges Jubiläum. Sieben Menschen kamen vor fünf Jahren bei einem Jahrhundert-Hochwasser ums Leben. Der Simbach, der der Gemeinde Simbach am Inn in Niederbayern seinen Namen gegeben hat, ist eigentlich nur ein kleines Gewässer, doch Starkregen hatte den Simbach 2016 im Nu anschwellen lassen. Der Ort war von den Wassermassen, dem Treibholz und dem Schlamm, die diese mit sich brachten, regelrecht verwüstet worden. Die Katastrophe hat sich den Einwohnern tief ins Gedächtnis gebrannt. Inzwischen wurde zwar viel Aufbauarbeit geleistet, wichtige Schutz-Maßnahmen wurden angestoßen. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam und vieles steht bisher nur auf dem Papier. Unterdessen lässt die Angst, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte, die Bürger nicht los. Und die Angst ist berechtigt. Experten sagen: Starkregen und Sturzfluten, wie sie Simbach 2016 erlebt hat, werden zunehmen – eine von vielen Folgen des Klimawandels.
Heilen mit Blutegeln, Meerrettich oder Kräutern - mittlerweile sehen auch Schulmediziner in der Naturheilkunde eine wirksame Ergänzung zur klassischen Behandlung: Der Umweltmediziner Uwe Frank hat bei Studien an Pferden herausgefunden, dass Senföle bei leichten Infekten genau so wirksam wie Antibiotika sind. Annika Krause und Thorben Stieler bieten derweil Interessierten Kräuterwanderungen an. (arte)
Wie lebt man nach einem Terroranschlag weiter? 2016 verlor der Berliner Lehrer Fouad Zaim auf einer Klassenfahrt eine Kollegin und zwei Schülerinnen beim Attentat von Nizza. Insgesamt starben 87 Menschen, 434 wurden verletzt. Nun kehrt Fouad Zaim an den Ort des Schreckens zurück. Was wird heute für die Terroropfer getan?
Schon vor Corona waren sieben Millionen Deutsche überschuldet. Durch die Pandemie geraten jedoch immer mehr Geringverdiener und nun auch Soloselbständige in die Schuldenspirale. Das spüren auch die Schuldnerberater. Nadia Fiedler aus Würzburg und Inge Brümmer aus München sind am Limit: Im ersten Quartal 2021 hatten die Schuldnerberaterinnen rund ein Drittel mehr Anfragen ...
Die Naturschützer Irina Kashpei, Pavel Pinchuk und Elleni Vendras wollen genau das verhindern. Sie haben einen Antrag bei der UNESCO gestellt – Polesien soll Weltnaturerbe werden und so vor den Bulldozern geschützt werden. „Nur noch die Anerkennung als UNESCO Weltnaturerbe kann meine Heimat retten“, sagt Irina Kashpei. Sie ist selbst in Polesien geboren, ihre Großmutter lebt noch in der Region. Es geht um Ihre Heimat und um das Überleben vieler gefährdeter Säugetiere und Millionen von Vögeln.Damit ihr Antrag Chancen hat, machen die Wissenschaftler Grundlagenarbeit. Sie zählen Arten und Tiere, dokumentieren die enorme Biodiversität, sammeln alle Informationen, die ihnen zuträglich sind.Ein Kampf gegen die Zeit – in der Ukraine haben die Bauarbeiten für die gigantische Wasserstraße E40 bereits begonnen.
Sultan Aksu ist Ortsvorsteherin im historischen Viertel Kadiköy. Wenn wegen Wasserrohrbrüchen mal wieder das Wasser abgestellt wird, laufen bei ihr im Büro die Drähte heiß. Dabei haben Istanbuls Bürger meist eine kleine Wasserreserve im Haus. Denn das Leitungswasser verwenden die meisten nur zum Blumengießen und Duschen. Trinkwasser wird in Kanistern nach Hause geschleppt. Durch die maroden Leitungen versickert rund ein Viertel des Wassers im Boden, und auch sonst ist der Wasserverbrauch der Istanbuler enorm. Aksu will das ändern. Sie verteilt Wasserfilter und bringt sie manchmal sogar selbst vor Ort an, damit die Bewohner ihres Viertels mehr Wasser sparen.
„Hü“ steht für Halt, bei „Hott“ geht es rechts herum. Wenn Manuela Zimmermann mit ihrer Kaltblutstute Kyra Baumstämme „rückt“, müssen die Kommandos sitzen. Die beiden bewegen mehrere hundert Kilo Last über steiles Gelände. Selbst kleine Fehler hätten eine fatale Wirkung. Szenen wie diese könnten demnächst wieder häufiger zu sehen sein. Denn der Wald ist im Klima-Stress wie nie und braucht jetzt besonders nachhaltige Bewirtschaftung. Gegenüber Maschinen haben Pferde hier entscheidende Vorteile, denn sie sind leichter und arbeiten viel schonender. Försterin Monika Runkel hat das erkannt und möchte die Pferde zurück in den Wald holen.
34 Schüler leben aktuell in WGs auf dem Schulgelände. Von ihren Häusern blicken sie auch auf die riesige, hochmoderne Trainingshalle, die speziell für Artistik-Übungen ausgelegt ist. Nur sechs solcher Hallen gibt es in ganz Europa.“Manchmal wird es mir hier zu eng, dann gehe ich stundenlang in die Natur“, erzählt Ika, ehe sie in den nächsten Handstand geht und mit ihren Beinen kunstvolle Figuren in die Luft malt. Hinter ihr kreiseln währenddessen andere Schüler am Hochtrapez, Schülerinnen werfen sich wirbelnde Keulen zu. Anfang Mai ist Ika Pate einer Bewerberin für den neuen Jahrgang an der Artistenschule. Sie hilft Elisabeth in vielen Gesprächen und auch mit einigen Tipps zur verbesserten Aufführung.“Die Ausbildung hier ist wirklich super“, Ika hat sich entschieden, weitere zwei Jahre zur Artistenschule des Trägers CircArtive zu gehen. Jetzt möchte sie auch die Ausbildung zur geprüften „Artistin“ absolvieren. (Text: arte)
Für Frederik Leliaert sind Tauben sein Lebensinhalt. Er arbeitet bei dem belgischen Tauben-Auktionshaus Pipa. Regelmäßig ersteigern Liebhaber hier Vögel für Hunderttausende Euro. In seiner Freizeit trainiert Frederik die eigenen Tiere, um möglichst viele Rennen zu gewinnen. Frederiks Tauben haben einen einfachen Schlag. Anders als die einer seiner reichen Kunden. Der setzt auf Pool und Sauna. Doch Frederik ist sich sicher, dass die Luxusausstattung kaum Vorteile bringt: „Es macht keinen Unterschied, ob Du Dich für Tauben-, Hunde- oder Pferderennen begeisterst. Um zu siegen, ist die Leidenschaft die wichtigste Eigenschaft.“Gwendolin Wonneberger kann von Millionengewinnen nur träumen. Sie arbeitet bei der Kölner Taubenhilfe und versorgt dort 1.500 kranke und verletzte Tiere.
Loredana Rossi hat ihr Leben lang gekämpft: erst als Prostituierte, heute als Sozialarbeiterin und Mutter der Femminielli von Neapel. Auch mit ihren 60 Jahren denkt sie nicht daran, leiser zu werden. 21 Jahre hat sie sich auf dem Straßenstrich durchgeschlagen. Lange war das für sie die einzige Chance zu überleben und überhaupt als Frau wahrgenommen zu werden. Heute setzt sie sich für die nächste Generation von Transfrauen in Neapel ein der Millionenstadt im Süden Italiens lebt nicht nur eine der größten Transgender-Communities der Welt. Neapel ist auch das Zuhause einer besonderen Subkultur. Hier nennen sie sich Femminielli. Sie wurden als Jungen geboren, empfinden sich jedoch als Frau. Nicht alle entscheiden sich dabei für eine geschlechtsangleichende OP.
In den vergangenen Monaten kam es am Ätna zu starken Eruptionen. Große Mengen von Lava sind an den Gipfelkratern ausgetreten. Sie haben den Berg wachsen lassen. Ganze 40 Meter ist der Ätna in nur sechs Monaten höher geworden.Zwar haben die Lavaflüsse keine großen Schäden angerichtet, doch die Asche macht den Bewohnern der Region zu schaffen. Sie bedeckt Felder und Straßen und gerade Tiere und Pflanzen leiden unter ihr.Dabei macht sie die Region um den Ätna auch besonders fruchtbar. Ihre Weinbaugebiete sind heute berühmt, denn auf den mineralreichen Böden gedeihen besondere Trauben. Und von dem Tourismus, den der Vulkan anzieht, leben hier viele Menschen.Trotz der Besonderheiten, die das Leben am Berg mit sich bringt, belasten die neuerlichen Ausbrüche die Region. Gerade die Behörden wissen nicht mehr, wohin mit all dem Lava-Sand. Außerdem wird die Asche als Sondermüll eingestuft und bedarf einer teuren und aufwendigen Lagerung.
Filip Zahariew – achtzehn Jahre lang zog der Bulgare um den Globus, um in den Küchen dieser Welt sein Handwerk zu lernen. Seine letzte Station: das Sterne-Restaurant „Gruvelagaret“ auf der norwegischen Insel Spitzbergen. Sechs Jahre lang war er Küchenchef im nördlichsten Restaurant der Welt und heimste viele Preise ein. Doch das Heimweh ließ ihn nicht los. Vor einem Jahr kehrte der Spitzenkoch zurück in seine Heimatregion – von einem Ende der Welt zum anderen: Der Nord-Westen Bulgariens zählt zu den ärmsten Regionen der EU. Hier grassiert Abwanderung, die Bevölkerung überaltert, Dörfer verfallen und sterben aus. Ausgerechnet hier – im Dorf Stakevtsi, 70 km von Vidin entfernt – will der 35-Jährige ein Spitzenrestaurant und zwei Ferienhäuser eröffnen. Eigentlich sollte alles längst in Betrieb sein. Doch dem Spitzenkoch stellen sich immer wieder neue Schwierigkeiten in den Weg – sowohl bei den Behörden als auch bei den Renovierungsarbeiten.
Jede Woche kommt es in Schweden zu Schießereien. Wiederkehrende Berichte über Waffengewalt in Brennpunktbezirken gehören mittlerweile zum medialen Grundrauschen. Die meisten Fälle werden kaum noch von der Öffentlichkeit registriert. Dabei ist die Statistik alarmierend: In Schweden sterben jedes Jahr mehr Menschen durch Schusswaffen als im Rest Europas – mit steigender Tendenz. In den vergangenen fünf Jahren kam es zu mehr als 2500 Schießereien, 199 davon endeten tödlich, 588 Menschen wurden verletzt. Die meisten Opfer, aber auch die Täter, sind junge Männer. Viele von ihnen gehören kriminellen Banden an. Das Problem betrifft das ganze Land auch abseits der Großstädte.
Vincent Lartizien ist auf dem Weg ins Büro, kopfschüttelnd blickt er zu den riesigen Bewässerungsanlagen auf den vorbeiziehenden Feldern. In den vergangenen Jahren haben die Landwirte den Klimawandel immer stärker zu spüren bekommen – vor allem in Südeuropa werden die Sommer heißer und trockener.Vincent ist überzeugt: die Landwirtschaft muss in Zukunft auf Pflanzen setzen, die mit wenig Wasser auskommen. Seine persönliche Lieblings-Wunderwaffe: Hanf. Denn die robusten Pflanzen wachsen auch in unseren Breitengraden wie Unkraut. Gemeinsam mit der jungen Landwirtschaftsexpertin Camille klappert Vincent die Bauern ab, um sie von seinem Konzept zu überzeugen.Aus den Hanffasern möchte Vincent T-Shirts herstellen – eine ökologische Alternative zur Baumwolle. Das Besondere an seiner Idee: Alle Arbeitsschritte vom Anbau bis zur Schneiderei sollen in Frankreich bleiben. Doch ist das in unserer globalisierten Welt heute überhaupt noch möglich? (Text: arte)
Hunderttausende Tonnen Müll werden jedes Jahr von Deutschland nach Polen exportiert. Ein großer Teil davon landet auf illegalen Deponien im ganzen Land. Müllbrände und gefährliche Giftstoffe werden zur Belastung für die Anwohner. Die Suche nach den Müllschmugglern stellt die Ermittler in Deutschland vor Herausforderungen.
Die Schere zwischen Arm und Reich in Istanbul zeigt sich im Stadtbild der 18-Millionen-Metropole immer deutlicher. Man findet die Obdachlosen mitten drin – zwischen Touristen, Luxusgeschäften und Neubauten. Die 54-jährige Ayşe Tükrükçü hat selbst auf der Straße gelebt, nach Jahren der Zwangsprostitution konnte sie keinen Fuß mehr fassen und fand weder Arbeit noch eine Wohnung. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft und hilft nun anderen Wohnungslosen. Sie ist Teil eines Cafés, in dem Bedürftige umsonst essen können. Um das Projekt am Laufen zu halten, ist Ayşe auf Sponsoren angewiesen – neue zu finden, ist eine echte Herausforderung. Mustafa Karaman ist ebenfalls Freiwilliger in der Obdachlosenarbeit, gleichzeitig forscht er zum Thema, als einer der wenigen in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Vater hat er ein altes Postauto zur mobilen Suppenküche umgebaut und fährt damit abends durch Istanbul.
Ayrin ist eine gläubige Muslima und israelische Araberin. Sie trägt den Hijab sowie den jüdischen Davidstern. Yael Bengio ist eine gläubige, jüdische Rettungskraft, die ehrenamtlich mit Ayrin zusammenarbeitet. Arye Cohen ist ein ehrenamtlicher, jüdischer Sanitäter und Fahrer, das dritte wichtige Mitglied dieses Teams. In einem Land, in dem die Beziehungen zwischen den jüdischen und den arabischen Landsleuten angespannt sind, zeigen Teams wie Ayrin, Arye und Yael, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist. So divers wie das Team sind auch die Patienten, zu denen sie gerufen werden. Ein Brand in einem Altersheim, ein gläubiger Jude mit Verdacht auf Herzinfarkt, eine ältere Dame, die aus Frankreich nach Israel eingewandert ist und wenig Hebräisch spricht – ihnen allen begegnet das Team voller Respekt und versucht, auf ihren jeweiligen kulturellen Hintergrund Rücksicht zu nehmen. Dabei werden sie unterstützt vom wohl modernsten Rettungssystem der Welt.
Altes bewahren, Geschichte lebendig halten, einen Ort, an dem die Zeit etwas langsamer tickt – ganz wie in „Die Schöne und das Biest“. Von diesem Leben wie im Märchen träumt auch die 6-köpfige Familie Kwasnicki aus Kanada. Sie wollen nach Frankreich auswandern. Aber nicht irgendwie, sondern als Schlossbesitzer. Jetzt starten Jennifer und ihre Teenager-Tochter Aurora ihren ersten „Château Hunting Trip“ in der Bretagne. Die Vorstellungen sind klar. Ob sie der Realität auch standhalten, müssen sie noch herausfinden. In Corona-Zeiten ist die Nachfrage nach „Traumimmobilien“ deutlich gestiegen, berichten Makler.
Weniger als zwei Prozent der Iren spricht noch fließend irisches Gälisch, die Sprache ist kurz vor dem Aussterben. Doch eine Schule auf den Aran Islands - einer Inselgruppe knapp 50 Kilometer vor der irischen Westküste - will das verhindern. Hier können junge Iren Irisch lernen.
Eine unbeschwerte Kindheit und Jugend hatte Aicha, 21, nicht. Als Älteste von sechs Geschwistern musste sie früh Verantwortung für ihre Geschwister und im Haushalt übernehmen, weil ihre Eltern krank sind und von Hartz IV leben. Bei dem schweren Weg ins selbstbestimmte Berufsleben hilft ihr der Lichtblick Hasenbergl. Er unterstützt junge Menschen wie Aicha und ihre Freunde während der Schulzeit, der Ausbildung und auch noch danach. Auch bei Konflikten mit Behörden oder Familie steht er ihnen bei. Alle geben etwas zurück, engagieren sich in der Sozialeinrichtung. Denn sie wissen, was Geldnot und mehrere Nebenjobs bedeuten. Sie wollen anderen Betroffenen helfen.
„An den Hauptverkehrsstraßen kann keiner richtig schlafen oder das Fenster auf Kipp stellen“, sagt Akustik-Experte Christian Popp vom Lärmkontor Hamburg. Die Grenzwerte von 65 dB am Tage und 55 dB in der Nacht werden permanent überschritten. Eine mögliche Lösung zeigt Christian Popp an einer achtspurigen Straße mitten in Hamburg. Hier schirmt heute ein moderner Wohnblock alte Siedlungshäuser ab. Die Bewohner hören vom Straßenlärm kaum etwas, stattdessen das Zwitschern der Vögel. Der neu entstandene Innenhof ist ein kleines Naturparadies. Lärm reduzieren wollen auch Marc von Elling und Lukas Henkel: Sie arbeiten mit Antischall speziell für Fahrerkabinen von Baggern. Bisher hat der Fahrer acht Stunden täglich das Dröhnen und Wummern der Maschinen auf dem Ohr. Mit dem neuen Hightech-System werden die tiefen Frequenzen gemindert. Das Resultat: 50 Prozent weniger Krach. Überhaupt keinen Krach machen Eulen. Sie fliegen so leise, dass sie nicht zu hören sind.
Handel mit Windkraft: Eine Gruppe von jungen Umweltschützern und passionierten Seglern hatte die Idee, nachhaltig produzierte Waren per Windkraft im Mittelmeer zu vertreiben. In ihrem Heimathafen Marseille, wo hunderte Yachten vor sich hin rotten und nur selten das offene Meer sehen, sprachen sie die Eigner der Boote an. Gegen Reparatur und Instandsetzung wurden ihnen einige Boote zur Verfügung gestellt. Die Reportage begleitet sie auf einer ihrer Reisen. Marseille – Sizilien und zurück mit köstlichem Olivenöl. Zugleich ein Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht und ein Abenteuer für die Mannschaft. (Text: arte)
Der 1965 gegründete jüdische Sportverein Makkabi ist einer der größten der Mainmetropole. Dort werden nicht nur Fußballtalente gefördert, die Mitglieder sollen lernen, sich dem Antisemitismus zu stellen. (Text: arte)
Besonders unter jungen Männern ist Kraftsport beliebt. Viele trainieren mit dem klaren Ziel, den eigenen Körper zu optimieren. Zum Lifestyle gehört die richtige Ernährung, bei der nur bestimmte Nahrungsmittel auf den Teller kommen und jedes Gramm abgewogen wird. Grundsätzlich ein positives Phänomen, bei dem gesunde Ernährung und Sport im Mittelpunkt stehen und das bei vielen Jugendlichen, die sich vorher zu dick oder zu mager fanden, zu mehr Selbstbewusstsein und einem besseren Körpergefühl führt. Die virtuelle Welt von YouTube und Instagram gaukelt jedoch ein Schönheitsideal vor, das die Wenigsten je erreichen können. Dabei versorgen die Stars der Szene ihre Follower täglich mit Trainings- und Ernährungstipps für die vermeintlich perfekte Figur. Wo sich Frauen in der Body-Positivity-Bewegung vom Schönheitsdruck zu befreien versuchen, scheint dieser Trend bei den jungen Männern noch nicht angekommen zu sein.
In den meisten Länder Europas ist das anders, dort gibt es regelmäßige Kontrollen des Gesundheitszustandes für ältere Menschen. Solange kein Verkehrsdelikt vorliegt, gilt in Deutschland hingegen das Prinzip der Freiwilligkeit. Nur wer selbst entschließt, seinen Führerschein abzugeben, scheidet aus dem aktiven Straßenverkehr aus. Eine Altersgrenze gibt es nicht. In Sicherheitstrainings speziell für Senioren können die Teilnehmenden ihre Fähigkeiten von unabhängigen Experten überprüfen lassen. Ganz ohne Gefahr, den Führerschein zu verlieren. Ob die Reaktionsfähigkeit, das Bremsverhalten und die Sehfähigkeit noch zum Autofahren ausreichen, zeigt sich auf der Teststrecke schnell. Doch die Bereitschaft zur Einsicht, nicht mehr fahrtauglich zu sein, fehlt bei vielen älteren Menschen. Und das, obwohl in dreiviertel aller Unfälle mit Senioren sie selbst die Unfallverursacher sind.
Experten schlagen Alarm: Ca. 20 Prozent weniger Früherkennungen und ca. 30 Prozent weniger Tumor-Operationen wurden in Deutschland in den ersten beiden Corona-Wellen durchgeführt – mit oftmals verheerenden Folgen für die Betroffenen. Zwei Krebspatientinnen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf und ihre Heilungschancen hat. Zum Beispiel Eva aus der Nähe von Mainz. Sie steht für all diejenigen, die während des ersten Lockdowns den eindringlichen Aufrufen der Regierung folgen und auf jeden unvermeidbaren Kontakt verzichten. Obwohl sie einen Knoten in der Brust spürt, zögert sie und verschiebt den Arztbesuch. Doch nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen kommt der Schock: ein schnell wachsender äußerst bösartiger Tumor, der bereits Metastasen gebildet und die Lymphdrüsen befallen hat. Julia aus Bamberg reagiert sofort, als sie Symptome an sich wahrnimmt. Und sie bekommt auch umgehend einen Termin für ihre Schilddrüsenuntersuchung.
Nicoletta Cosentinos Tagesablauf ist eng getaktet: Vormittags produziert sie in ihrer Manufaktur Brotaufstriche, Marmeladen und andere sizilianische Spezialitäten, nachmittags trifft sie Kunden und Geschäftspartner, dazwischen kümmert sich die Alleinerziehende um ihre zwei Kinder. Oft fühlt sich die Sizilianerin ausgebrannt, aber dann denkt sie: „Wie würde mein Leben denn sonst aussehen? Wahrscheinlich wie früher, als ich allein mit den Kindern zu Hause war. Ich konnte mich nicht verwirklichen, hatte immer finanzielle Probleme.“ Die 50-Jährige wurde jahrelang von ihrem eifersüchtigen Ehemann gedemütigt und kontrolliert. Erst mithilfe einer Frauenberatungsstelle gelang es ihr, sich scheiden zu lassen. 2017 gründete sie in Palermo ihr Unternehmen und taufte es „Kämpferische Köchinnen“.
So auch der österreichische Landwirt Josef Nagl. Ein Unfall, der ihn fast das Leben kostete, brachte ihn zum Nachdenken: Will er seinen Kindern ausgelaugte tote Äcker hinterlassen, die nur mit Industriedüngern und Pestiziden reiches Wachstum hervorbringen? Radikal stellte er seinen Familienbetrieb um. Pflug und Chemie, die beide das Bodenleben zerstören, sind heute Tabu. Stattdessen arbeitet er mit einer vielfältigen Fruchtfolge, einer ständigen Begrünung des Ackers und vor allem mit einer anderen Haltung zu natürlichen Kreisläufen. Josef Nagl hat sich der Ökoregion Kaindorf angeschlossen: einer wachsenden Bewegung von Landwirten, die Boden als lebendigen Organismus respektieren und so anbauen, dass Humus im Boden nicht verschwindet, sondern ständig neu entsteht. Die Umstellung ist auch ein finanzieller Gewinn: Für den Aufbau von Humus und damit für die Speicherung von CO2 werden sie mit einer Prämie belohnt.
In Bordeaux kämpft Marie-Claire mit ihrer Initiative „Rote Orchideen“ gegen weibliche Genitalverstümmelung. Lange hat sie unter den körperlichen und seelischen Folgen der Verstümmelung gelitten. „Inzwischen geht es mir gut“, sagt sie. Nathalie Kanga hat den Hilfsverein im Internet entdeckt. Ärzte, Therapeuten, aber auch Anwälte stehen ihr hier kostenlos zur Seite. „Endlich kann ich mit jemandem über meine Beschneidung sprechen“, sagt die Literaturstudentin aus Elfenbeinküste. Sie hofft auch auf Hilfe für ihre elfjährigen Zwillingstöchter. Ihnen droht die Beschneidung in ihrer Heimat. Weltweit leiden über 200 Millionen Opfer an weiblicher Genitalverstümmelung. Ohne Betäubung entfernen meist medizinisch ungeschulte Frauen die äußeren Geschlechtsteile der Mädchen mit Rasierklingen, Glasscherben oder sonstigen nicht sterilen Hilfsmitteln. „Frauenbeschneidungen gibt es auf allen Kontinenten, außer in der Antarktis.
Die Corona-Krise bedeutet für die Luftfahrt einen dramatischen Einschnitt. Nun kehren die Menschen zurück an die Flughäfen – die Zahl der weltweiten Flugbewegungen liegt bereits bei 71 % des Vorkrisenniveaus. Für den jungen Vielflieger Igor bedeutet Fliegen die Freiheit, die Welt und andere Kulturen kennenzulernen und sich selbst weiterzuentwickeln. Deshalb will er so viel wie möglich reisen. Doch jeder seiner Flüge verursacht CO2 und andere Schadstoffe. Laut einer aktuellen Studie des DLR trägt der Luftverkehr rund 3,5 Prozent zur Klimaerwärmung bei. 2019, im Jahr vor der Krise, betrug der besonders schädliche CO2-Ausstoß 950 Millionen Tonnen. Das Bewusstsein, das Klima zu schützen, ist stark gewachsen. Auch bei ihm: dem Musiker Frank Wiedemann. Ein in der Szene bekannter Künstler, der weltweit Elektromusik auflegt. Für seine Auftritte muss er oft reisen, in seinem Leben hat er durch die vielen Flüge eine große Anzahl klimaschädlicher Gase verursacht.
Mit dem Sturz der Militärjunta im Jahr 1975 wurden Drogen in Portugal zu einem dringenden Problem der öffentlichen Gesundheit. Das Land hat damals neue Freiheiten entdeckt, und eben auch die Drogen, vor allem Heroin, das zwei Jahrzehnte lang immer mehr Portugiesen süchtig machte. Im Jahr 2000 waren über 100.000 Portugiesen drogenabhängig, gut 1 % der Bevölkerung, aus allen sozialen Schichten. Die Regierung entschied sich für einen radikalen Wechsel. Wer wegen Drogenkonsums von der Polizei erwischt wird, den schicken sie zur „Kommission zur Verhinderung von Drogenmissbrauch“, das sind Ärzte, Rechtsvertreter und Sozialarbeiter. Dort bieten sie den Süchtigen individuelle medizinische, soziale und psychologische Hilfen. Wer nach Jahren des Konsums einen echten Wunsch zeigt, aus der Sucht herauszukommen, dem vermitteln sie in Portugal eine Arbeit und eine Wohnung, die zu 80 % vom Staat bezahlt wird. (Text: arte)
Cremeno in Norditalien, seit zwei Jahren der Mittelpunkt des Familienlebens von Sarah, Sulayman und ihrem zweijährigen Sohn. Sulayman flieht 2015 von Gambia nach Italien. Dort lernt er Sarah kennen, die seit Kurzem in Italien lebt. Sie verlieben sich. Ein paar Monate später wird Sarah schwanger. Sulayman kommt nach Deutschland. Das Paar beantragt einen Aufenthaltstitel. Doch der wird abgelehnt – obwohl er der Vater eines deutschen Kindes ist und nach Paragraph 28 Aufenthaltsgesetz ein Recht hätte, in Deutschland zu bleiben. Sulayman wird im Rahmen des Dublin-Verfahrens nach Italien rücküberstellt. Seit knapp zwei Jahren steckt die Familie in einem komplizierten Visumverfahren. Nicht aufzugeben kostet Kraft und Geld. Und sie sind kein Einzelfall. Daniela ist seit drei Jahren mit Stephen aus Ghana zusammen. Sie lebt in Mannheim, er in Alessandria im Piemont. Denn als Einreiseland ist Italien für seinen Asylantrag zuständig. Die beiden wollen heiraten.
Während in vielen anderen Ländern Europas aktiver Tierschutz und der Kampf gegen Tierquälerei die Aufgabe kleiner, privater Organisationen sind, verfügt England gar über eine Art Tierschutzpolizei. Die RSPCA, die „Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals“, wurde 1824 gegründet, fünf Jahre früher als die staatliche Polizei Englands. Die „Königliche Gesellschaft zur Vermeidung von Tierquälerei“ war sogar das Vorbild für die „richtige“ Polizei, sowohl für deren Organisation, als auch für die Uniformen. „Königlich“ darf sie sich nennen, weil das Königshaus Schirmherr ist. 1.750 Mitarbeiter, die als Tierrettungsbeamte und Inspektoren betitelt werden, gehen 1,2 Millionen telefonischen Hinweisen auf Tierquälerei nach. Sie retten misshandelte Haustiere und unterernährte Igel genauso wie gestrandete Seehunde. Doch an den Haustüren ist die Macht der Tierschutzpolizisten oft am Ende, weil sie eben doch keine Staatsbeamte sind.
Sayed, Sami, Ameen und Noor haben es geschafft: Sie konnten sich und ihre Familien in Sicherheit bringen. Ihre Familiennamen werden nicht genannt, um Angehörige in Afghanistan zu schützen. Nach der Machtübernahme der Taliban mussten sie ihre Heimat Afghanistan verlassen – von einem Tag auf den nächsten haben sie alles verloren. Jetzt stehen sie vor der Herausforderung, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Keine leichte Aufgabe, denn auch Monate nach ihrer Ankunft stehen die meisten noch ganz am Anfang. Vereine und private Unterstützer wollen helfen, aber verzweifeln an der deutschen Bürokratie. Was braucht es für einen erfolgreichen Neustart in Deutschland? (Text: arte)
Vor allem durch den Online-Handel boomt der Fälscher-Markt. Über die Hälfte aller beschlagnahmten Fälschungen kommt inzwischen auf dem Postweg nach Deutschland. Der Großteil davon aus China und Hongkong. Und auch in den großen Containerhäfen an den EU-Außengrenzen stößt der Zoll regelmäßig auf gefälschte Ware. In Antwerpen, dem zweitgrößten europäischen Containerhafen, ist Zollbeamter Tom de Kimpe Fälschungen auf der Spur. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Kleidung: Denn die wird am häufigsten gefälscht. Die Zöllner sind geschult, wissen woran sie Fälschungen erkennen und kennen auch die Tricks der Produktpiraterie. Manchmal verbirgt sich unter einem Stapel No-Name-Pullover doch noch die nachgemachte Designer-Ware oder unter einem nichtssagenden Logo auf einem Schuh die Marke eines bekannten Sportbekleidungsherstellers. Gefälscht wird inzwischen alles, von Kleidung über Spielwaren bis hin zu Industrieprodukten.
Die Sozialarbeiterin Maria Joecks ist verantwortlich für das Bamberger Housing First-Projekt „Übergangswohnen Plus“. Housing First ist ein Konzept, bei dem Obdachlose eine Wohnung angeboten bekommen, und erst im zweiten Schritt beweisen, dass sie mit dieser Hilfe ihr Leben in den Griff bekommen können. In Ulm ist ebenfalls eine Initiative ins Leben gerufen worden, die sich für den Schutz von Menschen einsetzt, die kein Zuhause haben. Der Projektmanager Florian Geiselhart will mit innovativen Schlafkapseln, den „Ulmer Nestern“, verhindern, dass obdachlose Menschen in der kalten Jahreszeit erfrieren. Mindestens 23 Obdachlose sind im letzten Winter auf Deutschlands Straßen erfroren – in Ulm soll so etwas nicht passieren. Ganz neue Wege bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit geht Spanien: Conrado Giménez von der Stiftung „Fundazión Madrina“ versucht, zwei der großen gesellschaftlichen Probleme gleichzeitig zu lösen: Obdachlosigkeit und Landflucht.
Der 24-jährige Orhan ist einer von schätzungsweise 500.000 Müllsammelnden in der Türkei. Sein Einsatzgebiet ist ein Istanbuler Viertel östlich des Bosporus. Orhan ist Kurde und stammt aus Südostanatolien. Seine Familie züchtet Schafe und Ziegen, doch die hohen Futterpreise zwingen Orhan immer wieder für mehrere Wochen nach Istanbul, um Müll zu sammeln und somit Geld für seine Familie zu verdienen. Bis zu zwölf Stunden zieht er seinen Handkarren durch die Straßen der Metropole auf der Suche nach recycelbaren Wertstoffen wie Plastik, Metall oder Papier. Das Gesammelte bringt er ins Depot von Ahmet. Hier wird sortiert, abgerechnet – und hier auf Ahmets Deponie wohnt er auch. Ahmet fungiert als eine Art Mittelsmann des Mülls. Er verkauft Plastik und Papier weiter an Recyclinghöfe. Ihm ist es wichtig, seinen Leuten faire Preise zu bezahlen, denn als ehemaliger Müllsammler weiß er nur zu gut, dass viele Mittelsmänner die Sammelnden ausnutzen.
Heilpraktikerin Anette Knell behandelt Hauterkrankungen, Unfruchtbarkeit oder innere Unruhe. Neben dem Einsatz Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und abendländischer Kräuterheilkunde bietet sie auch sogenanntes Channeling an. Knell versteht sich als göttliches Medium, das eine Verbindung zwischen Welt und Engeln aufbauen – und so Fragen zu Krankheiten und Lebenssituationen ihrer Patienten ausloten kann. Um in Deutschland schröpfen, pendeln oder channeln zu dürfen, reichen ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Hauptschulabschluss und ein bestandener Test beim Gesundheitsamt aus. In allen anderen EU-Ländern ist die Ausübung des Berufs verboten. Nur in der Schweiz praktizieren Heilpraktiker, hier gibt es aber seit 2015 eine staatlich anerkannte Diplomausbildung. Allein 700 Stunden Schulmedizin stehen hier auf dem Lehrplan.
In Banja Luka wehrt sich der Blogger Srdjan Puhalo gegen die nationalistische Propaganda der Politiker seines Landesteils. Der bosnisch-serbische Nationalismus geht ihm gehörig auf die Nerven, und er schreibt darüber in seinem Blog. Für seine scharfsinnige Kritik am separatistischen Kurs seiner Regierung wird er immer wieder angefeindet. Auch in Mostar, im bosnisch-kroatischen Teil des Landes, machen Separatisten Stimmung gegen ein Land, das nach dem Krieg in den 90er Jahren als ethnisch geteilter Staat entstand. Zwei mutige Frauen wollen das nicht länger hinnehmen und kämpfen gegen die ethnische Trennung, die wie eine Art Apartheid alle Bereiche durchzieht und schon in der Schule beginnt. Stefica Galic betreibt ein Online-Portal und leitet eine „Schule für kritisches Denken“ in Mostar, um den aggressiven Parolen vieler Politiker etwas entgegen zu setzen.
Über viele Jahre erlebte die Kreuzfahrtbranche einen Boom. Dann kam Corona und die Pleitewelle, 500.000 Menschen verloren ihre Jobs. Viele Kreuzfahrtschiffe gingen auf den Schrottplatz, statt auf große Fahrt. Eine ganze Flotte einst stolzer Ozeanriesen mit klangvollen Namen wird seit Mitte 2020 im türkischen Aliaga, 30 Kilometer nördlich von Izmir, abgewrackt, von der beliebten MS Astor bis zur Carnival Fantasy. Doch das sind oft nur unrentable Schiffe für 2.000 Passagiere und weniger. Zur gleichen Zeit entstehen beispielsweise auf der Meyer Werft in Papenburg neue Traumschiffe für 5.000 Passagiere und mehr, mit neuen Antrieben und noch mehr Unterhaltungsangeboten. Kreuzfahrt auf neuem Kurs! Ein Kamerateam der Reportage-Reihe „ARTE Re:“ hat das Verschrotten alter Ozeanriesen in Aliaga begleitet und war hautnah bei der Überführung eines der modernsten und größten Kreuzfahrtschiffe unserer Zeit in die Nordsee dabei, der AIDAcosma. (Text: arte)
„Wer nachhaltig Milch und Käse produzieren will, der muss eigentlich die ganze Wertschöpfungskette im Auge haben. Nicht nur die Milch für sich, den Käse für sich,“ weiß Berchtold. Deshalb stehen seine Kühe das ganze Jahr auf der Weide und fressen Gras, Klee und Kräuter anstelle von Kraftfutter. Damit aus seiner Heumilch ein hochwertiger Käse entstehen kann, hat sich der Landwirt mit anderen Milchproduzierenden in einer Genossenschaft zusammengetan und eine Käserei gegründet. Hier werden die Bio-Käselaibe dank neuster Technik und der Rückbesinnung auf traditionelle Kühlmethoden CO2-neutral hergestellt. Sportlern eine ausgewogene Ernährung bieten – das ist die Mission von Doris Erne, und dazu setzt die Schweizerin auf ein Abfallprodukt aus der Käseherstellung. Sie hat einen völlig neuen Molke-Drink entwickelt.
Die Entfremdung zwischen Verbraucher und Erzeuger von Lebensmitteln nimmt immer mehr zu. Dabei steckt harte Arbeit in der Produktion von Nahrungsmitteln. In Eimen bei Niedersachen wirbt Bauer Malte Messerschmidt deshalb via Instagram für die konventionelle Landwirtschaft. „Ich will den Leuten ungeschönt zeigen, was bei mir auf dem Hof abläuft.“ In der Steiermark in Österreich führt Martina Hopf den Milchwirtschaftsbetrieb ihrer Eltern weiter. Täglich postet sie Bilder und Stories über ihre Arbeit mit den Kühen – für mehr Transparenz in der Nutzviehhaltung. Nicht selten muss sie dafür auch scharfe Kritik einstecken. „Man beschäftigt sich 365 Tage im Jahr mit den Tieren und schaut, dass es ihnen gut geht und im Grunde kriegt man dann das vor die Füße geschmissen. Ein richtiger Star bei TikTok ist Emile Coddens. Er begeistert seine Follower mit Videos und Tutorials rund um das Thema Wein.
„Ohne Ehemann bist Du keine Frau!“, selbst in den nach westlichem Lifestyle strebenden Metropolen Russlands hat dieser Satz Einfluss auf das Mindset vieler Frauen. Auch auf Ekaterina. Sie hat Karriere gemacht, ist finanziell unabhängig und konnte sich sogar eine Eigentumswohnung im teuren Moskau kaufen. Und doch ist sie mit ihrem Leben unzufrieden: „Ich will eine stabile Familie, in der der Mann das Sagen hat. Dafür bin ich bereit, auf meine Karriere zu verzichten und meinem Ehemann zu dienen.“ Frauen wie Ekaterina sehen sich im modernen Russland häufig zerrissen zwischen ihrem beruflichen Erfolg und einem gesellschaftlichen Druck, sich traditionellen Werten unterzuordnen. Der bekannte Coach Pavel Rakov will Frauen aus der Krise helfen: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der russischen Frauen, weil wir leider europäisiert sind. Die Frauen brauchen keinen Mann mehr und kommen weinend zu mir.“
In Frankreich ist die Hetzjagd auf Hirsche mit Hunden und Jägern zu Pferde bis heute erlaubt. Das ehemalige Privileg Adliger vor der Revolution wird heute von Bürgern ausgeübt. Doch Tierschützer versuchen mit allen Mitteln, diese Jagden zu verhindern, sie riskieren dabei selber Leib und Leben.
Stufen beim Arzt, Türschwellen im Café: Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, stößt auf viele Herausforderungen: Menschen mit Behinderungen genauso wie Ältere oder Eltern mit Kinderwagen. Oft werden Menschen mit Behinderungen zu wenig mitgedacht. Mal fehlt ein barrierefreier Zugang zu einem Gebäude, mal zum Arbeitsmarkt. Wie kann Inklusion besser funktionieren?
Einer von sechs Menschen lebt in Europa mit einer Behinderung, das sind rund 80 Millionen Frauen, Männer und Kinder. Einer von ihnen ist der Franzose Théo Curin, vierfach amputiert und paraolympischer Schwimmer. Mit nur 16 Jahren wurde er Vize-Europameister über 200m Freistil. 2021 bereitete er sich auf seine bisher wohl größte Herausforderung vor: 120km auf 3.800 Höhenmetern bei neun Grad Wassertemperatur zu durchschwimmen, als Erster durch den Titicacasee zwischen Peru und Bolivien. Dazu absolvierte er mit seinen beiden Mitschwimmern, der Silbermedaillegewinnerin Malia Metella und dem Abenteurer Mathieu Wietvoet, ein Survival-, Schwimm- und Höhenluft-Training. Unter Anleitung eines Polarforschers und eines Schwimm-Experten trainierten sie unter anderem in einem eiskalten französischen Bergsee auf 2.000 Metern samt Übernachtung in einem Biwak. „Re:“ hat Théo Curin und sein Team über viele Monate mit der Kamera begleitet. (Text: arte)
Meike Dewein ist auf dem Weg in den Taunus. Die Tierärztin kümmert sich um Hühner aus Legebatterien, die erlöst wurden und nun privat bei Tierliebhabern untergekommen sind. „Die Tiere, die ich in die Hand gedrückt bekomme, sehen oft leider nicht so schön aus,“ beschreibt sie den Gesundheitszustand vieler Nutztiere, die sie gemeinsam mit der Aktion „Rettet das Huhn“ in den letzten Jahren aus Tierbetrieben an private Halter vermittelt hat. 293 Eier pro Kopf wurden in Deutschland 2019 verzehrt, die meisten stammen aus konventionellen Legebetrieben. Die Hühner dort sind auf Hochleistung gezüchtet und leben beengt unter fragwürdigen Umständen Bei Familie Dominguez im Taunus finden einige von ihnen ein neues zuhause. Mit Auslauf und vor allem Liebe. Hier können sich die Tiere, die oft kaum noch mit Federn bedeckt sind, endlich erholen und ein tierwürdiges Leben führen. Doch nicht nur befreite Hühner werden in Deutschlands Vorgärten gehalten.
Rosenheim 2016. Die Freundinnen Melanie, Ramona und Magdalena fahren in einem Nissan Micra vom Pizza-Essen nach Hause. Plötzlich kommt ihnen auf der Landstraße ein Golf GTI auf ihrer Spur entgegen. Die 21-jährige Melanie Rüth hat keine Chance mehr auszuweichen – die Autos stoßen frontal zusammen. Melanie ist auf der Stelle tot, die 15-jährige Ramona Daxlberger stirbt während der Not-OP. Nur ihre Schwester Magdalena überlebt schwer verletzt. Der GTI-Fahrer sagt später aus, dass er zwei BMW überholen wollte, als ihm die Freundinnen entgegenkamen. Die BMW-Fahrer ließen ihn dann angeblich nicht mehr einscheren, es kam zum Frontalzusammenstoß. Fünf Jahre ziehen sich die Prozesse gegen die drei Unfallraser durch mehrere Instanzen. Am Ende werden der GTI-Fahrer und einer der BMW-Fahrer zu geringen Haftstrafen verurteilt./> Der dritte Fahrer wird freigesprochen. Für die Familien sind die Urteile ein Hohn, sie haben jeden Glauben an die Rechtsprechung verloren.
Abseits des Ukraine-Konflikts und der Krim-Annexion (2014) findet seit Jahren eine schleichende Besetzung Georgiens durch Russland statt. Mit dem Kaukasuskrieg 2008 haben sich die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien mit Russlands Hilfe von Georgien abgespalten. Seitdem kontrolliert Russland die Gebiete. „20 Prozent unseres Landes wurden von Russland nach dem Krieg besetzt“, so der Georgier David Katsarava, „aber die Okkupation hat 2008 nicht aufgehört.“ Immer mehr Grenzbefestigungen durchziehen völkerrechtswidrig georgisches Territorium. Sie teilen Dörfer und trennen Menschen von ihren Feldern, von Freunden und Verwandten. Doch damit nicht genug: Still und heimlich, so Katsarava, werde die Grenzlinie immer tiefer in georgisches Gebiet verschoben. Die Regierung in Tiflis scheint machtlos dagegen. Deshalb hat David Katsarava 2017 eine Bürgerwehr gegründet. Mit ihr will er die fortschreitende Annexion seines Landes stoppen.
Als die Niederlande mitten in der vierten Corona-Welle steckten, reagierte die Regierung mit neuen Beschränkungen. Der Unmut vieler Bürgerinnen und Bürger entlädt sich in Protesten. Zwischen friedlich Protestierende mischen sich Krawall-Touristinnen und -Touristen. Inmitten dieser Situation sticht der Ort Urk heraus. Nur 32% der Bevölkerung sind hier geimpft.
„Unser Trip zum Fetisch-Festival nach Berlin war für Artiom die erste Auslandsreise“, erinnert sich Bulat. „Es war seine Erweckung.“ Vor sieben Jahren wollte das schwule russische Paar die Freiheit Berlins in vollen Zügen genießen – und sich das richtige Outfit für die Gay Pride Parade kaufen. Schockiert davon wie teuer Fetisch-Unterwäsche ist, setze sich Artiom daheim in Nowosibirsk direkt an die Nähmaschine und versuchte sein Glück. Marketing-Experte Bulat erkannte das Potenzial. Heute haben die beiden eine Fabrik für sexy Unterwäsche – mitten im homophoben Sibirien, 55 Angestellte, einen Laden in Berlin, eine liebende Familie und mehr Freiheit, als sie sich jemals erträumt hätten. Doch der Weg dorthin war lang. Bulat kämpfte nach seinem Coming-out für die Rechte Homosexueller in Nowosibirsk. Die Folge: Hooligans lauerten ihm auf und schlugen ihn zusammen. Als er eine Tochter mit einer lesbischen Frau bekam, war das ein Skandal, der in den Zeitungen breitgetreten wurde.
Ganze 18 Monate war das berühmte Kabarett in Montmartre wegen Corona geschlossen. Seit September 2021 hat es wieder geöffnet, und ist jeden Abend ausverkauft. 70 Tänzer treten zweimal pro Abend in der Erfolgsrevue „Féerie“ auf und reißen die Zuschauenden mit in ihre bunte, glitzernde Welt, in der die Frauen auf der Bühne ein erotisiertes, freizügiges Traumbild verkörpern. Im Moulin Rouge aufzutreten, davon träumt Portia Secker bereits seit langem. Die 21-Jährige stammt aus Perth in Australien und tanzt bereits, seit sie 2 Jahre alt ist. 2019 hat sie es geschafft, sich bei einem Vortanzen gegen über 600 Mitstreitenden durchzusetzen, und hat einen Vertrag mit dem Pariser Kabarett ergattert. Aber wer im Moulin Rouge auf der Bühne stehen will, muss dafür erstmal fit gemacht werden. Selbst für Profis wie Portia heißt das: ein hartes Training, um die Choreografie zu lernen, und um zu beweisen, dass sie die Richtige für den Job ist.
Die Psychologin Jekaterina fährt im Donbass von Schule zu Schule, um vom jahrelangen Konflikt traumatisierte Kinder zu behandeln. Mit der Anerkennung der „Volksrepubliken“ spitzt sich die Lage zu, und sie versucht, mit den Kindern aus dem Kriegsgebiet zu fliehen. Zunächst fliehen sie aus dem Frontgebiet nach Charkiw. Die Millionenstadt im Osten der Ukraine gerät jedoch schon am nächsten Morgen unter schweren Beschuss, die russische Invasion hat begonnen. Sie brechen wieder auf und versuchen, in den Westen zu gelangen, um die Kinder in Sicherheit zu bringen. Nach einer dreitägigen Fahrt durchqueren sie ein Land, in dem der Krieg und das Chaos ausgebrochen sind und gelangen schließlich in die Karpatenregion im Südwesten der Ukraine, wo ihnen vorerst keine Gefahr droht. Der Reporter Roman Schell hat die Psychologin und die Gruppe die ganze Zeit über begleitet und erzählt die eindringliche Geschichte der Flucht von ohnehin schon traumatisierten Kindern. (Text: arte)
Etwa 50 Kilometer nordwestlich von Marseille liegt die Hafenstadt Fos-sur-Mer. Die Einwohner nennen ihre Heimat „Klein Venedig“, aber viele können sich an der Einzigartigkeit dieser Küste nicht mehr erfreuen, denn Frankreichs größte Industriezone mit ihren über 200 Werken liegt direkt am Mittelmeer. Seit einigen Jahren treibt die Menschen die Frage um, warum so viele von ihnen krank werden. (Text: arte)
Dem 17-jährigen Nesa Barjamovic droht die Abschiebung. Noch lebt er mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern in Magdeburg, aber die Roma-Familie soll nach mehr als zehn Jahren Deutschland verlassen. An Serbien erinnert sich der Teenager kaum, auch serbisch spricht er nicht. Da deutsche Freunde der Familie seit Jahren für ihren dauerhaften Aufenthalt kämpfen, beschäftigt sich nun eine Härtefallkommission mit dem Fall der Familie. Ausgang ungewiss. Die 15-jährige Argjentina Berisha musste mit ihren Eltern Anfang 2020 aus Deutschland ausreisen. 20 Jahre hatten sie in Sachsen gelebt, Argjentina wurde dort geboren, ging in die siebte Klasse einer Realschule. Das Mädchen ist de facto staatenlos, sie hat weder einen deutschen noch einen serbischen Pass. Ihre Eltern Minire und Musa sind Kosovo-Albaner. In den Wirren des Kosovo-Krieges Ende der 90er Jahre flohen sie nach Deutschland und beantragten Asyl.
Heterosexuelle Männer mit Kinderwunsch sehen sich auch heute noch institutioneller und gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt. Als alleinstehender Mann ein Kind zu adoptieren, ist in Europa so gut wie unmöglich. Den meisten Männern bleibt nur die Leihmutterschaft im Ausland. Ein Weg, für den sich der Brite Ian Mucklejohn entschied. Im Alter von 52 Jahren beschloss er, sich mit Hilfe einer Eizellenspende und einer Leihmutter in den USA seinen Kinderwunsch zu erfüllen. Ian wurde Vater von Drillingen und zog seine Söhne allein groß. „In Großbritannien schienen die Menschen nicht dafür bereit zu sein, dass ein Mann auch allein Kinder bekommen möchte und kann. Die Leute taten so, als würde ich meine Söhne foltern, weil sie dazu verdammt waren, ohne Mutter aufzuwachsen. Vollkommen verrückt!“ Auch für homosexuelle Single-Männer ist es ausgesprochen schwer, ihren Traum von der eigenen Familie zu verwirklichen. Eine Situation, die der Berliner Gianni Bettucci nur allzu gut kennt.
Minja (68) ist vierfache Großmutter und wirkt eigentlich ganz harmlos: Wie alle Frauen in dem kleinen serbischen Dorf Temska beackert sie ihren Gemüsegarten, legt Reserven für den Winter an und strickt ihre Pullover noch selbst. Doch wer sie kennt, weiß – Minja hat es faustdick hinter den Ohren. Gemeinsam mit ihrem Partner Mitja (67) kämpft sie mit viel Engagement, Humor und Ausdauer für den Erhalt der kleinen Flüsse in ihrer serbischen Heimat, gegen Korruption und für ein besseres Leben in ihrem Dorf. Denn wenn es um ihr Dorf geht, versteht Minja keinen Spaß. Den Versuchen einen regierungstreuen Bürgermeister einzusetzen, bietet sie entschieden Paroli. Den Plänen von Investoren und der Regierungspartei 58 Mini-Wasserkraftwerke zu bauen, stellte sie sich mutig entgegen. Sie wurde verhaftet, verhört und an den Lügendetektor angeschlossen. Doch das machte Minja nichts aus. Im Gegenteil. Mutig sein, nicht aufgeben – das ist ihre Devise.
Der Druck auf Portugals Westküste steigt von Jahr zu Jahr: Vor allem im Norden des Landes führen viele Portugiesen einen verzweifelten Kampf gegen das Fortschreiten des Meeres, das Strände und Küstenorte bedroht. Jedes Jahr müssen die Umweltbehörden Wohnhäuser an der Küste aufgeben und Bewohner umsiedeln. Die Reportage zeigt, wie Menschen in Portugal gegen das Fortschreiten des Meeres und die Küstenerosion ankämpfen, etwa den Fischer Vítor Cacheira, der von der Küstenfischerei schon lange nicht mehr leben kann und sich deshalb als Stadtrat im Ort Esmoriz für ein Umsiedlungsprogramm einsetzt, das betroffenen Familien sichere Wohnungen zur Verfügung stellt. Am Strandbad von Furadouro sieht Surflehrer und Naturguide João Paulo seine wirtschaftliche Grundlage gefährdet. Restaurantbetreiber Abel Vieira aus dem Fischerort Apúlia befürchtet, dass sein jahrhundertealtes Dorf in einigen Jahren vom Meer verschluckt werden könnte.
Seit den frühen Morgenstunden des 24. Februar bombardieren russische Truppen die Ukraine. Wladimir Putins Angriffskrieg zwingt Hunderttausende ukrainische Zivilisten zur Flucht in die Nachbarländer Polen, Rumänien und Moldawien. Viele Ukrainer:innen wollen vor den Raketen aber nicht fliehen, sie entscheiden sich bewusst zu bleiben und ihr Heimatland zu verteidigen.
Per Anhalter und zu Fuß mit ihrem Rollator musste Maria gemeinsam mit ihren zwei Enkelkindern aus einem Dorf nahe Odessa fliehen. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer wurde gleich zu Kriegsbeginn bombardiert. Zwei Tage war die 71-Jährige gemeinsam mit ihren Enkeln in den Wirren des Krieges unterwegs, um an die Donau zu gelangen. Die Donau bildet die Grenze zu Rumänien und damit zur Europäischen Union. Als sie den Grenzfluss endlich überqueren kann, ist die Ukrainerin völlig erschöpft. 48 Stunden fast ohne Ruhepause auf der Flucht, und dann darf sie doch nicht nach Rumänien einreisen. Ihr Pass ist abgelaufen. Wie geht es weiter mit Maria und den Enkeln im bürokratischen Niemandsland? Das Ehepaar Nadja und Roman (Namen geändert) will entgegen dem Flüchtlingsstrom unbedingt in die Ukraine einreisen.
Martina Hellriegel ist sich sicher: „Unsere Aktion war richtig – und wichtig. Wir wollen hier keine Pestizide auf unseren Lebensmitteln.“ Vor fünf Jahren war Martina eine der Aktivistinnen im kleinen Südtiroler Ort Mals. Mit Hilfe einer Volksabstimmung sollte der Einsatz von Pestiziden verboten werden – im weit verbreiteten Apfelanbau, aber auch sonst in der Landwirtschaft. Viele Bauern waren entsetzt und wollten sich den neuen ‚Malser Weg‘ nicht vorschreiben lassen. Sie fochten die Volksabstimmung vor Gericht an- mit Erfolg. Bis heute ist das Pestizid-Verbot in Mals ausgesetzt. Was die Aktivisten aber erreicht haben, ist ein neues Bewusstsein für das Thema. Knapp ein Drittel der Apfelbauern im Vinschgau haben in den letzten Jahren auf Bio umgestellt. Fünf Jahre nach der ersten Reportage besucht „Re:“ einige der Protagonisten ein zweites mal. Wo sehen sich Martina und ihre Mitstreiter heute? Wie ist der Konflikt mit dem zuständigen Landwirtschaftsminister ausgegangen?
Es war ein gefährlicher Weg, den die 31-jährige Esra Er auf sich genommen hat: Mit ihrem 6-jährigen Sohn ist sie über Griechenland nach Deutschland geflohen. Ihr Mann wird beschuldigt, als Soldat am Putsch vom 15. Juli 2016 teilgenommen zu haben. Inzwischen wurde er aus dem Hochsicherheitsgefängnis Silivri freigelassen, auf Bewährung. Trotz elektronischer Fußfessel konnte auch er sich nach Deutschland absetzen. Heute lebt die Familie zusammen in Bremen und wartet darauf, dass ihr Asyl-Status anerkannt wird. Noch haben sie alle Angst vor einer Ausweisung und einer lebenslänglichen Strafe in der Türkei. Die 39-jährige Wissenschaftlerin Sunay Usluer lebt heute in England. Aus Sicherheitsgründen ist sie zunächst allein aus der Türkei nach Cambridge gekommen. Sechs Monate später schaffte sie es, ihre beiden Söhne nachzuholen. Ihr Mann – ein Journalist und ebenfalls beschuldigt, am Putsch beteiligt gewesen zu sein – ist inzwischen auf Bewährung freigelassen.
Jose, 2018 Höhlenbewohner aus Leidenschaft, lebt noch auf La Gomera – nun aber in einem festen Haus. Der Endvierziger musste vor einem Jahr aus seiner Höhle fliehen, weil eine riesige Steinlawine herunterkam. Doch der heute recht erfolgreiche Kinderbuchautor hat sich arrangiert – er kümmert sich voller Hingabe um seine kleine Familie und baut im Garten Gemüse und Obst an, sodass er seinem Ziel der Selbstversorgung nahegekommen ist. Aber ist das nicht bloß eine Spielart des Lebenstraums zahlloser Menschen, von denen sich Jose einst abheben wollte? Boris, der aus Deutschland ausgewanderte Straßenmusiker, lebt heute noch in einer Höhle am Strand. Doch auch sein Leben hat sich weiterentwickelt. Boris ist nun eine Art Höhlenhippie-Influencer. Er platziert nahezu täglich Fotos und Texte über sein Leben am Meer in den sozialen Medien, was manche Hippies stört: Sie wollen nicht, dass ihre ruhige Bucht zu einem Instagram-Hotspot mutiert. In den Höhlen gibt es auch Hippie-Nachwuchs.
2017 kam die Familie Uka aus Albanien nach Deutschland, hoffte auf Asyl und ein besseres Leben für die Kinder. Doch ihre Träume zerplatzten nach nur wenigen Wochen. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, und sie kehrten zurück in ihr armseliges Häuschen im Norden des Landes. Ohne Arbeit, erstmal gescheitert. Wie sieht ihr Leben jetzt dort aus, fünf Jahre später? Das Häuschen ist kaum wieder zu erkennen. Dank Mutter Emirjeta, die von Sonnenaufgang bis spät in den Abend schuftet. Neben ihren Kindern laufen jetzt ein paar Ziegen und Hühner durch den Garten. Das brachliegende Land um das Haus hat sie kultiviert, baut Kartoffeln, Tomaten und Paprika an. Das Gemüse verkauft sie auf dem Markt. Abends dann, wenn die Kinder schlafen, klebt sie in Heimarbeit italienische Schuhe zusammen. Vater Jetmir ist immer noch auf der Suche nach Arbeit als Tagelöhner. Meist steht er an irgendeiner Ecke und raucht und hofft auf einen Stammhalter.
Ein umstrittener Trend hält Einzug in Deutschlands Vorgärten: Schotter, Kiesel und Splitt als moderne Alternative zum wilden Grün. Die neue Lust auf Stein zeigt sich eindrucksvoll bei einem Streifzug durch so manches Neubaugebiet. Pflegeleicht und ästhetisch sagen Befürworter, umweltschädlich und hässlich, finden Kritiker. Schottergärten sind in einigen Bundesländern bereits verboten. Zurecht, sagt Ulf Soltau, ein Biologe aus Berlin, der sich vehement gegen diese Entwicklung einsetzt. Seine Lösung: Humor und mediale Aufmerksamkeit. Die von ihm gegründete Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ illustriert satirisch die steinernsten Gärten Deutschlands. Dabei geht es ihm nicht nur um die Ästhetik, sondern um die ökologischen Folgen der buchstäblichen Verwüstung deutscher Vorgärten. „Es ist nicht legal, was da passiert“, sagt er.
Miodrag Kragović ist Bürger Kosovos – und Serbe. Und auch 14 Jahre, nachdem Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt hat, vertritt er die offizielle Meinung Belgrads, dass sein Land noch eine Provinz Serbiens ist. Miodrags Abneigung gegen seine ethnisch-albanischen Landsleute geht so weit, dass er für eine Operation lieber sechs Stunden Fahrt in die Hauptstadt Serbiens auf sich nimmt, als sich im nur 40 Kilometer entfernten Pristina, der Hauptstadt Kosovos, behandeln zu lassen. Mitrovica, in dem die Zentrale des Bergbaukonzerns Trepĉa steht, ist wie ganz Kosovo geteilt: Der Fluss Iba trennt den Nordteil vom Süden. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten gibt es so gut wie nicht. Ohne die brach liegende Zinkhütte und Bleischmelze im serbischen Teil, wo auch Miodrag früher gearbeitet hat, können die geförderten Erze nicht weiterverarbeitet werden, und mögliche Profite bleiben dadurch aus.
Für Rosian Vasiloi, Chef der moldawischen Grenzpolizei, steht die Hilfe für die Flüchtenden im Vordergrund. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sollen so wenig Menschen wie möglich in Notunterkünften und Zelten untergebracht werden. Mehr als hunderttausend Geflohene, davon rund die Hälfte Kinder, sind in Moldawien geblieben. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Moldawier ist der einzige Trost für die verzweifelten Menschen. Viele räumen teilweise ihre ohnehin kleinen Wohnungen. Andere, wie Anatolie Botnaru, stellen ihre Hotels und Tourismusunterkünfte kostenlos zur Verfügung. Sein Personal arbeitet weiter im Wissen, dass es ohne Einnahmen auch keinen Lohn gibt. „Wer weiß“, sagt Botnaru, „wenn der Wahnsinn im Nachbarland weitergeht, sind wir womöglich die nächsten, die auf der Flucht sind.
Gemeinsam starten Alice und Simon ein millionenschweres Bauvorhaben – aber ohne jemals zuvor ein Haus gebaut zu haben. Ihr Traum: nachhaltiges Bauen so zu realisieren, dass die Umwelt und die Gesellschaft davon profitieren. Das ist der Plan. Denn bisher ist die Baubranche einer der klimaschädlichsten Wirtschaftszweige überhaupt. Über die Hälfte aller Abfälle entstehen im Bausektor. Rohstoffe, die man eigentlich noch verwenden könnte. Aber günstig bauen kann man bisher nur wenn man schnell ist und vorhandene Materialien wegschmeißt, statt sie aufwendig weiterzuverarbeiten. Um das zu ändern, baut das junge Team von Alice und Simon mitten in Berlin ein mehrstöckiges Haus aus Müll und Stroh. Auf der Suche nach Lösungen experimentieren sie mit Materialien, die auf anderen Baustellen weggeschmissen werden. Der Ansatz soll helfen, die Baukosten niedrig zu halten, damit damit die späteren Mieten für alle Gesellschaftsschichten finanzierbar sind. Ein Traum?
Bis zu 10.000 Skitouristen täglich bewegen sich durch das beliebte Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn. Starke Niederschläge über Nacht mit einem halben Meter Neuschnee sind hier keine Seltenheit. Dann schlägt die Stunde für René Zisek und sein Team. Im Morgengrauen, bevor die ersten Wintersportler eintreffen, fahren die „Lawinensprenger“ ins freie Gelände und platzieren ihre explosiven Sprengladungen in den kritischen Neuschneehängen. „Auch gerade bei starkem Schneefall müssen wir dafür sorgen, dass keine Lawinen unsere Gäste auf den Skipisten gefährden“, sagt René Zisek und zündet die Lunte am Sprengstoff. Der Pistenchef und seine Kollegen sorgen dafür, dass die Lawinen kontrolliert dann abgehen, wenn keiner auf den Hängen unterwegs ist. Welche Zerstörungskräfte Lawinen entwickeln können, das untersucht Lawinenforscher Engelbert Gleirschner unter anderem an einem Testfeld im Stubaital.
Danny McCubbin ist durch eine Verkaufsaktion auf das Örtchen Mussomeli aufmerksam geworden. Weil der kleine Ort, völlig abgelegen in Sizilien, seit Jahren Einwohner verliert, stehen viele Häuser leer. Wie viele ärmer Kommunen bietet Mussomeli deshalb Häuser für einen Euro zum Kauf an. Das zieht neue Bewohner aus der ganzen Welt an. Auch den Australier Danny. 15 Jahre lang arbeitete er für den bekannten Fernsehkoch Jamie Oliver, organisierte für ihn viele Hilfsprojekte. Nach dem Brexit suchte der weltoffene Danny eine neue Herausforderung. In Mussomeli eröffnete er Mitten in der Pandemie „The Good Kitchen“: eine Nachbarschaftsküche, in der Menschen aus dem ganzen Ort zusammenkommen können. „The Good Kitchen ist viel mehr als eine Suppenküche. Ich will hier einen Ort der Begegnung schaffen. Und wo sollte das besser klappen als in einer Küche?“ Danny hat schon für viele hier gekochte: Kinder, Jugendliche und bedürftige Senioren.
In ganz Europa fehlen LKW-Fahrer. Allein in Deutschland spricht man von 60.000 – 80.000 Truckern, die gesucht werden. Kein Wunder, denn der Beruf ist unattraktiv: sehr lange Arbeitstage. Oftmals Touren über Tage und Wochen – fernab von Freunden und der Familie. Und dann noch die schier unlösbare Aufgabe, einen Schlafplatz zu finden – nach Feierabend… Der Trucker Alois Mühlbauer und die Auszubildende Christina Nekraschewitsch erleben täglich den Wahnsinn auf der Straße. Alois Mühlbauer ist seit 28 Jahren verheiratet. Vom Aufwachsen seines Sohnes hat er nicht viel mitbekommen. Christina Nekraschewitsch, 24 Jahre jung und im letzten Ausbildungsjahr, will es trotzdem wissen. Noch genießt sie ihre Einsamkeit auf dem Bock ihres 15-Tonners, wo ihr niemand reinredet, wenn sie richtig laut Musik hört. Doch sie ist die Ausnahme. Die mittelständischen Spediteure in Westeuropa stehen unter großem Wettbewerbsdruck, denn die Konkurrenz aus Osteuropa und inzwischen sogar aus Drittstaaten ist immens.
Die russische Bevölkerung ist seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gespalten. In vielen Städten gehen Menschen auf die Straße und fordern ein Ende des Krieges. Zeitgleich unterstützt ein großer Teil der Bevölkerung die „Spezielle Militäroperation“. Eine Gruppe von Aktivisten um den 81-jährigen Dissidenten Lew Ponomarjow organisieren den Widerstand gegen den Krieg. Mitglieder der NGO „Für das Menschenrecht“ wollen eine Petition mit über einer Million Unterschriften an Präsident Putin übergeben und riefen zu Protesten am 06. März auf. Immer stärker werdende Repressalien und ein drakonisches Durchgreifen der Staatsorgane verhindern, dass sich breite Bevölkerungsgruppen den Protesten anschließen.
Als Jugendlicher hatte der 19-jährige Danilo Selz starke Depressionen – damals hieß er noch Felicia und lebte als Mädchen. Eine Therapie blieb jahrelang erfolglos, bis seine Therapeutin ihn fragte, ob er sich nicht vielleicht als Junge fühle. „Es fiel mir wie Schuppen von den Augen“, sagt Danilo heute. Er begann, männliche Hormone einzunehmen. Seine Schultern wurden breiter, auf der Brust und im Gesicht wuchsen Haare. Nach der Brustentfernung steht nun die erste genitalangleichende Operation an. Ein Schritt, den Danilo als „alternativlos“ bezeichnet. Er sehnt den Eingriff herbei. Für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone gibt es in Deutschland kein Mindestalter. Solange das Einverständnis der Erziehungsberechtigen vorliegt, kann der behandelnde Arzt diese Medikamente ohne weiteres verschreiben.
Rokkiralli: So heißt eine eingefleischte DIY-Rallye-Szene in Finnland, die sich vor allem in der Provinz großer Beliebtheit erfreut. Hier trifft sich ein bunt zusammengewürfelter und eingeschworener Haufen von Autofanatikerinnen und Fanatikern, Bastlern und gelangweilten Jugendlichen, um regelmäßig in selbstmontierten und nicht straßentauglichen Autos um die Wette zu fahren. Das Regelwerk der Amateur-Rallye ist schmal. Kollisionen sind ausdrücklich erlaubt. Nur teuer dürfen die Autos nicht sein, maximal 650 Euro können sie wert sein. Was zählt sind Kreativität, Können und die Lust am Chaos. In den entlegenen Städtchen und Dörfern Finnlands bieten die Rokkiralli-Rennen eine willkommene Abwechslung zum Alltag, insbesondere in der kalten Jahreszeit.
Amed wächst in einer streng religiösen Familie im kurdischen Teil des Irak auf. Von einem bösen Geist sei er besessen, glaubt seine Mutter, als Amed in der Pubertät anfängt, an der Religion zu zweifeln. Mit 15 verbrennt er den Koran, um zu prüfen, ob er vom Blitz getroffen und getötet wird. Sein eigener Vater zeigt ihn an, und Amed landet im Gefängnis. Heute lebt Amed in Deutschland und kämpft für Vielfalt in muslimisch geprägten Gesellschaften. Auch Zeinab wird aus der eigenen Familie bedroht, nur, weil sie sich in einen nicht-muslimischen Mann verliebt. Doch sie steht zu Christian und teilt ihrer Familie gleichzeitig mit, dass sie mit dem Islam nichts mehr zu tun habe, sie nicht mehr glaube. Selbst in Deutschland ansässige Scheiche erklären ihr, dass Apostaten getötet werden sollen.
Alain Drach ist Frankreichs wohl bekanntester Hetzjäger. Zweimal die Woche geht er während der Saison mit seinem Verein in einem Wald nördlich von Paris auf Hetzjagd und versucht mit seinen Hunden, einen Hirsch in die Enge zu treiben und zu strecken. „Das ist die natürlichste Art der Jagd“, sagt er. Sie ermögliche es den Tieren, ihre Instinkte zu trainieren. Forderungen nach einem Verbot der Hetzjagd kann er nicht nachvollziehen. Drachs größter Gegner ist Stanislas Broniszewski. „Einen Hirsch bis zur Erschöpfung zu treiben, ist Tierquälerei und eine aus der Zeit gefallene Tradition“, sagt er. Broniszewski hat deshalb vor fünf Jahren den Verein AVA gegründet: „Abolissons la Vénerie Aujourd’hui“ (zu Deutsch „Hetzjagd abschaffen jetzt“). Damit hat er eine Debatte angestoßen.
Hamburg ist Europas Brückenhauptstadt. Circa 2.500 Bauwerke zählt die Hansestadt. Damit die halten, sind die Brückenprüfer des LSBG ständig im Einsatz. Michael Bartols und Torsten Bensch klopfen Beton nach Schäden ab, steigen in alte Widerlager und dokumentieren jeden Schaden, der das Bauwerk gefährdet. Dabei sehen sie die Stadt aus Perspektiven, die anderen verborgen bleiben. Die Brückenprüfer tragen große Verantwortung: Sie müssen die Schäden melden und Instandsetzungsarbeiten empfehlen. Das Erstaunliche: Selbst 400 Jahre alte Brücken halten noch – wenn sie gepflegt werden und vor allem gut gebaut sind! Gravierende Schäden gibt es oft an Brücken, die gar nicht so alt sind. Die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden hat in den letzten Monaten für Chaos gesorgt.
Patrycja (28) und Eryk (24) haben Polen und ihrer Heimatstadt Wrocław den Rücken gekehrt. Zunehmend hatten die beiden sich dort wegen des wachsenden Antisemitismus unwohl gefühlt. Auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität beginnen sie ein neues Leben in Tel Aviv: mit ganz neuen Herausforderungen – neue Sprache, neues Land, neue Jobs. Aber das junge Paar ist voller Tatendrang und Zuversicht, den Neustart zu schaffen. Dabei hilft ihnen auch ein enges Netzwerk aus anderen osteuropäischen Einwanderern. Jan (34) ist einer von ihren Freunden. Schon vor zehn Jahren kam er von Wrocław nach Tel Aviv und besitzt mittlerweile die israelische Staatsangehörigkeit. Jan arbeitet als Fremdenführer in ganz Israel.
Die Österreicher Michael, Alina, Robert und Bernhard eint eine Leidenschaft, die vielen Menschen seltsam vorkommt – die Suche nach Geistern. Ob verlassene Burgen oder Privat-wohnungen – in ihrer Freizeit rücken die Mitglieder des „Projekt Anderwelt“ mit modernsten Geräten zu Orten aus, an denen es spuken soll. Der jüngste Einsatz führt das Team nach Spittal an der Drau. Von der Einlassdame bis zum Bürgermeister sind hier viele überzeugt, dass es im örtlichen Schloss nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine paranormale Untersuchung soll Klarheit schaffen. Dabei sind die Jenseitsforscher, die sich nur ungern als Geisterjäger bezeichnet sehen, felsenfest von der Existenz der Spukerscheinungen überzeugt.
Die neue Heimat von Chloé Belloc und Fernando Collin-Roque ist ein kleines pittoreskes Dorf in der Nähe von Alès, am Rand der Cevennen. „Alle unsere Freunde wollen Paris verlassen. Mit dem Lockdown ist der Wunsch noch größer geworden.“ Die beiden Filmemacher hat es 700 km weit weg in den Süden verschlagen. Einen zusätzlichen Ansporn lieferte ihnen der erste Platz beim dortigen Wirtschaftsförderpreis. Sie wollen sich neben ihren Dokumentarfilmen ein zweites Standbein aufbauen: mit einer Pilzzucht. Arvieu ist ein 800-Seelen-Dorf in einem dünn besiedelten Landstrich in Südfrankreich. Trotzdem war es vor 20 Jahren der sehnlichste Wunsch von Vincent Benoit, nach dem Studium hierher zu ziehen und eine Genossenschaft im Multimediabereich aufzubauen. „Ich lebe hier meinen Kindheitstraum.
Armand Zorn zieht als zwölfjähriger Junge mit seinen Eltern aus Kamerun nach Halle an der Saale. Als Jugendlicher macht er hier die ersten Erfahrungen mit Fremdenhass, als er mit seiner Fußballmannschaft zu Auswärtsspielen über die Dörfer in Sachsen-Anhalt fährt. Er erinnert sich, dass die Leute ihn ausgebuht haben oder Affenrufe nachgemacht haben, wenn er am Ball war. Mittlerweile lebt der 33-jährige Unternehmensberater in Frankfurt am Main und macht hier Wahlkampf, denn sein Ziel ist es, als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag in Berlin gewählt zu werden. An ihre Zeit in der deutschen Hauptstadt erinnert sich Chloé Lopes Gomes nicht gerne zurück. Die Tänzerin wird 2018 Ballerina im Ensemble am Staatsballett Berlin, doch hier fühlt sie sich durch eine Ballettmeisterin rassistisch diskriminiert, sagt sie.
Kaouther Ben Mohamed kann sich noch genau daran erinnern, wie im November 2018 die zwei Häuser im Zentrum von Marseille eingestürzt sind und acht Menschen unter sich begraben haben. Ihre Tante hat nebenan gewohnt und war stundenlang unauffindbar. Seitdem ist sie zum Sprachrohr derjenigen geworden, die hier in unwürdigen Verhältnissen wohnen. Anastasia Baik ist eine davon. An zwei Stellen ihrer Wohnung ist die Decke eingestürzt. „In der Nacht habe ich Angst, dass uns die Balken auf den Kopf stürzen“, sagt sie, „aber die Experten der Stadt meinen, es gebe Schlimmeres.“ Oder Yasmine Khelifi. Sie war schwanger, als sie vor zwei Jahren ihre einsturzgefährdete Wohnung Hals über Kopf verlassen musste. Seither wohnt sie mit ihrer Familie in einer 2-Zimmer-Wohnung in einem Aparthotel. Doch nun droht ihr die Kündigung.
In der spanischen Region Katalonien versuchen zwei Städte mit lokalem Geld die wirtschaftlichen Corona-Folgen zu lindern. Das funktioniert in Santa Coloma de Gramenet so gut, dass die Nachbarstadt von Barcelona ihren Angestellten in Zukunft sogar einen Teil der Gehälter in der Lokalwährung auszahlen will. Silvia Pérez betreibt hier ein kleines Restaurant. Ihr Geschäft hat unter dem Lockdown schwer gelitten, jetzt bekommt sie eine Nothilfe in der Lokalwährung. Dadurch werden gleichzeitig auch andere Unternehmen der Stadt gestärkt, bei denen sie einkauft. Es entsteht ein lokales Anti-Krisen-Netzwerk. Santa Coloma de Gramenet hat schon vor fünf Jahren die „Grama“ für öffentliche Gelder eingeführt, um den Betrieben im Ort durch die Finanzkrise zu helfen. Jetzt bewährt sich das Instrument auch in der Pandemie. In der kleinen Küstengemeinde Deltebre bei Tarragona wurde die Lokalwährung erst während der Pandemie eingeführt. Hier muss Marisa Miró mit wenig Geld ihren Alltag bewältigen.
Der 34-jährige Mann aus Mecklenburg-Vorpommern hat acht Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr gedient und in Afghanistan als Einsatzersthelfer und Ausbilder gearbeitet. Nur vier Tage nach Beginn der russischen Offensive habe er die Entscheidung getroffen, seine Heimat zu verlassen. Die Bilder der Zerstörung, die toten Zivilisten und die vielen fliehenden Frauen und Kinder hätten ihm keine andere Wahl gelassen. Als ehemaliger Berufssoldat wolle er seine Fähigkeiten als Spezialist zur Verfügung stellen. Von Menschen, die er „rechte Schwurbler oder Verschwörungstheoretiker“ nennt, distanziert er sich deutlich.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 16.000 junge Menschen zwischen 15 und 39 Jahren an Krebs. Die meisten können mittlerweile geheilt werden – auch dank neuartiger Therapieansätze. So groß der Fortschritt, so groß sind aber aber auch die Lücken bei der finanziellen Absicherung. Viele junge Krebspatienten verlieren ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihr Erspartes, weil die sozialstaatlichen Absicherungsmechanismen bei ihnen noch nicht ausreichend greifen. Sie fallen durchs Raster, etwa weil sie noch keine Ansprüche erworben haben. Ärzte schlagen Alarm und fordern ein Überbrückungsgeld, denn die Angst vor dem finanziellen Absturz wirkt sich verheerend auf die Genesung aus – ein Teufelskreis. (Text: arte)
Der Trend zur pflanzenbasierten Ernährung in Polen ist gewaltig: In den letzten drei Jahren hat der Verkauf von Fleischersatzprodukten im Land um 480 Prozent zugenommen. Warschau bietet allein 70 rein vegane Restaurants und Hunderte weitere, die mindestens ein veganes Gericht auf ihrer Speisekarte anbieten. Die Folge: Im Ranking der veganfreundlichsten Städte der Welt liegt Warschau aktuell auf Platz sechs. Aber den Trend zum Veganismus erlebt Alicja nicht nur in den polnischen Großstädten. Sie ist nur selten zuhause in Krakau. Meist reist sie kreuz und quer durch Polen, häufig auch in die Provinz, um Kochkurse und Interviews zu geben, in Talkshows oder auf der „Veganmania“, Polens größte Vegan-Messe, aufzutreten. Ihr Ziel: Alicja will unbedingt, dass der polnische Trend zum Veganismus anhält. Dabei hatte sie eine solche Karriere nie geplant.
Die ersten Bilder des Krieges halten Johanna Maria Fritz und Mila Teshaieva in Irpin fest. Die Fotos der fliehenden Menschen, die über eine zerstörte Brücke den gleichnamigen Fluss überqueren, gehen um die Welt. Irpin wird zur Frontlini,e und die beiden Fotografinnen bringen sich in Kiew in Sicherheit. Hier treffen sie Menschen, die bleiben, so wie Maxim. Er war bis vor wenigen Wochen noch Artdirector eines Undergroundclubs, jetzt baut er Molotowcocktails. Seit sechs Jahren lebt der Russe in der Ukraine und will nun helfen, seine neue Heimat zu verteidigen. Auch wenn das bedeutet, dass er sich gegen seinen eigenen Bruder stellen muss, der als Soldat auf russischer Seite kämpft. Mit ihrem alten VW Golf bewegen sich Johanna und Mila durch die leeren Straßen der ukrainischen Hauptstadt.
Alexandra ist 17 und mit dem dritten Kind schwanger. Raluca ist zehn und war nie in der Schule. Marina ist auch zehn Jahre alt und hat mit ihren zwei Geschwistern kein Dach über dem Kopf. Sie alle leben im gefährlichsten Bezirk von Bukarest: Gewalt, Drogen und Prostitution ist ihr Alltag. Die meisten sind Roma. Hoffnungslose Fälle? Damit will sich Valeriu Nicolae nicht abfinden: Er ist selbst Roma, stammt aus armen Verhältnissen, hat es aber in seinem Leben geschafft. Als erfolgreicher internationaler Berater will er etwas zurückgeben: Seine Organisation „Casa Buna“, „Das Gute Haus“, bietet den ärmsten Kindern Zuflucht, Essen und vor allem Bildung. Mit vielen Freiwilligen engagiert er sich rund um die Uhr und zeigt durch sein Vorbild: Veränderung ist möglich. (Text: arte)
Im Januar 2021 brachte Patrizia Vallera ihren Sohn Tom auf die Welt – in der 27. Schwangerschaftswoche. Es war eine Totgeburt. Tom hatte Trisomie 18, eine schwere Chromosomenstörung, bei der die meisten Kinder noch im Mutterleib sterben. Unterstützung fand Patrizia in dieser schweren Zeit bei Birgit Rutz. Sie arbeitet als Sterbe- und Trauerbegleiterin und ist selbst Mutter von fünf Sternenkindern – so heißen Babys, die noch im Bauch oder kurz nach der Geburt sterben. Birgit Rutz leitet den Verein „Hope’s Angel“, der Frauen und deren Familien bei der Trauerbewältigung hilft. In Deutschland können sich Mütter nach einer Fehlgeburt zwar krankschreiben lassen, aber es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf Trauerurlaub. Das Problem für die Familien ist nicht nur der Verlust eines Kindes, sondern vor allem auch der Umgang der Gesellschaft damit.
An der Berliner Charité forscht Prof. Surjo Soekadar daran, wie Neurotechnologie den Alltag von gelähmten Patienten unterstützen kann – zum Beispiel durch Assistenzsysteme, die nur über die Kraft der Gedanken gelenkt werden. Hoffnung bedeutet das für Patienten wie Guido Schule oder Anne Nitzer. Die zweifache Mutter erlitt kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes einen Schlaganfall und kann sich seitdem weder bewegen noch sprechen, obwohl sie vollständig bei Bewusstsein ist. Am Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) konnte Prof. Ursula Schmidt-Erfurth bereits ein erstes KI-basiertes Diagnoseverfahren bis zur Zulassung entwickeln. Heute forscht sie an weiteren Möglichkeiten, mit der Hilfe von KI die Diagnostik und Therapie bei einer altersbedingten Veränderung der Netzhautmitte (AMD) zu verbessern.
„Windkraft ja, aber bitte woanders“ – wie überall in Europa scheint auch auf der griechischen Insel Euböa diese Haltung verbreitet: Über 600 Windräder stehen schon auf Euböa, mindestens doppelt so viele sollen hinzukommen. Der Strom dient einem ehrgeizigen Projekt der Regierung: der grünen Energiewende Griechenlands. Bis 2030 soll der Kohleausstieg vollbracht sein und der Anteil erneuerbarer Energien deutlich gesteigert werden. Doch auf Euböa formiert sich Widerstand. Für den Bergsteiger und Naturliebhaber Tasos Baltas bedeuten die Windparks viel mehr Umweltzerstörung als deren Schutz. „Die Windanlagen halten vielleicht 20 Jahre lang. Danach sind sie unbrauchbar. Dafür aber wurden ganze Bergspitzen abgeflacht, Wälder abgeholzt, historische, archäologische Stätten in Beton eingegossen. Und wer daran verdient sind ein paar große Konzerne.
Es braucht zwei Olgas für ein glückliches Dorf. Und Ust-Talma in der Taiga ist solch ein Dorf. Die eine Olga bringt die Post, Rente und den Klatsch, die andere sorgt für die Gesundheit der Bewohner. Der jungen ausgebildete „Landärztin“ Olga machen jedoch Armut und die Widrigkeiten des Landlebens zu schaffen. Zum Glück steht ihr Postbotin Olga hilfreich zur Seite… (Text: arte)
Andrij, Betriebsleiter eines großen Milchviehbetriebs bei Cherson, hat gerade noch seinen 15-jährigen Sohn aus dem Kampfgebiet evakuieren können. Die Kühe auf seinem Hof melken sie noch, doch Saatgut und Diesel für die Traktoren fehlen, und die Angst vor Streumunition auf den Feldern ist groß. Biobauer Martin hat Frauen und Kinder von seinem Hof in der Ukraine zu sich nach Franken geholt. Täglich sind er und die Geflüchteten mit den gebliebenen Verwandten und Freunden in Kontakt. Wie überstehen seine Mitarbeiter die Bombenangriffe ganz nah am Hof? Wie können sie die fehlenden Landarbeiter, die zum Militär eingezogen wurden, ersetzen? Werden sie genügend Saatgut erhalten, um das Land zu bestellen? Zur akuten Sorge um die Menschen in der Ukraine kommt in der EU die Verantwortung für die Versorgungssicherheit mit Getreide.
Während unsere Urahnen tagtäglich ihre Koordination und Bewegung trainieren konnten, sind nach Erkenntnissen der WHO heute 80 Prozent der Kinder zu passiv. Dadurch entwickeln sie auch wichtige kognitive Fähigkeiten nicht richtig. Die Bremer Ronzelen Schule hat mit Harald Wolf ein Projekt eingeführt, das die frühzeitige Degeneration bei Kindern verhindern soll. Hier dürfen sie nämlich während des Unterrichts auf Ergometern Radfahren. Wie auch erwachsene Menschen ihre naturgegebenen Fähigkeiten zurückerlangen können, bringt Heike Tharun einer Gruppe von Frauen bei. Bei ihren Wanderschulungen lernen die Teilnehmerinnen, wie sie ihren Orientierungssinn trainieren können. „Wenn du in der Stadt aufgewachsen bist oder halt nie was machen durftest alleine, dann hast du die Orientierungsfähigkeit noch nicht so entwickelt.
Für viele Russen ist Georgien ein Zufluchtsort, um der Gewalt des Staates oder den westlichen Sanktionen zu entkommen. Unter den Georgiern wächst indessen die Besorgnis, dass Tausende von russischen Bürgern darüber nachdenken, nach Georgien umzusiedeln. Viele Georgier fordern von der Regierung, ein strenges Visaregime für Russen einzuführen – zwischen der „Flucht vor dem Diktator“ und der „Flucht vor Sanktionsbeschwerden“ zu unterschieden. Quasi nur mit dem Handy in der Hosentasche musste Artyom Petukhov, der Organisator einer Anti-Kriegsdemonstration, vor dem Putin-Regime flüchten. Bei Egor Kuroptev, einem Exilrussen, der seit über zehn Jahren in Georgien lebt, fand er Unterstützung. Tanja aus Moskau ist keine Aktivistin, möchte jedoch ihren vier Kindern in Georgien eine Zukunft bieten und schlägt sich auf eigene Faust durch.
Eigentlich suchte Amir Farahani nur eine Wohnung, als er auf eine Anzeige im Internet stieß: „Mietfrei wohnen gegen Gesellschaft für unsere Omi.“ Der junge Mann aus dem Iran macht derzeit eine Ausbildung zur Pflegefachkraft in Berlin. Er stellte sich vor, genau an Agnes Jeschkes 101. Geburtstag. Es war Liebe auf den ersten Blick. Amir setzte sich gegen 22 Bewerberinnen durch und zog kurz darauf ein. Es ist eine sehr besondere Wohngemeinschaft, anders als die Alt-Jung-WG’s, die es schon länger gibt. Der 28-jährige Azubi wohnt im Wohnzimmer und schläft dort auf dem Sofa. Er möchte nichts verändern, damit die 101-jährige Agnes sich weiter in ihrer Wohnung zurechtfindet. Amir kümmert sich um sie, wenn er zuhause ist, schmiert Brote, hilft beim Anziehen und Zähneputzen.
Im Berliner Stadtteil Neukölln eröffnet ein Gesundheitszentrum, wie es so in Deutschland noch nicht gibt. Die Mitarbeiter dieser Einrichtung wollen herausfinden, was ihre patienten wirklich krank macht und daran nachhaltig etwas ändern. Hier sollen nicht nur Krankheitssymptome behandelt, sondern die gesamte Lebenssituation ihrer Patienten in den Blick genommen werden. Denn unsere Gesundheit hängt maßgeblich von den sozialen Verhältnissen ab, in denen wir leben. Zahlreiche Studien zeigen: Wer arm ist, ist häufiger krank und lebt kürzer. Elisabeth Lange ist Sozialarbeiterin und Eva Weirich Krankenschwester und seit kurzem Gesundheitswissenschaftlerin. Sie sind zwei von 25 Leuten, die zum Gesundheitskollektiv Berlin gehören.
Der Fischer Darren Kenyon aus Grimsby hatte den Versprechen der Initianten der Leave-Kampagne geglaubt und wie 70 Prozent der Menschen im armen Nordosten Englands für den EU-Austritt gestimmt. Damit sollte mehr Kontrolle über die Fanggründe vor der eigenen Küste erlangt werden. Doch ein Jahr nach dem Brexit fühlen sich die einstigen Befürworter von Premierminister Boris Johnson betrogen. (Text: arte)
Etwa 80 Prozent ihres Jahreseinkommens verdienen die Fischer auf den Lofoten in nur drei Monaten mit dem Fang von Skrei, dem norwegischen Winterkabeljau. Kein Wunder, dass es in Norwegen heißt, wer nach Fisch riecht, riecht nach Geld. Die Region ist abhängig von Skrei – nicht nur ökonomisch, sondern auch touristisch und kulturell. Zu Ehren des schuppigen Wirbeltiers aus der Familie der Dorsche findet im Fischerdorf Myre regelmäßig das Vesterålen Skreifestival statt. Dieses Jahr bringt eine Woche Sturm die Vorbereitungen für das Spektakel kurz ins Wanken, doch dann bringt Kapitän Preben Meland mit seinem Fischkutter Morgenstjerne Nachschub für die Fischfabriken und das Festival.
Etwa 3,6 Millionen Syrer sind seit Beginn des Bürgerkriegs in die Türkei geflohen. Kein Land der Welt beherbergt derzeit so viele Flüchtlinge. Viele haben sich inzwischen gut integriert, arbeiten und leben in türkischen Großstädten. Andere verdienen sich ihr Auskommen als Landarbeiter und hausen in Hütten oder Zelten. Präsident Erdogan inszenierte sich jahrelang als Schutzherr der Muslime und nahm syrische Frauen, Kinder und Männer bereitwillig auf. Die türkische Bevölkerung steht jedoch im Zuge der Wirtschaftskrise den Flüchtlingen inzwischen zunehmend skeptisch gegenüber. „Re:“ begleitet eine in Istanbul arbeitende syrische Krankenschwester und einen an der türkisch-syrischen Grenze lebenden Landwirt mehrere Monate bei ihren täglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen als Flüchtlinge in der Türkei.
Die Firma Micronutris in Toulouse ist heute einer der führenden Anbieter von Insekten als Lebensmittel in Europa. In riesigen Hallen züchten sie die Krabbeltiere in Hochregalen, in ihrer Probeküche entwickeln sie neue Rezepte für Köche sowie Verbraucher, und ihre Marketingabteilung designt die Konzepte von der Ernährung für morgen. Schon heute genießen manche Französinnen und Franzosen Insekten à la carte: Das kleine Restaurant „Le Festin Nu“ in Paris serviert Grillen, Skorpione, Würmer, Grillen, Wanzen oder auch Heuschrecken zu Chicorée oder eingelegten Paprikaschoten… Guten Appetit! (Text: arte)
Die Dragqueen Veuve Noir besucht Neuntklässler der Gemeinschaftsschule in Neumünster. Als homosexueller Mann, der sich gerne als Frau zurechtmacht, stellt sich Veuve ihren Fragen. Gemeinsam mit Olivia Jones hat sie das Projekt „Olivia macht Schule“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, nicht nur Vorurteile gegenüber Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen abzubauen, sondern sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Dafür geht sie in Schulen und spricht mit den Kindern. Auch Geflüchtete haben häufig mit Verurteilung zu kämpfen und werden in ihrer neuen Heimat oftmals nicht genug gefördert. Doch die aus Syrien stammende Chocolatiers-Familie Hadad wurde nach ihrer Flucht in Kanada aufgenommen und konnte dort in kürzester Zeit in ihrem neuen Heimatstädtchen Antigonish eine neue Schokoladenfirma gründen.
Ewa und Reza haben sich immer ein Kind gewünscht. Nach zehn Jahren mit erfolglosen Versuchen künstlicher Befruchtung und einer Fehlgeburt haben sie sich für eine Leihmutterschaft in der Ukraine entschieden. Jetzt liegt ihr Baby mit 30 anderen in einem Keller in Kiew, es kann nicht einfach nach Deutschland gebracht werden, dort ist Leihmutterschaft verboten. Das Kind braucht Papiere. Die Behörden reagieren nur langsam auf die neue Lage und täglich bringen Leihmütter neue Babys zur Welt. Ewa und Reza können nicht mehr warten. Sie machen sich auf den Weg zu ihrem Wunschkind, der führt über bürokratische Hürden und mitten durch den Krieg. (Text: arte)
Die Tänzer, Sänger, Musiker, Bühnenbildner, Ton- und Lichttechniker des Opernhauses von Lwiw haben es sich zur Aufgabe gemacht, die ukrainische Kultur am Leben zu erhalten, während diese zu einem bevorzugten Ziel der Russen geworden ist. Anfang April schätzte die UNESCO, dass mindestens 53 Kulturstätten von Wladimir Putins Armee beschädigt worden waren. Doch die Angestellten des Opernhauses in Lwiw, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, entschieden sich für den Widerstand. Trotz des Krieges und der ständigen Bombendrohungen proben sie weiter, sind sich der Gefahr bewusst, aber fest entschlossen, auf ihre Weise gegen Russland an die Front zu gehen. (Text: arte)
Dragana Rakic will bei der Wahl am 3. April für die oppositionelle Demokratische Partei ins serbische Parlament einziehen. Sie hat genug vom Klima der Angst in ihrem Land. Als Kommunalpolitikerin wurden sie und andere Kolleginnen von Mitgliedern der regierenden nationalpopulistischen SNS regelmäßig beleidigt. Andere Oppositionspolitiker wurden physisch bedroht und eingeschüchtert. Falschmeldungen zum Ukraine-Krieg und Verleumdungskampagnen in regierungsnahen Boulevardmedien beschäftigen auch die Journalisten der investigativen Online-Plattform KRIK wie Vesna Radojević: Sie recherchieren Korruptionsfälle, die bis in die Regierungsspitze reichen und werden dafür immer wieder angefeindet. Im Gegensatz zu den meisten großen Medienhäusern ist die KRIK-Redaktion unabhängig finanziert.
Ohne Lithium können Elektroautos nicht fahren, doch der geplante Abbau des Rohstoffs ruft auf der Iberischen Halbinsel Unmut hervor. Die Bürger der Stadt Cáceres kämpfen gegen eine Energiegesellschaft. (Text: arte)
In der Gemeinde Carbury wird der Torf im Sommer gestochen, anschließend getrocknet und im Winter verheizt. Ciaran Duggan und Shane Hynan gehören zu einer Kooperative aus knapp 100 Familien, die weiterhin das Recht haben, Torf für den Eigenbedarf abzubauen. Das Heizen mit Torf hat hier eine lange Tradition. Während in ganz Europa die Heizkosten steigen, gilt Torf als billiger Rohstoff und hat lange die Energie-Unabhängigkeit der Region gesichert. Der Abschied vom Torf fällt besonders den Älteren schwer, denn das Umrüsten der Häuser ist aufwendig und kostet viel Geld. Imelda Goldsboro ist Energieberaterin und hilft Familien bei der Umrüstung auf alternative Heizsysteme wie Wärmepumpen. Sie betreut bis zu 50 Renovierungen im Jahr, die teilweise von der EU finanziell gefördert werden.
Maximaler Ertrag auf minimaler Fläche, dazu noch ressourcenschonend – das verspricht die „Vertical Farm“, die Anders Riemann in Kopenhagen betreibt. In Riemanns klimaneutraler Indoor-Farm wächst Gemüse auf 14 Etagen. 800 Kilogramm Salat werden hier pro Woche geerntet. Dieses Gegenmodell zur konventionellen Landwirtschaft stellt für Riemann eine große Zukunftschance dar: „Gerade Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns gezeigt, wie verwundbar unsere Lieferketten in der Lebensmittelproduktion sind. Wir brauchen Lebensmittelproduktionen direkt vor Ort in den Städten, als Teil der Infrastruktur.“ Ute Grauwinkel von „Superfood Sachsen-Anhalt“ erforscht, welche Pflanzen im Osten Deutschlands neu angebaut werden könnten, um den geänderten klimatischen Bedingungen zu begegnen und unabhängiger von Langstreckenimporten zu werden.
Der Jungfischer Mike Maalstedt ist verzweifelt, weil er seinen Betrieb im Dorf Spieka-Neufeld bei Bremerhaven kaum mehr halten kann. Alle seine Krabbenfischerkollegen an der deutschen Nordseeküste stecken in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, weil die Preise für Nordseekrabben gerade auch während der Corona-Zeit stetig gefallen sind. Nun steigen auch noch die Dieselpreise. Sein Kollege Olaf kämpft ebenfalls gegen den Untergang seines Berufstands, engagiert sich in der Erzeugergemeinschaft und versucht, die Lage der deutschen Krabbenfischer gegenüber der mächtigen Konkurrenz der niederländischen Fischer zu verbessern, die mit größeren Schiffen höhere Fangquoten erreichen.
Bereits 2017 hat das Land die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, die Armee wird personell aufgestockt und besser ausgerüstet, und der Verteidigungshaushalt soll erhöht werden. Und nun soll sich auch Schwedens Zivilbevölkerung für den Ernstfall rüsten und aktiv Krisenvorsorge betreiben. Robin preppt bereits seit Jahren. Der Familienvater aus Stockholm hat in seiner Wohnung stets ausreichend Vorräte, um einige Wochen autark überleben zu können. Regelmäßig fährt er in die Wälder, um ein paar Tage in der Wildnis zu verbringen. Dabei sind seine Kinder immer mit dabei, denn auch der Nachwuchs soll für Krisen gewappnet sein. Das Interesse am Preppen ist in Schweden so groß wie nie. Quer durch alle Bevölkerungsschichten legen die Menschen Lebensmittelvorräte an, trainieren Überlebenstechniken oder lassen sich sogar an der Waffe ausbilden.
Aus dem stark umkämpften Donbass ist die Ausreise besonders schwierig. Familie Kulikow stammt aus Mariupol. Nur durch einen Fluchtkorridor konnten sie die inzwischen weitgehend zerstörte Hafenstadt verlassen. Ihre Wohnung, alles mussten sie zurücklassen. Nach Tagen auf der Flucht werden sie von den russischen Behörden nach Pensa gebracht. Eine Stadt in der russischen Provinz. 700 Kilometer östlich von Moskau, 1200 Kilometer entfernt von ihrer ukrainischen Heimat. Dort leben sie in einem Flüchtlingslager. Man stellt ihnen das Nötigste: ein einfaches Bett, karge Mahlzeiten. So wie Familie Kulikow geht es vielen geflüchteten Ukrainern. Rund 730.000 landeten in Russland. Ein großer Teil von ihnen will schnellstmöglich wieder weg. Ihr Ziel: Europa, die EU. Doch dorthin zu gelangen, gleicht einer weiteren Flucht. Sie sind auf freiwillige Helfer angewiesen, die in der derzeitigen Situation selbst ihre Sicherheit aufs Spiel setzen.
Der Rumäne Marius Balacenoiu hat in Frankreich Chemikalien geladen und fährt damit 1.800 Kilometer durch Europa bis nach Rumänien. Die Tour ist geprägt von engen Zeitplänen, Ärger mit dem Arbeitgeber und Geldmangel. Es ist, so sagt Marius Balacenoiu, „die schlimmste Tour“, die er je gefahren ist. Gerade osteuropäische Trucker arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Stanislava Rupp-Bulling vom Gewerkschafts-Projekt „Faire Mobilität“ hat in den letzten Jahren Hunderte von ihnen beraten. Viele kennen ihre Rechte nicht. Wenn sie zum Beispiel im Ausland unterwegs sind, steht ihnen für diese Zeit der örtliche Mindestlohn zu. Der ist in Deutschland oder Frankreich höher als in Osteuropa. Mindestlöhne, Lenk- und Ruhezeiten, Kabinenschlafverbote – längst gibt es unzählige neue EU-Regeln, die die Situation in der Lkw-Branche verbessern sollen. Doch die Kontrolleure kommen gegen die schiere Masse an Lkw kaum an.
Seit Beginn des Krieges spüren Russlanddeutsche mehr Ablehnung als je zuvor. In Würzburg und anderen Städten mit russischsprachiger Community kam es zu offenen Anfeindungen. (Text: arte)
Innerhalb von 24 Stunden fallen 100 Liter Regen pro Quadratmeter, und das kleine Flüsschen Ahr reißt Autos, Häuser und Bäume mit sich. Dirk und Nadine Heuer haben in der Flutnacht alles verloren: ihr Wohnhaus mit dem Malerbetrieb, Fahrzeuge, Erinnerungen. Ihr Traumhaus hatte Dirk selbst gebaut. Gerade mal ein Jahr hat die Familie dort gewohnt. Die Heuers haben Glück. Sie kommen in einer kleinen 2-Zimmer-Ferienwohnung unter. Von hier aus bauen sie ihr Leben wieder auf. Dirk und seine Ehefrau Nadine beschließen weiterzumachen, auch wenn das schwierig wird. Ursprünglich war der Malerbetrieb auf filigrane Malertechniken spezialisiert: Veredlung von Wänden mit besonderen Techniken und Materialien. Nach der Katastrophe werden die feinen Pinsel erstmal gegen Fräse und Bohrhammer getauscht, denn Dirk Heuer will mit seinem Team im Ahrtal beim Wiederaufbau mitwirken. „Re:“ begleitet Dirk und Nadine Heuer ein Jahr lang beim privaten und beruflichen Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe.
In einer Woche mehr als 600 Diebstähle in der Altstadt: Mit dem Beginn der Touristensaison versinkt Barcelona wieder in Kriminalität. Eliana Guerrera, gebürtige Kolumbianerin aus Medellin, will das nicht mehr hinnehmen. Sie ist die „Königin“ der Bürgerpatrouille von Barcelona. So nennen sie ihre Mitstreiter der „Patrulla BCN“. Gemeinsam streifen sie durch die U-Bahn-Stationen der beliebtesten Stadtviertel. Um Touristen vor Taschendieben zu warnen, aber auch um Straftäter auf frischer Tat zu ertappen. Mit der Pandemie war damit erst einmal Schluss. Keine Touristen – keine Opfer. Doch mit der Rückkehr der Gäste kommen auch die Kriminellen zurück. So streifen Eliana und ihre „Patrulleros“ nun wieder täglich durch die Gassen Barcelonas. Manchmal bis zu sieben Stunden am Stück.
Für Arthur Uther Pendragon ist das Göttliche in der Natur allgegenwärtig. Der 68-Jährige ist ein moderner Druide – und ein König. Denn Arthur Uther Pendragon, der früher einmal John Timothy Rothwell hieß, sagt von sich, er sei die Reinkarnation des sagenumwobenen König Artus. König Artus hat einiges zu tun diese Tage, denn die über 5000 Jahre alte Steinkreisanlage, UNESCO-Weltkulturerbestätte, und Heiligtum jedes modernen Druiden, soll zur Baustelle werden. Da sich auf der angrenzenden zweispurigen Schnellstraße A303 und deren Kreuzungen oft lange Staus bilden, soll hier für 1,7 Milliarden Pfund ein etwa drei Kilometer langer vierspuriger Tunnel gebaut werden. Das will König Artus zusammen mit britischen Archäologinnen uns Archäologen unbedingt verhindern. Sie glauben, der Tunnelbau würde den heidnischen Wallfahrtsort tiefgreifend verändern.
Trine Richter, Mads Boss und Klaus Vesløv sind nur einige von denen, die sich vor 20 Jahren zusammengesetzt haben, um ihre Insel zu verändern. Die dänische Ostseeinsel Bornholm litt unter Abwanderung, steigender Arbeitslosigkeit und fehlendem Wirtschaftswachstum. Eine Umfrage unter den verbliebenen knapp 40.000 Bewohnern ergab, dass viele mit Fokus auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine Chance sehen, Bornholm wiederzubeleben. Und so entwickelten sie einen Plan, wie Bornholm nachhaltig werden kann – und zwar in allen Bereichen: Elektrizität, Verkehr, Wärme, Ernährung, Bauen. Alle Projekte, die wieder Wachstum generieren sollen, haben nun Nachhaltigkeit als Grundlage. 100 Prozent erneuerbare Energien, modernste Baustoffe aus recycelten Materialien und Lebensmittel aus der regionalen Landwirtschaft – hier versuchen sie, es in der Praxis umzusetzen.
Noch vor gerade mal einem halben Jahr galt es in Finnland als Tabu, von einem Ende der militärischen Neutralität auch nur zu sprechen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat diese nationale Überzeugung nicht nur ins Wanken gebracht, sondern ins Gegenteil verkehrt: Drei Viertel aller Finnen wollen in die NATO, genau wie der Chef des Reservistenverbands, Ilpo Pohjola. Der Film erzählt von einer radikal veränderten sicherheitspolitischen Ausrichtung des Landes, aber auch von der pazifistischen, jugendlichen Minderheit, die jede Art von Gewalt ablehnt. Dazu gehören Vili Nurmi und seine Mitstreiter. Vili leistet seinen Zivildienst in Helsinki und organisiert Demonstrationen gegen die NATO, der er Kriegstreiberei vorwirft.
Seit 1957 betreibt die Familie von Mario Morra bereits ein traditionelles Strandbad in Neapel. Bald muss er sich – wie die anderen etwa 30.000 italienischen Strandbetreiber – neu um eine Konzession bewerben. Bislang wurde sie einfach immer wieder verlängert, jahrzehntelang. Während Morra sein Geschäft in Gefahr sieht, überlegt Anwohner Mario Avoletto, wie er überhaupt ans Meer kommen soll. De facto werden in Italien seit Jahrzehnten öffentliche Strände privatisiert. Wer baden will, muss zahlen oder muss mit kleinen, oft schattigen, Fleckchen am Ende des Strandabschnitts vorliebnehmen. Auch Bürgeraktivist Paolo Casale klagt, dass viele Strandbetreiber zudem gar nicht mehr ihrem Kerngeschäft nachgehen. Hochzeiten und Partys am Meer – das bringt mehr ein als das Vermieten von klapprigen Sonnenliegen.
Es ist ein spektakuläres Projekt der Bundesregierung: Cannabis soll legalisiert werden. Das beschert Startup-Unternehmern grasgrüne Zukunftsträume und Lobbyisten volle Terminkalender – hinter den Kulissen steckt die Branche die Claims für einen Multi-Milliarden Markt ab. Doch der Weg zur Freigabe als Genussmittel hält noch manche Herausforderung bereit.
Wer in Bayern abtreiben möchte, muss lange Wege auf sich nehmen. Ungewollt Schwangere müssen oft mehrere hundert Kilometer weit fahren, um Hilfe zu finden. Denn die Versorgungslage ist schlecht, seit immer weniger Ärzte Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Dagegen kämpfen drei junge Aktivistinnen der Pro Choice Bewegung in Passau. Mit Protestaktionen und einer Petition wollen sie im Stadtrat die Abtreibungsgegner umstimmen. Die Parteien im Stadtrat sollen sich dafür einsetzen, dass am Klinikum Passau Abtreibungen nach der Beratungsregelung durchgeführt werden können. Denn zurzeit gibt es nur eine Ärztin in ganz Niederbayern, die Abtreibungen durchführt. Weil es so schwierig ist, Hilfe zu finden, fahren noch immer Frauen aus Deutschland für einen Abbruch in die Niederlande.
Im September 2021 wurde der Franzose Philippe Rio zum weltbesten Bürgermeister gewählt. Der Lokalpolitiker steht einer der ärmsten Städte Frankreichs vor, dem 30 Kilometer südlich von Paris gelegenen Grigny.
In Frankreich geht eine Untersuchungskommission von mehreren Hunderttausend Opfern aus, in Deutschland werden die Zahlen ähnlich hoch geschätzt. In Spanien waren noch vor vier Jahren offiziell 34 Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche bekannt. Als die Zeitung „El Pais“ damals über das Thema zu berichten begann, meldeten sich immer mehr Opfer, inzwischen sind es 1.300. Enrique Pérez Guerra kämpft bis heute mit den Folgen des Missbrauchs. Als dieser nach Jahren bekannt wurde, wurde der Priester versetzt, das Verbrechen vertuscht. Enrique ist heute Sozialarbeiter, auch beruflich hat er immer wieder mit sexuellem Missbrauch zu tun, mit Opfern und mit Tätern. Erst durch ein Buch, das er schrieb, konnte er sich von dem Trauma einigermaßen befreien.
Die gebürtige Marokkanerin Hayat ist alleinerziehende Mutter von fünf Kindern und hat nur wenige Jahre eine Schule besucht. Ikrame aus Algerien, lebt nach einer gescheiterten Ehe in einem Frauenhaus. Fanta kam vor 6 Jahren von der Elfenbeinküste nach Paris und möchte ihre Töchter nachholen. Alle drei Frauen haben auf dem französischen Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance. Doch alle drei teilen eine Leidenschaft: das Kochen. Das Programm „Des étoiles et des femmes“ („Von Sternen und Frauen“) bietet jährlich rund 150 Frauen aus benachteiligten Verhältnissen einen Ausbildungsplatz in der Spitzengastronomie. Hayat, Ikrame und Fanta haben drei der begehrten Ausbildungsplätze ergattert und gehen bei Sterneköchen in Paris und Lyon in die Lehre.
Bulgarien war jahrelang als Land bekannt, aus dem die Menschen abwanderten. Millionen Bulgaren verließen ihre Heimat auf der Suche nach höheren Löhnen und einer besseren Zukunft in Richtung Ausland. 1990 lebten noch rund neun Millionen Menschen im Land, heute sind es nur noch etwa 6,5 Millionen. Doch seit der Pandemie ist ein umgekehrter Trend sichtbar. Denn auf einmal zieht es Corona-Skeptiker aus aller Welt hierher. Bulgarien lockt nicht nur mit laxen Corona-Regeln, sondern auch mit günstigen Lebenshaltungskosten und niedrigen Steuern. Familie Van der Sluis aus den Niederlanden hat bereits in den USA, Spanien und Israel gelebt. Nun ist Sofia ihr neues Zuhause. Tochter Evia geht auf eine spanische Schule mit internationalen Mitschülern, Papa Yuri arbeitet im hippen Co-Working an internationalen Projekten, und Mutter Emily ist Immobilienmaklerin.
Andreas Fath warb mit einer Aktion für den Gewässerschutz: Der Wissenschaftler stieg in Ulm in die Donau, um 2700 Kilometer bis ans Schwarze Meer zu schwimmen und dabei Proben von Mikroplastik zu sammeln.
Das Dorf Ittoqqortoormiit an der Ostküste Grönlands hat mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Immer häufiger verirren sich Eisbären hierher. Da die Eisbären Eis benötigen, um zu den Robben zu gelangen, ihrer bevorzugten Beute, das Eis aber immer später im Jahr zufriert, ziehen sie hungrig die Küste entlang. Die Menschen hier ernähren sich und ihre Hunde ebenfalls von Robbenfleisch. Nicht selten tauchen die Raubtiere deshalb plötzlich auf dem Kinderspielplatz oder der Müllkippe des Ortes auf. Um die Menschen und die Bären zu schützen, gibt es seit acht Jahren die Eisbärpatrouille.
„In zwölf Minuten war ich kürzlich in dem abgelegenen Bergdorf, in dem ein Feuer ausgebrochen war“, erzählt Giorgos Peristeris stolz. Zu viert haben sie den Brand in Schach gehalten, bis nach einer Stunde Verstärkung kam. Die „richtige“ Feuerwehr war noch später dort. Giorgos Peristeris und seine Frau Marianna engagieren sich in der Freiwlligengruppe Omikron, die seit über 20 Jahren auf Chios gegen die Feuer kämpft. In der abgelegenen Gegend, in der sie auf der Insel leben, gibt es keinen Feuerwehr-Stützpunkt. Deshalb sind sie selbst aktiv geworden. Nicht nur beim Löschen, sondern auch für Brand-Prävention und für den Schutz der Wälder. Sie sind sich einig: Eine Katastrophe wie vor 10 Jahren, bei der große Teile der Insel verbrannten, darf sich niemals wiederholen. Dafür geben sie und die anderen Omikron-Mitglieder alles – ehrenamtlich.
Die Istanbulerin Çiçek Yiğit macht im Moment vor allem eines – Schulden. Die dreifache Mutter und ihr Mann gehören zur Istanbuler Mittelschicht. Früher lebten sie gut mit dem Verkauf von Damenbekleidung. Doch mit der Inflation sind die Verkäufe eingebrochen. Ohne Einnahmen werden für die Familie selbst Miete und das tägliche Brot zu teuer. Sie sind auf staatlich subventioniertes Brot Halk Ekmek angewiesen, übersetzt: Volksbrot. Sie sind nicht die einzigen: die Schlangen vor den Verkaufsständen werden immer länger. Eigentlich produziert die Türkei 20 Mio. Tonnen Weizen jährlich selbst. Doch der Ertrag nimmt seit Jahren ab.
In Frankreich weiß man dank der Arbeit des Agrarwissenschaftlers Christian Dupraz bereits sehr viel über Agroforst. Auf seinem Versuchsfeld fährt der Bauer inzwischen bessere Ernten ein als auf den Vergleichsfeldern ohne Bäume. Im Languedoc, dem größten Weinanbaugebiet Frankreichs, setzen nun auch ein Winzer Bäume zwischen die Rebstöcke, damit die Trauben nicht schon im August reifen. Auch in Deutschland erkennen immer mehr Landwirte die Vorteile – wenngleich es sich für manche fast wie ein Rückschritt anfühlt, wieder wie früher Hecken in die Äcker zu pflanzen. Hatte man sie doch gerodet um effektiver mit den großen Landmaschinen arbeiten zu können. Eine Gruppe schwäbischer Bauern reist zum Ortstermin nach Frankreich. Zusammen mit ihrem Verpächter wollen sie die Umwandlung ihrer Äcker in widerstandsfähige Agroforstsysteme planen.
Crash-Simulatoren, Spielplätze oder medizinische Diagnosen – selbst scheinbar geschlechtsneutrale Bereiche unserer Gesellschaft sind von der männlichen Perspektive geprägt, machen das Leben für Frauen mühsam oder gar gefährlich. Das soll sich ändern. Eva Kail gestaltet in Wien die Blaupause einer Stadt für alle – angepasst an die sich ändernden Bedürfnisse von Familien. Sie drängt darauf, dass Spielplätze auch Mädchen Spaß machen, Grünanlagen dem Sicherheitsbedürfnis von Frauen entsprechen, Co-Working-Spaces Eltern die Berufstätigkeit erleichtern. Dabei geht es ihr nicht speziell um Frauenförderung. Ihre Arbeit soll das Leben für alle verbessern. Auch Astrid Linder und Lotta Jakobsson sind Pionierinnen auf diesem Feld. Gemeinsam erarbeiten sie Crashtests, die Autos für Frauen sicherer machen, und retten damit Leben.
Schnelle Wetterumschwünge, gefährliche Strömungen, extremer Wellengang und scharfe Felsen machen die französische Atlantikküste zu einer unzähmbaren Naturgewalt, die trotz aller Anstrengungen jedes Jahr Dutzende Menschenleben fordert. Um die Gefahr zu minimieren, geben die lokalen Rettungskräfte täglich alles; besonders im Hochsommer, wenn die kleinen Orte entlang der Küste ein Vielfaches ihrer Einwohnerzahl beherbergen. Am Stadtstrand der beliebten Küstenstadt Biarritz wacht die junge Rettungsschwimmerin Oiana Trillo in ihren Semesterferien über die Badezone. Die 19-Jährige ist in Biarritz aufgewachsen, kennt den Tourismus-Boom der Region und weiß: viele unterschätzen die Tücken des Atlantiks. „Wir retten oft Menschen, für die das Meer völlig fremd ist. Prävention ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Tunesien: das Land der Jasmin-Revolution, eines der Länder, denen es im sogenannten Arabischen Frühling gelang, ihren Diktator zu stürzen. Doch trotz aller demokratischen Fortschritte emigrieren jährlich fast 1000 Ärzte – das sind mehr, als sie dort jährlich neu ausbilden. In Frankreich verdienen sie nicht nur mehr Geld als in ihrer Heimat, dort haben sie auch keine Probleme mehr damit, Medikamente und funktionierende medizinische Geräte zu beschaffen. Sie wurden in ihrem Herkunftsland sehr gut ausgebildet und erweisen sich als effiziente Fachkräfte. Während Tunesien eine beispiellose politische und wirtschaftliche Krise durchlebt, sind die Ärzte in aller Regel eher unkritisch, was die Arbeitsbedingungen angeht, die ihnen ihr Gastland bietet. Ob es nun darum geht, für einen geringeren Lohn als ihre französischen Kollegen zu arbeiten oder sich in den entlegensten Winkeln des Landes niederzulassen, sie sind zu fast allem bereit. Haben sie überhaupt eine Wahl?
Mikroplastik ist erst seit wenigen Jahren ein Thema in der Öffentlichkeit. Christian Laforsch ist ein Pionier der Mikroplastik-Forschung. Ihn interessiert vor allem, wie gefährlich es für uns ist. Diese Frage treibt ihn an, denn sie kann in Zukunft lebensentscheidend sein. Deshalb möchte er aber auch wissen, wie wir es schaffen können, weniger Plastik in die Umwelt zu bringen. Man findet die winzigen Teilchen überall: im Schnee auf dem Mont Blanc, im Wasser unserer Flüsse – genauso wie in der Luft, die wir atmen. Mikroplastik ist so klein, dass wir es nur unterm Mikroskop sehen können. Doch Christian Laforsch, Professor an der Uni Bayreuth, begibt sich mit seinem Team auf die Suche nach den heimtückischen Partikeln. Sie spüren sie auf mit selbstgebauten Messgeräten, im Wasser, in der Luft und im Ackerboden.
Manche zieht es auf der Suche nach gut bezahlter Arbeit in die arktische Abgeschiedenheit, andere sind fasziniert von der atemberaubenden Natur. Efren Regato von den Philippinen hat sich für ein Leben als Putzkraft am Rande von Europa entschieden. Dafür muss er mit der klirrenden Kälte klarkommen und damit, dass seinen Söhnen der Alltag in ihrem Wohnort Longyearbyen nur wenig Abwechslung bietet. Die Visafreiheit von Spitzbergen hat noch einen anderen Preis: Es darf zwar jeder kommen, Verlass auf ein soziales Netz gibt es hingegen nicht. Grundsätzlich gilt: Alle müssen für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen können oder die Insel wieder verlassen. Für die Belgierin Élise Thil und ihren französischen Mann Loup Supéry wäre der Traum von einem Neuanfang in der Arktis fast geplatzt. Die Coronakrise hat ihnen alles abverlangt.
Es begann als Abenteuer und ist jetzt eine geopolitische Herausforderung. Vor acht Jahren gab der Ökonom Mathias von Tucher mit Ende 40 seinen sicheren Job in Deutschland auf und zog nach Moldawien. Hier leitet er seitdem den internationalen Freihafen Giurgiuleşti an der Donau. Der Krieg in der Ukraine, die nur wenige Meter hinter dem Hafen beginnt, bringt neue Herausforderungen. Weil die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer von der russischen Armee blockiert sind, sollen viele Güter aus dem Land in Giurgiuleşti umgeschlagen werden. Doch dafür reichen die Kapazitäten nicht. Ein neues Terminal ist in Planung, wird allerdings erst im nächsten Jahr fertig sein. Vor den Toren des Hafens stauen sich die Lastkraftwagen, die darauf warten, am Zoll oder an den Grenzübergängen nach Rumänien oder in die Ukraine abgefertigt zu werden.
Der Tod Elizabeth II. ist eine Zäsur. Millionen Briten und Menschen aus aller Welt nehmen Abschied. Zwischen Trauer und Neuanfang wird eine Frage immer drängender: Was bedeutet das Ende der Ära Elizabeth II. für die Monarchie – und was für die Briten selbst?
Vormittags faltet er Wäsche in einem Behindertenheim, nachmittags durchstöbert er unermüdlich die Container des gesamten Umlandes nach alten Zeitschriften, aus denen er Ausschnitte in tagebuchartige Journale klebt. Der 62-Jährige ist mental zurückgeblieben, lebt in einer Einrichtung für geschütztes Wohnen im nordböhmischen Rumburk, in der wunden Landschaft der ehemaligen Sudeten. Abends malt er hier die Welt, wie er sie sieht – die Nase fast auf dem Schreibtisch, weil die Augen schlecht sind, er eine Brille aber ablehnt. So entstehen auf meterlangen Papierbahnen Straßenschluchten und urbane Dschungel, verworrene Systeme von ganz eigener Schönheit – ein Kosmos für sich. Die Prager Kuratorin Ivana Bradkova, die die Kunst geistig Behinderter propagiert, hat Ota Prouza für die Kunstwelt entdeckt.
Eingewickelte Triebwerke und verklebte Fensterscheiben: In der spanischen Halbwüste bei Teruel liegt einer der größten Flugzeugparkplätze der Welt. Ganze Flotten wurden zu Corona-Zeiten nach Teruel geflogen, auch Jumbojets und sogar der Airbus A 380. Jetzt stehen sie in Teruel nutzlos im Sand rum. Beim Kauf vor zehn Jahren kostete jede A 380 noch 400 Millionen Euro. Jetzt haben sie plötzlich keinen Wert mehr und gelten als unverkäuflich. In diesem Spannungsfeld arbeitet der Betreiber Tarmac Aerosave und versucht sich an einem neuen, nachhaltigen Geschäftsmodell: Luftfahrt als Kreislaufwirtschaft. Wie man Flugzeuge einmottet und dabei trotzdem flugfähig hält, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Techniker sind Verpackungskünstler, denn die empfindlichen Maschinen müssen vor der Witterung und vor Tieren geschützt sein.
Europas größtes Universitätsklinikum hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Berliner Charité will klimaneutral werden. Dafür hat sie eine Task-Force ins Leben gerufen, die ökologische Probleme im Krankenhausbetrieb ausfindig macht und an Lösungen arbeitet – etwa bei Narkosegasen, welche die CO2-Emissionen immens erhöhen. Nachhaltigkeitsforscherin Dr. Susanne Koch prüft verschiedene Filter, die für das Abgasproblem der Charité und anderen Krankenhäusern wegweisend sein könnten. Ihr Ziel: wiederverwenden statt in die Atmosphäre leiten. Kardiologe Dr. Carsten Israel ist Chefarzt des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld. Jeden Tag setzt er Patienten Herzschrittmacher ein. Die meisten Geräte überleben ihre Träger.
Touristen überschwemmen das Weltnaturerbe Dolomiten und belasten die Region für die Einheimischen so sehr, dass die Diskussion um eine Begrenzung entfacht ist. Auf rund 500.000 Einwohner, zumeist in kleinen Dörfern, kommen 33 Millionen Übernachtungen im Jahr – aber auch unzählige Tagestouristen. Ein Bergführer und eine Architektin kämpfen gegen den Ausverkauf an.
Unter den Nazis wurde Theresienstadt zum jüdischen Sammellager und steht bis heute weltweit für Entmenschlichung und Leid. Doch die Erinnerungsorte in der tschechischen Kleinstadt sind vom Verfall bedroht. Die Bewohner, die sich ein normales Stadtleben im heutigen Terezín wünschen, und Holocaust-Überlebende ringen um die Zukunft dieses symbolträchtigen Ortes.
Es ist die Reise seines Lebens. „Seine letzte Chance“, nennt es Dieter Offermann. Der 60Jährige fliegt nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, um sein Bein zu retten. Seit 7 Jahren kämpft er gegen Bakterien, die nach einer Knie-OP in die Wunde eingedrungen sind. Kein Antibiotikum hilft. Auch nicht die vier weiteren Knieoperationen. Die Ärzte raten dringend zur Amputation, allerdings ohne Garantie, dass die Wunde danach wirklich heilt. Zu undurchschaubar sei die Lage mit den Bakterien. Für Dieter Offermann bricht eine Welt zusammen. Er ist sehr aktiv, arbeitet, hat eine große Familie, viele Freunde, Hunde – ein erfülltes Leben. Dieter Offermann recherchiert. Ein Kollege erzählt ihm von der Phagentherapie in Georgien. Die Phagen – ein Wundermittel? Phagenforschung gibt es schon seit den 1920er Jahren.
In seiner Backstube auf der Schwäbischen Alb setzt Heiner Beck für ein aromatisches und bekömmliches Brot auf Regionalität, eine lange Teigruhe und Rohstoffe in Bio-Qualität. Aktuell testet er verschiedene Leinsamen-Sorten in Hinblick auf Ertrag, Geschmack und die verdauungsfördernde „Schleimigkeit“ – gemeinsam mit Getreideforscher Friedrich Longin. Der 43-Jährige führte mit Heiner Beck schon viele Praxistests durch und leitet an der Uni Hohenheim die Arbeitsgruppe Weizen. Er will mit Vorurteilen aufräumen, denn Weizen hat einen schlechten Ruf. Gleichzeitig will er auf alte Getreidearten aufmerksam machen, die zu einer wichtigen Vielfalt beitragen – sowohl auf dem Teller als auch auf den Feldern. Bei Hobby-Bäckerin Grit Steußloff aus Rostock hat die Back-Leidenschaft klein angefangen, inzwischen bietet sie Kurse für Backbegeisterte an.
„Die Besucher sagen uns: Euer Bier ist gut, wer ist Eurer Braumeister? Wir sind eine Frauenbrauerei, wir machen das Bier, verdammt!“, erzählt Ana Salazar der Bierexpertin Susana Giner. Susana besucht auf ihrer Reise Bierbrauerinnen. Ihre Route ist 1200 Kilometer lang und führt sie von Barcelona bis nach Vigo – auf den Spuren der Geschichte des Bierbrauens. In den Anfängen waren überall auf der Welt Frauen für die Zubereitung des weltweit beliebten Getränks zuständig. Vom alten Ägypten über Mesopotamien, wo die Brauerinnen als Priesterinnen der Göttin Ninkasi galten, bis hin zu den Wikingergesellschaften, wo nordische Frauen das Getränk zur Feier von Eroberungen brauten. Wie auch in anderen Bereichen wurden die Namen der Frauen, die die ersten Steine legten, von der Macht des Patriarchats begraben. Bierbrauerinnen galten sogar als Hexen und wurden verbrannt, der lukrative Zugang auf den Markt wurde ihnen verwehrt.
Wetter extrem: Deutschland schmort in diesem Sommer in sengender Hitze. Brände und Trockenheit bedrohen fast überall den Wald – und damit auch die Menschen, die mit und von ihm leben. Warten auf Wasser – "Arte Re:" trifft Fischer im Spreewald und Holzfäller in Westfalen. Ihre Zukunft ist untrennbar mit der des Waldes verknüpft – wie sieht sie aus?
Immer werktäglich um 19.45 Uhr und jederzeit im Netz: Die Reportage-Reihe "Re:" erzählt Geschichten von Menschen – authentisch und ganz nah dran.
Seit 1976 steht die einzigartige Tara-Schlucht unter dem Schutz der UNESCO. Seit 2017 schlagen Umweltorganisationen und auch viele Angelsportler Montenegros Alarm – als bekannt wurde, dass zwei Kilometer der neuen Autobahn direkt entlang des Tara-Flussbettes gebaut werden. Mile Lazarević ist Präsident eines Angelsport-Clubs in Kolašin und hat jahrelang für den Schutz und Fischbestand der Tara dort gesorgt. Jetzt blutet dem 70-Jährigen das Herz, wenn er die riesigen Autobahnpfeiler direkt am Flussbett sehen muss: „Die Fische sind weg, das Leben ist aus dem Fluss verschwunden. Jetzt haben wir hier eine Wüste!“ Insgesamt geht es um 170 Autobahnkilometer, die Montenegros Adria-Küste mit dem unterentwickelten Norden des Landes und über Serbien dann schließlich auch mit der EU verbinden sollen.
Kann Wasserstoff eine klimaneutrale Lösung für die Energie- und Klimakrise sein? Lange wurde er als Energiequelle vernachlässigt, doch nun bekommt das Gas verstärkt Aufmerksamkeit. "ARTE Re:" zeigt, wie das erste Wasserstoff-Flugzeug zu einem Testflug abhebt und wie sich in der Schweiz eine ganze Region eine Wasserstoff-Infrastruktur aufbaut.
Modedesigner Rafael Kouto hat 2019 den Swiss Design Award für seine Kollektion gewonnen, die er mit nachhaltiger Schweizer Seide entworfen hat. Für den Seidenbauern Ueli Ramseier war es natürlich eine Geschäftsidee, aber er wollte auch beispielhaft zeigen, dass es nicht nötig ist, Seide tausende von Kilometer mit einem fetten CO2-Abdruck aus China zu importieren. Sein Ziel: Er will noch mehr Menschen von der Raupenaufzucht mitten in der Schweiz überzeugen und so lokal produzierte, nachhaltige Mode herstellen. (Text: arte)
Patrik Mürner aus Luzern ist Pilzfan von Kindesbeinen an. Und er ist überzeugt, dass Pilze ein Schlüssel zur biologischen Kreislaufwirtschaft sind. Der studierte Produktdesigner befasst sich seit Jahren intensiv mit Mycel und Fruchtkörpern und hat seinen erlernten Beruf dafür inzwischen an den Nagel gehängt. Eines seiner Haupt-Forschungsgebiete: die Sanierung belasteter Böden mithilfe von Pilzen. Demnächst möchte er auf diese Weise eine Zink-belastete Industriebrache vor seiner Haustür wiederherstellen: Biologisch reinigen, statt den belasteten Aushub wegzupacken und zu lagern. Eine Methode, die Zeit braucht, aber zukünftig viele Probleme lösen könnte. Auf einem Bio-Weingut hilft Patrik Mürner außerdem die Weinreben mit flüssigem Pilz-Mycel zu stärken.
Die 49-jährige Landwirtin Gabriele Mörixmann aus dem niedersächsischen Melle hat schon immer in der Schweinehaltung gearbeitet. Überzeugt hat sie keines der bestehenden Haltungskonzepte. Also hat sie eine Stallwelt rund um das Schwein geschaffen, die auch in kein Biosiegel passt. Ihre Schweine haben mehr Platz als selbst in der höchsten Haltungsstufe vorgeschrieben. „Aktivstall für Schweine“ heißt das Konzept, bei dem die Tiere jederzeit die Sau rauslassen können. Benedikt Bösel (37) setzt auf seinem Hof im brandenburgischen Alt Madlitz auf ziemlich wilde Rinder. Als der frühere Finanzberater den elterlichen Ackerbaubetrieb an einem der trockensten Standorte Deutschlands 2016 übernommen hatte, wurde ihm schnell klar: Die Folgen des Klimawandels und eine nur auf Ertrag ausgelegte Landwirtschaft haben die Böden ausgelaugt.
Nach wie vor rekrutiert Russland eine unverhältnismäßig hohe Zahl der in der Ukraine eingesetzten Soldaten unter den nichtrussischen Ethnien des Landes. Doch die Unzufriedenheit über die vielen Toten und Verletzten in der sogenannten „Spezialoperation“ wächst in den betroffenen Regionen wie Burjatien oder Jakutien. Die russische Regierung unterdrückt jeglichen Widerstand mit besonders starker Propaganda und totaler Kontrolle. Mit jedem Tag nimmt der Druck auf Andersdenkende und Journalisten zu. Menschenrechtlerin Nadjeschda saß bereits viermal in Haft.
Jeden Tag gehen bis zu 300 Vermisstenanzeigen bei der deutschen Polizei ein. Die meisten Menschen tauchen nach wenigen Tagen wieder auf. Aber von rund drei Prozent fehlt auch nach einem Jahr jede Spur. Ein Albtraum für die Angehörigen. Das Taumeln zwischen Hoffnung und Furcht lässt sie meist auch nach Jahren nicht zur Ruhe kommen.
Der Spanier Andrés García-Carro ist Influencer – und das mit 90 Jahren. Während der Corona-Pandemie startet er zusammen mit seiner Enkelin Celine van Heel den Instagram-Account „The Spanish King“. Sein Markenzeichen: Braungebrannt posiert er in schrillen Klamotten und erreicht damit über 40.000 Follower. Der Instagram-Erfolg lockte sogar Modemarken wie Zara an. „Ich glaube, ich bin 30 Jahre jünger geworden, seit ich mit ihr zusammenarbeite“, erklärt Granfluencer Andrés García-Carro. Die Senioren erobern nicht nur die sozialen Medien. Auch Modelagenturen verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach sogenannten Best-Ager-Models. Renate Raschke ist eine von ihnen und wagt mit 80 Jahren den Einstieg ins Modelbusiness – auch um ihre Rente aufzubessern. Bis zu einigen tausend Euro Honorar gibt es für ein Fotoshooting.
Trotz des anhaltenden Beschusses arbeiten junge Ukrainerinnen wie Olena Tschisch als humanitäre Minenräumerinnen weiter. Unter Einsatz ihres Lebens versuchen sie in akribischer Arbeit, Straßen und wichtige Infrastruktur-Punkte von Kampfmittelrückständen und Minen zu säubern. Die verschmutzten Flächen genau zu lokalisieren, das hat sich Tetiana Welschina zur Aufgabe gemacht. Systematisch fährt die junge Frau mit ihrem Team die verseuchten Gebiete ab, sucht nach Hinweisen und befragt auch Zeugen vor Ort. Sie muss wissen, wo die russischen Einheiten langgefahren sind und wo es schweren Beschuss gab, oder wo es bereits zu Minenunfällen gekommen ist. Wie wichtig die Arbeit der Minenräumerinnen ist, zeigt das Schicksal der 23-jährigen Krankenschwester Oksana Balandina.
Bei Archäologen und der Polizei gelten Dietmar Kroepel und sein Hund Flint als Geheimwaffe: Sie können menschliche Knochenreste aufspüren, selbst wenn die vor Jahrhunderten tief vergraben wurden. Ursprünglich war Flint Rettungshund, bis der Archäologe Dietmar Kroepel auf die Idee kam, den Rüden nach menschlichen Knochen suchen zu lassen. Zweieinhalb Jahre bildete Dietmar seinen altdeutschen Hütehund selber aus – mit Erfolg: Inzwischen konnten die beiden bei unzähligen archäologischen Grabungen und 33 Kriminalfällen die Überreste von Verstorbenen aufspüren. In Nürnberg macht sich das eingespielte Team auf die Suche nach einer seit acht Jahren vermissten Frau, die vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ihre Schwestern haben Dietmar Kroepel engagiert. Die Polizei ermittelt nicht mehr aktiv.
Im vergangenen Sommer hielt das Fischsterben in der Oder die Öffentlichkeit in Atem. Während polnische und deutsche Anwohner:innen des Flusses verzweifelt gegen den Umweltkollaps ankämpfen, versuchen Wissenschaftler:innen, den Grund für die Naturkatastrophe herauszufinden. Alle sind sich einig, dass es nach dem Unglück nicht so weitergehen kann. (Text: arte)
Ursula Andermatt ist in Basel geboren und lebt seit fast 40 Jahren in Berlin. Nun hat sie das zweite Mal Brustkrebs – die aggressivste Form. Die Metastasen sind weit gestreut. Sie bangt um jeden Tag Leben, der ihr noch möglich ist. Doch bevor es noch schlimmer wird, möchte sie ihr Leiden abkürzen. Ihr größter Wunsch ist es, selbstbestimmt zu sterben. Zoraya aus Oldenzaal in den Niederlanden ist erst 27 Jahre alt und hat den festen Willen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Von Kindheit an hat sie psychische Erkrankungen. Zahlreiche Therapien haben ihr nicht geholfen. Obwohl sie alles hat, wie sie sagt, – ein Haus, einen Freund, zwei Katzen – fühlt sie sich wie im Dunklen gefangen, entfremdet von sich selbst und allen anderen. Sie hat keine Energie mehr für das Leben, und es fehlt ihr jede Motivation, weiter darum zu kämpfen.
Mehr als jede vierte Pflegekraft in einem luxemburgischen Altenheim ist Deutsche, in den vier Krankhäusern des Großherzogtums ist es immerhin jede dritte: Mehr als 4.000 Pflegerinnen und Pfleger aus Deutschland pendeln täglich in das nur 630.000 Einwohner zählende Großherzogtum. Somaeh Metzger und Oliver Lantuejoul sind zwei von ihnen. In Deutschland fühlten sie sich ausgenutzt und ausgebrannt. Luxemburg lockte sie mit nahezu idealen Bedingungen: kaum Überstunden, mehr Wertschätzung und ein doppelt so hohes Gehalt. Eine Rückkehr nach Deutschland – für beide derzeit undenkbar. Die Corona-Pandemie hat die Defizite im deutschen Pflegesystem offengelegt. Für deutsche Krankenhäuser und Altenheime, vor allem in der Region Trier und im Saarland, ist die Abwanderung nach Luxemburg eine Katastrophe, sie sind personell eh schon am Limit.
Es ist der größte Umbruch in der Geschichte der Autoproduktion: Die E-Mobilität soll Klimaretter werden. Die Anzahl zugelassener E-Autos auf Deutschlands Straßen nimmt zu. Kritik bezüglich Umwelt- und Kostenfragen bleibt jedoch bestehen. Pionier und Bäckermeister Roland Schüren denkt groß – er hat nicht nur sein Unternehmen auf E-Mobilität umgestellt, sondern schafft auch Infrastrukturprojekte für seine Mitmenschen: „Ich möchte zeigen, dass E-Mobilität funktioniert und für alle geht“. Bei seinen Bemühungen wird er jedoch durch Regularien und Gesetze ausgebremst. In den Niederlanden gibt es nicht nur zehnmal so viele Ladesäulen pro E-Auto wie in Deutschland, unser Nachbarland wird im November das welterste Solar-E-Auto auf den Markt bringen: Den „Lightyear 0“.
In Österreich und Ungarn gibt es immer öfter Angriffe auf seltene Greifvögel. Bedroht ist vor allem der Kaiseradler. Vogelschützer versuchen deshalb, möglichst viele der Tiere mit Sendern auszustatten und zu bewachen. Die Situation ist dramatisch. Von den Jungvögeln sind in den letzten Jahren zwei Drittel getötet worden oder verschollen. Sie sterben durch Schussverletzungen oder verenden durch Giftköder. Tierschützer wie Marion Schindlauer trainieren Hunde, um solche Giftköder aufspüren zu können. Und auch die Polizei ermittelt in einzelnen Fällen, um den Wilderern auf die Spur zu kommen. (Text: arte)
Huguette Gitoka flüchtete 2015 gemeinsam mit ihren drei kleinen Kindern aus ihrer Heimat Kongo nach Griechenland. Sie ist eine von vielen, denn von den 84 Millionen Menschen, die letztes Jahr auf der Flucht waren, waren gut die Hälfte Frauen und Mädchen. Sie machen ganz andere Erfahrungen als geflüchtete Männer: Die Sorge um die Familie, sexuelle Gewalt oder eine Geburt während der Flucht – solche Traumata sind spezifisch weiblich. In Griechenlands Hauptstadt Athen kümmert sich ein Verein besonders um die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen – wobei das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wichtig ist. Huguette macht derzeit eine Schulung bei „Amurtel“, wo Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft unterstützt werden.
Seit Mai dieses Jahres ist der Amara-See in Rumänien komplett ausgetrocknet. Auch seine Nachbarseen schrumpfen zusehends. Nicht nur die Fische verenden, auch Vögel, Insekten und andere Lebewesen des Sees verschwinden. Ohne Zweifel zeige hier der Klimawandel seine Auswirkungen, meint Umweltschützer Dan-Cătălin Turiga von der NGO „Agent Green“. Aber „die Behörden hätten eingreifen können“, ist er überzeugt, um den See möglicherweise zu retten. Man hätte Wasser aus dem benachbarten Fluss in den See leiten oder zumindest die sozioökonomischen Folgen abmildern können: „Die Fischer sind am stärksten betroffen. Die meisten müssen jetzt von Sozialhilfe leben.“ Valerikă Marin ist einer von ihnen. Der Traktorist hat Zeit seines Lebens regelmäßig als Tagelöhner für den lokalen Fischerei-Betrieb gearbeitet.
Die Süßkartoffel liegt im Trend und hat als Pommes, Püree oder in Currys die Restaurants und Küchen der Deutschen erobert. Um den Bedarf zu decken, werden die meisten Süßkartoffeln importiert – vor allem aus den USA. Die Importmenge lag 2020 rund 19-mal höher als noch 10 Jahre zuvor. Sönke und Anna Strampe wollen das ändern. Sie leisten Pionierarbeit und bauen Bio-Süßkartoffeln in der Lüneburger Heide an. Ein wärmeres Klima macht das möglich, doch der Anbau ist risikoreich und erfordert viel Geduld und Kreativität. Der Bio-Landwirt Karsten Ellenberg züchtet neue Kartoffelsorten und bewahrt alte. Bis zu zehn Jahre dauert die Zucht einer neuen Sorte. Seine gelb-, rosa- oder sogar violettfleischigen Kartoffeln vertreibt er als Speisekartoffeln und als Saatgut für andere Kartoffelbauern.
Für die meisten Franzosen ist Yvan Colonna der Mörder des Präfekten Erignac im Jahr 1998, doch auf Korsika ist der nationalistische Hirte ein Held, ein Märtyrer und ein Mythos für eine ganze Generation junger Korsen. „Er verkörpert die Rebellion, den Widerstand, den Rebellen, aber ohne Kapuze. Eine Art Che Guevara, obwohl er nichts dafür getan hat“, erklärt der Politikwissenschaftler Thierry Dominici. Die Jugendlichen projizierten sich auf ihn: „Sie haben ein großes Gefühl der Deklassierung: Viele haben den Eindruck, keine Zukunft zu haben, im Vergleich zu den Jugendlichen auf dem Kontinent. Sie sind der Meinung, dass der Staat viel mehr für sie tun sollte.“ Korsikas Unabhängigkeitsbewegung entstand Mitte der 1970er Jahre. Die politischen Führer der Region Korsika, der korsischen Exekutive, kommen heute alle aus dieser Bewegung. (Text: arte)
Obwohl sie vielen kaum bekannt sind, leben heute über 300.000 Irish Traveller in England und Irland. Sie werden oft mit den Roma verglichen, mit denen sie die Lebensweise des Reisens gemeinsam haben. Ansonsten werden sie noch stärker als andere Minderheiten ausgegrenzt und diskriminiert. In England und Irland ist der Rassismus gegen dieses Volk auf Reise tief verwurzelt. Offensichtlich aber wird ihre Lage immer schlimmer. Die Irish Traveller leben lange schon am Rande der Gesellschaft. Die seriöse Studie der Europäischen Union hat allerdings einen Schock ausgelöst, vor allem wegen der ermittelten Zahlen: Heute begehen 11 % der Irish Traveller Selbstmord, und nur 3 % von ihnen werden älter als 65 Jahre. In Europa sind das die schlimmsten Statistiken für eine Bevölkerungsgruppe. (Text: arte)
Der globale Hunger: immer mehr, immer günstiger und immer verfügbar. So sollen unsere Lebensmittel sein. Doch während unser Appetit immer größer wird, sind die Ressourcen endlich – vor allem im Meer. Galicien ist einer der wichtigsten Lieferanten von Oktopus in der EU. Während aber die Nachfrage nach dem Kraken steigt, schrumpfen die natürlichen Bestände. Auch Fischer wie Santiago Castro holen immer weniger Exemplare der Delikatesse aus dem Meer. Um unseren Appetit zu befriedigen soll der Oktopus jetzt in Massen gezüchtet werden. Erstmals ist es einem spanischen Fischereikonzern gelungen, den Oktopus in Gefangenschaft zu vermehren. Das Ziel der Firma: 3.000 Tonnen jährlich zu ziehen und zum Verzehr zu verkaufen. Das soll Arbeitsplätze schaffen und den Wildfang entlasten. Es wird aber auch Millionen in die Kassen des Konzerns spülen.
Tee ist in der Türkei Nationalgetränk. Wahrscheinlich kam er im Mittelalter über die Seidenstraße aus Fernost. Bis heute wird er in der Türkei „Cay“ genannt, wie in China. Das Mekka der türkischen Teeproduktion liegt in Rize, an der Schwarzmeerküste im Nordosten des Landes. Angebaut wird der Tee von abertausenden von Kleinbauern an den Hängen des Küstengebirges. Weil die so steil sind und die Säcke mit den geernteten Teeblättern groß und schwer, setzen die Teepflücker hier Seilbahnen ein, um die Tee-Ernte bergauf oder bergab zur nächsten Straße zu befördern. Doch aus Geldmangel sind es Seilbahnen Marke Eigenbau, die hier eingesetzt werden, oft abenteuerliche Konstruktionen mit unisolierten Verkabelungen, angetrieben von rostigen Diesel- oder Elektromotoren.
Martin Lass hat schon vor Jahren erkannt: Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze. Als Landwirt betreibt er auf seinem Familienhof eine Biogasanlage, die in Zeiten der Krise einen Boom erlebt. Er hat eine regionale Lösung entwickelt, um nachhaltig Energie zu speichern. Sein Biogas- und Wärmespeicher macht Energie dann nutzbar, wenn sie auch benötigt wird. Auch Cornelius Paul hat den Grundstein seiner Idee vor mehreren Jahren gelegt: Solardachziegel. Schon 600 Häuser hat der Unternehmer mit ihnen decken lassen, die von herkömmlichen Ziegeln kaum zu unterscheiden sind. Doch Pauls Firma hat ein Problem: Es fehlen Handwerkerinnen und Handwerker, um die Aufträge abzuarbeiten. Dass aus Krisen auch Chancen erwachsen können, davon ist Lars Angenent überzeugt.
Der Circus Raluy befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Nach dem Tod ihres Vaters Luis Raluy und der Coronapandemie bemühen sich die Töchter Kerry und Louise Raluy, den Zirkus wieder zum Leben zu erwecken. Die Schwestern versuchen, die Familientradition weiterzuführen und neben ihren Auftritten auch alles Organisatorische zu stemmen. Mit fast 40 Artisten – Clowns, Akrobaten, Zauberern und Trapezkünstlern – bereisen sie Katalonien und Teile Frankreichs. Es ist eine bunte Zirkusgemeinschaft, zusammengestellt aus fast 15 Nationen. Tiere gibt es schon seit Langem nicht mehr. Umso wichtiger ist daher eine gute Mischung aus spektakulären Zirkusnummern und den beliebten Clowns. Es ist ein hartes, unstetes Leben, das alle Beteiligten körperlich fordert.
Seit Wochen versucht Misza aus Warschau einen Konzertsaal für den Auftritt seines Chores Voces Gaudii zu mieten. Aber immer, wenn die Vermieter erfahren, dass es sich um einen LGBTQ-Chor handelt, ist der Saal plötzlich nicht mehr verfügbar oder doppelt so teuer. „Zurückweisung kennen wir von Anfang an, aber das hält uns nicht davon ab, weiterzumachen“, sagt Chorleiter Misza. Jetzt steht ein mutiges Projekt an: Der Chor will Konzerte in besonders konservativen Regionen Polens geben. Seit die Partei PiS an der Regierung ist und Stimmung gegen queere Menschen macht, erleben Schwule, Lesben und Transpersonen immer öfter Diskriminierung und Gewalt in Polen. „Dagegen kämpfen wir, denn wir sind nicht hier, um zu leiden“, sagt Ola nach einer Chorprobe.
Anna Chapman-Andrews und ihre Familie leben seit zehn Jahren auf einem Schiff auf der Londoner Themse. Ebbe und Flut gehören zu ihren ständigen Begleitern. Ihr Boot haben Anna und Jonathan als Alternative zu den wahnwitzigen Immobilienpreisen in London gekauft. Aber ihre 90 Quadratmeter müssen sie aufwendig instand halten. Mittlerweile haben sie zwei Kinder. Die Kosten steigen. Für den festen Liegeplatz zahlen sie rund 20.000 Pfund Miete im Jahr. Das Ehepaar sieht keine andere Chance als ihr Boot zu verkaufen. Offiziell leben in London mittlerweile rund 10.000 Menschen auf Booten. Mehr als 2.000 davon sind so genannte Narrow Boats ohne festen Ankerplatz. Colin Legge besitzt eins: 23 Meter lang und nur zwei Meter breit. Colin arbeitet in der Verwaltung eines Theaters. Einen Briefkasten, Wasser- und Stromanschluss besitzt er nicht.
Israel Kaunatjike ist Berliner und Nachkomme der Hereros – einer Bevölkerungsgruppe Namibias, an denen deutsche Kolonialtruppen vor über hundert Jahren im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ Völkermord begingen. Von Berlin – der ehemaligen Hauptstadt der deutschen Kolonialmacht – geht er auf eine Spurensuche in seine alte Heimat Namibia. Während Israels Reise durchs Land wird deutlich, wie eng die Geschichte Namibias und die Deutschlands noch heute miteinander verflochten sind. Er sieht seine Familie und ihre Traditionen, trifft sich mit seiner Freundin Esther Muinjangue, die als erste Herero-Frau zur Ministerin Namibias aufsteigt und besucht Laidlain Periganda, der in Namibia ein Genozid Museum betreibt.
Marie Wurry ist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ihre armenischen Wurzeln waren für die junge Frau schon immer ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Der Krieg um Bergkarabach im Jahr 2020 wurde für sie zu einer Art Erweckungserlebnis. Der Drang, mehr über die Heimat ihrer Vorfahren zu erfahren und sich dort zu engagieren, wurde immer größer. Marie entschied sich, für drei Monate nach Armenien zu gehen, um dort an dem Birthright Armenia-Programm teilzunehmen. Birthright Armenia richtet sich an junge Menschen mit armenischen Wurzeln, um das Land kennenzulernen, Sprachkurse zu belegen und in ausgewählten sozialen Projekten mitarbeiten zu können. Das Programm findet 2022 unter schwierigen Bedingungen statt, Mitte September griffen aserbaidschanische Soldaten armenische Stellungen und Dörfer an.
Organisiert wird diese Fahrt von „Taglit“ mit dem Ziel jungen Menschen mit jüdischen Wurzeln, Kultur und Geschichte des Judentums näherbringen. Das hebräische Wort Taglit bedeutet übersetzt: entdecken. Gemeint ist damit sowohl das Land Israel wie auch sich selbst. Über 90 Prozent der deutschen Jüdinnen und Juden haben einen sowjetischen Hintergrund. In den 90er Jahren senkte Deutschland die bürokratischen Schranken zur Einwanderung für Jüdinnen und Juden deutlich. Zum einen als Form der Wiedergutmachung, zum anderen, um die alternden jüdischen Gemeinden zu verjüngen. Da viele der Familien in der Sowjetunion unter Antisemitismus litten, schärften Eltern oft ihren Kindern ein, in der neuen Heimat Deutschland, besser nicht zu erzählen, dass man jüdisch sei.
NGOs schätzen, dass aufgrund der massenhaften Arbeitsmigration fast die Hälfte aller moldauischen Kinder zeitweise ohne ein Elternteil aufwächst. Knapp zwei der vier Millionen Moldauer leben und arbeiten mittlerweile im Ausland, die meisten von ihnen in Ländern der Europäischen Union. Gerade auf dem Land fehlt den Menschen in Moldau die Perspektive. Es gibt keine Jobs, die das Überleben der Familie sichern würde, deshalb wandern sie ab und lassen ihre Kinder oft bei den Großeltern zurück. Doch der Preis dafür ist hoch: „Als wir nach langer Zeit wieder zurück nach Moldau gekommen sind, hat uns unsere eigene Tochter nicht mehr erkannt! Diese Momente sind so schmerzhaft“, erzählt Sergiu, der Vater der zwölfjährigen Loredana. Seitdem Loredana zwei Jahre alt ist, leben Sergiu und Elena im Ausland – erst in Moskau, nun in der Nähe von London.
In der estnischen Grenzstadt Narva sind über 90 Prozent der 54.000 Einwohner russischstämmig, doch eine Minderheit der Esten regiert die Stadt. Bürgermeisterin Katri Raik bemüht sich seit Jahren um eine gemeinsame estnisch-russische Identität. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird das Zusammenleben der russischen Mehrheit und der estnischen Minderheit auf eine harte Probe gestellt. Wie im gesamten Baltikum geht auch hier die Angst vor einer russischen Invasion um. Die estnische Regierung hat den Ton gegenüber Russland verschärft. Seitdem die estnische Regierung ein sowjetisches Panzerdenkmal am Rande der Stadt abbauen ließ, ist die Stimmung in der Stadt noch aufgeheizter. Für die Esten war es ein Symbol für die russische Aggression, für die russischstämmige Bevölkerung eine Erinnerung an den Sieg über Nazi-Deutschland.
Aus dem stark umkämpften Donbass ist die Ausreise besonders schwierig. Familie Kulikow stammt aus Mariupol. Nur durch einen Fluchtkorridor konnten sie die inzwischen weitgehend zerstörte Hafenstadt verlassen. Ihre Wohnung, alles mussten sie zurücklassen. Nach Tagen auf der Flucht werden sie von den russischen Behörden nach Pensa gebracht. Eine Stadt in der russischen Provinz. 700 Kilometer östlich von Moskau, 1200 Kilometer entfernt von ihrer ukrainischen Heimat. Dort leben sie in einem Flüchtlingslager. Man stellt ihnen das Nötigste: ein einfaches Bett, karge Mahlzeiten. So wie Familie Kulikow geht es vielen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Rund 730.000 landeten in Russland. Ein großer Teil von ihnen will schnellstmöglich wieder weg. Ihr Ziel: Europa, die EU. Doch dorthin zu gelangen, gleicht einer weiteren Flucht.
Melanie Kieback aus Berlin liebt und trägt seit ihrer Kindheit Secondhand-Kleidung. Auf Social Media gibt die 27-jährige Influencerin Tipps, wo und wie man die besten Schnäppchen finden kann. Für sie sind jahrzehntealte Shirts, Hosen und Accessoires die maximal gelebte Form des Individualismus, denn eine Marken-Handtasche von 1988 besitzt eben nicht jeder. Gebrauchte Kleidung, die mindestens 20 Jahre alt und zudem qualitativ hochwertig ist, wird als „Vintage“ bezeichnet und vor allem um diese Einzelteile hat sich ein ganz eigener Markt entwickelt, der die Preise steigen lässt. Der Online-Marktplatz Rebelle in Hamburg konzentriert sich auf gebrauchte Mode und Accessoires namhafter Designermarken.
Der Klimawandel ist in den Niederlanden schon jetzt mehr als ein abstraktes Schreckgespenst: Der Meeresspiegel steigt. Fluten werden in Zukunft häufiger die Küsten treffen. Am Royalen Institut für Meeresforschung suchen Wissenschaftler nach neuen Wegen die Deiche zu schützen. Sie haben herausgefunden, dass der Spartina anglica, auch englisches Schlickgras genannt, Wellen bremsen und ihre Wucht abmildern. Die Frage ist nur, wie kann die englisches Schlickgras im Watt angepflanzt werden, ohne dass es durch Ebbe und Flut immer wieder weggespült wird. Auch dafür haben sie eine Lösung gefunden. Ein wabenartiges Gerüst aus Kartoffelstärke. Die Expertise der Niederländer in Sachen Küstenschutz ist weltweit gefragt, denn viele Länder haben schlicht keine Erfahrung. (Text: arte)
Pro Jahr werden rund 100 Millionen Zimmerpflanzen in Deutschland verkauft. Weniger als zwei Prozent werden nach ökologischen Kriterien produziert. Klaus Bongartz will das ändern. Als Berater für Bioanbau setzt er sich unermüdlich für echte Nachhaltigkeit bei der Produktion von Pflanzen ein. Seit einigen Jahren berät er die Brüder Stefan und Achim Fleischle, die in Baden-Württemberg tropische Grünpflanzen züchten. In ihrem Gartenbaubetrieb setzen sie inzwischen Nützlinge statt Pestizide ein, verzichten auf synthetische Dünger und suchen sich Partner in Mittelamerika, die bereit sind, diesen Weg zu gehen. Die 42-jährige Marei Karge ist Gärtnerin in vierter Generation. Sie findet, gerade Orchideenzüchter und -züchterinnen haben eine besondere Verantwortung für den Artenschutz.
China streckt seine Fühler – auch in Form der Neuen Seidenstraße – immer stärker nach Europa aus. Serbien ist eines der Länder, das ein besonders enges Verhältnis zu China pflegt. Seit 2010 haben die Chinesen rund 8,5 Milliarden Dollar im Land investiert. Für Präsident Vucic ist China die vierte Säule der serbischen Außenpolitik. Was die chinesischen Handelsbeziehungen betrifft, ist Serbien auf dem Balkan mit Abstand Spitzenreiter. Während chinesische Firmen den Osten des Landes rund um die Kupfermine Bor aufkaufen und dort in großem Stil Rohstoffe fördern, beginnen Chinesinnen und Chinesen in zweiter Generation in der Großstadt ihre Träume zu verwirklichen. Die 25-jährige Chinesin Weiya Chen nutzt das Kapital ihrer Eltern, um ihr eigenes Café zu eröffnen.
Bunt und grell leuchten sie uns im Supermarkt entgegen: Schokoladen, Gummibärchen, Joghurt, Eis. Alles schön bunt, denn bunt verkauft sich gut. Aber bunt ist nicht immer gesund – viele Lebensmittelfarben werden mit Chemie angefertigt und können dem Verbraucher vielleicht schaden. Gerade hat die EU einen wichtigen Zusatzstoff für Lebensmittel verboten: Titandioxid, als weiße Grundfarbe in vielen Lebensmitteln enthalten. Begründung: Der Stoff könne nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen krebserregend sein. Also, Zeit für eine neue Idee – die Rohstoffe dafür kommen aus dem Vinschgau in Südtirol. Urban Gluderer und Hans-Jürgen Sopper haben sich zum Ziel gesetzt, leuchtende Bio-Lebensmittelfarben herzustellen – komplett ohne Zusatzstoffe, allein aus Blüten und ein wenig Kakaobutter. Sie sind sich sicher, dass es das auf der Welt noch nicht gibt.
Im Mai 2022 meldet die WHO erstmals Fälle von Affenpocken in Europa. Bislang trat die Krankheit vor allem in Zentralafrika auf. Schnell zeigt sich: 99 Prozent der Infizierten sind Männer, die Sex mit Männern haben. Während die Gay Community den Pride Month feiert und in Berlin Hunderttausende schwule Männer beim Christopher Street Day für ihre Rechte demonstrieren, steigen in Europa und Nordamerika die Fallzahlen rasant an. Gleichzeitig entbrennt unter Gesundheitsbehörden ein Streit darüber, wie der Ausbruch zu bewerten ist und wie er öffentlich kommuniziert werden soll – anfangs ist noch die Rede von der „Risikogruppe der homosexuellen Männer“.
Keine Frauen, kein Fleisch, kein Besitz – den 21-jährigen Miao Qing schrecken die strengen Regeln des Shaolin-Klosters nicht ab, denn er möchte Novize werden. Seitdem er mit den Mönchen trainiert, hat sich sein Leben völlig verändert: „Früher war ich eher schüchtern und schwach, mittlerweile bin ich viel ruhiger und fokussierter“. Neben Kämpfen und Beten gehören auch Putzen und Gartenarbeit zu den täglichen Pflichten. Laoban, alias Veronika, gilt als Herrscherin des Haushalts. Die 42-Jährige lebt als einzige Frau im Kloster und bezeichnet sich selbst als „Tempelmanagerin“. Unter dem Regiment der attraktiven Tschechin gibt es nur wenig Freizeit. Damit die jungen Männer nicht auf dumme Gedanken kommen, sind sie fest in die Arbeitspläne der Klostergemeinschaft eingebunden. Laoban kümmert sich auch um die Verpflegung der zahlreichen Gäste.
„Ich will, dass Boote so wie früher wieder die Verbindung zwischen jedem Ort und jeder Welt in dieser Stadt werden“, sagt Marta. Die Unabhängigkeit und Freiheit, die sie auf ihrem Boot mit Ausflügen in die Lagune genießt, möchte sie auch anderen Frauen ermöglichen. Besonders während der Pandemie, seien diese vom öffentlichen Nahverkehr abhängig gewesen, der damals nur sehr eingeschränkt fuhr. Aus ihrer Idee, Fahrstunden anzubieten, ist nach eineinhalb Jahren ein Verein gewachsen, der die Frauen vernetzt. Auf dem Boot durch Venedig entdecken sie ihre Identität wieder, denn in Venedig haben Frauen auf dem Boot eine lange Tradition. Mit ihrem Verein wollen Marta und ihre Schülerinnen sich ihre Stadt und das Wasser zurückerobern. (Text: arte)
Die Isländerinnen und Isländer haben in den letzten Jahren viel dafür getan, in der Tourismusbranche auf sich aufmerksam zu machen. In den vergangenen Jahren stiegen die Besuchszahlen auf Rekordwerte. Mittlerweile wird die rund 375.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Insel regelrecht vom Tourismus überschwemmt. Inzwischen beschränkt sich der Tourismus nicht mehr nur auf die Hochsaison: Das ganze Jahr über drängeln sich Menschen durch die Straßen Reykjaviks und an den von der Hauptstadt gut erreichbaren Spots. Das kleine Land muss nun Lösungen finden, um mit diesen Massen fertig zu werden. Arbeitskräfte aus vielen Ländern Europas werden ins Land geholt, um offene Stellen im Tourismus zu besetzen. Den letzten Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes besuchten im August 2022 eine Million Menschen in kürzester Zeit.
Auf den Feldern ihres Großvaters wurde Maria José Martinez zur Imkerin. Rund um ihre Bienenstöcke sieht sie heute überall Treibhäuser. „Das war früher nicht so.“, sagt sie voller Wut und Tränen. „Jetzt können die Bienen sich hier nicht mehr ernähren, sie können nicht überleben, überall wird Insektenvernichtungsmittel verwendet. Genau das erzähle ich den Gästen in meinem Restaurant, wo ich nur mit biologischen Produkten koche.“ Maria José vergleicht sich gerne mit den fleißigen Bienen. Die Ruhetage ihres Restaurants nutzt sie um, in der Umgebung Imker zu besuchen, die wegen der verheerenden Brände im Sommer fast alle Bienenstöcke verloren haben. Das erzählt sie weiter, auch in Kochshows überall im Lande. In Valencia rettet sie Bienenvölker, die in die Stadt fliehen, weil sie nur noch dort Überlebenschancen haben.
Im Osten der Türkei betreibt Händler Mustafa eine Sammelstelle für Froschjäger. Sein Dorf ist von Reisfeldern umgeben und ein ideales Biotop für Wasserfrösche. In Gummistiefeln durchkämmen die Männer der Region nachts Felder und Tümpel nach den Amphibien. Bis in die frühen Morgenstunden nimmt Mustafa ihren Fang entgegen. Doch der Froschfang ist in der Türkei bis heute weitgehend unreguliert. Wenn sich das nicht ändert, werden die Froschpopulationen in den nächsten 50 Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Kerim Çiçek. Für die Ägäis Universität in Izmir betreibt er eine Langzeitstudie über die Froschpopulation der Region. Froschhändler Mustafa unterstützt ihn dabei.
Sie leben in Deutschland und Frankreich, haben ihre Familien im Iran seit Jahren nicht gesehen. Wenn sie nach Hause zurückkehren würden, würde das Regime sie einsperren, foltern oder töten. Jetzt hat die iranische Diaspora erstmals Hoffnung: Die Proteste gegen die Islamische Republik wachsen, Revolution liegt in der Luft. Und Frauen wie Anahita und Sadaf tun alles, um von außen zu unterstützen. Anahita ist Filmemacherin aus Teheran und lebt in Berlin. Die 31-Jährige ist Teil eines feministischen Kollektivs, das die Demonstration mit mehr als 80.000 Teilnehmern am Brandenburger Tor organisiert hat. Sie hat ihre Arbeit aufgegeben; trifft sich Tag und Nacht mit Gleichgesinnten und organisiert Veranstaltungen, auf denen sie so laut sie nur kann mit Slogans wie „Frau! Leben! Freiheit!“ ihre Wut auf das Regime hinausbrüllt.
Landwirt Manfred Greiner bewirtschaftet in Walding bei Linz einen Hof, zu dem auch Wald gehört. Wird dort ein Baum gefällt, geht das gute Stammholz ins Sägewerk, aus den Resten macht er Hackschnitzel. Sie kommen in eine kleine Nahwärme-Anlage, die aktuell vier Wohnblöcke mit 70 Wohnungen beheizt. Bereits vor zwei Jahren beschlossen er und weitere 15 Landwirte diese Anlage zu vergrößern. Ein Wagnis, doch die Gemeinde sagte zu, öffentliche Gebäude wie Kindergarten, Seniorenheim und Sportpark anzuschließen. Gas war 2020 noch günstig, das Interesse von Privatleuten eher verhalten. Aber seit dem Ukrainekrieg können sich die Landwirte vor Anfragen kaum retten. Das spornt sie an: Bis Weihnachten soll die Anlage vier Mal so viel Heizenergie liefern wie ursprünglich geplant. Auch in Bayern wächst das Interesse an der sicheren Wärme aus der Region.
Haydie Wells kam vor mehr als 30 Jahren aus Suriname nach Amsterdam. Bis zur Unabhängigkeit 1975 war Suriname im Nordosten Südamerikas eine Kolonie der Niederlande. Haydies Urgroßmutter musste noch als Sklavin auf einer Kaffeeplantage arbeiten. Bis heute pflegt die 60-jährige Krankenschwester die Traditionen ihrer Ahnen weiter. Haydie findet, der niederländische Staat sollte Entschädigungen an seine ehemaligen Kolonien zahlen und somit das Leid ihrer Vorfahren endlich anerkennen. Offiziell entschuldigt hat sich die Regierung nun immerhin. Während die weißen Niederländerinnen und Niederländer stolz auf die makellosen Amsterdamer Grachtenhäuser – einst Waren- und Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute – sind, leben schwarze Niederländerinnen und Niederländer wie Haydie in weniger vorzeigbaren Vierteln.
Der 36-jährige Amir Akbari stammt aus Teheran, wo er zum Christentum konvertierte. Aus Furcht, im Iran wegen seines Glaubens verfolgt zu werden, flieht der alleinerziehende Vater mit seiner dreijährigen Tochter nach Athen. In Griechenland ist das Leben jedoch härter als erwartet. Amir beantragt Asyl, doch das Verfahren stockt. Von seinem Job in einer kirchlichen Organisation kann er gerade mal überleben. Im Sommer 2021 ist der alleinerziehende Vater so verzweifelt, dass er mit seiner Tochter zu Fuß Richtung Bosnien aufbricht. Über Kroatien und die Slowakei gelangen die beiden bis nach Frankreich. Amir trägt Anahita während der Flucht meist auf seinen Schultern, oft gehen die beiden Hand in Hand.
Musiker Neil Mackay ist einer der hartnäckigsten Kämpfer für die Unabhängigkeit Schottlands. Er organisiert Großdemonstrationen, bei denen Tausende Landsleute für die Loslösung aus dem Vereinigten Königreich protestieren. Explodierende Energie- und Lebensmittelpreise treffen viele Menschen zwischen Highlands und Edinburgh besonders hart. Zu ihnen gehört auch Sandra MacPherson. Die alleinerziehende Mutter muss sich in diesem Winter wie viele Menschen zwischen „heat or eat“, „heizen oder essen“, entscheiden und ihren Kindern Verzicht beibringen. Befürworter der Unabhängigkeit machen London für die Notlage verantwortlich, die Gegner hingegen die schottische Regierung. Die Erste Ministerin Nicola Sturgeon hat bereits ein neues Unabhängigkeitsreferendum trotz unklarer Gesetzeslage angekündigt. Wie schon der Brexit, spaltet auch die Unabhängigkeitsfrage die Gesellschaft. (Text: arte)
Berufspendler Matthias Gastel reist jährlich rund 150 mal mit Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Vom Halt auf freier Strecke bis hin zu Türstörungen: Er kennt die Verspätungsgründe aus eigener Erfahrung. Seine Erlebnisse hält der Grünen-Politiker in seinem Bahn-Tagebuch fest. Das Fazit: In den vergangenen Monaten haben die Verspätungen drastisch zugenommen. Damit sich das ändert, muss die Regierung laut Gastel in den Ausbau und die Instandhaltung des Schienennetzes investieren. Das Chaos in Deutschland bekommt auch Andreas Schläpfer zu spüren. Er ist Fahrgastbegleiter bei den Schweizerischen Bundesbahnen. Auf seiner Stammstrecke von Zürich nach Stuttgart kommt es immer häufiger zu Verzögerungen. Der Grund ist die verspätete Bereitstellung des Zuges aus Deutschland. An Bord versucht Schläpfer alles, um keine weitere Zeit zu verlieren.
Die syrisch-orthodoxe Nonne Hatune Dogan wurde 1970 im Dorf İzbırak im Südosten der Türkei geboren. Damals lebten noch 270 christliche Familien in İzbırak, doch alle sind geflohen. Auch Schwester Hatune musste mit ihren Eltern und neun Geschwistern Mitte der 80er-Jahre ihre Heimat verlassen. In den 1980er und 90er-Jahren bekriegten sich im Südosten der Türkei kurdische Milizen der PKK und die türkische Armee. Die Christen gerieten zwischen die Fronten. Die Vorfahren der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei gelten als eine der ersten christlichen Volksgruppen überhaupt. Ihre Jahrtausende alte Religion, mit eigenen Bräuchen und eigener Sprache, machten die syrischen Christen über viele Jahrhunderte immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen in einer Region, in der mehrheitlich Muslime leben. Die meisten entschieden sich zur Flucht.
Richard Friedrich aus Chemnitz ist Gewürzexperte. Auf der Suche nach guten Quellen für seine scharfen Lieblingszutaten reiste der ehemalige Maschinenbauer vor einigen Jahren buchstäblich dahin, wo der Pfeffer wächst: nach Indien. Als er dort erstmals ökologisch angebaute Gewürze probierte, war er überwältigt. Seitdem fährt er durch die Welt, um natürliche und fair produzierte Ware nach Deutschland zu holen. Zusätzlich gibt er Gewürz- und Kochkurse, bei denen seine Kursteilnehmer häufig zum ersten Mal hochwertige Produkte schmecken. Remigius Pfaffen ist einer der Retter des Schweizer Safrans. In dem Dorf Mund wird Safran seit dem 14. Jahrhundert angebaut – auf stolzen 1.200 Metern Höhe. Nachdem der Safrananbau in den 50er-Jahren fast zum Erliegen kam, haben Menschen wie Remigius Pfaff dafür gesorgt, dass diese Tradition wiederbelebt wurde.
Seit ihrer Kindheit lebte Margarida Lopes in ihrer Wohnung im Lissaboner Stadtteil Alfama. Bis sich die Probleme mit ihrem Vermieter häuften. Mit teils jahrzehntealten Mietverträgen sind Menschen wie Margerida vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern ein Dorn im Auge. Lebten in Alfama in den 80er-Jahren noch 20.000 Menschen, sind es heute keine 1.000 mehr. Die meisten Objekte werden hier nur noch online an Ausländerinnen und Ausländer vermietet, denn der boomende Tourismus bringt mehr Renditen als einheimische Mieterinnen und Mieter. Nach einer Reihe von Schikanen durch ihren Vermieter landete Margarida auf der Straße – bis sie auf Lurdes Pinheiro traf. Diese besorgte ihr eine neue Wohnung und einen Job in ihrem Verein. Als Vorsitzende der Bürgervertretung Alfamas will Lurdes Zwangsräumungen um jeden Preis verhindern.
Karlsbad und die Russen, das ist eine lange Geschichte, die schon mit Zar Peter dem Grossen begann. Nach 1989 rollte der Rubel wieder so richtig, als viele wohlhabende Russen Immobilien in der Stadt kauften und sanierten. Russische Familien vom Großvater bis zum Enkel reisten zu langen Kuraufenthalten an, samt Kleingeld für Einkäufe. Die Abhängigkeit von den Russen wuchs. Doch damit ist nun Schluss. (Text: arte)
Matthias Mirth produziert einen Wein, der lange Zeit verboten war und der noch heute mit Vorurteilen zu kämpfen hat: den Uhudler. Für die Gegner ist der Uhudler ein Rebensaft, der krankmachen würde. Die Befürworter führen ins Feld, dass der Uhudler zu einer alten Rebsorte gehört, die gegen die Reblaus resistent ist. Uhudler-Weine sind Bio – sie müssen nicht gespritzt werden. „Bei mir ist noch keiner blöd geworden“, scherzt er gern, wenn seine Gäste im Wirtshaus ihr jeweils drittes Viertel bestellen. Und spätestens dann ist nicht nur für Mirth klar: Der Uhudler ist ein „Urgetränk“, der sich in den letzten Jahren vom Hauswein zum Kult-Wein gemausert hat. „Das Verbot in der EU hat uns Aufmerksamkeit gebracht, und die versuche ich zu nutzen, um die vorgeschobenen Gründe der Verbote zu entlarven“, sagt Mirth.
Drei Porträts von ehemals alkoholkranken Frauen zeigen die Faktoren, die den Weg in die Trunksucht bereiten. Berichtet wird von einer Juristin, einer jungen Mutter und einer Journalistin. Die Gefahr bei einem geglückten Entzug: Die Rückfallgefahr bleibt hoch. Nach einer gelungenen Therapie greifen etwa die Hälfte aller Betroffenen und zwischendurch Trockenen zu Hause doch wieder zur Flasche. (Text: arte)
Leila Köckenberger und Thibault Gouin wollen helfen. Vor den Toren der Inselhauptstadt Mytilini leben hunderte Familien abgeschottet in einem großen Flüchtlingscamp. Für die Kinder heißt ein Leben im Lager: kein Spielplatz, keine Schule, kein Rückzugsort. Leila und Thibault sind entschlossen, dass etwas geschehen muss: „Wenn die Kinder nicht zu uns kommen können, dann müssen wir eben zu ihnen gehen.“ Mit ihrem mobilen Zirkus wollen sie Abwechslung und Freude in den Alltag der Kinder bringen. Es soll ein Ort entstehen für Spiel, Musik und Akrobatik. Bei ihrer Mission erfahren Leila und Thibault viele Widerstände: Der Zugang zum Flüchtlingslager wird ihnen verwehrt, die einheimische Bevölkerung lehnt die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen zunehmend ab. Mit Hilfe von griechischen Artisten gehen Leila und Thibault auf die Bewohner der Insel zu.
Seit sechs Jahren kämpft Renata Wlazik, um eine drohende Umweltkatastrophe in Polen zu verhindern. Die giftigen Hinterlassenschaften des ehemaligen Rüstungs – und Chemiekonzerns Zachem in Bydgoszcz sind über Jahre ins Grundwasser gesickert und gefährdeten das Leben an der Weichsel. Es drohe die Tötung des gesamten Ökosystems des Flusses, meint auch der Geowissenschaftler Professor Mariusz Czop von der Akademie für Bergbau und Hüttenwesen. Er untersucht mit seinem Team seit Jahren, wie sich die kontaminierten Stoffe ausbreiten. In der Stadtverwaltung in Bydgoszcz weiß man von der gefährlichen Situation auf dem Gelände von Zachem. Allerdings glaubt man dort, man habe noch einige Jahre Zeit, um darauf zu reagieren. Auf einem Teil des ehemaligen Werksgeländes wurden inzwischen Lagerhallen und Logistikzentren errichtet.
Eine neuartige Gentherapie hilft Menschen, die bislang erblinden würden. Der sechsjährige Magnus gehört zu den wenigen Betroffenen, die für die Therapie in Frage kommen. Er hat den typischen Tunnelblick und läuft in der Dämmerung gegen Hindernisse. Seine Eltern hoffen, dass sich seine Sehkraft durch die OP so verbessert, dass er eine Regelschule besuchen kann. Rund drei Millionen Menschen leiden weltweit an der Netzhautdegeneration „Retinitis Pigmentosa“. Die 38-jährige Giusi Grikus war eine der Ersten in Deutschland, die behandelt wurden. Jetzt kann sie sogar wieder am Computer arbeiten. (Text: arte)
„Stirbt ein Gemeindemitglied, bekomme ich einen Anruf – dann muss alles ganz schnell gehen“, erklärt Daniel Abdin, der das Beerdigungsinstitut der Hamburger Al-Nour-Gemeinde leitet. Doch das deutsche Bestattungsgesetz sieht vor, dass eine Beisetzung in der Regel frühestens 48 Stunden nach dem Todesfall durchgeführt werden darf. Auch die Organisation der offiziellen Dokumente nimmt Zeit in Anspruch. Durchschnittlich dauert die Ausstellung einer Sterbeurkunde in Deutschland eine Woche. Viele Musliminnen und Muslime möchten nach ihrem Tod in ihren Herkunftsländern beigesetzt werden. Doch insbesondere jüngere Muslime und Musliminnen, die Deutschland als ihre Heimat empfinden, wünschen sich eine Bestattung hierzulande. Aber es gibt ein weiteres Problem: In vielen Städten fehlt es an Platz für islamische Grabstätten.
Deutschland ist stolz auf seine Hidden Champions – mittelständische Unternehmen, die in ihrem Geschäftsfeld Weltmarktführer sind. Oft sind sie im ländlichen Raum angesiedelt und stützen die Wirtschaft einer ganzen Region. So wie der Druck- und Messtechnikspezialist WIKA aus Klingenberg. Doch das Unternehmen ist wie viele andere vom wichtigsten Wachstumsmarkt China abhängig. Von einem Land also, das von Europa und den USA zunehmend als Rivale wahrgenommen wird. Was einst ein Garant für Wohlstand und Gewinne war, wird nun zur Hypothek: Die meisten Unternehmer passen ihre China-Strategie an. Doch die Abhängigkeit ist schwer zu reduzieren. Besonders in Zeiten, in denen der Mittelstand ohnehin mit Inflation, hohen Energiepreisen und dem Fachkräftemangel kämpft. Ganz besonders exponiert ist Webasto.
Feinstaub, Ruß und umweltschädliches Schweröl als Kraftstoff: Frachter und Kreuzfahrtschiffe stoßen viele Schadstoffe aus. Schiffe sind für etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausemissionen verantwortlich. Höchste Zeit also für einen Kurswechsel auf den Meeren. Emissionsfreier Seehandel ist schließlich seit Jahrtausenden möglich – dem Wind sei Dank. „Re:“ begleitet Kapitän Andreas Lackner auf seiner Reise mit seinem segelnden Frachtschiff. Ganz ohne Motor transportiert er bis zu 40 Tonnen Waren über die Meere. „Damit schließen wir die Lücke zwischen fair bezahlten Erzeugern von Bio-Waren und bewussten Konsumenten“, so Lackner. Auch andere haben die Kraft des Windes wiederentdeckt. Ralf Oltmanns aus Ostfriesland fuhr mit 16 schon zur See, 30 Jahre später entwickelte der leidenschaftliche Segler den Flettner-Rotor.
Für 220 Männer, die ihre Männlichkeit hinterfragen, beginnt Anfang Oktober der Workshop „Männlichkeit stärken“. Auch Hendrik wird teilnehmen. Seit seiner Kindheit lehnt er Werte ab, die als klassisch „männlich“ gelten. Jetzt möchte er seine Männlichkeit finden. Neben Hendrik nimmt auch Stefan teil. Seit dem Ende seiner langjährigen Beziehung besucht er Männer-Workshops, um sich im Leben neu zu orientieren. Die Seminare von „Männlichkeit stärken“ werden von Sven Philipp und Martin Rheinländer geleitet. Die beiden betreiben neben dem Workshop auch einen Youtube-Kanal, auf dem sie sich Fragen rund um Frauen, Flirten und Sex widmen. Christoph May und Susanne Kaiser kritisieren diese Männer-Workshops. Sie sehen in diesen reinen Männerrunden mythopoetische Männerbündnisse, in denen toxische Werte und altbackene Ideale verstärkt werden können.
In Berlin-Neukölln, dem ärmsten Bezirk der Hauptstadt, kämpft Uschi Sachs jede Woche um Lebensmittel für die Ärmsten. Die Rentnerin leitet eine der fast 50 Ausgabestellen der Berliner Tafel. Das Hoffen auf genügend Spenden kommentiert sie mit Berliner Witz: „Das ist wie im Lottospiel. Ich hab’ noch nie gewonnen.“ Die Lebensmittel sammelt Uschi bei der Zentrale der Berliner Tafel ein, aber dort gibt es nicht immer genug für alle ihre Bedürftigen. Deshalb klappern sie und ihr Team zusätzlich die Bäckereien und Supermärkte in Neukölln ab – immer öfter vergeblich. Uschi Sachs musste schon die Rationen für ihre Bedürftigen verkleinern, damit alle etwas abbekommen. Wer dagegen in einem reichen Stadtteil zur Tafel geht, dem geht es etwas besser.
Im November 2022 trifft sich Europas Quiz-Elite in Berlin. Ihr gemeinsames Ziel: Die Ultimate Quizzing Championships, wie die Europameisterschaften inzwischen heißen, zu gewinnen. Einer von ihnen ist Sebastian Klussmann, Deutschlands bekanntester Quizzer und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. 2022 wagen vier Wissensgladiatoren das Unmögliche – das englische Team um Quizlegende und Seriensieger Kevin Ashman herauszufordern. Doch wie schlägt man eine lebende Legende, die sich mit den Dialekten nordamerikanischer Ureinwohner genauso gut auskennt wie mit zeitgenössischer Rap-Musik und der weiß, dass die sizilianische Vesper keine Zwischenmahlzeit, sondern ein Massaker an Franzosen im 13. Jahrhundert bezeichnet? Die Antwort: „im Trüffelschweinmodus“, das heißt, wenn man die ganze Welt als Spielwiese des Lernens begreift.
„Wir reden nicht über Politik“, sagt Desar Sulejmani. Der Essener mit albanischen Wurzeln ist Gründer, Dirigent und Pianist des Western Balkans Youth Orchestra. Aber weil sich das Streichorchester aus 31 Musikerinnen und Musikern aus fünf Westbalkanstaaten zusammensetzt, ist es eben ein mindestens genauso wichtiges politisches wie musikalisches Projekt. Die Reportage begleitet das junge Orchester auf seiner ersten größeren Tournee über den westlichen Balkan. Organisatorisch ist eine solche Tournee bis heute schwierig – die vier kosovarischen Musikerinnen etwa erhalten kein Visum für das Konzert im bosnisch-herzegowinischen Mostar. Und auch wenn nach außen alles harmonisch abläuft, gibt es doch unausgesprochene Regeln innerhalb der Gruppe.
Neue Häuser braucht der Mensch! Das findet auch ein junges Paar aus Nürnberg. Carolin Volk und ihr Mann Holger beschließen Ende letzten Jahres, ins Burgenland auszuwandern, um dort ihren Traum eines ökologischen Hauses zu verwirklichen – ganz aus Stroh, Holz und Lehm. Die ersten Entwürfe mit Gründach, Kompost-Toilette, Gästehaus und Selbstversorger-Garten hat die Fotografin selbst angefertigt. Doch bei der Umsetzung gibt es Hürden zu überwinden, wie zum Beispiel den Mangel an geeigneten Handwerkern. Und so verzögert sich die Realisierung. Holger, eigentlich Informatiker von Beruf, nutzt die Zwischenzeit und widmet sich mit Hingabe der Begrünung des Dachs und dem Permakultur-Garten. Ganz anders Andrej Fideršek im slowenischen Žalec. Er baut nicht neu, sondern im Bestand. Sein Ziel: so wenig Abfall wie möglich.
Wie kann man in seinen eigenen vier Wänden nicht nur Strom, sondern auch Wasser und Gas sparen? Diese Frage stellen sich derzeit viele Französinnen und Franzosen. Frankreich ist zwar weniger von russischem Gas abhängig als Deutschland, doch dafür wird mehr als ein Drittel aller Haushalte mit Atomstrom beheizt. Weil im Moment ein großer Teil der französischen Atomreaktoren gewartet werden muss, steigen auch hier die Preise, zusätzlich drohen Blackouts. Der gelernte Industriedesigner Paul Chaquet hinterfragt schon seit Längerem, wie man energieintensive Geräte wie Kühlschrank oder Herd ersetzen kann. Auch einen Betonmischer kann man zu einem Ofen umbauen, zum Kochen eine selbst gebaute Kochkiste benutzen. Für die braucht man lediglich ein Behältnis, eine Woll- und eine Rettungsdecke.
Laut einer aktuellen Umfrage ist jeder zweite Spanier für ein Verbot des Stierkampfs, das wäre noch vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar gewesen. 84% der jungen Leute sagen, sie seien nicht stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem der Stierkampf Tradition sei. Die Plätze in den Arenen leeren sich, die Jahresabonnements sind keine Schätze mehr, die Väter an ihre Söhne vererben, und Toreros werden nicht mehr wie Rockstars umschwärmt. In Katalonien und auf den Kanarischen Inseln sind Stierkämpfe verboten. Auf den Balearen und in Galizien sind die Fans der Meinung, dass die neuen Gesetze den Stierkampf so sehr seines Wesens beraubt haben – kein Töten des Stieres mehr, keine Minderjährigen in der Arena – dass sie ihn nicht mehr feiern wollen. Trotzdem kämpfen einige „Aficionados“ für den Erhalt des Stierkampfs als Tradition und nationales Symbol, während andere für die endgültige Abschaffung einer als barbarisch empfundenen Praxis kämpfen. (Text: arte)
Vor über 80 Jahren versteigerte der NS-Staat auf sogenannten „Juden-Auktionen“ alles, was in den Wohnungen deportierter oder emigrierter Juden übriggeblieben war. Vieles kauften – weit unter Wert – auch Privatpersonen, ehemalige Nachbarn, Kollegen, Freunde. So wie der Großvater von Katrin Meinke. 1941 ersteigerte der Bankangestellte unter anderem eine wertvolle Brillantkette auf solch einer Auktion in Karlsruhe. Woher die Kette kam und wem sie gehörte, darüber hat sich der Großvater jahrzehntelang ausgeschwiegen. Jetzt, viele Jahre nach seinem Tod, möchte die Enkeltochter das Erbstück wieder an die rechtmäßigen jüdischen Eigentümer oder deren Nachkommen zurückgeben – als eine Art „Wiedergutmachung“ Katrin Meinke hat sich an Sharon Adler und die Stiftung „Zurückgeben“ in Berlin gewandt.
Max Audibert verließ vor 33 Jahren seine Heimatstadt Marseille, um seinen Traum zu verwirklichen: Er wollte leben und jagen wie die Inuit in Grönland. Bei Eis und Kälte zog er mit ihnen zur Jagd, zehn Jahre lang. „Ich wollte nicht anhand von Büchern lernen, sondern ihre Art zu leben selbst entdecken.“ Noch immer lebt der 53-jährige Franzose in Tiilerilaaq im Osten Grönlands. Es ist die einzige bewohnte Siedlung im Sermilik-Fjord, rund 70 Einwohner leben hier. Es gibt keine Straßen, nicht einmal fließend Wasser. Die Einsamkeit sei nicht immer leicht zu ertragen, gesteht Max, doch inzwischen gebe es ja Internet. Max ist heute Lehrer und leitet die Dorfschule von Tiilerilaaq. Es war kein Berufswunsch, vielmehr realisierte er, dass er gebraucht wurde. Ein Großteil der 56.000 Einwohner Grönlands lebt im Westen und in der Hauptstadt Nuuk.
„Jeden Tag schmeißen wir kiloweise abgeschnittene Haare in den Müll. Dabei können wir sie so viel sinnvoller einsetzen, im Umweltschutz zum Beispiel“, sagt Thierry Gras. Der Friseur verarbeitet die Haar-Abfälle zu Ölfiltern. Denn Haare können Öl aufsaugen. Die Filter helfen so im Kampf gegen Ölverschmutzungen in Meeren oder Seen. Eine halbe Stunde östlich von Marseille lagert Thierry Gras in einer alten Scheune tonnenweise Haarmüll. Friseursalons aus ganz Europa schicken ihm den zu, machen mit im Projekt „Coiffeurs Justes“. Aus den Haarresten fertigt Thierry zusammen mit vier Langzeitarbeitslosen Haarfilter. Lange, dicke und kurze Haarfilterwürste. Ein Kilogramm Haare kann etwa acht Liter Öl aufsaugen. Davon hat sich in Deutschland auch der Friseur Emidio Gaudioso anstecken lassen. Er hat die Organisation „Hair Help the Oceans“ gegründet.
Diesen Druck spüren Homosexuelle stark, die Zahl der Gewaltverbrechen nimmt zu. Das liegt vor allem daran, dass sie in den Medien täglich als Perverse und Feinde der russischen Gesellschaft dargestellt werden. Außerdem können die Opfer von homophoben Gewaltverbrechen kaum noch mit Schutz rechnen. Schließlich ist Schwulenhass auch bei der Polizei allgegenwärtig. Sergej und Andrej aus Sankt Petersburg wurden wegen des Instagram-Posts eines gleichgeschlechtlichen Kusses verhaftet. Sie gehen davon aus, dass auf offene Homosexualität schon bald Haftstrafen stehen könnten. Trotzdem gibt es weiterhin mutige Menschen, die die Situation von Russlands LGBTQ-Gemeinschaft verbessern wollen. Zum Beispiel den Kommunalpolitiker Sergej Troschin, der sich als erster Politiker des Landes öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt.
Pandemien, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Erdrutsche – Katastrophen nehmen zu. Deshalb arbeiten weltweit Menschen an cleveren Frühwarnsystemen, die Leben retten können. Sogenannte Geofone überwachen gefährdete Bergregionen und warnen rechtzeitig vor Erdrutschen. Routinemäßige Abwasserkontrollen könnten in Deutschland gefährliche Viren schneller erfassen, und besenderte Tiere weisen mit ihrem Verhalten auf Vulkanausbrüche hin. Martin Wikelski vom Konstanzer Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ist davon überzeugt, dass Tiere einen sechsten Sinn haben und Naturkatastrophen vor Menschen „erspüren“ können. Dies zu beweisen, ist sein Lebenstraum. Denn bisher weiß niemand, wie sich ein Vulkanausbruch verlässlich vorhersagen lässt. Seit vielen Jahren rüstet Wikelski deshalb Tiere mit Sendern aus. Am Ätna auf Sizilien sind es vor allem Ziegen und Hunde.
Spazierengehen – was für viele Menschen eine willkommene Abwechslung im Pandemiealltag bedeutete, wurde für Paola Matacchioni zum Stressfaktor. Nach dem Mord an der 33-jährigen Sarah Everard stellte der Gang auf die Straße die gleichaltrige Frau vor ein Problem. Vor allem im Dunklen erlitt sie Angstzustände. Wie ihr ergeht es vielen Frauen. Einer Studie zufolge, empfinden vier von fünf Frauen Großstädte als unsicher. Die Britin Emma Kay sieht darin eine Marktlücke. Sie ist Entwicklerin einer App, die Nutzerinnen mithilfe von polizeilichen Kriminalitätsdaten einen möglichst gefahrlosen Weg nach Hause aufzeigen kann. Was es bedeutet, sich nachts ohne Begleitung draußen aufzuhalten, erlebte Emma am eigenen Leib.
Der Fluss Evros markiert nicht nur die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Ein seit dem Jahr 2020 stetig erweiterter Grenzzaun entlang des Evros ist das Sinnbild für die Festung Europa: ein High-Tech-Grenzwall gegen die Flüchtlingsströme in die EU. Doch trotz dieses fünf Meter hohen und 38 Kilometer langen Bauwerks aus Stahlstreben riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um hier über den Fluss in die EU zu gelangen. Wie viele Menschen dabei sterben, ist unbekannt. Allein im Jahr 2022 waren es mehr als 60 Tote, die allein auf der griechischen Seite des Flusses gefunden wurden – ein negativer Rekord. Pavlos Pavlidis ist Professor für Rechtsmedizin an der Universität in Alexandroupolis und Chronist der tödlichen Grenze. Wird ein Leichnam im Fluss oder in den dahinterliegenden Wäldern gefunden, kommt er zu Pavlidis auf den Obduktionstisch.
Bis vor kurzem verlief Pascal Mertens’ Leben noch ganz normal: Der 34-Jährige war gerade mit seiner neuen Freundin zusammengezogen. Ende letzten Jahres ließ er sich gegen Corona impfen, und seitdem hat sich sein Alltag drastisch verändert: Zum Laufen benötigt er jetzt einen Rollator, seine Wohnung kann er allein kaum mehr verlassen. Mittlerweile verbringt Pascal den Großteil seiner Zeit zu Hause auf dem Sofa. Besserung ist nicht in Sicht. In mehreren Kliniken wurde er untersucht, doch kein Arzt wollte eine Diagnose in direktem Zusammenhang mit der Impfung stellen. Seine letzte Hoffnung ist nun das Universitätsklinikum Marburg, wo man sich auf Fälle wie jenen von Pascal spezialisiert hat. Hier betreibt Dr. Bernd Schieffer die erste deutschlandweite Therapiestelle für Betroffene des sogenannten Post-Vac-Syndroms.
Seit Juni 2022 wird auf der Bohrinsel „Ana“ im rumänischen Schwarzen Meer Erdgas gefördert – zehn Prozent des rumänischen Bedarfs. Valentin Solomon ist Elektro-Ingenieur und stolz, Teil des Projektes zu sein. „Ana“ ist das erste Offshore-Projekt Rumäniens seit über 30 Jahren und jetzt – inmitten von Europas Energiekrise – ein Hoffnungsschimmer. Rumänien ist reich an fossilen Ressourcen. Neben dem Gasfeld von „Ana“ verfügt das Land über noch ein viel größeres Gasfeld: „Neptun Deep“. Mit beiden Gasfeldern zusammen könnte Rumänien vollständig unabhängig von Gas-Importen, ja sogar Lieferant für seine Nachbarländer sein. Stattdessen sind Rumäniens Gas-Importe im letzten Jahrzehnt um 25 Prozent gestiegen.
Lisa und Henry Walser sind ein Influencer-Paar. Über 450.000 Menschen folgen den Walsers auf Instagram, über eine Million sind es bei TikTok. Ihrer Community geben sie privateste Einblicke in ihren Alltag. Lisa fing mit Kochvideos auf Instagram an, seit ihrer Schwangerschaft hat sie das Business aber verlagert: Alles dreht sich nun um den wachsenden Babybauch, nahezu alles wird gepostet. Lisa ist Vollzeit-Influencerin, Ehemann Henry unterstützt nebenberuflich. Für die freie Hebamme Livia Clauss-Görner aus Hamburg birgt der Hype ums Baby in den sozialen Netzwerken vor allem Probleme. Sie ist seit fast 40 Jahren Hebamme und beobachtet seit einigen Jahren, wie Internet-Trends vor das Wohl der Kinder gestellt werden.
Willie ist Matchmaker in dritter Generation. „Das ist eine Gabe“, sagt er, „man kann es nicht erlernen zu erkennen, wer zu wem passen könnte.“ Alle, die mit Willies Hilfe eine neue Liebe suchen, müssen zuerst seinen Fragebogen ausfüllen. Der ist zwar nicht besonders ausgefallen. Aber die ausgefüllten Fragebögen steckt Willie über Nacht in sein sogenanntes „Lovebook“, eine 160 Jahre alte, ziemlich zerrissene Lose-Blatt-Sammlung. So sollen sich die Interessierten schon hier treffen. Willie ist sich sicher: Das hilft. Zu Willies Lieblingsgeschichten gehört die Vermittlung einer bekannt launischen Frau durch seinen Großvater an einen rein gälisch sprechenden Bauern auf den Aran Islands. „Mein Großvater war auf der Pferdemesse in Midtown und er stellte dieser sehr schönen jungen Frau einen Mann vor.
Seit Jakob Eiserloh im März 2022 an Covid erkrankte, kann der 13-jähige Junge nicht mehr zur Schule gehen, hat Schmerzen, fühlt sich unendlich kraftlos und wird einfach nicht mehr gesund. Diagnose: Long Covid. Seine Mutter Daniela Eiserloh hat schon alles versucht, bislang ohne Erfolg. „Ich erwarte von unserem Gesundheitssystem, dass für die Betroffenen mehr getan wird“, sagt die alleinerziehende Mutter. Eine passende Reha für ihren Sohn musste sie privat finanzieren. Die Krankenkasse zahlte nicht. Auch Long-Covid-Patient Christopher Peters hat die meisten seiner Therapieversuche aus eigener Tasche bezahlt. Das Problem: Es gibt für die unterschiedlichen Long-Covid-Symptome noch keine zugelassenen Medikamente oder sonstige Therapien. Bislang wurde zu wenig Geld für die Erforschung dieser neuartigen Krankheit bereitgestellt.
Trauer hat kaum noch Platz in unserem modernen Leben. Die Gesellschaft erwartet, dass Hinterbliebene schnell wieder „funktionieren“ – im Leben und im Job. Die Konsequenz: Viele Trauernde verdrängen und verstecken oft ihre Gefühle. Und das mit fatalen Folgen. Denn unbewältigte Trauer macht Menschen krank. Dazu kommt, dass konfessionelle Trauerbegleitung und klassische Seelsorge immer weniger Menschen erreichen. „Ich glaube an das Schöne im Schlimmen“, sagt Anemone Zeim. Die Trauerbegleiterin hat „Vergiss mein nie“ gegründet. In ihrer Agentur kreiert sie mit Hinterbliebenen Erinnerungsstücke für Verstorbene, die helfen sollen, den Kummer zu verarbeiten. Sie will dem Tod mit Leichtigkeit und Freude begegnen. Denn am Ende geht es um das Leben, sagt Anemone. Trauer hat zu Unrecht ein schlechtes Image, sagen Susann Brückner und Caroline Kraft.
2007 hat Deutschland beschlossen, einen Großteil seiner öffentlichen Schutzräume stillzulegen. Viele von ihnen sind jetzt Hotels, Galerien oder Museen. Wie zum Beispiel ein großer Bunker in Ilbenstadt bei Frankfurt am Main. Ob er wieder reaktiviert werden kann? Der Zivilschutzexperte Andreas Kling berät Behörden beim Katastrophenmanagement und kennt sich mit Schutzanlagen aus. Sein Fazit nach der Besichtigung: „Um unseren Zivilschutz ist es schlecht bestellt. Er war jahrzehntelang nur ein Anhängsel des Katastrophenschutzes. Und das muss sich wieder ändern.“ Das ist in der Schweiz anders: Dort ist fast jedes Gebäude mit einem Schutzraum ausgestattet. Die Firma Mengeu bei Zürich hat sich auf den Bau von Bunkern und deren Ausstattung mit Schutzraumtechnik spezialisiert.
Die US-Amerikanerin Belkis Wille ist stellvertretende Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte bei der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine regelmäßig im Land unterwegs. Sie dokumentiert Kriegsverbrechen, die russische Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben sollen. Überlebende in den noch vor Monaten besetzten Gebieten berichten ihr von Verschleppung, Vergewaltigung, Folter und Mord. In der Region Charkiw sucht Belkis Wille nach Beweisen, dass russische Truppen für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am 8. April 2022 verantwortlich waren. Aus einem Dorf in der Nähe von Isjum soll die ballistische Rakete abgefeuert worden sein, die auf dem Bahnhofsgelände in Kramatorsk 57 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten tötete.
In den Rigaer Büros und Studios von Doschd herrscht rege Geschäftigkeit. Chefredakteur Tikhon Dzyadko bereitet sich auf seine Sendung vor: Zweimal täglich moderiert er die Nachrichten. Momentan sendet der russische Sender lediglich via YouTube. Anfang Dezember hatte die lettische Rundfunkbehörde Doschd die Lizenz entzogen, weil ein Moderator seine Sympathie mit den Rekrutierten der russischen Mobilmachung ausgedrückt hatte. Nicht nur aus Lettland, sondern aus ganz Europa kamen harte Worte und scharfe Kritik. Die Geschichte von Doschd begann 2010. Ein unabhängiger Fernsehkanal sollte ein Gegenentwurf zum Kreml-kontrollierten TV-Programm sein. Da aber unabhängiger Journalismus und Putins Regime unvereinbar sind, wurde Doschd 2014 aus dem russischen Kabelprogramm geworfen.
Der Ohridsee gilt als das Gewässer mit der höchsten Biodiversität weltweit. Selbst Arten, die überall sonst bereits ausgestorben sind, haben hier über viele Jahrtausende überlebt: Mehr als 200 Pflanzen und Lebewesen sind ausschließlich hier zu finden, wie zum Beispiel die Ohrid-Forelle. Doch diesen lebenden Fossilien droht Gefahr. Nordmazedonien und Albanien gehören noch immer zu den ärmsten Ländern Europas, und der Tourismus rund um den Ohridsee verspricht wirtschaftliches Wachstum, trägt aber auch zur Verschmutzung des prähistorischen Gewässers bei. Da der Fischbestand bereits sinkt und endemische Spezies vom Aussterben bedroht sind, will die UNESCO den See auf die Liste des gefährdeten Welterbes setzen. Die Menschen in der Region sind zwiegespalten, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und dem Schutz dieser einzigartigen Natur.
Die tschechische Bäuerin Veronika Stránská hat vor einigen Jahren die Haferfelder ihres Vaters übernommen. Als eine der wenigen selbständigen Frauen in der Landwirtschaft hat sie gelernt, was es heißt, sich zu behaupten. 50 Tonnen Hafer will sie nach Plauen im sächsischen Vogtland zu Stephan Leins Mühle liefern. Der 29-Jährige ist Produktionsleiter einer der größten Hafermühlen in Ostdeutschland. Für Stephan ist Hafer das Getreide der Zukunft. Auch Stephan Leins hat große Pläne. Eine zweite Mühle ausschließlich für Biohafer ist im Bau. Zwischen Stephan und Veronika besteht seit Jahren eine geschäftliche Kooperation. Im Herbst will die Hafermacherin nach Deutschland reisen und Stephan endlich persönlich kennen lernen. Dann wird sie auch erfahren, ob ihr Hafer den hohen Qualitätserwartungen des Müllers entspricht und sich die Mühen gelohnt haben. (Text: arte)
2021 entdeckt ein Fotograf den syrischen Flüchtling Munzer Al-Nazzal und seinen Sohn Mustafa in der Türkei nahe der Grenze zu Syrien. Kurz darauf geht sein Foto von den beiden um die Welt. Der Vater verlor bei einem Bombenangriff im nordsyrischen Idlib ein Bein, sein Sohn wurde ohne Gliedmaßen geboren – vermutlich, weil seine Mutter in der Schwangerschaft einem Giftgasangriff ausgesetzt war. Die Familie lebt in der Türkei unter prekären Bedingungen. Durch die mediale Aufmerksamkeit hofft sie nun auf eine Therapie für Mustafa. Über vier Millionen Flüchtlinge leben in der Türkei, darunter zehntausende kriegsversehrte Kinder. Anders als Mustafa, bekommen sie kaum eine Chance. Im Armenviertel Buca in Izmir hat die Irin Anne O’Rorke ein Nachbarschaftszentrum aufgebaut, das genau solchen Kindern helfen will.
Pentedattilo liegt an einem Bergmassiv im Süden Kalabriens. Nach Erdrutschen wurde die Kleinstadt in den 70er Jahren komplett aufgegeben. Als Rossella Aquilanti den Ort zum ersten Mal betritt, ist Pentedattilo bereits seit einem Jahrzehnt unbewohnt. Sie verliebt sich sofort in das Geisterdorf, kündigt ihren Job und lässt ihr altes Leben zurück. Umgeben von Ruinen hat Rossella einen Neuanfang gewagt. 20 Ziegen, ein paar Olivenbäume und ein kleines Stück Land reichen ihr für ein erfülltes Leben. Doch die 63-Jährige spürt, dass sie mit zunehmendem Alter die Arbeit nicht mehr alleine schafft. Lange hat sie vergeblich nach jemandem gesucht, der mit ihr in dieser Abgeschiedenheit leben will. Schließlich kontaktiert sie eine Flüchtlingsunterkunft in Kalabrien und findet Maka Tounkara.
Martina aus Hessen ist seit dem Angriff ihres Ex-Freundes nicht mehr arbeitsfähig und muss in eine psychiatrische Klinik. Es macht sie wütend, wenn sie von ähnlichen Fällen in der Zeitung liest: Vor allem wenn es heißt: „Beziehungstat“ oder „Eifersuchtsdrama“. Gewalt oder Mord in Partnerschaften werden nach wie vor häufig als tragische Einzelfälle betitelt. Opfer sind häufig Frauen – insbesondere dann, wenn sie sich trennen wollen. Die Zahl der Frauenmorde steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern. In Österreich kämpft die Anwältin Sonja Aziz für die Rechte ihrer Mandantinnen und gegen das Victim-Blaming vor Gericht sowie zu niedrigen Strafen für die Täter. Oft gibt es schon vor einer Tat Warnzeichen, Betroffene werden dabei aber nicht immer ausreichend geschützt. Ein anderes Bild zeigt Spanien.
„Energienotlage“ ist das Wort des Jahres in der Schweiz. Der 44-jährige Nicholas Bornstein will gerade jetzt alles tun, um seine geliebten Berge zu schützen. Dafür gründete er den Verein „Protect our winters“ und setzt auf Dialog mit Energieunternehmern und Bergbahngesellschaften. Energiekrise und Wintertourismus, wie kann man das miteinander vereinbaren? Bei den Energieunternehmern will Nicholas den bescheidenen Einfluss seines jungen Vereins geltend machen, um auf wichtige Entscheidungen einzuwirken: Muss man wirklich die größte alpine Solaranlage Europas für den Winterstrom über die Nebelgrenze in Wallis bauen? Oder die nächste Staumauer in einem noch unberührten Tal im Berner Oberland? Nicholas will um die fünf Millionen Outdoorsportler der Schweiz, Naturliebhaber, wie er sagt, mobilisieren – für die Abstimmung des für ihn sehr wichtigen Umweltschutzgesetzes im März 2023. (Text: arte)
Yvonne Heil ist frisch ausgelernte Bäckergesellin. Sie will ihr altes Leben zurücklassen und auf Wanderschaft gehen, doch das kann sie nicht alleine. Um auf die Walz zu kommen, braucht sie eine Altgesellin, die ihr zeigt, wie das Leben auf der Straße funktioniert. Lisa Goldmann ist schon vier Jahre unterwegs. Die Bierbrauerin will Yvonne zeigen, worauf es ankommt: Schlafplatzsuche, Essen finden, Arbeitssuche. Auch die vielen Regeln auf Wanderschaft muss Yvonne erst lernen. Hinzu kommt: Frauen auf der Walz stehen vor anderen Hürden als Männer. Ihr größter Gegenspieler: die Tradition. Denn jahrhundertelang war es Frauen verboten, ein Handwerk zu erlernen und auf die Walz zu gehen. (Text: arte)
Volle Krankenhäuser und Notfallambulanzen, überlastetes Personal – die Gesundheitssysteme sind am Limit. Notärztin Birgit Plöger aus Marburg leitet die Rettungskräfte über Telemedizin an. Am Telefon fällt sie die Entscheidung, was mit den Patienten passiert. Im französischen Le Favril ersetzt mittlerweile eine Selbstuntersuchungskabine den Hausarzt. (Text: arte)
Seit 2014 ist Beata Moskal-Slaniewska Bürgermeisterin von Swidnica, einer Industriestadt im Südosten von Polen mit knapp 60.000 Einwohner. Als sie eines Morgens ihren Computer hochfährt, erwartet sie eine E-Mail von einem anonymen Absender mit dem Betreff „In den Ofen mit dir“. „Es ist höchste Zeit, dass du vom Erdboden verschwindest für all die Verbrechen, die du an den Menschen in der Region begangen hast … Wir sehen uns in der Hölle …“ Der Brief macht ihr Angst – und Angst macht angreifbar. Aber sie möchte sich nicht einschüchtern lassen und macht weiter. Die Reportage begleitet Beata Moskal-Slaniewska bei ihrem täglichen Einsatz für eine weltoffene und tolerante Stadt. Die von der polnischen Regierung beschlossenen Budgetkürzungen oder ideologisch geprägten Gesetze schränken ihre Handlungsfreiheit drastisch ein.
Als Charly Machin 2018 nach Berlin zieht, erfindet sie sich als Driller Queen neu. Die Waliserin pendelt zunächst allein durch die Stadt und hilft bei kleinen Reparaturen und Renovierungen. Schnell merkt Charly, dass die Nachfrage nach der Frau mit der Bohrmaschine groß ist. Innerhalb von vier Jahren wird aus der One-Woman-Show ein Team von mehr als 20 Driller Queens. Die Driller Queens setzen sich für Vielfalt ein und zeigen ganz praktisch, dass Frauen, trans und nicht-binäre Menschen Handwerk können und lieben. Charly Machin: „Das ist doch überholt, davon auszugehen, dass die einzigen Menschen, die diese Arbeit verrichten können, Männer sind. Das macht keinen Sinn. Wir sind stark und wir sind fähig, absolut fähig, diesen Job zu machen.
Wenn Iwona Sałańdziak und Aneta Lach morgens um Acht ihren winzigen Friseurladen aufschließen, warten schon die ersten Kunden. Dann schneiden sie meistens wortlos und im Akkord die Haare der Deutschen, die zum billigen Tanken und Einkaufen auf den Markt von Łęknica kommen. Ein Haarschnitt kostet hier gut die Hälfte weniger als jenseits der Neiße. Schon seit vielen Jahren ist der Markt für seine Kampfpreise berühmt. Erhöhen können die beiden Polinnen ihre Preise aber nicht. Im Gegenteil: manche Deutsche versuchen sogar noch zu feilschen. „Sie verstehen einfach nicht“, sagt Iwona und zuckt mit den Schultern, „dass unsere Preise doch auch gestiegen sind.“ Die Inflation in Polen liegt bei 16% – deutlich höher als in Deutschland. Aber auf dem Markt von Łęknica darf davon nichts zu spüren sein.
Peter Szabo ist 50 und stolzer Paprika-Bauer in Ungarn. Das Gewürz steht für den Nationalcharakter des Landes und sicherte über Generationen das Auskommen vieler ungarischen Familien auf dem Land. Vor zwölf Jahren hat Peter den Familienbetrieb übernommen. Seitdem produziert er mit modernen Maschinen, altem Wissen und großer Leidenschaft das rote Gold Ungarns. Peters Rezept: uralte Paprikasorten von Hand gepflückt, langsam getrocknet und gründlich gemahlen. Seine Idee, Vulkansteine in den Boden zu bringen, hilft bei Trockenheit das Wasser länger zu halten. Chemikalien haben Hausverbot. Stattdessen wird gemulcht. Ein gesunder Acker ist Peter wichtig. Doch das alles frisst Zeit. Während der Ernte muss Peter auf seine Familie verzichten, da er dann in der Firma wohnt. Auch Peters Eltern packen immer noch mit an, denn allein ist es nicht zu schaffen.
Dominique kann ihre Wohnung nicht ohne einen letzten Kontrollgang verlassen: Ist der Herd aus? Sind alle Fenster geschlossen? Sie leidet unter einem Kontrollzwang. Die Zwangshandlungen geben ihr ein kurzfristiges Gefühl von Sicherheit. Doch sie bestimmen ihren Alltag. Phasenweise konnte Dominique ihre Wohnung nicht verlassen. Dabei weiß sie wie irrational ihre Zwänge sind. Allein in Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen an Zwangsstörungen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Die Krankheit tritt meist in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter auf. So auch bei der 71-jährigen Margit aus der Nähe von Wien. Sie ekelt sich schon als Kind vor Schmutz. Außer ihrem Ehemann darf heute niemand in die gemeinsame Wohnung. Ihre Einkäufe wäscht sie ab, reinigt sogar die Packungen. Dabei sind ihre Zwänge schon deutlich besser.
Die Kleinstadt Šabac liegt rund 80 Kilometer westlich von Belgrad entfernt. Hier gibt es für junge Menschen nicht viele Perspektiven: Nach dem Schulabschluss ziehen die meisten weg. Doch der 26-jährige Miroslav ist geblieben. Vor mehr als zehn Jahren hat er bereits als Minderjähriger mit dem Glücksspiel begonnen. Zeitweise hatte er 20.000 Euro Schulden bei verschiedenen Geldverleihern. Neben seiner Wohnungstür hat Miroslav eine Überwachungskamera installiert – aus Angst vor gewalttätigen Geldeintreibern. Aktuell ist er schuldenfrei, seine Familie hat ihm mit großer Anstrengung geholfen. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er sogar einen festen Job. Nach eigener Aussage wäre er jetzt in der Lage, kontrolliert zu spielen. Das dachte auch Nikola. Der 27-Jährige hat sein Maschinenbaustudium wegen seiner Spielsucht abgebrochen.
Morten, Eddie und Klaus Smedegaard sind drei von 18 Geschwistern, die sich im dänischen Esbjerg dem Schiffsrecycling verschrieben haben. Vater Henning gründete das Unternehmen 1962. Seither werden hier Schiffe entkernt, Teile ausgebaut, chemische Rückstände entsorgt und die Wracks am Ende mit brachialen Maschinen zerteilt. Das sieht oft martialisch aus, geschieht dennoch nach strengen Regeln: Alle Materialien werden getrennt, verwertet oder fachgerecht entsorgt. Die Familie Smedegaard hat das ökologische Schiffsrecycling mitentwickelt und die EU bei der Verordnung zum Schiffsrecycling beraten. Geld verdient das Unternehmen mit dem Verkauf der alten Motoren, der Steuerelektronik und der gewonnenen Altmetalle. Die Brüder sind die vierte Generation im Abwrack-Geschäft. Mutter Grethe hält den Clan zusammen.
Immer wieder heizt sich der Konflikt zwischen Kosovo und Serbien auf, das Kosovos Unabhängigkeit nicht anerkennt. Schmelztiegel der Spannungen ist jedes Mal der Norden Kosovos, der direkt an Serbien grenzt und hauptsächlich von ethnischen Serben besiedelt ist. Mit Unterstützung aus Belgrad widersetzen sie sich regelmäßig der Hoheitsgewalt des von ethnischen Albanern geführten Staates. Immer wieder kommt es zu Eskalationen; zuletzt fielen sogar Schüsse. Auch Dragan Daničić träumt davon, wieder zu Serbien zu gehören, doch vor allem sehnt sich der Vater einer Tochter nach einem Leben ohne Angst. Die regelmäßigen Ausschreitungen bedrohen seine Existenz als Bauer und Taxifahrer. Der Serbe fühlt sich als Spielball zwischen Pristina und Belgrad und sieht sich von zwei Seiten unter Druck: „Keiner sorgt sich um die wirklichen Probleme der Menschen hier.
Die Schweizer Tierschützer haben auf der Vulkaninsel ein dunkles Geheimnis hinter der idyllischen Fassade der Islandpferde aufgedeckt. Die Pferde werden nicht nur als Reitpferde gezüchtet oder als Pferdefleisch vermarktet. Vor allem in den Sommermonaten, wenn Millionen von Touristen auf Island in Urlaub sind, wird den trächtigen Stuten wöchentlich Blut abgenommen. Die isländische Pharmafirma hat auf der Insel ein Monopol, um aus dem Blut das Hormon PMSG zu gewinnen. Es ist extrem wertvoll und weltweit gefragt, weil es in der industriellen Ferkelzucht eingesetzt wird, um die Fertilität der Sauen in der Massentierhaltung zu erhöhen. Billiges Schweinefleisch gibt es dank dieses Hormons. Diese Praxis möchten die Tierschützer und Tierschützerinnen der Animal Welfare Foundation stoppen.
In Finnland werden Moore trockengelegt, um Torf abzubauen und daraus Energie zu gewinnen. Mit dramatischen Folgen: Weniger als die Hälfte aller finnischen Feuchtgebiete ist noch intakt. Tero Mustonen ist Klimatologe und gründete die Organisation Snowchange, um Moore zu schützen oder zu retten. Zusammen mit der Bevölkerung seines Dorfes verklagten sie den Energiekonzern, der für die Zerstörung des Linnunsuo-Moores verantwortlich war. Inzwischen kämpft Mustonens Organisation weltweit für die Rettung und Renaturierung von Biotopen. Auch Greta Gaudig und Sabine Wichmann setzen sich für die Wiederbelebung von Mooren ein. Am Greifswald Moor Centrum forschen die beiden an so genannten Paludikulturen: Pflanzen, die sich in Feuchtgebieten anbauen und wirtschaftlich nutzen lassen.
Gerold Biner ist leidenschaftlicher Rettungspilot der Air Zermatt. Seit mehr als 30 Jahren ist er bereits für das Unternehmen im Einsatz. Wie riskant die Einsätze für die Retter sind, weiß Biner aus erster Hand. 1989 flog er seinen ersten Einsatz und überlebte knapp einen Absturz. Über die Jahre musste der Pilot miterleben, wie der Klimawandel die Gefahrenlage bei den Rettungseinsätzen verschärft hat. In diesem Jahr führen die schlechten Schneebedingungen zu besonders vielen Brüchen und Verletzungen bei Alpinisten und Wintersportlern. Der deutsche Notarzt und Anästhesist Dr. Stephan Prückner liebt die Berge, ist selbst leidenschaftlicher Skifahrer und Wanderer. Um die Air Zermatt als Rettungsarzt zu unterstützen, nimmt er sich bei seinem eigentlichen Arbeitgeber, dem Universitätsklinikum München, extra frei.
In Großbritannien ist die Armut so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Angesichts einer galoppierenden Inflation und immer prekärerer Arbeitsbedingungen hungern Tausende von Briten. Der Krieg in der Ukraine hat die Preise für Strom und Benzin auch im Vereinigten Königreich noch einmal in ungeahnte Höhen getrieben. In Liverpool haben sich die Fans der beiden großen Fußballvereine der Stadt, die eigentlich miteinander verfeindet sind, bereits vor sieben Jahren zusammengeschlossen, um ein riesiges Netzwerk zur Umverteilung von Lebensmitteln aufzubauen, das sich seitdem über das ganze Land ausgebreitet hat. Die Gründer nennen dieses kleine Wunder: Solidarität der Arbeiterklasse. (Text: arte)
Mitten in der Atacama-Wüste im Norden Chiles ist der 38-jährige Juan Jose Saldana auf der Suche nach Müll. Genauer nach Kleidung, die illegal in der Region verklappt wird. Saldana will den Menschen zeigen, welche negativen Auswirkungen das Fast-Fashion-Geschäft auf seine Heimat hat. Denn hier landet, was im Globalen Norden nicht gewollt ist: Ladenhüter und kaum getragene Kleidung, im Sand verscharrt, verbrannt oder einfach weggeworfen. Die Textilien stammen vor allem aus Europa und den USA. Importeure bringen sie über die Freihandelszone im Norden Chiles ins Land, mit dem Ziel, sie auf dem südamerikanischen Kontinent zu verkaufen. Doch längst nicht alles lässt sich weiterverwerten. Aber weil es in Chile an politischen Kontrollen fehlt, bezahlen Importeure lokale Fahrer, um die Kleidung illegal in die Wüste zu bringen.
Clarina Scettrini ist 87, die älteste Einwohnerin von Corippo. Nie wollte sie wegziehen von hier, auch wenn es immer verlassener um sie herum wurde, die Jungen wegzogen, die Alten starben. Gerade einmal sieben Personen leben noch in Corippo. Das Schweizer Dorf im Tessiner Varzascatal ist vom Aussterben bedroht. Niemand hat mehr Lust auf ein beschwerliches Leben in viel zu kleinen und dunklen Häusern. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier über 300 Menschen, meist Bergbauern, die von der Wanderwirtschaft lebten. 1950 waren es nur noch 70. Als Clarina Scettrini hier zu Schule ging, waren sie noch 14 Kinder im Ort und das Glöcklein in der Schule läutete in der Früh zum Unterricht. Die Schule machte bald dicht, dann die Post, dann der kleine Laden.
Hamburg, Stadtteil Dulsberg. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wohnungen winzig, viele Familien sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Alle zwei Wochen holt Filiz die sechsjährige Begüm hier bei ihrer Mutter ab. Die ist alleinerziehend, seit Begüms Vater an Krebs gestorben ist. Filiz und Begüm gehen zusammen Eis essen, auf den Spielplatz, ins Museum oder erkunden Hamburg. Filiz und Begüm kennen sich erst seit kurzem, doch die 44-jährige Angestellte hat sich dazu entschlossen Begüm als „Weggefährtin“ zu unterstützen Hajo und der elfjährige Asmen treffen sich seit mehr als drei Jahren, an jedem zweiten Samstag. Meist fahren sie raus ins Grüne oder an den Elbstrand. Asmen hat einen großen Bewegungsdrang, den er in der kleinen Wohnung in Altona nicht ausleben kann. Asmens Mutter ist alleinerziehend.
In ganz Europa wollen Umweltaktivistinnen und -aktivisten die Politik durch zivilen Ungehorsam zu einem klimafreundlicheren Handeln zwingen. In Spanien ist die Gruppe „futuro vegetal“ aktiv. Im vergangenen Jahr klebte sich die 20jährige Studentin Alba im Prado-Museum in Madrid an einem Goya-Gemälde fest. Nun will sie zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten das Rednerpult im Parlament besetzten. Viele Spanier können die Aktionen der Gruppe nicht nachvollziehen, die Straßenblockaden scheinen die meisten einfach nur zu nerven. Die 23-jährige Dina wohnt in Lützerath. Dem Ort am Tagebau Garzweiler droht – trotz massiven Widerstands – das endgültige Aus. Sollte das Camp geräumt werden, wird Dina nicht freiwillig gehen und nimmt dafür eine Festnahme in Kauf.
Von der Corona-Krise hat sich die Luftfahrt trotz der Klimadiskussion rasend schnell erholt. Plötzlich wird jedes Flugzeug gebraucht. Selbst die ausgemusterten A380, vierstrahlige Riesenflieger, kommen zu einem unerwarteten Comeback. Wenige Tage, nachdem die Lufthansa entschieden hat, einen Teil ihrer A380-Flotte in den Betrieb zurückzuholen, geht ein heftiger Hagelsturm am Abstellplatz der Flugzeuge in Spanien nieder und ramponiert die millionenteuren Maschinen. Trotz der Schäden sollen vier Flugzeuge im Juni 2023 wieder in Betrieb gehen. Ein gewaltiges Vorhaben. Technisch, aber auch organisatorisch. Die meisten A380-Piloten hatte die Lufthansa bereits auf andere Typen umgeschult oder in den Vorruhestand geschickt. 90 Piloten müssen nun neu für die A380 bei Lufthansa angelernt werden.
Seit der Finanzkrise von 2008, als 350.000 spanische Familien ihre Hypothek nicht mehr abzahlen konnten und ihre Wohnung verloren, verschlechtert sich die Wohnungssituation in Spanien zunehmend. Das Land hat viel zu wenig Sozialwohnungen, während angeblich insgesamt fast vier Millionen Wohnungen – d.h. 15 % des Immobilienbestandes – leer stehen. Ergebnis: Das Phänomen der Hausbesetzungen hat um sich gegriffen, vor allem in Katalonien. Allein in Barcelona soll es 20.000 illegale Besetzungen geben, durch die viele krisengeschädigte Bürger Zuflucht fanden. Die 55-jährige Gärtnerin Llum Oliver musste ihre Wohnung 2012 der Bank überlassen. Nachdem sie von einem Tag auf den anderen obdachlos geworden war, wandte sich die Barcelonerin an einen Wohnrechtsverein.
Jedes Jahr im September nimmt Giannino Aluigi ordentlich Fahrt auf. Der Präsident des „Clubs der Hässlichen“ hat einen Ruf zu verteidigen. Sein „Club dei Brutti“ zählt schließlich 32.000 Mitglieder aus der ganzen Welt. Und von denen reisen viele begeistert – und mit hohen Erwartungen – alljährlich zum „Festival der Hässlichen“ mit seinen farbenprächtigen Paraden, mit Wein, Tanz und Gesang. Unbestrittener Höhepunkt: die Wahl des hässlichsten Mannes Italiens. Die Abstimmung geht mit Humor und einem leichten Augenzwinkern über die Bühne. Denn niemand muss sich schlecht fühlen, finden sie in Piobbico, weil er oder sie nicht den absurd hohen Schönheitsstandards der Mehrheitsgesellschaft entspricht.
Eigenen Angaben zufolge hat die „Letzte Generation vor den Kipppunkten“, wie sie sich genau nennt, mehr als 1.300 Blockaden im ganzen Land organisiert. Allein in Berlin wurden deshalb bislang über 1.000 Gerichtsverfahren eingeleitet. Maja Winkelmann (23) klebte schon oft auf der Straße, stand mehr als 20 Mal vor Gericht und verbrachte insgesamt mehr als drei Wochen im Gefängnis. Die ehemalige Studentin ist überzeugt: „Wir alle sind die letzte Generation, die den Klimawandel noch aufhalten kann. Schon in wenigen Jahren werden Kipppunkte erreicht sein, die die Vernichtung unserer Erde unumkehrbar machen. Deswegen bin ich im Widerstand“. Auch Majas Schwester Lisa (20) und ihre Eltern engagieren sich. Vater Boris Winkelmann ist stolz auf seine Töchter, er selbst hat sich auch schon auf die Straße geklebt.
In den sogenannten medizinischen Wüsten Frankreichs ist es schwierig, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Es ist schwierig, einen Facharzt aufzusuchen, wenn man in einem kleinen Dorf wohnt, kein Auto hat und Dutzende Kilometer bis zur nächsten Stadt zurücklegen muss. Es ist schwer zu überleben, wenn man Bauer ist, eine mickrige Rente hat, arbeitslos ist oder seit vielen Jahren krank. Das obere Aude-Tal erstreckt sich über drei Departements: Aude, Ariège und Pyrénées Orientales. Die Landschaft ist spektakulär und idyllisch, doch das Gebiet gehört zu den am stärksten benachteiligten Departements: Die Arbeitslosenquote ist hoch, und die veraltete Landwirtschaft hat Schwierigkeiten, sich zu wandeln. Im Hochtal der Aude kämpfen Gesundheitsmediatoren, Ärzte und Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen dafür, dass die Ärmsten ihr Recht auf eine Gesundheitsversorgung endlich wieder wahrnehmen können. (Text: arte)
„Wir sind die Generation europäischer Astronauten, die die meiste Zeit auf der internationalen Raumstation verbracht hat“, sagt Thomas Pesquet; „Wir haben Rekorde gebrochen. Ich sage das nicht um anzugeben, wir sind qualifiziert für den Mond“. Er steht auf dem Gelände der NASA in Cape Canaveral, am Horizont steht die mächtigste Rakete der Welt auf der Abschussrampe. Sein Kollege Matthias Maurer läuft durch eine künstliche Mondlandschaft in einer Luxemburger Eventhalle. „Jeder Astronaut träumt davon, über den Mond zu laufen“, sagt er. Demnächst wird es ein Mond-Trainingszentrum in Köln geben – er ist Projektleiter. Wer der erste Europäer sein wird, der einen Fuß auf die Mondoberfläche setzt, entscheidet ihr Chef, der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher.
Bulgarien gehört zu den wenigen Ländern der EU, in denen prorussische Demonstrationen organisiert wurden. Gleichzeitig unterstützt Bulgarien seit Kriegsbeginn die Sanktionen gegen Moskau. Außerdem hat das Land mehr als 100.000 Geflüchtete aufgenommen, die meisten davon in Hotels an der Küste – wie in Pomorie. Unter ihnen sind Svetlana und zwei ihrer Kinder. Ihr ältester Sohn ist 20 Jahre alt und konnte die Ukraine nicht verlassen. Nachdem sie kostenlos in einem Hotel untergebracht wurde, arbeitet sie für einen geringen Lohn als Putzfrau und möchte Bulgarien verlassen. Sie fürchtet sich, russischen Gästen zu begegnen, die Putins Politik unterstützen – wie Natalia, der eine Wohnung in der Küstenstadt gehört.
Ein kleiner Junge mit Verdacht auf einen Gehirntumor, ein an Lungenentzündung erkranktes Mädchen mit Atemnot, eine Jugendliche mit aufgeritzten Armen und Suizidgedanken – all das ist Alltag in der Notaufnahme der Kinderklinik in Darmstadt. Saskia Wunderlich arbeitet hier als Oberärztin und schafft es, selbst in Extremsituationen Ruhe zu bewahren und Kindern und Eltern ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der kleinen Patientinnen und Patienten haben Priorität. Doch das sorgt immer häufiger dazu, dass das Personal an der Belastungsgrenze arbeitet. „Es gibt Tage, da macht man keine Pause. Da geht man das erste Mal nachmittags auf Toilette“, sagt die Kinderärztin. „Irgendwann kommt man dann körperlich an seine Grenzen. Auch wir sind nicht Superwoman.“ Rund die Hälfte aller Krankenhäuser schrieben 2022 rote Zahlen.
1790 wurde in Rumänien der letzte wilde Wisent geschossen. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die größten Landsäugetiere Europas auf dem gesamten Kontinent ausgerottet. Weltweit gab es nur noch 12 Exemplare, die in Zoos gehalten wurden. Heute versucht man, die Tiere in Auswilderungsprojekten wieder in ihren angestammten Lebensräumen anzusiedeln. In Rumänien gibt es inzwischen wieder mehr als 250 Wisente in freier Wildbahn. Adrian Aldea betreut das Wisent-Projekt der NGO „Conservation Carpathia“. Der Biologe hat seit 2019 fünf Wisent-Herden im Făgăraş-Gebirge angesiedelt. Die Tiere wurden aus Deutschland, Polen, Schweden, Großbritannien und der Slowakei nach Rumänien gebracht. Derzeit bereitet er die Auswilderung der sechsten Herde vor.
Noch nie verbrannte seit Aufzeichnungsbeginn innerhalb eines Jahres so viel Vegetationsfläche wie im Jahr 2022. Viele Feuerwehren und Brandschützer stellen sich angesichts dieser Bedrohung neu auf. Tobias Hallas ist eigentlich Rettungssanitäter aus Karlsruhe, jetzt aber kämpft er ehrenamtlich gegen die Flammen im Wald. Er ist Mitglied im Katastrophenschutzverein @fire, einer deutschen NGO, die sich unter anderem auf Waldbrände spezialisiert hat. Der Verein wurde ursprünglich als Hilfe für Waldbrandeinsätze in den heißen Sommermonaten in Südeuropa gegründet. Doch inzwischen ist das Wissen der Spezialistinnen und Spezialisten auch in Deutschland gefragt. Ein Großteil dieses Wissens stammt aus Spanien, einem Land, das seit vielen Jahren gegen Waldbrände ankämpft. Dort arbeitet auch der Berufsfeuerwehrmann Manuel Lopes Rodrigues.
Wie sieht die in vollem Wandel begriffene Welt der Online-Arbeit in Grenoble aus? Zu Beginn übte das Arbeitsangebot der Online-Lieferplattformen eine große Sogwirkung auf junge Stadtbewohner aus, da es ihnen die Möglichkeit einer flexiblen Einnahmequelle eröffnete. Doch die ursprüngliche Begeisterung der Mitarbeiter von Uber, Deliveroo und vielen anderen Lieferdiensten scheint heute vorbei zu sein. Viele Erwerbstätige, die diese neue Welt erkundet haben, sind enttäuscht und beginnen sich zusammenzuschließen. Doch wie soll man gemeinsame Aktionsformen finden, wenn man grundsätzlich allein arbeitet? In Grenoble, wo 500 Fahrradlieferanten auf eine Bevölkerung von 160.000 Einwohnern kommen, machen diese neuen Offensiven Schule. In Frankreich und anderen europäischen Ländern organisieren manche „Uberisten“ den Gegenschlag.
Marcia Engel wurde als Kleinkind aus Kolumbien adoptiert und wuchs in den Niederlanden auf. Erst mit 11 Jahren erfuhr sie von ihren Adoptiveltern die Wahrheit über ihre Herkunft. In den offiziellen Papieren hieß es, sie sei ein Waisenkind. Doch Marcia gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden und machte sich auf die Suche nach ihrer Familie: Acht Jahre suchte sie ihre biologische Familie. Doch erst als sie eine private Ermittlerin anheuerte, fand sie ihre Mutter, die nie einer Adoption zugestimmt hatte. Es gibt immer wieder Fälle, bei denen die Kinder ohne Zustimmung der leiblichen Eltern illegal zur Adoption frei gegeben werden. So wie bei Marcia. Kinder werden als Waisen ausgegeben, obwohl sie nur vorübergehend im Heim leben. Es werden Papiere gefälscht und den Adoptiveltern sogar erzählt, die leibliche Mutter sei gestorben.
Am 6. Mai wird Charles zum König gekrönt. Wie steht die britische Bevölkerung zu ihrem neuen Staatsoberhaupt? Mary Hobson gehört zur britischen Mittelschicht und ist ein großer Royal-Fan, auch wenn ihr Ehemann die Begeisterung nicht ganz teilen mag. Mary bereitet sich schon seit Wochen auf das Spektakel vor und hat sich bereits einen Platz gesucht, von dem aus sie den König aus nächster Nähe sehen kann. Doch die Skandale um Prinz Harry und Meghan haben ihren Enthusiasmus etwas getrübt. Noch kritischer sehen schwarze Briten die Monarchie: Viele von ihnen betrachten die englische Monarchie als Symbol für eine überwiegend weiße Elite, die aus der Zeit gefallen scheint und mit dem Volk nicht mehr viel gemein hat. So sehen es zumindest die Jugendlichen in der Wohltätigkeitsorganisation „Voyage Youth“, die sich für schwarze Jugendliche engagiert.
Gegründet wurde „Repair Together“ im Mai 2022 von vier kreativen Großstädtern aus der Kiewer Techno-Szene. Anders als andere Hilfsinitiativen verbinden sie den Wiederaufbau mit Gemeinschaft, Kreativität und Musik. Im Sommer zogen ihre sogenannten „Aufbau-Raves“ hunderte freiwillige Helfende aus aller Welt zu Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten in zerstörte Dörfer im Norden der Ukraine. Doch je länger der Krieg dauert und je kälter die Temperaturen werden, desto mehr drohen Zusammenhalt und Unterstützung abzunehmen. Techno-Partys feiern die Organisatorinnen und Organisatoren bei Kälte eher im Privaten – nicht auf Baustellen. Infolgedessen melden sich immer weniger Freiwillige zu den Bauarbeiten, sodass die Vier die meisten Wiederaufbauprojekte im Winter pausieren lassen mussten.
Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat Rumänien über vier Millionen Staatsbürger verloren, die zum Arbeiten in den Westen abgewandert sind. Ergebnis: Einer neueren Studie zufolge erklären 80 % der rumänischen Arbeitgeber, keine Beschäftigten zu finden. Um diesen Notstand zu lindern, rekrutiert das Land in Asien. In Partnerschaft mit mehreren asiatischen Ländern hat Bukarest die Anzahl der Arbeitserlaubnisse für Nicht-EU-Bürger von 3.000 Visa im Jahr 2016 auf 100.000 im Jahr 2022 erhöht. Um den großen Zustrom zu bewältigen, regeln rumänische Vermittlungsagenturen – inzwischen sind es schätzungsweise 4.000 – die Aufnahme der Ausländer. Im Auftrag der Arbeitgeber suchen sie – in enger Zusammenarbeit mit ihren örtlichen Mittelsleuten in den jeweiligen Ländern – nach geeigneten Kandidaten.
In Straßburg hat sich Elie Assémat zum Ziel gesetzt, dass Elektroschrott möglichst gar nicht mehr entsteht. Er ist Mitbegründer von Commown, einer Genossenschaft, die Elektronikgeräte als gemeinsames Gut betrachtet. Die Genossenschaft vermietet seit 2018 Smartphones, Computer und Kopfhörer. Dabei geht es ihm vor allem um Nachhaltigkeit und eine längere Nutzung. Alle Produkte im Angebot sind leicht zu reparieren und garantieren damit eine lange Lebensdauer. Für 2030 prognostizieren Fachleute eine Lawine von über einer Million Solarmodule, die in der Entsorgung zu landen drohen. Mit seiner Firma 2ndlifesolar will Martin Wilke aus Hamburg dafür sorgen, dass möglichst viele dieser Alt-Module ein zweites Leben bekommen, zum Beispiel als Balkonkraftwerke. Aber auch das Recycling der aussortierten Module steht im Fokus des Ingenieurs.
In der Domaine du Merle, inmitten der malerischen Provence, werden seit den 1930ern Schäferinnen und Schäfer ausgebildet. Knapp 20 Menschen lernen dort binnen eines Jahres alles, was sie wissen müssen, wenn sie während der Sommermonate mit oft mehr als 1000 Schafen in den Alpen leben. Unter den Auszubildenden des aktuellen Jahrgangs sind auch Mathilde (24), Geoffrey (22) und Lucas (18). Mathilde kommt aus Paris, hat studiert und ist auf der Suche nach einer Arbeit, die sie in die Natur bringt. Geoffrey hat eine Maurerlehre abgeschlossen, dann eine Ausbildung zum Koch gemacht – nichts hat ihm wirklich gefallen. Diesmal könnte es anders sein, meint er. Die Einsamkeit mache ihm nichts aus. Das ist bei Lucas anders. Er hat gerade die Schule abgeschlossen und will mit Tieren arbeiten. Die langen Momente der Stille machen ihm etwas Angst.
Lange galt Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu als chancenreichster Herausforderer von Präsident Erdogan bei den Wahlen am 14. Mai 2023. Der Kandidat der sozialdemokratischen CHP hatte vor drei Jahren überraschend die ökonomisch wichtigste Stadt des Landes der Regierungspartei AKP abgetrotzt. Doch ein Gerichtsurteil wegen Beamtenbeleidigung, das auf Druck der AKP-Regierung zustande kam, zwang ihn, in die zweite Reihe zurückzutreten und dem CHP-Vorsitzenden Kemal Kilicdaroglu im Wahlkampf den Vortritt zu lassen. Dieser führt nun ein Sechserbündnis der Opposition an. Die CHP-Vorsitzende von Istanbul Canan Kaftoncioglu kämpft auch für einen Regierungswechsel. Sie gilt als Mastermind hinter Bürgermeister Imamoglu. Die Ärztin ging in die Politik, um die politischen Verhältnisse in der Türkei zu verändern.
Pavlo, 11 Jahre, erlebte die russische Invasion in seiner Heimat, einer ländlichen Gegend in der Nähe von Tschernobyl. Anfang Juni kam er in einem Bus mit 46 anderen Kindern in Nordfrankreich an. Ein regionaler Verein organisierte ihre Vermittlung in Gastfamilien. Pavlo kam bei Véronique und Frührentner Hervé vorübergehend für drei Monate unter. In der Ukraine erwarten ihn seine Eltern zum Schulbeginn im September. Allerdings hat sich zwischen Pavlo und Hervé eine Beziehung wie zwischen Enkel und Großvater entwickelt. Luciana ist seit Kriegsbeginn mit ihren beiden Brüdern und ihrer kleinen Schwester in Frankreich. Alle vier kamen in verschiedenen Gastfamilien unter. Sie stammen aus der Region Saporischja, die besonders schwer vom Krieg betroffen ist. Ihr Vater kämpft an der Front.
Ein Sonntag im beschaulichen Commercy im Osten Frankreichs: Dr. Tri Tran Cong hat Notdienst und operiert einen schwer verletzten Hund, der mit einem Wildschwein zusammengestoßen ist. Nacht- und Wochenendschichten sowie Überstunden sind für den seit 30 Jahren praktizierenden Arzt keine Ausnahme. Seine Tierklinik ist eine der wenigen Anlaufstellen in der Region. Trotz der hohen Arbeitslast muss bei den Behandlungen jeder Handgriff sitzen. Dr. Trang Cong selbst stand schon kurz vor dem Burnout und ist seit drei Jahren in Therapie. Doch aus Liebe zu den Tieren kann er sich nicht vorstellen, seinen Beruf aufzugeben. Dr. Petra Kracher hat sich mit einer Tierarztpraxis in München selbstständig gemacht. Sie ist für drei Angestellte verantwortlich.
Egal wie klein und unscheinbar sie ist: Jede Art zählt – das weiß auch Elisabeth Kühn. Die Biologin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat ein Herz für Schmetterlinge – genauer gesagt für Tagfalter. Viele Schmetterlingsarten kämpfen ums Überleben. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Hobbyforschern untersucht Kühn, wie es um den Bestand der Schmetterlinge steht und warum manche Tagfalterarten aus einem Gebiet einfach verschwinden. An dem Projekt „Tagfalter-Monitoring-Deutschland“ kann sich jeder beteiligen. Ulrich Eichelmann ist Mitbegründer der Umweltorganisation RiverWatch, seine Mission einer der letzten großen Wildflüsse in Europa. Die Vjosa in Albanien ist für ihn ein Naturjuwel, das es unbedingt zu schützen gilt. Er kämpft vor allem gegen den Bau von Wasserkraftwerken. Sie bedrohen die noch intakten Ökosysteme in und am Fluss.
Der Trauerberater und Zeremonienmeister Guillaume Loiseau unterrichtet auch an der staatlichen französischen Berufsschule für Bestattungsberufe. Er stellt fest, dass die üblichen Zeremonien oft nicht den Vorstellungen der Hinterbliebenen entsprechen. Seiner Meinung nach muss individuell auf die Wünsche jeder Familie eingegangen werden, damit die Trauerfeier in guter Erinnerung bleibt. Er will seinen Schülern vermitteln, wie sie jede Feier fast wie eine Bühnenvorstellung gestalten können. Auf Fachmessen findet er dafür neue Anregungen und Ideen. Stéphanie ist Thanatopraktikerin. Sie sorgt für ein ästhetisches Erscheinungsbild der Verstorbenen bei der Aufbahrung – eine besonders tabubehaftete Tätigkeit. Stéphanie gibt in den sozialen Netzwerken Einblick in ihre Arbeit, und zu ihrer Überraschung stößt ihr Beruf auf starkes Interesse.
Auf Europas größtem Vogelmarkt in ’s-Hertogenbosch in den Niederlanden sucht Harald Garretsen schwarze Schafe. Der Handel mit Zucht-Vögeln ist zwar erlaubt, doch der Inspektor der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Konsumgütersicherheit hat es auf Händler abgesehen, die mit verbotenen Wildvögeln Geschäfte machen wollen. Immer wieder stoßen Garretsen und seine Kollegen vom Zoll auf illegal importierte Tiere aus Südamerika. Im südamerikanischen Suriname, einer ehemaligen niederländischen Kolonie, gehören Exoten im Vogelkäfig zum Straßenbild. Die Vögel werden im Amazonas-Regenwald gefangen. Dion Coutinho ist einer der erfahrensten Vogelfänger des Landes. Für Tierparks weltweit und große Exportfirmen jagt er gewöhnlich gleich mehrere Tiere und ist dafür oft wochenlang im Busch. Diesmal will er einen ganz bestimmten Singvogel aufspüren.
In Paris leben sechs Millionen Ratten, die Krankheiten übertragen. Die Stadtverwaltung zahlt jedes Jahr 1,5 Millionen Euro allein für die Rattenbekämpfung. Die städtischen Kanalarbeiterinnen und -arbeiter belegen die Gänge der Kanalisation mit kleinen grünen Würfeln mit gerinnungshemmendem Mittel, die drei bis vier Tage brauchen, um bei Ratten zu wirken. Das Ziel ist nicht, alle Ratten zu töten, sondern die Population zu regulieren. Aber das ist vielen Parisern wie Jacques und Sylvain nicht genug, sie handeln auf eigene Initiative: „Es ist alles eine Frage der Hygiene und der öffentlichen Gesundheit. Wir sind gezwungen, die Arbeit zu machen, die das Rathaus nicht tut. Die Bürgerinnen und Bürger haben es satt, in einer Stadt zu leben, die mit Müll übersät ist. Das führt zur Vermehrung der Ratten.
Vor den Toren von Spaniens Hauptstadt liegt der größte Slum Westeuropas. Said Baboua lebt seit mehr als 20 Jahren dort – in der Cañada real galiana. Es ist bereits der dritte Winter, in dem es in weiten Teilen des Viertels keinen Strom und keine Heizung gibt. Said muss Holzreste sammeln, um das Haus mit dem Ofen zu heizen. Dort lebt er mit seiner Frau Fatima und seinem kleinen Sohn Adil. Das Leben in der Cañada real hat sich vor allem in den letzten Jahren und Monaten dramatisch verändert. Denn Madrid ist gewachsen und in der Nähe sollen neue Stadtviertel entstehen. Der Slum muss weichen. Doch mit welchen Methoden? Die Bewohnerinnen und Bewohner sprechen von Schikanen der Regionalregierung. Neben dem abgestellten Strom schüttet die Baufirma nun Sand um einige Häuser der Nachbarn auf – so wie bei Said.
Naomi Linder Kahn ist eine von rund 700.000 jüdischen Siedlerinnen und Siedlern -Israelis, die entgegen internationalem Recht in den Gebieten wohnen, die der Staat im Sechstagekrieg 1967 erobert hat. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit den 80er-Jahren in Givat Zeev, einer Siedlung im Westjordanland, die sie mit der biblischen Bezeichnung „Judäa und Samaria“ nennt. Die fünffache Großmutter arbeitet für „Regavim“. Eine NGO, gegründet vom Finanzminister und radikal rechten Siedler Bezalil Smotrich. Sie beobachtet Neubauten in der „Area C“, dem israelisch kontrollierten Teil des Westjordanlands. Sobald Palästinenser dort eine Garage, einen Friedhof oder eine Schule errichten, wird das von Regavim vor Gericht gebracht. Oft folgt die Zerstörung der Bauten. Jüngster Fall: Das Beduinendorf Khan al-Ahmar, das womöglich abgerissen werden soll.
Für den Fluggerätetechniker Patrick ist es ein großer Schritt: Mit Frau und vier Kindern, Hund und Hase zieht er 2022 von Laupheim in Baden-Württemberg nach Évreux. Nach 16 Jahren beim Hubschraubergeschwader und Einsätzen in Afghanistan muss er sich bei der Hercules-Staffel nicht nur an einem neuen Standort und einem anderen Flugzeugtyp zurechtfinden, sondern auch in einer neuen Sprache. Am Fliegerhorst in Évreux, eine Stunde westlich von Paris, entsteht seit 2020 die deutsch-französische Transportfliegerstaffel. 300 Soldatinnen und Soldaten sowie vier französische und sechs deutsche Flugzeuge vom Typ Super Hercules C-130 sollen ab 2024 dazu gehören. Der französische Pilot Benoît und der deutsche Hauptmann Jan sind von Anfang an dabei. Sprachliche Barrieren gibt es noch, man verständigt sich auf Englisch.
Leonora und Adrien mussten viel zu schnell erwachsen werden. Schon als Grundschulkinder sorgten sie für ein krankes Familienmitglied und haben dadurch bis heute wenig Zeit für Freunde, Freizeit und Schule. Dabei sind die beiden weitgehend auf sich allein gestellt und die mentale Belastung der zu frühen Verantwortung wiegt schwer auf ihnen. In Frankreich gibt es für Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern oder Geschwister pflegen, wenig Hilfe vom Staat. Zufällig erfuhr Adrien von einem Verein, der für Jugendliche wie ihn, Auszeiten organisiert. Dort kann er endlich einmal richtig abschalten. (Text: arte)
Schaumwein ist in Großbritannien ein sehr beliebtes Getränk, vor allem dessen edelster Vertreter, der Champagner. Mittlerweile werden auch jenseits des Ärmelkanals exzellente Weine produziert. Vor weniger als einem halben Jahrhundert gab es im ganzen Land nur ein einziges kommerzielles Weinbaugebiet; heute gibt es 800. Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer Klimaerwärmung, die alle betrifft: So sehr der Temperaturanstieg den Rebstöcken in der französischen Region Champagne-Ardenne zusetzt, so sehr erleichtert er den Weinanbau in England. Der 57-jährige Ian Kellett war früher als Banker tätig und hat 1999 das Gut Hambledon in Hampshire erworben. Der Geschäftsmann ist sich seiner Sache sicher: Aufgrund der Klimaerwärmung haben die englischen Weine eine verheißungsvolle Zukunft vor sich.
Seit Oktober 2022 leben drei russische Kriegsflüchtlinge im Kinderzimmer eines Münchner Filmemachers: sein Freund Dima, 41 Jahre alt und zwei seiner Freunde, Denis und Andrey, 36 und 34 Jahre alt, plus Hugo, der Hund. Monatelang hatten sie darüber nachgedacht, Russland den Rücken zu kehren. Als dann am 21. September die Mobilmachung verkündet wurde, verließen sie fluchtartig das Land. Alle drei lehnen Putin strikt ab, alle drei wollen auf keinen Fall an Kampfhandlungen gegen die Ukraine teilnehmen. Sie waren zuversichtlich, in Deutschland aufgenommen zu werden. Doch die Hoffnungen, die das deutsche Innenministerium russischen Kriegsverweigerern den ganzen Sommer 2022 gemachte hatte, erfüllten sich nicht. Fieberhaft suchen die Freunde nun nach einem Ausweg. Denis ist Koch, Andrey Graphikdesigner. Zwei Fachkräfte, die in Deutschland dringend gebraucht werden.
Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei der Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben. Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird inzwischen oft einfach entsorgt. Auch, weil in der Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetikfasern auf dem Vormarsch sind. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre modernen Karo-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten. Der Rohstoff ist direkt vor ihrer Haustür im Überfluss vorhanden. Doch die Wolle der schottischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie.
Die ukrainische Eisenbahn ist die Lebensader des Landes in Kriegszeiten. Die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg beginnt mit der Russischen Invasion am 24.02.2022. Über Tage hinweg, die zu Wochen wurden, arbeiteten die Eisenbahnladys der ukrainischen Ukrzaliznytsia ununterbrochen und ohne Pause, um die Menschen aus diesem Albtraum zu befreien. Die Züge und ihr Personal, mehr als 230.000 Mitarbeiter, sind für die Evakuierung und die Kriegsanstrengungen unverzichtbar. Die Eisenbahnladys fahren, betreuen und reparieren die Züge. Sie transportieren Menschen, Waffen, Gütern und Vorräten von entscheidender Bedeutung und sichern den diplomatischen Weg ins Land. Fast täglich treffen die Sonderzüge in Kiew ein. An Bord sind die Eisenbahnladys, die helfen, den Krieg zu gewinnen. Als Russland begann kritische Infrastrukturen ins Visier zu nehmen, wurde die Arbeit noch gefährlicher. Doch die Züge fahren weiter nach Plan und trotz des Krieges meist pünktlich. (Text: arte)
Kein Job treibt so viele in den Burnout wie die Krankenpflege. Die Reportage zeigt, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um eine Trendwende in der Pflege zu schaffen. Simone Dieter ist mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden. Die 38-Jährige ist Pflegerin auf der Intensivstation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Sie integriert dort neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – das steigert sowohl die Zufriedenheit mit dem Job als auch die Pflegequalität für die Patientinnen und Patienten. Attraktivere Arbeitsbedingungen tragen längerfristig zur Trendwende bei, aber um etwas gegen die akute Überlastung zu tun, braucht es mehr Personal. Dafür bekommt Deutschland Unterstützung aus dem Ausland. Zum Beispiel von Lejla Taric.
Der griechische Feuerwehrmann Dimitris Roupas war unter den ersten Rettern bei dem verheerenden Beben in der Türkei. Die Bilder dieser Katastrophe kriegt er auch nach mehr als drei Monaten nicht mehr aus dem Kopf. Fatma, das erste Mädchen, das er und sein Team gerettet haben, liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus in Ankara. Ihre seelischen Wunden werden sie wohl ihr Leben lang begleiten: Die 7-jährige Fatma ist durch das Beben Vollwaise geworden. Ihre Mutter hat in Aleppo den schrecklichen Bürgerkrieg erlebt, floh aus Syrien und starb in dem Beben in Hatay. Fatma hat noch ihren Großvater, der sich um sie kümmert, der nun das Sorgerecht erhalten möchte. (Text: arte)
In Irland waren Verhütung und Abtreibung lange verboten, Sex vor der Ehe nicht erlaubt und Aufklärung praktisch nicht existent. Bei ungeplanten Schwangerschaften galt die Frau meist als die „Schuldige“, selbst wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung war. Wer die Schwangerschaft nicht illegal im Ausland beenden wollte oder konnte, hatte im von Kirche und Tradition bestimmten Irland keine Wahl: Der Priester wurde informiert. Und er entschied, ob die Frau verstoßen oder in eines der 18 katholischen Mutter-und-Baby-Heime geschickt wurde. Paul Redmond wurde in einem solchen Heim geboren. Er bezeichnet sich und andere Betroffene als „Überlebende“ eines Skandals, der Irland bis heute erschüttert. Der 59-Jährige sucht immer wieder das heute leerstehende Gebäude auf, in dem er zur Welt gekommen ist.
Bis vor kurzem mussten die Orangenbauern auf dem Peloponnes einen großen Teil ihrer Ernte an Saftproduzenten verramschen – die Früchte waren zwar von guter Qualität, aber ihr Aussehen entsprach nicht der EU-Handelsnorm für Export-Speiseorangen. Adrian Wiedmer von der Schweizer Fair Trade Organisation Gebana hat gemeinsam mit seinen griechischen Partnern einen Trick gefunden, das zu umgehen: Sie vermarkten die Orangen direkt an Endverbraucher im deutschsprachigen Raum – und legen den Kisten einfach einen Zettel bei: „Nur zur Verarbeitung“. Die Bauernfamilien verdienen dadurch um die 30 Prozent mehr als vorher und können dieses Geld in nachhaltigere Anbaumethoden investieren. In Island ist Kabeljau-Filet eines der wichtigsten Exportprodukte – und zugleich ein Problem, denn das Filet macht nur etwa 44 Prozent des Fischs aus.
Der 27-jährige Kontrabass-Spieler mit dem Kampfnamen „Bass“ arbeitet in einem geheimen Trainingslager am Rande von Kiew mit besonderen Rekruten: er ist für die Ausbildung der neuen Sanitäter zuständig. Die Grundausbildung dauert hier eine Woche, Kost und Logis sind frei, Honorar gibt es keines. In der Ukraine sind die Hospitallers gefeiert. ARTE:re durfte sie als erstes ausländisches TV-Team eine Woche begleiten. 800 Kilometer weiter östlich in den umkämpften Gebieten leben die, die die Grundausbildung von Bass schon lange absolviert haben. Katja (27), Domino (21), und Max (33) haben sich mit ihrem Versorgungszentrum nur wenige Kilometer hinter der Front in einem verlassenen Bauernhaus eingerichtet. Nur noch etwa 50 Zivilisten leben in dem Dorf, ohne fließendes Wasser, dafür mit dem dumpfen Dröhnen des täglichen Artilleriefeuers.
Pam Pomerance hat vor acht Jahren das Unternehmen ihres Vaters übernommen und ist mit ihrem Pfandleihhaus spezialisiert auf KFZ-Beleihungen. Die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten ist seit Monaten gestiegen. Sich die Sorgen ihrer Kunden anzuhören, gehört für die Pfandleiherin zum Job. „Sie sollen sich hier gut aufgehoben fühlen, genau wie die Gegenstände, die wir für sie verwahren“, sagt sie. In Mannheim befindet sich das letzte öffentlich-rechtliche Pfandleihhaus Deutschlands. Anders als privatwirtschaftliche Betriebe muss das städtische Leihamt keine Gewinne erwirtschaften und kann deshalb schon Pfandkredite ab 5 Euro anbieten. Jürgen Rackwitz leitet das Institut. „Bei uns spielt sich gerade die knallharte Wirklichkeit ab“, sagt er. Oftmals wird der Pfandleiher für seine Kunden zum Prellbock: „Der Dienst am Schalter ist kein leichter.
Ceuta ist wichtig – für Spanien, für die EU und die Nato. Die Ceutis aber sind es nicht. Die kleine spanische Exklave im Norden Afrikas ist wie ein Brennglas für zwei der drängendsten Probleme Europas: die unaufhaltsamen Flüchtlingsströme aus dem Süden und den erstarkenden Alltagsrassismus. Muslime machen fast die Hälfte der knapp 85.000 Einwohner aus, aber sie sind überproportional von prekären Lebenssituationen betroffen. Die Reportage trifft drei Frauen, die am Rande der EU ein Spielball der großen Politik sind und die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihre Heimat zum Flüchtlingslager und Ghetto wird. Um die Not zu lindern, packen sie die Probleme selbst an.
Deutschlands Pflegemangel hat sich bis ins letzte albanische Dorf herumgesprochen. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verlassen viele studierte Pfleger und Pflegerinnen ihre Heimat. Auch die 22-jährige Alketa Kaja lernt in Tirana „Pflege auf Deutsch“ und bereitet sich auf ihr neues Leben vor. Nur 50% der ausgebildeten Pflegekräfte bleiben in Albanien. Einer von ihnen ist Kastriot Qehaja. Auch wenn seine Arbeit anstrengend und kaum rentabel ist, will er seine Heimat nicht verlassen. Wer würde sich sonst um die alten Menschen kümmern, deren Kinder in Westeuropa arbeiten? (Text: arte)
Marcella Severino, Bürgermeisterin von Stresa am Lago Maggiore, sorgt sich um die Wasserversorgung der vielen Hotels. Leere Netze und magere Fänge zwingen den Berufsfischer Giorgio Brovelli zum Umstieg auf Aqua-Farming. Und der Reisbauer Alfredo Saracco stellt in der Po-Ebene Flächen seines Hofes auf den Anbau von Gerste um. Auch für ihn ist ohne das Wasser des Lago Maggiore nichts mehr so wie es war. Seit beinahe zwei Jahren bleiben im großflächigen Wassereinzugsgebiet des Sees die Niederschläge aus und die Schmelzwasser aus den Bergen versiegen: Dem Lago Maggiore geht allmählich das Wasser aus. Nach der historischen Trockenheit des vergangenen Jahres droht für das Jahr 2023 ein neuer Dürre-Rekord.
Nicola und Graham Parker suchen ihr Glück in Südwest-Frankreich: Genervt von Wirtschaftskrise und Brexit-Chaos haben sie ihr Haus in England verkauft und ein altes Landgut in Montignac-de-Lauzun erworben. So wie sie sind mittlerweile rund 9000 Briten in die Dordogne gezogen. Doch der EU-Austritt Großbritanniens macht den Neustart kompliziert, denn nun gibt es viele bürokratische Hürden: Die Aufenthaltsgenehmigung beantragen, Sprachkenntnisse nachweisen, Einbürgerungstests bestehen. Manch ein Einheimischer rümpft die Nase angesichts der Briten, die mittlerweile ganze Ortschaften prägen. (Text: arte)
20 Meter Spannweite. 5 Tonnen schwer. Ende 2019 kündigte Frankreich an, seine Reaper-Drohnen für den Einsatz über der Sahelzone zu bewaffnen. Im April 2022 beschließt Deutschland nach einer hitzigen öffentlichen Debatte, bewaffnete Drohnen anzuschaffen. Auch Spanien und Italien haben den Schritt gewagt. Bewaffnete Drohnen verkörpern eine neue Art, in den Krieg zu ziehen, die sogenannte asymmetrische Kriegsführung ist modern und hocheffektiv, wie man es gerade im Krieg der Ukraine gegen den Angreifer Russland sehen kann. Und so entstand in den letzten Jahren ein neuer Beruf bei der Luftwaffe, den noch kaum einer kennt. In Frankreich herrscht ein akuter Mangel an Drohnenpiloten, deshalb bieten sie dort seit Neuestem eine Ausbildung gleich nach dem Abitur an: 3 Jahre lang lernen die jungen Rekrutinnen und Rekruten nach einem harten Auswahlverfahren, feindliche Kämpfer über den Bildschirm aus der Ferne anzuvisieren und auf Befehl zu töten. (Text: arte)
Er gilt als einer der schönsten Landstriche Moldaus und wäre der perfekte Ort für Touristen – wenn nicht die russischen Soldaten und die Separatisten da wären. Wenn Iurie Coţofan mit der Fähre den Dnjestr überquert, um sein moldauisches Dorf zu erreichen, sieht er bewaffnete Soldaten und Panzer. Das Dorf Cocieri befindet sich am linken Dnjestrufer, wo auch die „Republik Transnistrien“ liegt. 1992 hat sie sich in einem Krieg von Moldau für unabhängig erklärt. Seitdem ist Cocieri eine moldauische Exklave mit besonderem Sicherheitsstatus: eingekesselt von Moskau-treuen Separatisten, umgeben von Checkpoints russischer Soldaten, die den Waffenstillstand überwachen sollen. Für Iurie sind die russischen „Peace-Keeper“ eine Bedrohung und Transnistrien Feindesland, obwohl er dort aufgewachsen ist. 1992 hat er gegen die Separatisten gekämpft.
Im Berliner Stadtteil Britz wächst und gedeiht ein Pionierprojekt: ein essbarer Waldgarten auf 28.000 Quadratmetern. Herz der Anlage ist der Gemeinschaftsgarten. Hier und in den 60 darum gruppierten Kleingärten schrebern, lernen und ernten Laien, angeleitet von Profis. Eine davon ist Projektleiterin Jennifer Schulz: „Der Waldgarten hat verschiedene Vegetationsschichten mit essbaren Pflanzen: Obst- und Nussbäume, Beeren tragende Sträucher und Wurzelgemüse.“ Wichtig ist ihr auch das soziale Miteinander beim urbanen Gärtnern und der Klimaschutz: Der Waldgarten speichert CO2, sorgt für Kühlung und bietet Tieren und Insekten Lebensraum – mitten in der Stadt. Gemüse in seiner ganzen Vielfalt lässt sich auch auf engstem Raum anbauen – das stellt Melanie Öhlenbach seit 2012 auf ihrem sechs Quadratmeter großen Balkon unter Beweis.
Tausende Kilometer Bahngleise wurden in Deutschland und in Frankreich stillgelegt und liegen seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf. In beiden Ländern nehmen Privatleute nun selbst die Sache beherzt in die Hand – sie kaufen stillgelegte Strecken und versuchen sie in Eigenregie wieder ans Netz zu bringen. Neues Leben auf rostigen Gleisen – kann das klappen? (Text: arte)
Die Narben von Mobbing tragen die Kinder oft ihr Leben lang, viele entwickeln psychische Krankheiten, einige haben sogar Suizidgedanken. In Spanien hat der Fall von Kira Lopez für Aufmerksamkeit gesorgt und Mobbing in die öffentliche Diskussion geholt. Mit 15 Jahren hat sich Kira Lopez das Leben genommen. Der Vorwurf der Eltern: Mobbing in der Schule habe ihre Tochter in den Tod getrieben, die Schule habe keine Maßnahmen ergriffen, um das Mobbing gegen Kira zu unterbinden. Sie haben gegen die Schule geklagt. Sie wollen die Schule zur Verantwortung ziehen und andere Kinder vor Mobbing schützen. Auch Brian Giner weiß, was es heißt, wenn der Schulalltag zum Albtraum wird: Zwölf Jahre lang wurde er aufgrund einer Fehlstellung seines Auges gemobbt.
Chryssoula Papageorgiou ist entschlossen: Zusammen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des alternativen Stadtteils Exarchia zieht die Grundschullehrerin gegen die Stadt Athen vor Gericht. Auf dem zentralen Platz von Exarchia soll eine U-Bahn-Haltestelle errichtet werden, Papageorgiou und ihre Mitstreiter konnten den Bau vorerst stoppen. Sie haben die Befürchtung, dass das ganze Viertel „aufgewertet“ werden soll und die U-Bahn erst der Anfang ist. Danach eröffnen neue Geschäfte, Hotels werden gebaut, Touristen kommen und die Mieten steigen. Für Vize-Bürgermeister Vasilis Axiotis ist dagegen klar, dass es eine U-Bahn-Haltestelle in einem so zentralen Viertel wie Exarchia geben muss. Die Stadt, sagt er, sei eine zeitgenössische Metropole, die aber noch gar nicht danach aussehe. Das soll sich nun ändern, nicht nur in Exarchia.
Mädchen, die Fußball spielen – in einigen Religionen und Kulturkreisen nahezu undenkbar. Eltern verbieten ihren Töchtern den Sport, aus Angst vor Entwurzelung oder dem Gerede anderer. Doch immer mehr Mädchen wollen genau das: Fußballspielen. In Deutschland erleben die Schwestern Maisa und Maisun aus dem Irak beim Fußball-Projekt „Scoring Girls“ Teamgeist, Lebensfreude und das lang vergessene Gefühl von Freiheit. Niemand fragt, woher sie kommen oder sagt ihnen, dass sie es durch ihre Zuwanderungsgeschichte schwer haben werden in der Gesellschaft. Projekt-Gründerin Tugba Tekkal ist sicher: Fußball kann ein Schlüssel sein zur Integration. Als Tochter kurdisch-jesidischer Einwanderer hat sie selbst allen Widerständen zum Trotz ihren Traum wahr gemacht und es nach jahrelangem heimlichen Training zum Profifußball und bis in die 1. Bundesliga geschafft.
Die Tätergruppe ist vielschichtig: von Gelegenheitsdieben bis zu organisierten Banden, die die Räder über die Grenze nach Osteuropa bringen. Vor allem in größeren Städten ist der Fahrraddiebstahl mittlerweile ein Massendelikt mit tausenden Opfern. Dagegen geht in der Universitätsstadt Fürth eine eigens eingerichtete Fahrradstaffel der Polizei entschieden vor. Die Experten kennen die bei Dieben beliebtesten Tatorte, durchforsten Internetplattformen nach Auffälligkeiten, fahnden aber auch analog auf den Straßen: In allgemeinen Fahrradkontrollen stoßen sie immer wieder auf gestohlene Räder und können diese – wenn sie registriert waren – wieder den rechtmäßigen Besitzern zurückbringen. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 9 Millionen Fahrräder – Tendenz steigend.
Jeder dritte Immobilienkäufer an der Adria stammt aus dem Ausland. Das Geschäft mit dem Tourismus brummt – so auch in Kroatien. Die Schattenseiten: Saisonkräfte in der Gastronomie und im Hotelgewerbe finden keinen Wohnraum und die Branche leidet unter Personalnot. Die Indizien, dass es so nicht mehr weitergehen kann, häufen sich: Letztes Jahr musste im Sommer der Wasserverbrauch eingeschränkt werden, die Strände drohen immer mehr zu vermüllen, die Parksituation ist chaotisch. Die Reporterinnen Steffi Illinger und Susanne Fiedler schauen sich in Istrien um. Bereits an Pfingsten beginnt der Touristenansturm. Sie begleiten den Immobilienmakler Patrick Kohl bei seinen Verkaufsgesprächen, wenn er Filetstücke an der Küste mit Pool und Sicht aufs Meer an den Mann bzw. die Frau bringen will.
Im Jahr 2011 hat die damalige italienische Regierung ein Gesetz erlassen, wonach Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren in der Obhut ihrer Eltern bleiben sollen, selbst dann, wenn diese strafffällig werden und eine Gefängnisstrafe antreten müssen. Für das Kindeswohl sei es so besser. In anderen europäischen Ländern liegt das Hafthöchstalter des Kindes bei drei Jahren, auch in Deutschland und Frankreich. Angelica Miri verbüßt eine vierzehneinhalbjährige Haftstrafe im Frauengefängnis Casa Circondariale di Lecce – und mit ihr lebt auch ihre zweijährige Tochter Emma hinter Gittern. Emma ist das einzige Kind in der Haftanstalt. Sie sind zwar in einem eigenen Trakt untergebracht und es gibt ein wenig Spielzeug, aber Emmas einzige Spielkameraden und Kontakte sind ihre Mutter und die Wärterinnen.
Das Start-up von Evoléna de Wilde hat ein Online-Tool entwickelt, das weltweit 55 Second-Hand-Plattformen miteinander vernetzt. Wer es herunterlädt, bekommt beim Online-Shoppen automatisch Second-Hand-Alternativen auf dem Bildschirm angezeigt. Das Tool greift so auf zehn Millionen gebrauchte Gegenstände zu. „Wir können damit 70 Prozent des Preises und 90 Prozent CO2 sparen“, sagt Gründerin Evoléna de Wilde. Aktuell möchte die 30-Jährige ihr Netzwerk um weitere Plattformen erweitern, zum Beispiel für Kinderprodukte zur Miete. In Schweden revolutioniert Ola Sjödin die Gebrauchtmöbelbranche. Im großen Stil kauft er hochwertige, gebrauchte Büromöbel ein, um diese dann zu reparieren und weiterzuverkaufen – oft auch nach Kundenwunsch individuell umgestaltet.
In direkter Nachbarschaft zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas in Albanien soll ein großer internationaler Flughafen gebaut werden. Er bringe Touristen ins Land, schaffe Arbeitsplätze, so die albanische Regierung. Der geplante Flughafen mitten in einem großen, unberührten Feuchtgebiet würde eines der letzten Naturparadiese im europäischen Raum zerstören, warnt Zydjon Vorpsi, der für eine albanische Umweltschutzorganisation arbeitet. Er sorgt sich vor allem um die vielen seltenen Vogelarten, die im Bereich der Narta-Lagune leben und brüten, und die er regelmäßig zählt und katalogisiert. Ob seltene Pelikane, Flamingos oder bedrohte Arten wie der Bruchwasserläufer oder der Triel – sie alle wären durch das Projekt gefährdet. Doch obwohl die Narta-Lagune nationalen und internationalen Schutzstatus genießt, wird bereits gebaut.
Das Haus von Marcos Familie in Faenza stand tagelang unter Wasser. Nun harrt er mit seinem Sohn Agostino aus und versucht zu retten was geht. Ob sein Haus noch standsicher ist, muss die Feuerwehr prüfen. Völlig unklar ist, ob die Versicherung den Schaden bezahlt. Das Haus haben er und seine Frau vor sieben Jahren gekauft. Doch die ganze Siedlung steht dicht am Fluss. Nun muss geklärt werden, ob die städtischen Behörden Fehler gemacht haben. Immerhin, Marco hat einen Job. Sein Restaurant ist von der Flut verschont geblieben. In Ravenna helfen Flavia und ihr Mann beim Katastrophenschutz. Im Akkord verteilen sie Spenden in der Region. Weil viele Straßen zerstört sind, können Supermärkte nicht beliefert werden, es fehlt an den nötigsten Lebensmitteln.
Die Augsburger Wissenschaftlerin Claudia Traidl-Hoffmann möchte dafür sorgen, dass Allergiker fast in Echtzeit erfahren, welche Orte sie meiden sollten. Dafür sammelt sie Daten und stellt neuartige Messgeräte auf. Die Versuche sind vielversprechend. Die Ergebnisse fließen in die Entwicklung einer App, die Gräserpollen-Allergiker mit auf sie persönlich zugeschnittenen Informationen über Pollenflug versorgen soll. Das Ziel: Allergikern mehr Sicherheit im Alltag geben, auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. In Südtirol gehen Forschende noch einen Schritt weiter: Mit Hilfe von Äpfeln sollen Birkenpollenallergiker am besten ganz von ihren Leiden befreit werden. Thomas Letschka und Klaus Eisendle nutzen unterschiedliche Apfelsorten zur Immuntherapie – Äpfel statt Spritzen – eine einfache und kostengünstige Methode gegen Allergien.
Die Kamtschatkakrabbe oder Königskrabbe kann eine Spannweite von 1,8m erreichen. Eigentlich stammt sie aus dem Nordpazifik. Sowjetische Forscher siedelten in den 1960-er Jahren Tausende Tiere in der Barentssee an. Mit "grenzenlosem" Erfolg. Die invasive Art schadet zwar dem Ökosystem, aber die norwegischen Fischer erfreut's. Die riesige Krabbe gilt als teure Delikatesse.
Mehr als 2000 Wale leben im Schutzgebiet Pelagos vor der italienisch-französischen Küste. Viele von ihnen sind nach Zusammenstößen mit Booten verletzt. Sabina Airoldi dokumentiert seit Jahrzehnten die Bedrohung der Meeressäuger. Die 17-jährige Emma will als Freiwillige auf Sabinas Airoldis Forschungsschiff herausfinden, ob sie ebenfalls Wal-Forscherin werden möchte.
Der Brenner-Basistunnel (BBT) quer durch die Alpen gilt als größtes europäisches Infrastrukturprojekt. Der mit dann 65 Kilometern längste Eisenbahn-Tunnel der Welt soll den Verkehrsinfarkt am Brenner verhindern, indem der Güterverkehr von der Autobahn auf die Schiene verlagert wird. Doch das riesige Bauvorhaben hat nicht nur Befürworter*innen bei den Anrainer*innen in Österreich und Italien.
Die Kleinstadt Boston in der ostenglischen Grafschaft Lincolnshire verdiente sich 2016 den Spitznamen "Brexitland": 75% der Einwohner stimmten hier für den Austritt aus der EU. Sieben Jahre danach ringen sie mit den Folgen ihrer Entscheidung. Auf die Euphorie folgt Ernüchterung: der "Bregret" - das Bedauern über den Brexit breitet sich aus.
"La Fageda" ist eine ganz besondere spanische Firma. Mit der Produktion von Joghurt und Marmelade werden Stellen für Menschen geschaffen, die aufgrund einer psychischen Störung oder intellektuellen Behinderung aus dem üblichen System fallen. Die Mitarbeiter*innen sind stolz darauf, Produkte herzustellen, die in den Supermärkten Kataloniens mit internationalen Marken konkurrieren.
Portugal hat aus den Krisen der Vergangenheit gelernt. Mehr noch, es ist gestärkt aus ihnen hervorgegangen – das hat auch damit zu tun, dass junge, gut ausgebildete Menschen jetzt eher im Land bleiben, anstatt ihr Glück im Ausland zu suchen. Insbesondere die portugiesische Provinz erwacht zu neuer Blüte.
Wasserkraft ist klimafreundlich, zerstört oft aber wertvolle Ökosysteme. In Tirol spitzt sich gerade der Konflikt zu, wo ein Kraftwerk am Rande der Ötztaler Alpen massiv ausgebaut werden soll. In der Bevölkerung gibt es starken Widerstand, auch weil Landwirtschaft und Tourismus um ihre Lebensgrundlage fürchten.
"Historical medieval battle" ist ein spektakulärer Kampfsport, inspiriert von mittelalterlichen Ritterspielen. Er wird auch als "Battle of Nations" bezeichnet, dabei treten die Kämpfer einzeln oder in Teams gegeneinander an. Die Waffen sind rund geschliffen, aber die Gegner schlagen trotzdem hart zu.
Heute leben fast sieben Millionen Menschen mit Alzheimer. 2020 wurde das erste französische "Alzheimer-Dorf" im Departement Landes eröffnet. Eine Mustersiedlung, die einem echten Dorf mit Geschäften und Mediathek ähnelt. Ein normal wirkendes Leben, ohne weiße Kittel, an einem abgeschlossenen Ort, wodurch die verbliebene Selbstständigkeit der Kranken stimuliert werden soll.
Der Schwarzkiefer-Urwald im Nationalpark Durmitior in Montenegro ist einer der letzten großen Urwälder Europas – und er ist in Gefahr. Der Nationalpark wird zwar von Rangern geschützt, aber er ist vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt. Wilderer, Tourismusmanager und ignorante Verwaltungsapparate machen den wenigen Rangern das Leben schwer.
Cécile Lecomte protestiert seit mehr als 20 Jahren gegen Atomkraft und für mehr Umweltschutz. Mit spektakulären Kletteraktionen blockierte sie früher Atommülltransporte. Eine Rheumaerkrankung führt allerdings dazu, dass sie heute einen Rollstuhl braucht. Das hält Cécile aber nicht davon ab, weiter auf Brücken und Bäume zu klettern, um für ihre Sache zu kämpfen.
"Auf den Kanaren gibt es keine Schlangen". So war es einst. Doch seit 20 Jahren breitet sich auf Gran Canaria die Kalifornische Kettennatter aus – ohne natürliche Feinde. Eine spezialisierte Truppe von "Schlangenfängern" nimmt sich dem Problem an. Die Menschen haben Angst vor der ungiftigen Schlange, weil solche Tiere dort unbekannt sind. Ist die Verbreitung noch zu stoppen?
Der Krieg in Sichtweite: Seit Russlands Aussetzung des Getreideabkommens greifen russische Drohnen verstärkt ukrainische Donau-Häfen an. Dabei schlagen Bomben direkt an der rumänischen NATO-Grenze ein. Nachts fliegen die Drohnen über das rumänische Dorf Plauru. Eine ist bereits auf rumänischem Terrain explodiert ...
Beinahe 50 Jahre lang lebten die Bewohner*innen Albaniens unter einer der grausamsten Diktaturen Europas. Mittlerweile wurden die Archive der ehemaligen albanischen Geheimpolizei Sigurimi öffentlich zugänglich gemacht. Sie zeugen von einem Überwachungsstaat, von Inhaftierungen und Hinrichtungen. Lange wurde das Gedenken an diese Zeit vernachlässigt. Sind die Albaner nun dazu bereit?
Die Krähen sind los über Deutschland. Saatkrähen tummeln sich zu Tausenden in Kolonien, die sie in Stadtparks und Innenstädten gegründet haben. Ihr lautes Geschrei und ihr Kot lassen Anwohner*innen verzweifeln. Aber die cleveren Rabenvögel lassen sich nur schwer vertreiben. Bleibt am Ende nur die Jagd oder muss man die Störenfriede dulden?
An der toskanischen Küste kämpft der Fischer Paolo Fanciulli auf einzigartige Weise für den Schutz des Meeres: Er versenkt tonnenschwere kunstvolle Marmorskulpturen in der Bucht von Talamone. Sie zerstören die Schleppnetze von Fischkuttern, die verbotenerweise im geschützten Bereich vor der Küste operieren.
In Basel und Zürich wollen Mieter*innen und Hauseigentümer*innen zeigen, dass jeder etwas für die Klimawende tun kann.
Kein Obst essen die Deutschen lieber als Äpfel, über 20 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Viel zu oft aber ist der Anbau wenig nachhaltig. Der Einsatz von Pestiziden ist im kommerziellen Apfelanbau Standard, obwohl die Risiken für die Gesundheit bekannt sind. Der Ruf nach schonenderen und nachhaltigeren Lösungen wird lauter. Wie kann der Apfelanbau neu gedacht werden?
Versagensangst, Mobbing, Schulstress, die allgegenwärtigen sozialen Netzwerke, Angst vor einer Umweltkatastrophe - Die Ursachen von Schulphobie sind weitgehend ungeklärt. Im bretonischen Morlaix hat nun ein Gymnasium beschlossen, auf das in Frankreich besonders massive Problem zu reagieren und ein neuartiges Programm für Schüler*innen mit Schulphobie zu starten.
Es regnet. Doch Kirsti, Jan und Juha ist das egal. Sie tragen hier im Norden Finnlands Informationen über die Zerstörung der Natur durch den maschinellen Goldabbau zusammen. Ihr Ziel: Sie wollen vor Gericht beweisen, dass der Goldabbau die Rentierhaltung bedroht. Diese ist traditionelle Lebensgrundlage der Sámi, des einzigen indigenen Volks der EU.
Eine Reisegruppe begibt sich auf die Spuren eines Mannes, dem sie und ihre Familien ihr Leben verdanken: Aristides de Sousa Mendes. Als portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux stellte er im Juni 1940 im Akkord Transitvisa und Pässe aus, um Tausende Menschen vor den Wehrmachtstruppen zu retten, darunter viele europäische Jüdinnen und Juden.
Der 14. Juni ist für die schottische Insel Eigg das, was der 14. Juli für Frankreich ist: die Erinnerung an den Sturm auf die Bastille. Allerdings in einer friedlicheren Version. Vor 26 Jahren, nach jahrelangen Verhandlungen, kauften die 65 Einwohner die Insel für 1,5 Millionen Pfund von ihrem Besitzer zurück.
Wird es bald einen Abschluss und echte Jobs in Tierwohl geben? Frankreich verzeichnet einen Viehbestand von 20 Millionen Nutztieren, und fast jeder zweite Haushalt besitzt ein Kleintier. Immer mehr wird im Land auf Ausgewogenheit in Sachen Tiergesundheit geachtet. Was ist das Besondere an Alternativmedizin für Tiere? Und warum erfährt sie eine immer größere Wertschätzung?
Gestorben wird immer und überall. Doch anders als in Frankreich, England oder den Niederlanden, wo längst Konzerne den Markt beherrschen, sind die meisten Bestattungsinstitute in Deutschland noch in Familienhand. Aber nicht selten fehlt der Nachfolger oder die Nachfolgerin. Das macht sie interessant für Investoren und Start-ups, die in der Branche verstärkt auf Einkaufstour gehen ...
Für ein besseres Klima forsten Umweltschützer*innen die schottischen Highlands mit Millionen Bäumen auf. Damit der Wald ungestört wachsen kann, müssen tausende Hirsche sterben, denn das Wild schadet den jungen Trieben. Das sorgt für Diskussionen, denn die Jäger der Region befürchten durch den reduzierten Bestand Einbußen bei einer wichtigen Einnahmequelle: dem Jagdtourismus.
In Barentsburg auf der norwegischen Insel Spitzbergen fördert ein russischer Minenkonzern Kohle. Trotz des Ukrainekriegs nutzen Russ*innen weiterhin norwegisches Terrain zum Kohleabbau und für den Tourismus. Nun regt sich Widerstand. Norweger*innen und Ukrainer*innen boykottieren die russische Siedlung.
"Mama-Blogerinnen" filmen ihren Alltag mit ihren Kindern. Je mehr Reichweite sie erzielen, desto interessanter werden sie für Marken und desto mehr Geld verdienen sie. Dabei wird die Trennung zwischen Familienleben und Beruf immer schwieriger. Wie lassen sich Berufsperspektiven für Eltern, die Zustimmung der Kinder und deren Persönlichkeitsrecht vereinbaren?
Hubert aus Kamerun träumt von einem Studium in Europa. Einfache Visabestimmungen, günstige Studiengebühren: Die Türkische Republik Nordzypern hat sich im Hochschulbereich zu einer Alternative zur EU entwickelt - das hat auch Hubert überzeugt. Die neuen Studierenden bringen Geld und Hoffnung mit. Aber hält die Insel, was sie verspricht?
San Marino gilt als älteste Republik der Welt. Der vollständig von Italien umschlossene Zwergstaat mit seinen nur 34.000 Einwohnern liegt abgeschottet auf einem Berg. Es sind vor allem mutige Frauen, die den Staat in die Moderne katapultieren. Vorläufiger Höhepunkt war 2021 die Wahl Paolo Rondellis zum ersten offen schwul lebenden Staatsoberhaupt der Welt.
Mode für Minderheiten – made in Aserbaidschan: Das ist das Ziel von Mahammad Kekalov. Der Student produziert in Baku Kleider und organisiert Modeshows. Seine Models sind blind oder sitzen im Rollstuhl und stehen deshalb meist nicht im Rampenlicht. Bei Mahammads Castings und Events zeigen sie, dass sie es dennoch können. In Baku und in der usbekischen Hauptstadt Taschkent.
Statt zu vereinzeln, schließen sich Menschen immer mehr zu Wohnprojekten zusammen, in denen man solidarisch, nachhaltig und in Selbstverwaltung gemeinsam leben will. Das bietet viele Chancen, ist aber für viele auch eine Herausforderung – die ungewohnte soziale Nähe überfordert und bringt Spannungen.
Im Mai 2023 treten die drei Geschwister Andrea, Mario und George Levy eine für sie sehr besondere Reise an. Sie reisen an den Ort, aus dem ihre Mutter Edith Wertheimer als 12-Jährige fliehen musste: Coburg in Oberfranken. Der ARD-Korrespondent Christian Limpert hat die Familie bei ihrer Reise begleitet.
Kulleraugen, Stupsnase, kleine Schädel - Hunderassen wie Mops, Chihuahua oder Bulldogge sind wegen ihres niedlichen Äußeren gefragt. Doch diese Modezüchtungen zahlen oft einen hohen Preis: Sie leiden häufig unter Atemwegs- und Augenerkrankungen, den Zähnen oder der Wirbelsäule. Für die Besitzer ist das nicht nur emotional, sondern auch finanziell belastend.
Der Transport von schwerkranken Kindern aus Rumänien in die rettende Klinik im Ausland wird weder vom Staat noch von Versicherungen übernommen. Mit großem persönlichen Engagement, finanziert mit Spendengeldern, organisiert die 45-jährige Adelina Toncean OP-Termine, Reiseunterlagen und chartert ganze Urlaubsflieger, die die Kinder ans Ziel bringen.
Schmuckschaffende legen zunehmend Wert auf Rohstoffe, die aus Minen mit menschlichen Arbeitsbedingungen und ökologisch unbedenklichen Abbaumethoden stammen - für nachhaltige Schmuckstücke, die den Schätzen aus der Natur einen zusätzlichen Glanz verleihen.
Mit 14 musste Theresia Crone zum ersten Mal wegen extremer Unterleibsschmerzen ins Krankenhaus. Die Schmerzen kamen immer wieder, denn sie hat Endometriose. Jetzt kämpft sie für mehr Aufklärung und Anerkennung. Auch Priscilla Herbil fühlt sich nicht ernst genommen. 20 Jahre lang war für sie die Periode immer mit Medikamenten verbunden ...
Giorgi denkt nicht daran, Tuschetien zu verlassen. Der junge Mann liebt seine Heimat im georgischen Kaukasus. Die Dörfer hier im Hochgebirge sind nur fünf Monate im Jahr mit dem Auto zu erreichen. Jobs und junge Leute gibt es kaum noch. Pferdeführer Girogi will neues Leben in die alten Dörfer bringen: mit Abenteuer-Tourismus.
In Spanien haben Hausbesetzungen rasant zugenommen. Dank der illegalen Aktionen sollen allein in Barcelona 20.000 krisengeschädigte Haushalte Zuflucht gefunden haben. Besetzt werden leere Gebäude, aber auch Wohnungen kleiner Eigentümer. Diese wenden sich nunmehr an private Räumungsunternehmen, um ihre Immobilie wiederzubekommen.
Wenn Champagner-Korken knallen, gibt es etwas zu feiern: Eine Hochzeit, einen neuen Job oder Silvester. Bei der Champagner-Ernte ist die Stimmung oft weniger festlich. Jedes Jahr pilgern dafür zehntausende Arbeitsmigrant*innen nach Frankreich. Und während die großen Champagner-Marken Rekordumsätze verzeichnen, arbeiten einige von ihnen wie moderne Sklaven im Akkord.
Kann Resozialisierung im Gefängnis überhaupt gelingen oder braucht es gerade für junge Menschen alternative Formen des Strafvollzugs? Im "Projekt Chance" in Baden-Württemberg erhalten jugendliche Straftäter unter 21 Jahren ein intensives pädagogischen Training, um nach der Haft möglichst straffrei wieder in der Gesellschaft Fuß fassen zu können.
Der weiße Trüffel von Alba ist der wohl größte Schatz in den Wäldern des Piemont. Doch die explodierenden Preise und die anhaltende Dürre in Norditalien haben die Konkurrenz unter den Trüffelsuchern verschärft. Der Kampf um den edlen Pilz ist unappetitlich geworden. Immer wieder werden Trüffelhunde vergiftet ...
Nach zehn Jahren zieht die Bundeswehr unter großem Zeitdruck aus Mali ab. Die regierende Militärjunta will, dass sämtliche UN-Kräfte so schnell wie möglich das Land verlassen. Für die deutschen Soldat*innen eine logistische Mammutaufgabe mit hohen Risiken, denn islamistische Terroristen rücken wieder vor. War die teure Bundeswehr-Mission den Aufwand wert?
Was sind geeignete Hobbys für Frauen im Ruhestand? Quilts nähen, Scrabble spielen, Antiquitäten shoppen? Ruth Miller aus Leicester ist das nicht genug. Sie will nach ihrem Berufsleben als Grundschullehrerin wieder Punkrock machen. Sie gründet eine Band, die Verinos. Das "Unglamorous Music Project" hat seitdem 16 Frauen-Punkbands hervorgebracht. Allein im britischen Leicester.
Große Bäume sind das Lebenselixier der Erde. Sie reinigen die Luft, sichern die Artenvielfalt und sind wichtige Klimaschützer. Doch die Giganten sind bedroht: Kahlschlag, Trockenheit und Schädlingsbefall setzen den Baumriesen zu und zerstören ihre Ökosysteme. Doch unkonventionelle Ideen und ein Umdenken bei der Nutzung von Waldflächen können Bäume schützen.
Während die einen töten, versuchen die anderen zu retten – so beschreibt ein israelischer Sanitäter die Situation im Nahostkonflikt. Rettungskräfte auf beiden Seiten, versuchen Verwundeten zu helfen. In Gaza, wo die Krankenhäuser überfüllt sind oder schließen, eine fast unmögliche Aufgabe. Israelische Helfer sind traumatisiert von ihren Erlebnissen am 7. Oktober.
Luftgetrockneter Schinken vom Iberico-Schwein ist eine weltberühmte Spezialität und für Spanier ein nationales Heiligtum. Die höchste Qualitätsstufe stammt von schwarzen Schweinen, die frei unter Kork- oder Steineichen leben und nach Eicheln wühlen. Doch der Großteil der Iberico-Schweine lebt in Massentierhaltung - nicht ohne Auswirkungen für die Umwelt.
Zusammen kochen, genießen, feiern: für Zehntausende Basken sind ihre Kochclubs eine Herzenssache. An kaum einem Ort können die Hobbyköche so entspannt sie selbst sein – Herkunft und Statusfragen spielen im Club keine Rolle. Einen Platz in so einem Schlemmertempel zu ergattern ist nicht einfach. Wer aber drin ist, der wird vorbehaltlos akzeptiert - und hat Freunde fürs Leben.
Immer mehr Wölfe streifen durch die Wälder. Vereinzelt sogar durch Ortschaften. Kaum ein Tag vergeht ohne Meldungen von Rissen. Der Aufwand für Viehzüchter, ihre Tiere zu schützen, wird immer größer. Aus Sicht der Naturschützer*innen ist die Rückkehr der Wölfe ein großer Erfolg. Die Wolfspopulation in Europa wächst. Auch in der Schweiz ...
Helme, Schwerter und historische Schlachten - einmal im Jahr versammeln sich Wikingerfans im polnischen Wolin zum größten Wikingerfestival der Welt. Hunderte von Kriegern spielen hier das Leben der Nordmänner nach. Doch das Kostüm-Spektakel ist nicht nur Treffpunkt von Hobby- und Freizeitwikingern. Auch Rechtsextreme mischen sich unter Teilnehmer*innen und Besucher*innen.
Seit 50 Jahren sucht Juan Eduardo Rojas Vasquez nach seinem Vater und seinem Bruder. 1973 übernahm General Augusto Pinochet gewaltsam die Macht in Chile. Kurz darauf wurden Juans Verwandte verhaftet – und verschwanden für immer. Seither sucht Juan nach ihnen. Seine Familie lebte in der Nähe der deutschen Sekte Colonia Dignidad, wo der chilenische Geheimdienstes folterte.
Arbeit ist Lebenszeit, doch Arbeit macht oft krank. Fachkräftemangel und eine alternde Gesellschaft erhöhen den Druck. In Gesundheit zu investieren lohnt sich – für Mitarbeitende und Unternehmen. Denn Bewegungsarmut, keine Pausen, wenig Schlaf, Stress und Leistungsdruck sorgen für immer mehr Fehlzeiten. Dabei gibt es gute Gesundheitskonzepte für die Arbeitswelt und Firmen.
Im Norden Schwedens entstehen Akku-Fabriken für Elektro-Autos, Wasserstoff-Stahlwerke und Bergwerke, die mit erneuerbaren Energie betrieben werden. Eine "grüne" industrielle Revolution kündigt sich an. Doch dieser "Fortschritt" bedeutet für die Samen: Das letzte indigene Volk Europas wird langsam aus seinem angestammten Gebiet am Nordpolarkreis verdrängt.
Französische Käseproduzenten sind in Sorge: Traditioneller Rohmilchkäse wie Camembert oder Brie verlieren gegenüber pasteurisierter Massenware stetig Marktanteile. Auch der Klimawandel und Preissteigerungen in vielen Bereichen setzen den Herstellern berühmter Käsespezialitäten wie dem Salers zu. Ist Frankreichs Käsekultur, einst Stolz der Nation, in Gefahr?
Nikolai Stopnewitsch hat eine Traumkarriere hingelegt. In Moskau war er Manager in einem internationalen Konzern. Doch vor zwei Jahren hat er hingeschmissen. Jetzt ist er Lehrer in Alekseevka, einem Dorf mit 573 Einwohnern. Für ein Zehntel seines bisherigen Gehalts. "ARTE Re:" begleitet Nikolai in seinem Alltag in der russischen Provinz.
In den Alpen und anderen europäischen Gebirgen wurden sie längst durch Hubschrauber und Seilbahnen ersetzt. Doch in der slowakischen Hohen Tatra, dem kleinsten Hochgebirge Europas, gibt es sie noch - Lastenträger. Bis zu 100 Kilo wiegen die beladenen Holzgestelle, mit denen die so genannten Tatra-Sherpas die abgelegenen Berghütten im Nationalpark mit dem Nötigsten versorgen.
Die schottische Insel Islay ist ein Sehnsuchtsziel für Whisky-Liebende: Neun Destillerien von Weltruf sind auf der kleinen Insel ansässig. Doch der Hype um das rauchige Getränk hat Schattenseiten. Arbeiter finden kaum noch Wohnungen und die Infrastruktur ist überlastet. Trotzdem sollen auf Islay noch weitere Brennereien entstehen. Wird die Insel ein Opfer ihres Erfolgs?
Ein Ende des Brain-drains als positiver Nebeneffekt der Coronapandemie? In Italien zogen 2020 zum ersten Mal 100.000 vor allem junge Menschen aus den Großstädten im Norden wieder in den ärmeren Süden, meistens zurück zu ihren Familien. In Kalabrien, das von der Mafia und der hohen Arbeitslosigkeit geprägt ist, erfinden sich die Heimgekehrten neu – und ändern das Gesicht der Region.
Die Besatzung der Sea Punk I ist zum ersten Mal im Einsatz, um Geflüchtete in Seenot zu retten. Wie man Menschen vor dem Ertrinken rettet, haben einige der Freiwilligen erst wenige Tage zuvor gelernt. Jetzt zeigt sich, ob die zivilen Seenotretter*innen der Herausforderung des Flüchtlingsstroms auf dem Mittelmeer gewachsen sind.
Deutschland ist ein Land der Kleingärtner*innen mit rund 14.000 Vereinen und über 900.000 Parzellen. Doch in den Großstädten gibt es immer öfter Streit um die Schrebergärten. Wohnraum ist Mangelware. Die Kleingärten sollen Patz machen für neue Wohnungen. Manchmal sollen sie auch den Interessen von Investoren weichen. Doch immer mehr Kleingärtner wehren sich.
Expert*innen schätzen den Gewinn der Hunde-Mafia in Europa auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Birgitt Thiesmann von der Tierschutz- Stiftung "Vier Pfoten" heftet sich an die Fersen der Welpen-Händler*innen, folgt ihren Spuren quer durch Europa. Sie hält Kontakt zu Tierheimen, Polizei, Tierärzt*innen und betrogenen Welpen-Käufer*innen.
Moderne Möbel aus Müll - mit dieser Mission will eine dänische Firma den Möbelmarkt umkrempeln. Auch Möbel zu mieten ist eine Alternative in unserer Wegwerfgesellschaft. Jedes Jahr landen 50 Millionen Möbelstücke auf dem Sperrmüll. Und das bei immer knapper werdenden Holzressourcen. Ein Grund umzudenken.
Als einer der letzten Verbündeten Russlands in Europa hat Serbien keine Sanktionen gegen den Kreml verhängt. Seit dem Einmarsch in die Ukraine sind tausende russische Oppositionelle hierher geflüchtet, da sie in Serbien kein Visum für die Einreise benötigen. Ein großer Teil der serbischen Bevölkerung sympathisiert mit Wladimir Putin ...
In den schottischen Highlands ist es unruhig geworden. Zugezogene Millionäre kaufen riesige Flächen auf und wollen die Landschaft im Kampf gegen den Klimawandel umgestalten. Sie sind überzeugt, dass Schottland wieder wilder werden muss, um seinen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Ihr Ziel ist die Renaturierung ihres Großgrundbesitzes, um so mehr Kohlendioxid zu binden.
Die Lage in der Grenzregion zwischen Armenien und Aserbaidschan ist angespannt. Im Februar 2023 wurde deshalb eine Europäische Mission gegründet. Die EU-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beobachten die Grenzen und reden mit der Bevölkerung. Ihr Ziel: für mehr Sicherheit und Stabilität in der Grenzregion zu sorgen.
Chronische Entzündungen gelten als heimliche Volkskrankheit: In Europa leiden über zehn Prozent der Bevölkerung unter Entzündungskrankheiten wie Rheuma, Schuppenflechte oder Morbus Crohn. Sogar bei Krebs, Herzschwäche oder Diabetes können sie eine Rolle spielen. Welche Hilfe gibt es gegen diese bedrohlichen Erkrankungen?
Lili Pankotai ist wütend. In Ungarn geht die Schülerin mit Gleichgesinnten auf die Straße. Sie protestieren gegen miserable Gehälter, veraltete Lehrinhalte, marode Schulen und die wachsende politische Bevormundung. Ein an die Regierung gerichteter, obszöner Slam, den Lili auf einer großen Demonstration vorgetragen hat, machte sie zum Hassobjekt vieler Fidesz-Anhänger.
Schnee vom Vorwinter recyceln und einlagern – mit Snowfarming versuchen immer mehr Alpenregionen in die nächste Skisaison zu starten. Denn die klimatischen Veränderungen sorgen in vielen Skigebieten in der Schweiz und Frankreich für Schneemangel. Aber ist die Schneekonserve wirtschaftlich und nachhaltig? Kann Snowfarming vielleicht sogar Gletscher vor dem Abschmelzen retten?
Jedes Jahr am 22. Dezember wird er gezogen: der Fette, el Gordo. El Gordo das ist der Mega-Gewinn der spanischen Weihnachtslotterie und dieser vier Millionen Preis hält eine ganze Nation in Atem. Die Medien überschlagen sich schon Wochen vor der Ziehung mit Dauerberichterstattung über die verrückteste Lotterie der Welt.
Sie haben einen bunten Schnabel, können nicht gut fliegen und ihr Fleisch gilt als Delikatesse: Papageientaucher. Doch jedes Jahr kommen immer weniger der pummeligen Vögel nach Island, um zu brüten. Die Jagdsaison auf die als "gefährdet" eingestuften Tiere wurde drastisch eingeschränkt und viele Einheimische gehen auf Patrouille, um verirrte Küken von den Straßen zu retten.
Im Innern Korsikas, weit weg von der Küste und den strandliebenden Tourist*innen, liegt das Dorf Cozzano, das mit Erfindergeist und Hightech gegen die seit Jahrzehnten anhaltende Landflucht ankämpft. Ein von Studierenden der Universität Corte initiierter Technologie-Transfer soll die Einwohner*innen - und vielleicht sogar die gesamte Insel - für eine neue Zukunft rüsten.
Zwei heftige Erdbeben erschüttern im Februar 2023 den Südosten der Türkei und Syrien mit mehr als 50.000 Toten. Auch ein Jahr später fehlt es an allem: Arbeit, Wohnraum, Infrastruktur, trotz des Versprechens von Präsident Erdogan, die Region schnell wieder aufzubauen. Doch der hastige Abriss und Neuaufbau birgt neue Risiken, und wieder fühlen sich die Menschen allein gelassen.
Drei Tage kneten, formen und dekorieren Bäcker*innen aus zwölf Nationen in München um die Wette. Die Teilnahme bedeutet internationale Anerkennung und setzt Zeichen gegen Massenbackware. Das Event ist für die Branche ein Lichtblick in schwierigen Zeiten. Inflation, teure Rohstoffe, steigende Energiepreise und fehlende Nachwuchskräfte machen dem Traditionshandwerk zu schaffen.
In der polnischen Kleinstadt Trzebinia stürzt immer wieder die Erde ein. In dem ehemaligen Steinkohlerevier zwischen Krakau und Kattowitz war bis 2001 Kohle abgebaut worden. Allerdings wurden die Stollen damals nicht fachgemäß gesichert: Jaroslaw Okoczuk, der Bürgermeister von Trzebinia, hat Angst, dass bei den Einbrüchen auch Menschen zu Schaden kommen ...
Ein Umzug ins Pflegeheim klingt nach Endstation. Viele alte Menschen fühlen sich dort einsam, abgeschoben und wertlos. Doch mancherorts kommt noch einmal richtig Bewegung in den Lebensabend: In einigen Pflegeheimen werden die Alten nicht geschont. Ob Campingausflug in den Garten, Fitnesstraining oder ausgedehnte Spaziergänge - sie sollen raus aus den Betten und aus dem Haus!
Keine andere französische Region ist so stark vom Klimawandel betroffen wie die Camargue, wo der Meeresspiegel äußerst rapide ansteigt. Schätzungen zufolge erhöht er sich bis zum Jahr 2100 um weitere 50 Zentimeter. Die Tatsache, dass 70 Prozent der Gegend weniger als einen Meter über dem Meeresspiegel liegen, stellt ein zusätzliches Problem dar. Was wird aus der Camargue?
Seit der Corona-Pandemie wanderten circa 2.500 Deutsche nach Paraguay aus. In Kolonien wie dem El Paraiso Verde, erhoffen sie sich ein Leben ohne Corona-Restriktionen in angenehmen Temperaturen. Auch die Maskenbildnerin Irina träumte vom Auswandern - und ist heute ernüchtert. Das Problem: Ihre Tochter ist dortgeblieben. Jetzt kämpft Irina um ihre Rückkehr.
Die 31-jährige Cathy Nic Catháin bekommt jeden Monat ihre Aufgaben von ihrem Druiden-Orden per Post: Mythologie, Pflanzenkunde und eine Einführung in die heiligen Rituale stehen auf ihrem Druiden-Stundenplan. Denn Cathy will Druidin werden. Cathy hat sich von der katholischen Kirche abgewandt, wie so viele Iren ...
Mehr als 5.000 Kilometer und sechs Grenzübergänge liegen vor John Shackleton und seinen zwei Mitfahrern. Das Ziel: Gardabani in Georgien. Über Monate hat der 84-jährige Brite Brennholz verkauft und Hecken geschnitten, um einen aussortierten Krankenwagen zu ersteigern. John will ihn an eine christliche Gemeinde in Georgien übergeben. Seine vielleicht letzte Mission.
Die Biologen Kathrin Theissinger und Jean-Yves Georges setzen sich dafür ein, dass die Europäische Sumpfschildkröte am Oberrhein wieder heimisch wird. Ihr Ziel ist nicht nur, die Tierart wieder anzusiedeln, sondern auch die Wiederherstellung ihrer Lebensräume. Feuchtgebiete zählen zu den vielfältigsten und am meisten gefährdeten Ökosystemen der Erde.
Hohe Energiepreise und Diskussionen über ein Verbot von Heizungen mit fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Gas oder Kohle haben europaweit für Verunsicherung gesorgt. Um Wohnungen und Eigenheime für eine klimaneutrale Zukunft fit zu machen, setzen viele Regierungen nun auf eine Mischung aus Förderungen und Verboten. Welche Alternativen gibt es, wenn eine neue Heizung fällig ist?
Luxemburg genießt den Ruf einer Wohlstandsoase in Europa. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Doch Luxemburg hat auch eine andere Seite. Alexandra Oxacelay von der NGO "Stëmm vun der Strooss" kümmert sich täglich um Obdachlose und Verarmte im Großherzogtum. In ihre Suppenküche pilgern immer mehr Bedürftige ...
Der Kroate Darko Tokić teilt seine Leidenschaft Modellraketen mit begeisterten jungen Sportler*innen. Seit dem Zerfall Jugoslawiens ist der Modellraketensport in Kroatien fast in Vergessenheit geraten. Darko will das ändern und hat einen Weltcup in seinem Heimatland auf die Beine gestellt. Aus neun Ländern, sogar aus der Ukraine sind Sportler an die Adria gereist.
Die Ukraine braucht nach zwei Jahren Krieg dringend neue Rekruten, Hunderttausende sollen mobilisiert werden. Viele Ukrainer versuchen sich mit Schmiergeld frei zu kaufen, fälschen Atteste oder fliehen illegal über die Grenzen nach Europa. Sind sie Vaterlandsverräter und Drückeberger? Oder einfach nur Männer, die ihr grundlegendstes Menschenrecht schützen wollen: Das Recht auf Leben?
In den Wäldern des Jura sind seit wenigen Jahren wieder Wolfsrudel heimisch. Viehzüchter*innen auf beiden Seiten der französisch-schweizerischen Grenze sind wütend und fordern das Recht auf präventive Abschüsse. Tierschützer*innen hingegen setzen sich für ein besseres Verständnis des Wolfes ein und verteidigen die Möglichkeit eines problemlosen Zusammenlebens mit dem Raubtier.
Farkha im Westjordanland ist ein palästinensisches Ausnahmedorf: Die Einwohner*innen betreiben biologische Landwirtschaft, haben feministische Ideale und pflegen im Dorfrat Basisdemokratie. Sie möchten unabhängig sein von Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde. Doch in diesem unsicheren Teil der Welt ist das schwierig – erst recht seit dem 7. Oktober 2023.
Studentin Anja Erhardt ist 25 Jahre alt. Ihre Mitbewohnenden im Schnitt 80: Anja wohnt im Seniorenheim, das ist günstiger als viele WG-Zimmer in Wien. Dafür muss sie 25 Stunden im Monat mit den Bewohnerinnen verbringen. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. In Nordfrankreich kommen Studentinnen für schmales Geld auf dem Bauernhof unter. Auch hier: zwei Lebenswelten unter einem Dach.
Der Pariser Vorort Romainville wagt ein ökologisches und ökonomisches Experiment: In einem sechsstöckigen Gebäude mit Glasfassade entstand eine vertikale Stadtfarm. Etienne nutzt jeden Quadratmeter des Hochhauses zum Anbau verschiedener Gemüsesorten, ganz ohne Chemie. Der Verkaufspreis in der Markthalle der Stadtfarm ist nach dem Einkommen der Einwohner*innen gestaffelt.
Hebamme ist wohl der klassische Frauenberuf schlechthin. Von den rund 27.000 Hebammen in Deutschland sind nur knapp 30 männlich. In Frankreich sieht es etwas besser aus. Aber woran liegt es, dass Männer in diesem Beruf so deutlich unterrepräsentiert sind? An den werdenden Müttern, die sich lieber von Frauen begleiten lassen, oder an den Männern, die sich nicht trauen?
Terroranschläge, Amokläufe oder Morde – unter den Täter*innen finden sich immer wieder auch Sportschütz*innen, die ihre Taten mit legal erworbenen Waffen begehen. Das lässt in Deutschland wie auch in Frankreich die Forderung nach schärferen Waffengesetzen laut werden und setzt Schießsportvereine in beiden Ländern unter Druck.
Die Rum sind türkische Staatsbürger mit griechischer Muttersprache. Die Volksgruppe ist bedroht: Anfang des vergangenen Jahrhunderts gab es noch über eine Million von ihnen, heute ist es gerade einmal eine Handvoll. In der Türkei unter Erdoğan versucht die kleine Gemeinschaft, die griechische Sprache und orthodoxe Religion am Leben zu halten.
Die Suche nach spirituellem Sinn und alternativen Lebensformen treibt viele Menschen in Europa um. Einige finden Antworten im Sufismus, einer mystischen Ausrichtung des Islam. In Süd-Spanien zieht eine wachsende Sufi-Community zahlreiche vom Christentum zum Islam Konvertierte an. Auch der Deutsch-Pole Hamza wandert dorthin aus.
Die Pazifische Felsenauster breitet sich unkontrolliert in der Nordsee aus. Vor Jahrzehnten aus Muschelfarmen entkommen, konkurriert die von Gourmets geschätzte Delikatesse mit der heimischen Miesmuschel und verändert das Ökosystem. Die Bestände der Austernfischer sind bereits dezimiert, denn die Vögel können die harte Schale der Felsenaustern nicht knacken und verhungern.
Italiens rechte Regierung macht Politik gegen Regenbogenfamilien. Kinder mit zwei Müttern oder zwei Vätern passen nicht in das konservative Familienbild von Ministerpräsidentin Georgia Meloni. Ihnen droht nun staatliche Diskriminierung. Die Geburtsurkunden der Kinder sollen für ungültig erklärt werden. Die nicht-biologische Mutter würde so alle Rechte als Elternteil verlieren.
Sie hüten die Kinder der Topverdiener und Celebrities, aber mit einem herkömmlichen Babysitter hat der Job der sogenannten britischen Super-Nannys nichts mehr zu tun. Nicht selten kümmern sie sich rund um die Uhr um die Kinder von anderen. Dafür locken Jahresgehälter im sechsstelligen Bereich und ein Stück vom glamourösen Leben ihrer Arbeitgeber.
Im generationenübergreifenden Wohn- und Lebensprojekt "Village des Générations" im westfranzösischen Angers begegnen 70 ältere Menschen tagtäglich den Kleinkindern aus der ortsansässigen Kinderkrippe. Das inklusive und einzige Projekt seiner Art in Frankreich empfängt auch Menschen mit Behinderung. Hier kommt niemand zu kurz!
Pubs sind die öffentlichen Wohnzimmer der Briten. Dort trifft man sich nach der Arbeit oder macht gleich vor Ort seine Geschäfte. Doch für immer mehr dieser Public Houses gilt: letzte Runde in britischen Pubs. Wirtinnen und Wirte kämpfen mit den Folgen von Brexit und Corona. In Camden bemüht sich Aaron Carter, das "Golden Lion" zu retten ...
Im Sommer 2023 wird der 17-jährige Nahel in einem Pariser Vorort von einem Polizisten erschossen. Es kommt landesweit zu Unruhen. Der Europarat und auch die UN kritisieren die französische Regierung schon länger wegen dem brutalen Vorgehen seiner Sicherheitskräfte. Ein Ex-Polizist will daran endlich etwas ändern.
Vor 10 Jahren haben sich Marin (27) und Maria (30) in einem Sommercamp in Moldawiens Hauptstadt Chisinau kennengelernt – der Anfang einer großen Liebe. Mit großen Widerständen. Denn Marin und Maria sind von Geburt an gehbehindert. Ihr selbstbestimmtes Leben ist in der Republik Moldau bis heute fragil ...
Am Rand der Millionenstadt Neapel liegen die Phlegräischen Felder, ein sogenannter Supervulkan, dessen Aktivitäten seit Jahren zunehmen. Tausende Erdbeben und das Anheben der Erdkruste um einen Meter allein in den letzten Monaten, mehren die Angst vor einem großen Ausbruch. Vor allem bei den Menschen in der Hafenstadt Pozzuoli.
Gloria Vizarraga ist mit 17 Jahren erblindet. "Bis ich darüber hinweg war, habe ich vier Jahre gebraucht." Gloria lebt in Madrid und arbeitet für die Lotterie des spanischen Blindenverbands ONCE. Mit den Erlösen unterstützt ONCE die Betroffenen. Der Verband ist einer der finanziell schlagkräftigsten in Europa.
Das Jahrhundertbeben im Südosten der Türkei im Februar 2023 hat viele Menschen in Istanbul aufgeschreckt. Was passiert, wenn die 23-Millionen-Metropole von einer ähnlichen Katastrophe getroffen wird? Familie Gökakın lebt im beliebten Stadtviertel Fenerbahçe und ist besorgt: ihr fünfstöckiges Gebäude, in dem 10 Familien leben, würde bei einem Beben sicherlich zusammenstürzen ...
Naye und Merouane besuchen die 9. Klasse in St. Denis, einem Vorort im Norden von Paris. Sie träumen von einer Karriere im Journalismus und in der Modebranche – für Jugendliche wie sie, die aus sozial benachteiligten Vierteln kommen, eigentlich unerreichbar. Doch dann bekommen die beiden eine einmalige Chance ...
Noch vor 20 Jahren galten sie als nahezu ausgerottet in Zentraleuropa – nun sind sie zurück in unseren Schlafzimmern. Schädlingsbekämpfer wissen: Bettwanzen sind überall auf dem Vormarsch - nicht nur in Paris, wo das Thema vor Olympia besonders hohe Wellen schlägt. Wir begleiten Forscher, Kammerjäger und Hoteliers beim Kampf gegen die Blutsauger.
Spanien hat sich seine Vorreiterrolle in Sachen Frauenrechte über Jahrzehnte hart erkämpft. Doch im Sommer 2023 zeigte der ehemalige Fußballnationaltrainer Luis Rubiales mit dem unerwünschten Küssen einer Spielerin, dass die Macho-Kultur noch lange nicht der Vergangenheit angehört. Wie sieht es mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Spanien wirklich aus?
32.000 Hektar Gewächshäuser prägen die südspanische Region um Almería. Etwa 100.000 Menschen verdienen hier ihren Lebensunterhalt. Die Region liefert Obst und Gemüse nach ganz Europa, vor allem Deutschland und Frankreich - 3,5 Millionen Tonnen jährlich. Europa profitiert von günstigen Lebensmitteln, doch dahinter verbergen sich ökologische und humanitäre Probleme.
Ohne Smartphone unterwegs zu sein, ist für die meisten Menschen ein Albtraum – für Jugendliche einer 12. Klasse aus Dresden wird er Realität. Eine Woche lang. Kein Smartphone, kein Computer, kein Internet. Dabei sind sie in bester Gesellschaft, denn Digital Detox ist ein Trend. Die Teilnehmer*innen eines Survival-Camps in Polen gehen dabei noch einen Schritt weiter ...
Es beginnt oft mit Liebe – zum Tier, und ist begleitet von Misstrauen - gegenüber Menschen. Zum Ausbruch kommt es häufig nach einer Lebenskrise: das Phänomen "Animal Hoarding" beginnt meist schleichend und endet umso schlimmer. Wenn Menschen krankhaft Vierbeiner sammeln, ist das Tierleid immens. Ein zunehmendes Problem für Behörden, Tierheime und die Gesellschaft. Was tun?
Die Stadt Grindavik auf Island liegt in der Nähe von aktiven Vulkanen. Eruptionen und Ausbrüche nehmen zu, gefährliche Spalten und Risse tun sich seit November 2023 mitten im Ort auf. Nach zweimonatiger Evakuierung wollen die ersten Heimkehrer im Januar wieder Leben in den Ort bringen. Es ist ein Anfang, den sie machen. Doch ist die vulkanische Gefahr wirklich schon vorüber?
Seit rund 20 Jahren versteht man Psychologie in der französischsprachigen Schweiz zusehends als entscheidenden Faktor in der Polizeiarbeit. Der innovative Ansatz bei der Polizistenausbildung, bei dem Ordnungskräfte verständnisvoll auftreten, dekonstruiert gleichzeitig das klassische Berufsbild. Dieses Modell ist einzigartig in Europa.
Carmel Gat ist eine der sechs israelischen Geiseln, die am 31. August 2024 tot geborgen wurden. Die Doku begleitet im Dezember 2023 ihren Bruder Alon, der sich zusammen mit anderen Familien von Geiseln dafür einsetzt, dass die Freilassung der Gefangenen für die israelische Regierung oberste Priorität hat.
Sie kellern Wein, backen Brot oder weben Teppiche: In der Gemeinde San Patrignano finden Italiens Suchtkranke zurück ins Leben. In dem größten Rehabilitations-Zentrum Europas setzt man auf feste Strukturen und tägliche Arbeit. Für Süchtige wie Salvatore und Alice ist es die letzte Chance, den Drogen zu entkommen. Nico hingegen stellt sich nach fünf Jahren der Welt außerhalb.
Astrophysiker Gernot Grömer ist überzeugt, dass der erste Mensch, der den Mars betreten wird, bereits geboren ist. Er arbeitet daran, dass diese Reise in zwanzig bis dreißig Jahren möglich wird. Dafür führt er Analog-Missionen durch, bei denen Analog-Astronauten in einer marsähnlichen Umgebung Erkenntnisse für die Reise zum roten Planeten sammeln.
Ora et labora: Im Département Ardèche ist Anne die neue Mutter Oberin des Klosters "Notre-Dame des Neiges". Sie hat sich einer großen Aufgabe gestellt: Sie will dem alten Gemäuer neues Leben einhauchen. Gemeinsam gelingt den Schwestern eine Premiere in Frankreich, denn sie sind das erste Kloster, das Putzmittel herstellt und auf den Markt bringt.
In Deutschland werden immer mehr Kinder zu ihrem Schutz von den Behörden aus ihren Familien genommen. 2022 waren es mehr als 66.000 Minderjährige, rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr, die in sogenannte Obhut kamen. Seit der Pandemie nehmen die Fälle akuter Kindeswohlgefährdung dramatisch zu. Eine große Herausforderung für die Mitarbeiter der oft überlasteten Jugendämter.
Stolipinovo in Plowdiw, Bulgarien, ist eines der größten Armutsviertel Europas. Viele ziehen deswegen nach Deutschland, ins Ruhrgebiet. Hier leben über 40.000 Bulgaren, die oft als Schwarz- oder Leiharbeiter für wenig Lohn arbeiten. Für ihre Rechte setzt sich kaum jemand ein. Doch die Community will die Zustände nicht länger hinnehmen.
Vojo (64) ist mehr als nur Busfahrer. Wenn er morgens aufbricht, um von der bosnischen Hauptstadt Sarajevo nach Belgrad in Serbien zu fahren, weiß er nie, was der Tag bringen wird. Denn er transportiert nicht nur Reisende, sondern ist auch Postbote und bringt Medikamente, Geschenke oder Briefe. So hält Vojo den wichtigen persönlichen Kontakt zwischen den Menschen aufrecht.
Pferdebesitzer*innen pilgern scharenweise in eine Pferdeklinik ins Norddeutsche Lüsche. Sie kommen aus der ganzen Welt. Denn hier operiert Dr. Jan Hein Swagemakers minimal invasiv. Die Technik hat er sich aus der Humanmedizin abgeguckt, er praktiziert so als erster weltweit. Für diese Klinik nimmt Patient Pferd auch mal den Flieger zum Arzt. Und landet am Flughafen Frankfurt.
Im äußersten Norden Norwegens, dort wo Westeuropa und NATO an Russland grenzen, liegt Kirkenes – trotz seiner nur 3500 Einwohner*innen – ein geopolitisches Schwergewicht. Ein Grenzbataillon mit rund 700 Elitesoldat*innen zeigt in dem Frontstädtchen militärische Präsenz. Auch durch Kulturförderung demonstriert Norwegen hier, stellvertretend für den Westen, seinen Macht- und Gebietsanspruch.
Heuschnupfen wird zur Volkskrankheit. Fast zehn Prozent aller Krankschreibungen sind auf die allergische Krankheit zurückzuführen. Dazu hat sich die Pollenflugdauer durch den Klimawandel verlängert. Dennoch sind Allergiker*innen den Pollen nicht hilflos ausgeliefert. Aktuelle Forschungen zeigen, dass es von Akupunktur bis zu Antihistamin wirksame Hilfe gegen die Krankheit gibt.
Immer mehr Deutsche und auch einige Franzosen wollen oder können sich im Alter nicht zur Ruhe setzen. Bei einigen reicht die Rente nicht, andere sehnen sich nach einer Aufgabe und festen Strukturen. Trotz Rentenalters möchten sie noch gebraucht werden.
Igor Smilev lebt ein Leben zwischen Schmerz und Ohnmacht. Der 48-jährige hat seine Eltern und seine Schwester an Krebs verloren. Er ist überzeugt: Der Grund für seinen Verlust liegt in der Luft. Sein Heimatland Nordmazedonien verzeichnet seit Jahrzehnten eine der schlimmsten Luftverschmutzungen Europas. Doch die Politik regt sich kaum ...
Antonio Basa muss nachts in seinem Hain patrouillieren. Der Olivenbauer aus Spaniens Extremadura ist wütend auf die vielen Olivendiebe, die immer dreister werden. Die extreme Trockenheit hat die spanische Oliven-Ernte stark halbiert. Und der Preis für Olivenöl ist massiv angestiegen. In Spaniens Olivenmühlen brechen mittlerweile professionelle Banden ein.
Refxhei opfert noch immer fast ihre gesamte Freizeit, um den Armen in Albanien zu helfen. Im europäischen Maßstab ist die albanische Armut erdrückend, aber langsam sinkt die Armutsquote. Refxhei ist fest davon überzeugt, dass diese Entwicklung auch mit der Arbeit der meist jugendlichen Helfer und der Stiftung "Das andere Wochenende" zusammenhängt.
Re: zeigte 2022 Russlanddeutsche Familien bei der Bewältigung der mit dem Krieg verbundenen ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Für "Re:visited" kehren wir zurück in die Würzburger Community - nach zwei Jahren zermürbendem Kampf, tausenden Toten, nachlassender Unterstützung in der Bevölkerung und ohne Aussicht auf Frieden. Wie ergeht es der Community heute?
Seit April 2024 ist der Cannabiskonsum in Deutschland legal. Doch zentrale Fragen sind noch offen: Woher sollen bis zu 400 Tonnen Cannabis, die in Deutschland jährlich konsumiert werden, kommen? Die Frage beschäftigt auch Micha Knodt, Influencer und Urgestein der Hanfszene. Schon bald will er sich einen Traum erfüllen - und seinen eigenen Cannabisclub eröffnen.
Yvan Sagnet kämpft seit Jahren gegen die gnadenlose Ausbeutung von Migrant*innen auf italienischen Obst- und Gemüseplantagen, die Supermärkte in vielen Teilen Europas beliefern. Mit seiner Organisation "NoCap" trägt Sagnet dazu bei, dass sich immer mehr Bäuerinnen und Bauern, Konsumentinnen und Konsumenten für faire Arbeitsbedingungen entscheiden.
Schweden hat seit Jahren ein Problem mit Bandenkriminalität. Jeden Monat sterben dort mehr Menschen durch Schusswaffen als in anderen europäischen Ländern. "Arte Re:" hat 2021 in der Hafenstadt Helsingborg mit Gangmitgliedern und Sozialarbeitern gedreht. Drei Jahre später erschüttern weiterhin Schießereien und Bombenanschläge das Land. Und die Täter werden immer jünger.
Dichte Wälder, urige Wildnis – das Wassertal im Norden Rumäniens ist eine Naturschönheit, die selbst Rumänen kaum kennen. Nur eine Dampfbahn führt in diese Gegend nahe der ukrainischen Grenze – auf fast hundert Jahre alten Schienen. Lokführer Andrei Andreica erlebt immer wieder Überraschungen, wenn Bären und Wildschweine die Gleise queren oder die maroden Schienen nachgeben.
In diesem Jahr ist es 80 Jahre her, dass alliierte Truppen in der Normandie landeten, um die Nazi-Herrschaft über Europa zu beenden. Daran wird international erinnert. Aber auch heute noch ist der D-Day für viele Menschen weit mehr als ein Gedenktag; er ist ein wesentliches Datum ihrer eigenen Geschichte und der Geschichte ihrer Familie.
Für Kinder wie Yusef und Rayan aus dem Flüchtlingslager in Jenin ist es eine tödliche Gefahr, zur Schule zu gehen oder auf der Straße zu spielen. Die Razzien der israelischen Streitkräfte nehmen in der Stadt im Westjordanland zu. Jenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser*innen. Die ansteigende Gewalt lässt palästinensischen Minderjährigen kaum Zukunftsperspektiven.
Das Lieblingsgetränk der Deutschen ist bedroht: der Kaffee. Die Pflanzen sind empfindlich, der Klimawandel setzt ihnen zu. Bis 2050 droht die Hälfte der Anbauregionen ungeeignet zu werden. Doch längst engagieren sich Menschen für die Rettung des Kaffees. Sie experimentieren mit neuen, widerstandsfähigen Sorten und einem nachhaltigen Anbau, der den Regenwald schont.
Auch wenn es für viele nur noch eine ferne Erinnerung ist, leben weltweit immer noch Millionen von Menschen mit den Folgen des Coronavirus. Laut der WHO sind bereits 36 Millionen Europäer von Long-Covid betroffen. Zypern, die kleine europäische Insel im östlichen Mittelmeer, bietet verschiedene Behandlungsmethoden gegen Long-Covid an, von der Blutwäsche bis zur Sauerstofftherapie.
Überall in den sozialen Medien wird ausgemistet und aussortiert. Minimalismus ist der Trend des bewussten Verzichts. Aber ist das Leben mit wenig Besitz und Ballast mehr als nur ein Lifestyle? Überzeugte Minimalist*innen trennen sich nicht nur von überflüssigen Dingen, sondern auch mal von toxischen Mitmenschen. Doch wie lässt sich Lebensqualität durch bewussten Verzicht steigern?
Radfahren boomt, ob als Verkehrsmittel, in der Freizeit oder im Urlaub. Doch gleichzeitig sind auch die tödlichen Fahrradunfälle im letzten Jahrzehnt wieder angestiegen. Im Jahr 2023 verunglückten über 94.000 Radfahrer, 444 davon tödlich. Wie lassen sich die Radfahrenden schützen und was können sie selbst machen, um unfallfrei durch den Verkehr zu kommen?
Da in Europa rund 230.000 LKW-Fahrer fehlen, rekrutiert ein dänisches Logistikunternehmen Frauen aus Indien, um sie in Ungarn zu Truckerinnen auszubilden. "Trucking for Equality" nennt sich das Programm. Ein Geschäft, von dem alle Seiten profitieren?
In Raguhn-Jeßnitz wurde der erste hauptamtliche Bürgermeister der AfD gewählt. Dass ihre Kleinstadt deswegen in den Fokus der deutschen Politik gerückt ist, gefällt nicht allen Einwohner*innen. Die Wahl von Hannes Loth führt zu Rissen in der Gemeinschaft. Welche Kommunalpolitik betreibt er und was macht es aus, dass sein Landesverband als rechtsextremistisch eingestuft wurde?
In den Dörfern an den steilen Berghängen der Ostküste Sardiniens werden die Menschen so alt, wie kaum woanders auf der Welt. Was sind die Gründe dafür? Für Schäfer Antonangelo ist Bewegung das Geheimnis des Alterns, für Carolina ihre mit Käse und Kräutern gefüllten Teigtaschen. Doch auch die Genetik spielt laut einer Forschungsstudie aus der Region eine entscheidende Rolle.
Durchschnittlich alle zwei Stunden nimmt sich ein Mann in Schottland das Leben. Das ist die höchste Suizidrate innerhalb Großbritanniens. Es gibt viele Gründe dafür. Eine Ursache ist das gesellschaftlich tradierte Männerbild: der vermeintlich starke Mann, der (psychische) Probleme allein, ohne professionelle Hilfe bewältigen soll. Doch es gibt Männer, die das ändern wollen.
Seit Jahrtausenden kommen Kamele im Nahen Osten und in Nordafrika als Nutztiere zum Einsatz. Um die wertvollen Tiere zu ehren, hat die UNO das Jahr 2024 zum internationalen Jahr der Kamele ausgerufen. Auch in Europa nimmt das Interesse an den Tieren zu. In Frankreich werden Kamele gezüchtet und als Therapietiere, bei Rennen und auch als Hochzeitsattraktion eingesetzt.
Armutssiedlungen aus Wohnwagen und Containern gibt es auch in Deutschland. In den Trailerparks leben Menschen, die auf dem normalen Wohnungsmarkt keine Chance mehr haben. Ein Trailerpark in Berlin-Lichtenberg war lange das Zuhause für fast 200 Menschen. Doch der Bezirk hat entschieden, das Gelände räumen zu lassen. Viele Bewohner*innen wissen nun nicht, was aus ihnen werden soll.
Abdalah-Azis und seine Kollegen haben die Baustelle einer Olympia-Arena besetzt, auf der sie illegal beschäftigt waren. Das setzt die Verantwortlichen unter Druck: das Bauunternehmen; die Pariser Stadtverwaltung, die stolz darauf ist, "vorbildliche" Spiele zu veranstalten; und die französische Regierung, die in der Einwanderungsfrage eine harte Linie verfolgt.
In Georgien sind Umfragen zufolge 80% der Bevölkerung für eine Annäherung an Europa. Doch die aktuelle Regierung gilt als Moskau-freundlich und wendet sich eher Russland zu. Als ein Gesetz verabschiedet werden soll, das bestimmte Organisationen und Medien als "ausländische Agenten" einstuft, formiert sich massiver Widerstand, Hunderttausende gehen auf die Straße ...
Die Umfragewerte für die AfD und andere extrem rechte Parteien erreichen immer neue Rekordwerte in Ostdeutschland. Dagegen stemmt sich in Nordhausen in Thüringen ein Bündnis für Demokratie und Menschenrechte.
Vier Millionen Tonnen Pestizide werden jährlich weltweit versprüht. Die Rückstände der Pflanzenschutzmittel landen über Obst und Gemüse auf unseren Tellern. Landwirte und auch ganze Städte wollen dagegen etwas tun.
Allein in Deutschland gibt es über 3.000 ungelöste Tötungsdelikte und Vermisstenfälle, sogenannte Cold Cases. Führen die Ermittlungen zu keinem Ergebnis, bleiben die Hinterbliebenen oft mit quälenden Fragen zurück. Zwei ehemalige Mordermittler wollen das nicht hinnehmen – und suchen neue Spuren in alten Kriminalfällen.
Werner Pfeiffer ist Experimental-Archäologe und Museumspädagoge. Er unternimmt eine Art Dienst-Zeitreise, eine Reise in die Vergangenheit. Gemeinsam mit seinem portugiesischen Kollegen Pedro Cura und einem bunten Stamm europäischer Archäologen kehrt er für vier Wochen zurück in die Steinzeit. Sie nennen es eine „Immersion“ – ein Abtauchen in die Vorgeschichte.
Mehr als jeder dritte Obdachlose ist über 50 Jahre alt, Tendenz steigend. Menschen wie sie altern schneller und werden häufig früher pflegebedürftig. Passende Anlaufstellen gibt es bisher kaum. Ein neuer Notpflegedienst am Hamburger Hauptbahnhof will das ändern. Alte und hilfsbedürftige Obdachlose können sich dort kostenlos und ohne Termin versorgen lassen.
Darko Karamazan und Vlado Ladarevic stehen vor einer bröckelnden Hauswand in einem kroatischen Dorf. Zwischen den Ritzen schlängelt sich eine Hornotter – eine der giftigsten Schlangen Europas. Darko und Vlado sind Kroatiens einzige zertifizierte Schlangenfänger. Sie wollen die Schlangen nicht nur fangen: Sie wollen die scheuen, schönen Tiere auch schützen.
Schottische Westküste: Seit vielen Jahren dokumentiert der Meeresbiologe David Ainsley die weitflächige Zerstörung des Meeres mit der Unterwasserkamera. Sein Ziel: ein wirksamerer Schutz der schottischen Meeresgebiete.
Als Reaktion auf die verheerenden Waldbrände von 2017 hat Portugal eine innovative Präventions- und Interventionspolitik geschaffen, die anderen europäischen Ländern als Vorbild dient.
Meine Inselschule in der Bretagne erzählt vom Alltag des Collège du Ponant, der kleinsten Schule Frankreichs für Schüler*innen der Mittelstufe, verteilt auf sechs bretonische Inseln. Seit 1975 unterrichten sie dort die Kinder der Inselbewohner*innen, in Klassen von einem bis zu einem guten Dutzend Schüler*innen.
Immer mehr Menschen reisen für medizinische Eingriffe ins Ausland, oft um Geld zu sparen. Auch Janine und Rita sind als Medizintouristinnen unterwegs – doch die Distanz zum Arzt kann im Nachhinein teuer werden …
Angelrutenfischerei hat auf den Azoren eine lange Tradition. Es ist die einzige Fangmethode für den Thunfischfang, die dort erlaubt ist - und die nachhaltigste. Ein Gegenentwurf zur industriellen Fischerei und den "schwimmenden Thunfischfabriken". Allerdings gibt es dort nur noch um die 30 Kutter: Die Fischer kämpfen ums Überleben.
Jedes Jahr bleiben rund 20.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Höchste Zeit, die Ausbildung attraktiver zu machen.
Ein Drittel der lettischen Bevölkerung ist russischer Abstammung. Wenn diese Menschen in Lettland bleiben wollen, müssen sie künftig die lettische Sprache beherrschen.
In ganz Europa fehlen Busfahrer. Über 100.000 Stellen sind unbesetzt. Durch den Personalmangel häufen sich Ausfälle oder Verspätungen. Doch der europäische Markt an Busfahrern ist wie leergefegt. Das Problem wird zum Bremsklotz für die Verkehrswende. Ein neuer Ansatz könnten Busfahrer aus Indien sein, aber bis sie auf deutschen Straßen fahren dürfen, ist es oft ein langer Weg.
Meeresbiologe Andrej Gajić sagt, dass man keine Angst vor Haien haben muss, sondern davor, dass sie verschwinden. Mit seiner Freundin Emina kämpft er an der albanischen Adria für die gefürchteten Tiere. Mehr als 60.000 Haie und Rochen verenden hier jährlich als Beifang in Fischernetzen. Eine Katastrophe für das empfindliche Ökosystem.
Corona, Aids oder auch die Spanische Grippe haben viele Millionen von Toten gefordert. Weltweit versuchen Forschende solche Pandemien in Zukunft besser vorherzusagen und zu verhindern.
Vor dem russischen Überfall im Februar 2022 war es Frauen in der Ukraine untersagt, bestimmte Berufe auszuüben, die als gefährlich galten. Doch mit dem Krieg verändert sich die Rollenverteilung in der nach wie vor stark patriarchalisch geprägten Ukraine. Viele Frauen arbeiten mittlerweile in traditionellen Männerberufen, um die zerstörte Wirtschaft wieder aufzubauen.
Einmal im Jahr müssen Kühe kalben, damit sie Milch geben. Doch die männlichen Kälber sind unerwünscht, Abfallprodukte der Milchindustrie. Sie werden oft in Mastanlagen gebracht. Ein Landwirt, ein Wissenschaftler und ein Metzger wollen das ändern. Statt in Tierfabriken, in denen sie mit Soja oder Mais gemästet werden, schicken sie die Tiere auf die Weiden und Almen der Alpen.
Nach einem Jahr in Deutschland sind nur sieben Prozent der Geflüchteten in Arbeit, darunter auch viele qualifizierte Arbeitssuchende. Ihnen den Weg zu einem Job erleichtern, dafür arbeiten Unternehmen und Ehrenamtliche zusammen.
Hunderttausende Palästinenser*innen sind seit Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen auf der Flucht, auch die Familie von Nidal Bulbul. Der Deutsch-Palästinenser lebt in Berlin und sucht verzweifelt nach einem Weg, seine Eltern und Geschwister aus Gaza zu holen. Mit 65.000 Dollar in der Tasche reist er nach Kairo, um dort seine Familie rauszukaufen.
Motoryachten, ein neuer Kreuzfahrtterminal für Rijeka, Partyboote: Meeresschützer*innen und Einheimische in Kroatien machen sich Sorgen um den Zustand der Adria, die unter dem Overtourismus leidet. Viele Fäkalien werden vom Boot ins Meer abgelassen. Doch wie lässt sich mehr Gewässerschutz in einem Land umsetzen, das größtenteils vom Tourismus am und auf dem Meer lebt?
In der Normandie stehen die traditionell arbeitenden Fischer vor einer riesigen Herausforderung: Megatrawler machen ihnen mit ihren Schleppnetzen die Fischbestände im Ärmelkanal streitig. Ein Kampf à la David gegen Goliath ...
Junge evangelikale Christen aus Deutschland und der Schweiz missionieren da, wo Gott und Glaube sehr weit entfernt scheinen - am Ballermann, der berüchtigten Partymeile auf Mallorca. Bierlaune versus Bibelkunde. Kann das funktionieren?
Wenn Sterne vom Himmel fallen, löst das bei Menschen mitunter große Gefühle aus. Der Stoff, aus dem Träume sind - begehrter als Gold und Drogen: bis zu 2000€ teuer - pro Gramm! Jedenfalls wenn er, wie der, der Anfang 2024 bei Ribbeck nahe Berlin einschlug, wohl vom Merkur stammt. Dieser Außerirdische verdreht vielen den Kopf!
10 Jahre ist der Völkermord an den Jesiden im Nordirak her: Damals überfielen Terroristen des IS ihre Dörfer, ermordeten mehr als 5000 jesidische Menschen und versklavten Frauen und Kinder. Heute haben viele der Überlebenden in Deutschland eine neue Heimat gefunden, doch auch die ist bedroht. Denn die Zahl der Abschiebungen steigt. Dabei hat Deutschland versprochen, zu helfen ...
Auf Europas Gewässern kommt es immer wieder zu schweren Bootsunfällen. Einige Freizeitkapitäne ignorieren gerne, dass auch im Schiffsverkehr Tempolimits und Promillegrenzen gelten, und geben Gas. Nach einem tödlichen Unfall auf dem Gardasee im Sommer 2021 durch zwei deutsche Raser greift die italienische Polizei jetzt durch.
Auf den Hügeln von Madrid befindet sich Europas größtes Krankenhaus für Wildtiere. Das Projekt namens GREFA hat sich den Erhalt der spanischen Fauna auf die Fahnen geschrieben. Im Wildtier-Krankenhaus werden jedes Jahr über 10.000 Tiere aufgenommen, behandelt und anschließend wieder in ihrem natürlichen Lebensraum freigesetzt.
Mühelos Gewicht verlieren ohne Diät? Das versprechen die sogenannten Abnehmspritzen. Ein wöchentlicher Pieks und die Pfunde schmelzen dahin. Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelte Wirkstoffe zügeln den Appetit und steigern das Sättigungsgefühl. Doch das Abnehmen mit der verschreibungspflichtigen Spritze ist teuer und hat häufig Nebenwirkungen.
Immer mehr Frauen erobern sich ihren Platz auf dem Motorrad. Statt sich der männlich dominierten Szene unterzuordnen, trotzen sie Vorurteilen und organisieren sich in eigenen Motorradclubs. Bei Rallyes und Festivals nur für Frauen feiern sie ihre Gemeinschaft und die Leidenschaft für schwere Maschinen. Machos müssen dabei draußen bleiben.
Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel erschütterte die Welt. Während der darauf folgende Krieg in Gaza weiterhin unzählige Menschenleben fordert, suchen einige Israelis und Palästinenser nach einem Weg, den Kreislauf der Gewalt und Vergeltung zu durchbrechen. Beide Seiten haben geliebte Menschen verloren. Ihr gemeinsames Ziel: Frieden schaffen.
Marseille ist die zweitgrößte Stadt Frankreichs und gleichzeitig nationales Schlusslicht in Sachen Abfallmanagement. Achtlos auf die Straße oder in die Natur geworfene Abfälle verärgern die Menschen. Angesichts der Müllmassen, die häufig auch im Meer landen, nehmen Bürger*innen die Sache nun selbst in die Hand. Entschlossen gehen sie ihren Weg, um Marseille vor dem Müll zu retten.
Tschechien ist auf dem Weg zu einer Cannabis-Legalisierung und Prag für viele schon heute das nächste Amsterdam. Der Markt boomt aber schon jetzt – auch ohne Legalisierung. Suchtberater Radek Jurnikl ist jeden Tag bei seiner Arbeit auf den Straßen Prags damit konfrontiert. Seit zwei Jahren darf Cannabis zudem für medizinische Zwecke in Tschechien angebaut werden ...
Sie stemmen Felsbrocken, so schwer wie Kühlschränke. In Nordspanien gewinnen baskische Steinheberinnen Meistertitel. Sie erobern damit die Podeste einer Sportart, in der sie nach Ansicht mancher männlicher Kollegen nichts zu suchen haben. "Arte Re:" begleitet zwei Sportlerinnen, die den Weg für Frauen im baskischen Traditionssport ebnen.
Ab ins Heim? Nicht in Pescueza, einem kleinen 150-Seelen-Ort in der spanischen Provinz. Hier sind sich alle einig: die Alten sollen im Dorf bleiben! Dort, wo sie geboren und aufgewachsen sind und wo sie sich zu Hause fühlen. Eine Genossenschaft sorgt dafür, dass jeder die Hilfe bekommt, die er braucht – und so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen kann.
Seit der EU-Osterweiterung haben viele Bulgar*innen ihr Land verlassen. Jetzt kommen immer mehr wieder zurück, so wie Maria Jekova. Mitten in den einsamen Bergen der Rhodopen will die junge Frau ein Restaurant eröffnen – und glaubt fest daran, dass in der Liebe zum eigenen Land, seiner kulinarischen Tradition und der Natur der Schlüssel für die Zukunft Bulgariens liegt.
Die spanischen LGBTQ+ Senioren kämpften in ihrer Jugend erst gegen die Diskriminierungen unter dem Diktator Franco. Und dann kam AIDS. Heute, im Alter, plagt sie noch eine Sorge: die auf ein glückliches Alter bei guter Gesundheit und fernab von prekären Lebensumständen.
Jedes Jahr verlässt in Deutschland eine fünfstellige Zahl Jugendlicher die Schule ohne Abschluss. 2022 waren es rund 52.000 junge Menschen. Ohne Schulabschluss haben sie wenig Chancen auf eine Berufsausbildung oder einen existenzsichernden Job. "Das andere Schulzimmer" versucht, diesen Jugendlichen und jungen Erwachsenen doch einen Abschluss zu ermöglichen.
Die Neretva in Bosnien ist einer der letzten Wildflüsse Europas mit einem weltweit einzigartigen Ökosystem. Doch ihr droht der Kollaps. Politiker*innen und Unternehmer*innen lassen trotz vieler Einwände Wasserkraftwerke in den Fluss bauen, sie sehen die Chance auf nachhaltige Energie und das große Geld. Die Menschen an der Neretva leisten jedoch Widerstand ...
Es ist billig und macht extrem süchtig: Crack. Das Kokain, aus dem Crack hergestellt wird, flutet Europa und ist so leicht zu bekommen wie noch nie. Konsumiert wird die Droge in vielen Städten, mitten in der Öffentlichkeit. In Deutschland fühlen sich Anwohner*innen von der Politik im Stich gelassen, während die Schweiz neue Wege in der Drogenpolitik beschreitet.
Sliač gegen Dudince: Zwei fußballerische Underdogs aus der sechsten Liga der Slowakei treffen aufeinander. Fouls am laufenden Band - wo geholzt wird, fallen Stürmer. Das Video wurde auf dem Internet-Portal Iná Liga fast eine Viertelmillion Mal geklickt. Jedes Spiel der Dorf-Liga hat allein auf TikTok bis zu vier Millionen Aufrufe ...
Das kleine Dorf Rozwarowo im äußersten Nordwesten Polens, eingebettet in eine Moorlandschaft, ist Schauplatz eines besonderen Projekts. Reetbauer Alfred Smolczynski hat das Moor seit den späten 80er Jahren, trotz vieler Widerstände, wiederbelebt. Ein Team von Vogelschützer*innen des polnischen Vogelschutzbundes plant nun, Seggenrohrsänger-Küken aus Ostpolen hier anzusiedeln.
Zypern, für viele Europäer*innen ein beliebtes Urlaubsziel, ist nur 400 km von Israel entfernt. Nach den Hamas-Angriffen im Oktober 2023 bekam die Insel eine ganz neue Rolle - als Zufluchtsort für Israelis und Palästinenser*innen und als Drehkreuz für humanitäre Hilfe. Der Gaza-Krieg wirft seinen Schatten auf Zypern.
Die Trinkhallen im Ruhrgebiet – seit 2020 immaterielles Kulturerbe – kämpfen ums Überleben. Von ehemals über 20.000 Buden existieren heute nur noch rund 2000. Doch alteingesessene und neue Buden-Besitzer stemmen sich gegen den Niedergang - mit kreativen Ideen und großem Gemeinschaftsgeist.
Seit 17 Jahren betreibt Miruna Gritu ehrenamtlich eine Storchenklinik im Dorf Cristian in Siebenbürgen. Der Ort ist bekannt für seine vielen Störche, die Natur ist hier noch intakt. Doch auch im Paradies lauern Gefahren. Ihr Hof ist einzigartig in Rumänien und mittlerweile landesweit bekannt. Gut 50 Vögel pflegt Miruna in der Hochsaison.
Leben ohne Müll: Ist das überhaupt machbar? Wer nach dem Zero Waste Prinzip lebt, vermeidet Abfall und recycelt alte Produkte weiter, um den Restmüll zu minimieren.
Die Dürreperioden der letzten Jahre haben auch in Europa ihre Spuren hinterlassen. Besonders deutlich im Osten Österreichs, wo der Zicksee 2022 komplett ausgetrocknet war. Für die Menschen vor Ort eine Katastrophe, besonders für den Tourismus und die Landwirtschaft. Wie geht es weiter? Viele unterschiedliche Interessen prallen aufeinander, Konflikte sind vorprogrammiert.
Werden strengere Alkoholgesetze den legendären Partystrand Playa de Palma im Sommer 2024 verändern? Offiziell ist das freie Trinken am "Ballermann" jetzt verboten, Kioske müssen um 21.30 Uhr schließen. Wie erleben Touristen, Gastronomen, Anwohner, Schlagersänger und Ordnungshüter diese neue Realität? Die Doku begleitet u.a. eine deutsch-spanische Polizeistreife.
Er gluckert, sprudelt und rumort: Der Darm ist unser Verdauungsorgan und auch eine bedeutende Schaltzentrale in unserem Körper. Doch viele Menschen empfinden Scham, wenn es um "das große Geschäft" geht. Dabei leiden Millionen von Menschen unter Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfungen - und sind auf der Suche nach Hilfe.
Er gluckert, sprudelt und rumort: Der Darm ist unser Verdauungsorgan und auch eine bedeutende Schaltzentrale in unserem Körper. Doch viele Menschen empfinden Scham, wenn es um "das große Geschäft" geht. Dabei leiden Millionen von Menschen unter Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfungen - und sind auf der Suche nach Hilfe.
Irlands Landbevölkerung leidet an einem starken Ärztemangel. Nun sollen außereuropäische Hausärzte das Problem lösen: Dr. Sara Malik aus dem Sudan und Dr. Yasin Rhemtula aus Südafrika kämpfen nicht nur mit dem irischen Wetter. Sie müssen nebenbei auch noch für die Kassenzulassung studieren.
Irlands Landbevölkerung leidet an einem starken Ärztemangel. Nun sollen außereuropäische Hausärzte das Problem lösen: Dr. Sara Malik aus dem Sudan und Dr. Yasin Rhemtula aus Südafrika kämpfen nicht nur mit dem irischen Wetter. Sie müssen nebenbei auch noch für die Kassenzulassung studieren.
Im Osten Polens liegt an der Grenze zu Belarus der so genannte "Bialowieza-Urwald". Seit geraumer Zeit ist dort eine Migrationskrise von geopolitischem Ausmaß entstanden. Ein neues Trauma für die Gegend und ihre Bewohner*innen, nachdem der Wald bereits durch Bewirtschaftungspläne der inzwischen abgewählten polnischen Regierung gefährdet war ...
Im Osten Polens liegt an der Grenze zu Belarus der so genannte "Bialowieza-Urwald". Seit geraumer Zeit ist dort eine Migrationskrise von geopolitischem Ausmaß entstanden. Ein neues Trauma für die Gegend und ihre Bewohner*innen, nachdem der Wald bereits durch Bewirtschaftungspläne der inzwischen abgewählten polnischen Regierung gefährdet war ...
Immer mehr Großstädter*innen kommen auf den Geschmack und sammeln Nahrungsmittel im Asphaltdschungel. Sie ernten Kräuter am Straßenrand und ziehen wildes Gemüse aus Betonritzen. Das Spannende: Die modernen Jäger*innen und Sammler*innen handeln aus Überzeugung. Das Essen, das sie in der Stadt finden, sei nicht nur umsonst und lecker, sondern auch vielfältiger als im Supermarkt.
Immer mehr Großstädter*innen kommen auf den Geschmack und sammeln Nahrungsmittel im Asphaltdschungel. Sie ernten Kräuter am Straßenrand und ziehen wildes Gemüse aus Betonritzen. Das Spannende: Die modernen Jäger*innen und Sammler*innen handeln aus Überzeugung. Das Essen, das sie in der Stadt finden, sei nicht nur umsonst und lecker, sondern auch vielfältiger als im Supermarkt.
Mit Beginn des Ukraine-Krieges, seitdem das Schwarze Meer als unsicher gilt, ist die Bedeutung der Donau als alternative Transportroute gewachsen. Der Transportweg Donau hat seine Tücken, der nach einem engen Zeitplan gemeistert werden muss.
Mit Beginn des Ukraine-Krieges, seitdem das Schwarze Meer als unsicher gilt, ist die Bedeutung der Donau als alternative Transportroute gewachsen. Der Transportweg Donau hat seine Tücken, der nach einem engen Zeitplan gemeistert werden muss.
Nach Alzheimer ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung – allein in Deutschland sind aktuell rund 400.000 Menschen betroffen. Die Patient*innen sehen sich mit radikalen Veränderungen in ihrem Alltag konfrontiert. Doch wie lässt sich dieser unsichtbare Feind bekämpfen, wie die Kontrolle über den eigenen Körper ein Stück zurückgewinnen?
Weltweit stellen sich Naturschützer*innen dem Artensterben entgegen: Während die einen kreative Finanzierungsideen entwickeln, um mehr Lebensraum für bedrohte Arten zu sichern, züchten andere mit großer Ausdauer eine fast ausgerottete Spezies.
Europäische Imker*innen kämpfen zunehmend um ihr wirtschaftliches Überleben, denn der in die EU importierte Honig ist oft gepanscht und dadurch deutlich günstiger im Supermarkt zu haben. Von diesem Betrug wissen die Verbraucher*innen meist nichts.
Die Zahl der Minen in der Türkei wächst rasant. In der Region Erzincan locken Bodenschätze wie Gold oder Chrom Investoren an. Doch zugleich häufen sich die Unfälle. Nach einem gewaltigen Erdrutsch in einer Goldmine Anfang 2024 mit neun Toten, fragen sich viele, wie sicher der Bergbau für Mensch und Umwelt in der Türkei ist.
Auf der Dune du Pilat in Frankreich haben sie Jean-Michel vor acht Jahren so glücklich erlebt, wie nie zuvor. Seine Familie will mit dem geistig und körperlich behinderten jungen Mann noch einmal dorthin und macht sich auf eine 1700 Kilometer lange Reise von Bayern zur größten Düne in Europa.
Gespannt haben Pavlo und Silvio ihrer Entlassung aus dem Strafvollzug entgegengefiebert. Nun sind sie endlich frei. In ihrer Bewährungszeit müssen sie beweisen, dass sie in Zukunft ein Leben ohne Straftaten führen können. Doch viele Hürden stellen sich ihnen in den Weg. Werden sie bestehen? Und welche Hilfen benötigen junge Menschen nach der Haft?
Als junge Frau hat Norma schweren Herzens ihren Traum von einer Karriere als Tänzerin an den Nagel gehängt. Aber jetzt, mit 67 Jahren, erfüllt sie ihn sich doch. Jeden Tag hat sie Tanzunterricht, Ballett, Modern Dance oder Proben mit ihrem Ensemble PRIME. Nur, wer über 60 Jahre alt ist, wird hier aufgenommen. Eine Tanzkarriere im Rentenalter – was ist das Geheimnis?
An den steilen Wänden der Mont-Blanc-Gruppe suchen Alpinist*innen unauffällig nach wertvollen Mineralien, die sie sammeln oder verkaufen wollen. Klimaerwärmung und Gletscherschmelze fördern immer mehr solcher Kristalle wie Quarz, Flussspat oder auch Amethyst zutage. Doch die Suche nach ihnen ist gefährlich, denn der Permafrost schmilzt und Bergrutsche nehmen zu.
In den österreichischen Alpen werden dringend Hüttenwirte gesucht. Kein Wunder, denn trotz der atemberaubenden Berglandschaft ist die Arbeit in der Abgeschiedenheit ein echter Knochenjob. Zwei Paare aber nehmen diese Herausforderung an.
Seit 2020 greifen Orcas in der Straße von Gibraltar und an den Küsten Südspaniens immer wieder Segelboote an. Über 500 "Interaktionen", wie die Übergriffe genannt werden, gab es in den letzten vier Jahren. Vier Segelyachten wurden so schwer beschädigt, dass sie sanken. Aber warum machen die Killerwale das?
Sie nennen sich "Kriegie Kids": Kinder von US-Fliegern, die im Zweiten Weltkrieg abgeschossen wurden und in deutsche Gefangenschaft gerieten. Erzählt haben die Väter wenig, aber die Erlebnisse haben sie ihr Leben lang geprägt. Fast 80 Jahre nach Kriegsende machen sich fünf Kriegie Kids in Polen und Deutschland auf Spurensuche. Sie wollen wissen: Wo haben die Väter so gelitten?
Von der Couch aus shoppen ist bequem, aber klimaschädlich. Rund vier Milliarden Sendungen werden allein in Deutschland pro Jahr verpackt und transportiert – häufig in Einwegverpackungen. Bei Rücksendungen überwiegt in Unternehmen oft eine Wegwerf-Kultur. Wie wird der Online-Handel umweltfreundlicher?
Es ist die schlimmste Flutkatastrophe in Spaniens jüngerer Geschichte: Am 29. Oktober verwüsten Wassermassen Kleinstädte und Dörfer, vor allem in der Region Valencia. Mehr als 220 Menschen sterben, zerstörte Autos stapeln sich wie Spielzeug in den Straßen. In den Tagen nach der Flut weicht die Verzweiflung der Wut auf die Regierung, denn die Unwetterwarnungen kamen viel zu spät.
Der Jakobsweg wird zum Tourist*innenmagnet: Besonders auf dem letzten Abschnitt des Camino Frances pilgern jedes Jahr mehr Menschen nach Santiago de Compostela. Dort sorgt der Pilger-Boom zunehmend für Spannungen. Abseits der Tourist*innen-Massen setzt sich Herbergsvater Jésus Jato dafür ein, die Werte des Pilgerns zu bewahren.
In Irland fehlen Hunderttausende Wohnungen, vor allem in der Hauptstadt Dublin. In Folge der Finanz- und Immobilienkrise sind zahllose Familien obdachlos. Jordyn und Jonathan und ihre kleine Tochter Delilah haben keine feste Bleibe und suchen jeden Abend aufs Neue nach einem Schlafplatz. Die Wohnungsnot treibt vor allem die junge Generation in die Obdachlosigkeit.
Die Küsten vor Griechenland und der Türkei sind Touristen-Hotspots – und gleichzeitig Brutstätten der Caretta Caretta, der Unechten Karettschildkröte. Seit 150 Millionen Jahren gibt es die Panzerreptilien auf der Erde. Erst der Mensch machte aus ihr eine bedrohte Art: Aber es gibt Hoffnung für die Meeresschildkröten.
Sapanta, Rumänien: Der "Fröhliche Friedhof" mit seinen bunten Kreuzen genießt Weltruhm, hier darf über den Tod gelacht werden. Seit drei Jahren stellt Ioan Stan Patras die Kreuze her. Er hat die Aufgabe von seinem Schwiegervater übernommen. Die Erwartungen an ihn sind hoch. Das Dorf – allen voran die Kirche, die den Friedhof betreibt – lebt von den Tourist*innen.
Vor gut zwanzig Jahren waren fast alle Geier in Europa ausgestorben. Mittlerweile ist es mit speziellen Projekten gelungen, sie in den Alpen und anderen Gebirgen in Deutschland, Frankreich und Spanien wieder anzusiedeln: Gänsegeier, Mönchsgeier, Schmutzgeier und Bartgeier. Sie sind zurück in Europa, aber zur gleichen Zeit drohen ihnen alte und neue Gefahren.
In der Ukraine gibt es durch den Krieg mittlerweile Zehntausende von Amputationsverletzten, vor allem unter Soldat*innen. Die Hilfsorganisation "Life Bridge Ukraine" will einige von ihnen in Berlin mit Prothesen versorgen und dabei gleichzeitig junge ukrainische Trainees so ausbilden, dass demnächst auch in Kyiv ein Prothesenzentrum betrieben werden kann. Wird das klappen?
Jedes Jahr im Sommer reisen ganz besondere Besucher nach Transsylvanien im Zentrum Rumäniens: Siebenbürger Sachsen, Angehörige einer deutschen Volksgruppe, die hier über Jahrhunderte heimisch war. Während der kommunistischen Herrschaft verließen die meisten von ihnen das Land. Seit Jahren kehren sie regelmäßig zu Besuch in die alte Heimat zurück. Und manche bleiben für immer.
Ob im Adventskalender, auf Plätzchen oder im Nikolaus – Weihnachten ohne Schokolade ist undenkbar. Wichtigste Zutat für den zarten Genuss: Kakao. Doch die Anbauländer stehen vor gewaltigen Herausforderungen: Klimawandel, Schädlinge, illegaler Bergbau – die Erträge gehen zurück. Innovative Lösungen in Ghana und in Deutschland sollen die Schokolade retten.
Paris: Der Großbrand von Notre-Dame hat 2019 Menschen auf der ganzen Welt berührt. Nachdem Teile des Dachstuhls eingestürzt waren, war zunächst nicht klar, ob die Kirche zu retten ist. Über 850 Millionen Euro Spendengelder aus aller Welt machten die Restaurierung möglich. Jetzt, nach fünf Jahren, steht die Wiedereröffnung von Notre-Dame bevor. Was bedeutet die Wiedereröffnung?
Ein gefräßiges Krustentier bedroht die Adria. Die Blaukrabbe hat sich in Italien innerhalb von zwei Jahren so stark vermehrt, dass sie das Geschäft der heimischen Muschelfischer*innen bedroht. Um der Plage entgegenzuwirken, soll die Krabbe es auf die Teller der Italiener*innen schaffen. Doch hat der invasive Eindringling das Potenzial zur Delikatesse?
Als 2019 ein koreanisches Filmteam am Brienzersee eine Klavierszene auf einem Steg drehte, ahnten die Menschen im beschaulichen Fischer-Bergdorf Iseltwald noch nichts von ihrem Unglück. Doch seitdem die romantische Klavier-Szene bei Netflix weltberühmt wurde, wird Iseltwald von Touristen aus aller Welt überrannt.
Die Windenergie spielt bei der Energiewende in Europa eine wichtige Rolle. Neben dem Bau neuer, größerer und leistungsstärkerer Anlagen wächst der Handel mit alten und gebrauchten Windrädern. Es entsteht ein regelrechter Zweitmarkt für Second-Hand-Windräder, die an einem Ort abgebaut und anderswo wieder aufgebaut werden.